12.02.2014 - Aus Knochen und Sedimenten lesen: wissenschaftliche Veröffentlichungen ausgezeichnetFrankfurt, den 12.2.2014. Zum 21. Mal wird heute Abend der Alexander von Humboldt-Gedächtnispreis verliehen. Mit diesem Preis ehrt die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung den besten wissenschaftlichen Artikel in einer Senckenberg-Veröffentlichung. Auch für den besten populärwissenschaftlichen Beitrag aus dem Jahr 2012, erschienen in der Senckenberg Mitgliederzeitschrift „Natur – Forschung – Museum“, gibt es heute eine Auszeichnung: den Hanns Christian Schroeder-Hohenwarth-Preis.
Manche sind sehr zerstreut, bei anderen wiederum liegt das Skelett vollständig beieinander: Wie Fischsaurierfossilien sich Paläontologen heute präsentieren, hängt damit zusammen, was nach dem Tod der Tiere mit den Kadavern geschah. Für ihr Schicksal im marinen Lebensraum sind unterschiedliche Szenarien denkbar. Explodierten einige, von Faulgasen aufgebläht, während andere einfach nur zu Boden sanken und erklärt dies die Lage der Knochen? Dieser Frage ging ein interdisziplinäres Wissenschaftlerteam nach und konnte die Theorie von den explodierenden Kadavern widerlegen. Biologen, Geologen, Paläontologen und Rechtsmediziner kamen zu dem Schluss, dass der Druck der Gase nicht ausreicht, um einen Kadaver zu sprengen. Vielmehr machten Sauerstoffgehalt, Wassertemperatur und Wassertiefe den Unterschied, ob ein fossiles Skelett später bei seinem Fund noch all seine Knochen beisammen hat. Fischsaurierkadaver, die in tiefem Wasser in sauerstoffarme Zonen gerieten und in Sediment eingebettet wurden, tauchten nicht wieder auf: Das spezifische Gewicht, höher als das des Meerwassers, ließ die toten Tiere zu Boden sinken und Fäulnisprozesse zersetzten dort die Bänder und anderen Weichteile. Einzelne Knochen konnten später durch die Strömungen am Meeresgrund verlagert werden.
Bei Wassertiefen von weniger als 50 Metern, kam es dagegen regelmäßig vor, dass die Leichen der Fischsaurier aufschwammen, sich an der Wasserfläche treibend nach und nach zersetzten und ihre Knochen über einer weiten Fläche verstreuten: „An diesem Mechanismus hat sich bis heute nichts geändert“, sagt Reisdorf: „beispielsweise der Körper eines ertrunkenen Menschen verhält sich ähnlich. Was wir über Wasserleichen herausgefunden haben, lässt sich in die Praxis übertragen, etwa bei der gezielten Suche nach vermissten Personen in Gewässern oder bei der Bestandsaufnahme einer Umweltkatastrophe, bei der Meeressäuger betroffen sind.“ Alexander von Humboldt-Gedächtnispreis Diese Erkenntnisse veröffentlichten die Autoren 2012 in der Zeitschrift „Palaeobiodiversity and Palaeoenvironments“ unter dem Titel „Float, explode or sink: postmortem fate of lung-breathing marine vertebrates“. Für diesen Artikel werden sie nun mit dem mit 6.000 Euro dotierten Alexander von Humboldt-Gedächtnispreis ausgezeichnet. Den Preis nimmt Achim G. Reisdorf, Erstautor der Studie, entgegen. Der Geologe und Paläontologe arbeitet an der Universität Basel und für das Naturhistorische Museum Bern. Hanns Christian Schroeder-Hohenwart-Preis Der zweite an diesem Abend gewürdigte Artikel hat ebenfalls im Wasser versunkene Fossilien zum Thema. Der mit 1.500 Euro dotierte Hanns Christian Schroeder-Hohenwart-Preis ist eine Auszeichnung, die die Leser der populärwissenschaftlichen Senckenberg Mitgliederzeitschrift „Natur – Forschung – Museum“ vergeben. Der bei den Lesern beliebteste Artikel im Jahr 2012 trägt den Titel: „Die Dynamik des Treibhausklimas vor 48 Millionen Jahren“. Der „Hanns Christian Schroeder-Hohenwarth-Preis“ wurde 2001 von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung zu Ehren des langjährigen Präsidenten und Ehrenpräsidenten Dr. Hanns Christian Schroeder-Hohenwarth eingeführt. Schroeder-Hohenwarth hat seinerseits im Jahr 1992 den Alexander von Humboldt-Gedächtnispreis gestiftet. Während der Sieger-Artikel des Hanns Christian Schroeder-Hohenwarth-Preises jährlich durch eine Umfrage unter den Mitglieder der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ermittelt wird, vergibt den Alexander von Humboldt-Gedächtnispreis ein Wissenschaftlergremium der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.
Kontakt Achim G. Reisdorf Dr. Volker Wilde Pressestelle Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung Pressemitteilung des Naturhistorischen Museums der Burgergemeinde Bern zum Download. Die Pressebilder können kostenfrei für redaktionelle Berichterstattung verwendet werden unter der Voraussetzung, dass die genannten Urheber mit veröffentlicht werden. Eine Weitergabe an Dritte ist nur im Rahmen der aktuellen Berichterstattung zulässig.
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