Sonne Expedition - FS Sonne SO239Folge den Spuren28.04.2015, 15:49,
Im Frühling 1991 konnte ich als Post-Doc im Rahmen eines der europäischen MAST Projekte an Bord des britischen Forschungsschiffs Challenger zur Porcupine Tiefseeebene, an meiner ersten Tiefseeexpedition teilnehmen. Danach folgten im Rahmen des BENGAL-Zeitreiheprojekts viele weitere Expeditionen zur Porcupine Tiefseeebene. Tiefseeexpeditionen verlaufen jedes Mal nach einem ähnlichen Probennahmemuster. Mit dem Multicorer und Kastengreifer werden beispielsweise Meio- und Macrofauna Proben genommen. Obwohl ich es zu dieser Zeit schon sehr genoss auf See zu sein (und dies auch heute noch genauso empfinde), fühlte es sich für mich immer irgendwie an, als würden wir beim nehmen unserer Sedimentkerne blind arbeiten. Ich hatte immer das Gefühl als würden wir in einer großen, undurchsichtigen Kiste, die nur eine kleine Öffnung, groß genug für eine Hand, hat nach Süßigkeiten fischen. Die Tiefsee war nach meinem Wissen und Verständnis zu dieser Zeit eine dunkle Ebene, die nur aus schlammigem Sediment bestand.
Heute ist das dank der Tatsache, dass wir das ROV Kiel 6000 einsetzen können, anders. Ein Besuch in der Tiefsee fühlt sich nun an, als würden wir im Watt spazieren gehen. Wir haben die Möglichkeit zu sehen, was wir da unten in der Tiefsee machen und können die Umgebung beinahe so erleben, als würden wir im Flachwasser arbeiten. Während der Tauchgänge sammeln wir ausgesuchte Tiere die wir sehen und führen kleine Experimente vor Ort durch. Dank des ROVs sind wir in der Lage Einblicke in die Artenvielfalt zu erhalten. Jeder Schwamm sieht beispielsweise anders aus und wir können Polychaeten (Borstenwürmer), Isopoden (Asseln), Tanaidaceen (Scherenasseln) und Seegurken beim schwimmen beobachten. Während der ROV-Tauchgänge an Bord der SONNE haben wir auch Sedimentproben mit Push-Kernen innerhalb von Spuren genommen, die bei Geräteeinsätzen früherer Expeditionen entstanden sind. Das Ziehen einer Dredge oder eines Schlittens auf dem Meeresboden entfernt die Knollen und das Sediment und hinterlässt eine deutliche Spur. Durch die Beprobung der Fauna des Sediments in den Spuren unterschiedlichen Alters ist es uns möglich Erholungszeiträume der Fauna in unterschiedlichen Zeitskalen zu beobachten. Die Piloten des ROV benötigen ihrerseits höchste Konzentration, um ihre Arbeit möglichst genau durchführen zu können. Während der Tauchgänge befinden sich zwei Wissenschaftler mit den zwei Piloten im Kontrollcontainer. Die Wissenschaftler können sich über Funk mit weiteren Wissenschaftlern im Konferenzraum unterhalten, die den Tauchgang auf einem großen Monitor beobachten. Sie nutzen ihre eigene Erfahrung, um zu erkennen, was auf dem Meeresboden zu sehen ist und geben den Wissenschaftlern im ROV-Container Anhaltspunkte, was beispielsweise gesammelt werden sollte. Es ist eine anstrengende, aber auch hocheffektive Zusammenarbeit, welche uns am Ende des Tages (Tauchgangs) ebenso viele neue Proben, wie auch einen großen optischen Eindruck vom Aussehen des Meeresbodens liefert, was jedes Mal neue Ideen für weitere zukünftige Forschung bringt. Ich möchte mich an dieser Stelle beim ganzen Team herzlichst für diese Erfahrung und ihr Fachwissen bedanken. Follow the track
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