Vier unterschiedliche Arten der Tardigrada vom Meeresboden (LM-Aufnahmen, unterschiedlich skaliert)

Taxonomie und Biogeographie mariner Tardigrada


Tardigrada oder Bärtierchen sind ein monophyletisches Taxon, dessen Arten allesamt mikroskopisch klein sind und Körpergrößen von unter 100 µm (0,1 mm) bis zu wenigen hundert Mikrometern aufweisen. Systematisch stellen sie eine Teilgruppe der Panarthropoda dar, sind also phylogenetisch verwandt mit den Arthropoda (Gliederfüßer) und den Onychophora (Stummelfüßer).

Tardigraden besiedeln sämtliche Lebensräume, in denen zumindest zeitweise ein ausreichender Wasserfilm zur Verfügung steht. Bekannt sind vor allem limno-terrestrische Arten aus dem Taxon Eutardigrada, die in verschiedensten limnischen Gewässertypen zu finden sind, aber zum Beispiel auch in terrestrischen Moospolstern leben. Trocknen diese Biotope aus, so können Eutardigrada sogenannte Tönnchen-Stadien bilden, in denen sämtliche Stoffwechselvorgänge durch Anhydrobiose quasi „eingefroren“ sind. So können die Tiere ungünstige und lebensfeindliche Umweltbedingungen, wie anhaltende Trockenheit oder extreme Kälte überdauern. Das Taxon Heterotardigrada umfasst überwiegend marine Arten und diese findet man vom Gezeitenstrand bis hinab in die Tiefsee. Im Vergleich zu den besser zugänglichen limno-terrestrischen Tardigraden sind die Heterotardigrada noch weniger gut untersucht. Insbesondere zur Biodiversität, Ökologie, bathymetrischen Verbreitung und Biogeographie von Arten der Tiefsee, von Seebergkuppen und vom Schelf ozeanischer Inseln ist nur sehr wenig bekannt. In dem laufenden Projekt, was unter anderem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert wird, wird umfangreiches Probenmaterial verschiedener Expeditionen ausgewertet, um unser Wissen über diese nur wenig untersuchten Meeresbodenbewohner zu erweitern.