Biotopkartierung: Kollage Forschung

Biotopkartierung Frankfurt

Abgeschlossene Projekte

Städte wagen Wildnis – Vielfalt erleben

Mitarbeit im Projekt: Indra Starke-Ottich, Andreas Malten, Georg Zizka, mit weiteren Untersuchungsergebnissen von Andreas C. Lange, Lydia Pichotta, Fabian Schrauth, Stefan Tischendorf und Daniela Warzecha

 

Von 2016 bis 2021 wurde das vom BfN geförderte Verbundprojekt „Städte wagen Wildnis – Vielfalt erleben“ durchgeführt. Hierbei wurde die Biodiversität auf zwei ganz unterschiedlichen Flächen im Stadtgebiet, dem Monte Scherbelino und dem Nordpark Bonames, untersucht. Detaillierte Informationen zum Projekt finden sich unter den folgenden Links:

Frankfurter Kreuz – Europäischer Knotenpunkt und unbekannter Hotspot der Diversität

Mitarbeit im Projekt: Andreas Malten, Dirk Bönsel, Indra Starke-Ottich und Georg Zizka

 

Im Rahmen des von der „Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region“ geförderten Projektes wurden in den Jahren 2010 bis 2013 Untersuchungen zur Biotoptypenausstattung, Fauna und Flora in den Innenflächen des Frankfurter Kreuzes durchgeführt. Auch die nördlich unmittelbar angrenzenden Flächen der Anschlussstelle Frankfurt-Flughafen-Nord wurden miteinbezogen, sodass das Untersuchungsgebiet insgesamt 31 ha umfasste.

Das Frankfurter Kreuz ist der Knotenpunkt mit dem höchsten Verkehrsaufkommen in Mitteleuropa. Es wurde von 1995 bis 2000 großflächig umgebaut und einige Jahre später durch Baumaßnahmen der S-Bahn-Strecke zum Gewerbepark Gateway Gardens erneut verändert.

Die Innenflächen des Kreuzes werden zwischen den Pflegemaßnahmen praktisch nicht betreten, sodass Pflanzen und Tiere sich dort relativ ungestört entwickeln können, sofern sie die Belastungen durch Lärm, Erschütterungen und Abgase ertragen können.

Im Untersuchungsgebiet wurden 319 Arten von Farn- und Blütenpflanzen nachgewiesen. Dies entspricht einem Anteil von über 22 % aller zu diesem Zeitpunkt in Frankfurt vorkommenden Pflanzenarten auf einer Fläche von nur 0,12 % des Stadtgebiets. Neun Arten wurden nach den Roten Listen Deutschlands und Hessens als gefährdet eingestuft, weitere elf befanden sich auf der Vorwarnliste. Zudem unterliegen vier Arten einem gesetzlichen Schutz nach Bundesartenschutzverordnung und Bundesnaturschutzgesetz.

Die meisten der naturschutzfachlich wertvollen Arten konzentrierten sich auf die Reste von therophytenreichen Sandmagerrasen mit Übergängen zu Heideflächen und Borstgrasrasen sowie Magerrasen saurer Standorte im Norden des Untersuchungsgebietes. Beide Lebensräume machten jedoch mit 0,19 % und 0,89 % nur einen sehr kleinen Teil des Gebiets aus. Sie gelten in Deutschland als stark gefährdet und stehen unter gesetzlichem Schutz, die Magerrasen saurer Standorte sind außerdem ein FFH-Lebensraumtyp.

Pflegemaßnahmen, mit denen das langfristige Offenhalten dieser Bereiche gesichert werden kann, sind daher besonders wichtig, insbesondere da alle Teilflächen von Verbuschung durch angrenzende Brachflächen und Gehölze gefährdet sind. Es wurde empfohlen, insbesondere das Vordringen von Brombeeren in die Sandmagerrasen zu verhindern. Der Erhalt der Magerrasen ist zudem wichtig für die seltenen und teilweise hochgradig gefährdeten Spinnen- und Laufkäferarten, die sich ebenfalls auf diese Lebensräume konzentrierten.

