28.01.2015 - Messel ist älter als gedachtFrankfurt/Messel, den 28.01.2015. Die Entstehung des UNESCO-Weltnaturerbes Grube Messel liegt länger zurück als bisher angenommen. Dies haben Wissenschaftler des Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt in Zusammenarbeit mit deutschen Kollegen anhand einer neuen Datierungsmethode herausgefunden. Erstmalig verknüpften die Forscher Pflanzenpollen mit astronomischen Zyklen sowie Altersdatierungen an Gesteinen und konnten so das Entstehungsalter Messels präzise bestimmen. Die Eruption des Messelmaares erfolgte demnach bereits vor 48 Millionen Jahren, im Untereozän – knapp eine Million Jahre früher als vermutet. Die Studie ist kürzlich im „International Journal of Earth Sciences“ erschienen.
Die feingeschichteten Ölschiefer des UNESCO-Weltnaturerbes Grube Messel beinhalten nicht nur zahlreiche und einzigartig erhaltene Fossilien, sondern bieten auch eine einmalige Möglichkeit einen Blick in Umweltbedingungen vergangener Zeiten zu werfen. Sogar jahreszeitliche Schwankungen spiegeln sich in den dunklen Tonsteinen wider. Die Krater, in dem sich der Messelsee bildete, entstanden beim Aufstieg heißer Lava bis zum Kontakt mit dem Grundwasser. Eine gewaltige Wasserdampfexplosion war die Folge. Später sammelte sich Grund- und Regenwasser in dem entstandenen steilwandigen Krater und bildete den See mit seinen idealen Bedingungen für den Erhalt von Fossilien – tiefe, sauerstoffarme Wasserschichten.
Dass Messel ursprünglich ein Maar, also vulkanischen Ursprungs, war, wurde durch eine Forschungsbohrung im Jahr 2001 nachgewiesen. Den damals gewonnenen Bohrkern nutzte das Team um Wilde nun, um eine noch exaktere zeitliche Einstufung der Entstehung des Messelsees und seiner Ablagerungen vorzunehmen. „Dr. Olaf Lenz von der TU Darmstadt, unser ehrenamtlicher Mitarbeiter Prof. Walter Riegel und ich haben erstmals die Häufigkeitsschwankungen der im Ölschiefer gefundenen Pflanzenpollen mit berechneten astronomischen Zyklen verknüpft. Dies, kombiniert mit einer verfeinerten radiometrischen Altersdatierung am vulkanischen Gestein durch Prof. Dieter Mertz von der Universität Mainz, erlaubt eine neue und noch präzisere Alterseinstufung für den Messelsee und seine Fossilien“, erzählt der Frankfurter Paläobotaniker und fährt fort: „Die Vegetation ist stets ein Spiegel des Klimas. Die verschiedenen Pollen und Sporen zeigen uns, dass es im Eozän in Messel regelmäßige Veränderungen in der Vegetation gegeben hat, die den so genannten Milankovic-Zyklen folgten - dazu zählen periodisch auftretende Änderungen der Erdumlaufbahn, Präzession der Erdachse und Neigungswinkel der Erdachse, die Einfluss auf das Klima haben.“ Da Abfolge und Ausprägung dieser astronomischen Zyklen bekannt sind, ermöglicht die Pollenanalyse eine von der radiometrischen Datierung unabhängige, zweite Altersdatierung der Messelschichten.
Diese interdisziplinäre Verknüpfung verschiedener Methoden erlaubt nun eine genauere Datierung der Messeleruption auf 48,27 bis 48,11 Millionen Jahre vor heute. Bisher war man von einem Alter von etwas mehr als 47 Millionen Jahre ausgegangen, womit die Eruption erst im Mitteleozän stattgefunden hätte. „Dieser auf den ersten Blick gering erscheinende Altersunterschied relativiert sich auf der Zeitskala der Evolution, wenn man bedenkt, dass der moderne Mensch erst seit 200.000 Jahren existiert“, meint Wilde. Kontakt Judith Jördens Publikation Download der Pressemitteilung |
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