12.03.2014 - Vorläufer des europäischen Nashorns in Vietnam entdecktTübingen, den 12.03.2014. Zwei bisher unbekannte fossile Säugetierarten konnte ein Wissenschaftlerteam der Universität Tübingen und des Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment Tübingen bergen. Diese Tiere lebten vor etwa 37 Millionen Jahren. Die neu beschriebenen Säugetiere zeigen eine überraschend enge Verwandtschaft zu fossilen Arten, die aus europäischen Fossil-Fundorten bekannt sind. Südostasien gilt als eine schon seit Urzeiten besonders artenreiche Region, ein sogenannter Hotspot der Biodiversität. Seit einigen Jahrzehnten vermuten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass im späten Eozän, vor ca. 38-34 Mio. Jahren, enge Beziehungen zwischen der Tierwelt in dieser Region und Europa bestanden. Mit den aktuellen Funden aus Na Duong konnte das Forschungsteam um Prof. Madelaine Böhme belegen, dass einige europäische Arten in Südostasien ihren Ursprung hatten.
Nashorn und Kohleschwein Eines der neu beschriebenen Säugetiere ist ein Nashorn, Epiaceratherium naduongense. Die Anatomie seiner Knochenüberreste lassen vermuten, dass es wahrscheinlich ein Waldbewohner war. Bei der zweiten Art handelt es sich um ein sogenanntes „Kohleschwein“, Bakalovia orientalis. Dieser schweineähnliche Paarhufer, der mit Flusspferden nah verwandt ist, lebte semiaquatisch, hielt sich also gern im Wasser der Uferbereiche auf. Na Duong war damals ein bewaldetes Sumpfgebiet um den RhinChua-See. Die Überreste der Säugetiere weisen Spuren von Krokodilangriffen auf. Am Fundort Na Duong sind tatsächlich Krokodile von bis zu sechs Metern Länge fossil erhalten. Von Insel zu Insel in Richtung Europa Im Späten Eozän sah das europäische Festland noch ganz anders aus als heute. Italien und Bulgarien waren Teile einer Inselkette im Tethys-Ozean. Diese Inseln reihten sich über mehrere Tausend Kilometer zwischen dem späteren Europa und Indien auf. Europäische Fossilfunde aus dieser Zeit sind äußerst selten, da in diesen Gebieten durch die Auffaltung von Gebirgen und Erosion wenig Material erhalten blieb. Doch die beiden neuen Spezies hatten hier Verwandte: Ein Nashorn Epiaceratherium bolcense, das dem aus Na Duong ähnelt, wurde in Italien gefunden (Monteviale). Funde von Epiaceratherium magnum aus Bayern zeigen, dass Nashörner spätestens vor 33 Mio Jahren Kontinentaleuropa erreichten und sich im gesamten Gebiet verbreiteten. Forschen zwischen Kohlestaub und Bagger Der Tagebau Na Duong ist noch aktiv. Während die Wissenschaftler graben, wird an anderer Stelle Braunkohle gewonnen. Seit 2008 erforscht das internationale Wissenschaftlerteam um Prof. Dr. Madelaine Böhme vom Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment (HEP) der Universität Tübingen in Vietnam das urzeitliche Ökosystem und die Fossilien von Na Duong.
Publikation Böhme, M. et al.; Na Duong (northern Vietnam) – an exceptional window into Eocene ecosystems from Southeast Asia, Zitteliana A 53, 120 A 5 (2014). Kontakt Prof. Dr. Madeleine Böhme Pressestellen Pressestelle Universität Tübingen Diese Pressemitteilung zum download. Nutzungshinweise Die Pressebilder können kostenfrei für redaktionelle Berichterstattung verwendet werden unter der Voraussetzung, dass der genannte Urheber mit veröffentlicht wird.Eine Weitergabe an Dritte ist nur im Rahmen der aktuellen Berichterstattung zulässig. Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können - dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Ausstellungen und Museen sind die Schaufenster der Naturforschung, durch die Senckenberg aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse mit den Menschen teilt und Einblicke in vergangene und gegenwärtige Veränderungen der Natur, ihrer Ursachen und Wirkungen, vermittelt. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.
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