Wie zu erwarten waren Vogelarten im Untersuchungsgebiet unterrepräsentiert, da sie stärker auf die Störung durch den vom Verkehr ausgehenden Lärm reagieren als andere Tiergruppen. Mit 16 Brutvogelarten kamen am Frankfurter Kreuz nur etwa halb so viele Arten vor, wie in einer gleich großen Fläche ohne Autobahn zu erwarten gewesen wären. Unter den Brutvögeln waren jedoch bemerkenswerte Arten wie Neuntöter, Dorn- und Klappergrasmücke. Insbesondere der Neuntöter profitierte ebenfalls vom Erhalt offener Sandflächen und Magerrasen, da er seine Beute am Boden in solchen Bereichen jagt. Andererseits benötigt er Gehölze und insbesondere Dornbüsche, wie sie ebenfalls am Frankfurter Kreuz vorhanden waren.

Zudem wurden 16 Arten als Gastvögel nachgewiesen. Viele davon brüten in den angrenzenden Waldbereichen und profitierten vom Lebensraummosaik in den Innenflächen des Frankfurter Kreuzes. Hieraus wurde ebenfalls abgeleitet, dass eine großflächige Verbuschung unbedingt vermieden werden sollte. Hierfür wurde eine ein- bis zweimal jährlich stattfindende Mahd empfohlen, wobei es sehr wichtig ist, das abgetrocknete Mahdgut zu entfernen. Dies soll den weiteren Nährstoffeintrag in die großflächig vorhandenen ruderalen Wiesen langfristig minimieren und damit einen positiven Einfluss auf die Zusammensetzung der Flora und in der Folge auch der Fauna auf diesen Flächen bewirken.

Den Erwartungen entsprechend wurden auch Neopyhten und Neozoen nachgewiesen. Die nahe den Fahrspuren gelegenen Bereiche stellten einen besonderen Lebensraum dar, in dem häufig neophytische Pflanzenarten gefunden wurden. In diesem Bereich spielten die Sogwirkung vorbeifahrender Fahrzeuge, stark schwankende Verfügbarkeiten von Wasser, die Schadstoffbelastung, aber auch die Ablagerung von Staub auf Blättern und anderen Pflanzenteilen eine Rolle. Besonderen Einfluss hatte der Einsatz von Streusalz im Winter. Dies begünstigt Pflanzenarten der Küstenregionen, die Anpassungen an Salzstellen aufweisen. Infolgedessen breiten sich salztolerante Arten entlang der Autobahnen im Binnenland aus. Das Frankfurter Kreuz stellt dabei keine Ausnahme dar.

Ebenso wurden wärmeliebende Tierarten nachgewiesen, die erst in den letzten Jahrzehnten eingewandert sind. Allerdings treten diese auch anderswo im Rhein-Main-Gebiet auf, sodass sich trotz des extremen Verkehrsaufkommens keine Sonderstellung des Frankfurter Kreuzes in Bezug auf die Einfuhr oder Einwanderung von Neozoen feststellen ließ.

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Danksagung

Wir danken der „Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region“ für die Förderung des Projektes.

Frankfurt 21

Mitarbeit im Projekt: Dirk Bönsel, Andreas Malten, Sabine Wagner, Georg Zizka

sowie

Micheline Middeke, Thomas Reuter, David Schale und Katja Trumpler

 

Im Rahmen des Städtebauprojektes “Frankfurt 21” wurde das Senckenberg Forschungsinstitut durch das Umweltamt der Stadt Frankfurt am Main mit der Durchführung einer Studie zur Arten- und Lebensraumvielfalt auf den ehemaligen Bahnanlagen des Haupt- und Güterbahnhofs beauftragt.

In der seit 2000 gedruckt vorliegenden Studie wurden Flora, Fauna und Biotoptypen der Bahnhofvorfelder dokumentiert und beschrieben. Es erfolgte eine naturschutzfachliche Einordnung und Bewertung der vorkommenden Tiere, Pflanzen und Lebensräume. Des Weiteren wurden mögliche Auswirkungen durch das Städtebauprojekt diskutiert und auf der Grundlage der Bestandserfassung Ziele und Maßnahmenvorschläge für die weitere Planung abgeleitet. Die Bewertung der Flächen auf der Grundlage der Erhebungen zeigte, dass weite Areale eine hohe bis sehr hohe Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz hatten.

Die Pflanzenwelt zeichnete sich mit 448 Farn- und Blütenpflanzen durch eine hohe Artenvielfalt aus. Sie bestand in erster Linie aus Elementen, die von natürlichen Rohbodenstandorten wie z. B. Kiesbänken, Fels-, Grus- und Sandfluren, aber auch von Äckern oder aus Ruderalfluren zugewandert sind. Daneben wurden zahlreiche Neophyten festgestellt, die vielfach mit dem Güterverkehr eingeschleppt wurden. 12 Arten der Blütenpflanzen befanden sich in einer der Gefährdungskategorien der Roten Listen der Bundesrepublik und Hessens. Hierzu zählen beispielsweise das Silbergras (Corynephorus canescens), die Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium), der Acker-Klettenkerbel (Torilis arvensis) und die Sand-Wicke (Vicia lathyroides).

Bezüglich der Tierwelt wurden exemplarisch die Artengruppen Vögel, Kriechtiere, Tagfalter, Heuschrecken, Laufkäfer und Spinnen untersucht. Auf beiden Bahnhofsflächen wurden dabei insgesamt 44 Vogel-, 2 Kriechtier-, 18 Tagfalter- und Widderchenarten sowie 19 Heuschrecken-, 61 Laufkäfer-, 145 Spinnen- und Weberknechtarten nachgewiesen. Eine besondere Bedeutung des Güterbahnhofsgeländes für den Artenschutz wurde auf Grund des Vorkommens der Mauereidechse (Podarcis muralis) festgestellt, einer durch die Fauna-Flora-Habitatrichtlinie der EU streng geschützten Art. Zuvor war diese Eidechsenart, deren nächste bekannte Vorkommen im Ober- und Mittelrheintal liegen, aus dem Stadtgebiet Frankfurt nicht bekannt.

Hervorzuheben ist die Heuschreckenfauna der Bahnanlagen, die artenreich ausgeprägt war. So wurde die stark gefährdete Blauflügelige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans), die auf gering bewachsene Schotter- und Sandflächen angewiesen ist, dank großflächig guter Lebensbedingungen mit einer entsprechend hohen Anzahl dokumentiert. Auch die Laufkäfer und Spinnen waren artenreich vertreten, wobei zahlreiche Arten mit z. T. hohen Gefährdungsgraden in den Roten Listen verzeichnet waren. Drei Spinnenarten wurden hier erstmals für Hessen nachgewiesen.

Stadtwald

Mitarbeit im Projekt: Andreas Malten, Dirk Bönsel, Matthias Fehlow und Prof. Dr. Georg Zizka

sowie

Uwe Barth, Dr. Karsten Böger, Ulrich Brenner, Marianne Demuth-Birkert, Markus Dietz, Manfred Grenz, Jorge Encarnação, Andreas König, Marko König, Dr. Josef Kreuziger, Kurt Möbus, Johannes Lang, Sabine Schach, Sandra Schweizer, Olaf Simon, Rudolf Twelbeck, Christoph Vogt, Sabine Wagner, Marion Weber, Christel Wedra und Petra Zub

 

Im Jahr 2000 wurde das Senckenberg Forschungsinstitut mit der Durchführung der floristisch-faunistischen Grundlagenerhebungen im Bereich dreier möglicher Ausbauvarianten des Rhein-Main-Flughafens beauftragt. Neben einer flächendeckenden Biotoptypenkartierung, die auf der Grundlage des Biotoptypenschlüssels der Stadt Frankfurt durchgeführt wurde, erfolgten Untersuchungen zum floristischen Arteninventar und zur Vegetation. Gegenstand der umfangreichen faunistischen Erhebungen waren die Tiergruppen Groß-, Mittel- und Kleinsäuger, Fledermäuse, Vögel, Reptilien, Amphibien, Libellen, Tagfalter, Nachtfalter, Heuschrecken, Holzkäfer, Laufkäfer sowie Spinnen und Weberknechte.

Die Ergebnisse zu den drei intensiv untersuchten Waldbereichen um den Flughafen herum (Untersuchungsgebiete Schwanheim, Kelsterbach und Mörfelden) sind in einem siebenteiligen Gutachten mit zahlreichen Karten unter dem Titel “Erfassung von Flora, Fauna und Biotoptypen im Umfeld des Flughafens Frankfurt am Main” dargestellt und sollen an dieser Stelle als pdf-Dateien der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Zum Untersuchungsgebiet gehörte auch der gesamte Frankfurter Stadtwald südlich des Mains. Dort wurden beispielsweise zur Untersuchung der Amphibien- und Libellenpopulationen insgesamt 38 Gewässer bzw. Gewässersysteme genauer kartiert.

Die sehr großen Bestände des bundesweit stark gefährdeten Springfrosches (Rana dalmatina) im östlichen Stadtwald waren dabei besonders bemerkenswert. Diese Art war dort bisher nur mit wenigen Exemplaren nachgewiesen worden, in den Untersuchungen im Frühjahr 2000 und 2001 wurden jedoch jeweils Populationen von mehr als 1500 ablaichenden Weibchen gezählt. Sehr selten war dagegen die Keilfleck-Libelle (Anaciaeshna isosceles), die im Jahr 2000 an einem Weiher ebenfalls im östlichen Stadtwald gefunden wurde.

Die Ergebnisse zeigten unter anderem deutlich die Probleme der Gewässer im urbanen Raum. Viele Teiche wiesen starke Bestände exotischer Fischarten auf, hinzu kamen nicht einheimische Schildkröten in größerer Zahl. An diesen Gewässern war eine erfolgreiche Reproduktion der einheimischen Amphibien kaum mehr möglich. So konnten die Ergebnisse zur Planung von Maßnahmen für eine ökologische Aufwertung dieser Stillgewässer verwendet werden.

Die Untersuchungen belegten insgesamt die hohe Diversität, besonders der alten Laubwaldbestände des Stadtwaldes. So wurden im Stadtwald Frankfurt elf Fledermausarten in teilweise sehr großen Beständen vorgefunden. Als Besonderheiten wurden z. B. die beiden europaweit gefährdeten Arten Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteini) und Großes Mausohr (Myotis myotis) mit Einzeltieren im Schwanheimer Wald nachgewiesen.

Gesamtverzeichnis

Gesamtinhaltsverzeichnis pdf-format, 112 KB

Teil I Grundlagen pdf-format, 3,72 MB

Teil II Untersuchungsgebiet Schwanheim pdf-format, 1,56 MB

Teil III Untersuchungsgebiet Kelsterbach pdf-format, 1,45 MB

Teil IV Untersuchungsgebiet Mörfelden pdf-format, 1,87 MB

Teil V Arten und Biotope pdf-format, 5,03 MB

Teil VI Tabellenanhang pdf-format, 2,01 MB

Teil VII Kartenanhang jpg-format, 582 KB

Im Gesamtinhaltsverzeichnis sind alle erarbeiteten Karten aufgelistet. Da diese Karten viele Fundpunkte seltener, geschützter und/oder gefährdeter und sensibler Tier- und Pflanzenarten enthalten, müssen wir an dieser Stelle auf eine allgemeine Zugänglichkeit verzichten. Wenn Sie ein berechtigtes Interesse nachweisen können, wenden Sie sich zur Einsichtnahme in die Kartenwerke bitte an die Arbeitsgruppe Biotopkartierung.  

Als Beispiel werden hier lediglich zwei Bewertungskarten dargestellt, die aus den Erhebungen resultieren:  

VII.2.2.3 Fledermäuse Bewertung pdf-format, 4,47 MB

VII.2.8.2 Holzkäfer Bewertung pdf-format, 4,48 MB

Erfassung von Flora, Fauna und Vegetation auf dem Flughafen Frankfurt am Main

Mitarbeit im Projekt: Andreas Malten, Dirk Bönsel, Georg Zizka

sowie

Markus Dietz, Matthias Fehlow, Manfred Grenz, Petra Schmidt, Olaf Simon, Sabine Wagner und Petra Zub

 

Im Jahr 2004 wurde das Senckenberg Forschungsinstitut mit der Durchführung der floristisch-faunistischen Grundlagenerhebungen auf dem Gelände des Rhein-Main-Flughafens beauftragt. Neben einer flächendeckenden floristischen Kartierung des Geländes erfolgte eine exemplarische Dokumentation der Vegetationsbestände. Zu diesem Zweck wurden im Bereich von CargoCity Süd, Parallelbahnsystem und US-Airbase insgesamt 30 Vegetationsaufnahmen erstellt, die anschließend tabellarisch nach ihrer floristischen Ähnlichkeit sortiert wurden. Daneben erfolgten umfangreiche Erhebungen zu den Tiergruppen Fledermäuse, Vögel, Reptilien, Tagfalter, Nachtfalter, Laufkäfer, Heuschrecken sowie Spinnen und Weberknechte. Die Ergebnisse der Untersuchung sind unter dem Titel „Erfassung von Flora, Fauna und Vegetation auf dem Flughafen Frankfurt am Main“ dargestellt.