Radiologie Interaktiver Überblick

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Die älteste Fledermausgemeinschaft der Welt

Fledermäuse als aktiv fliegende Säugetiere sind nur ausnahmsweise fossil überliefert. Doch auch hier stellt die Grube Messel eine Ausnahme dar, denn aus dem Weltnaturerbe sind etwa 700 Individuen aus vier verschiedenen Familien bekannt (Storch, Sigé & Habersetzer 2002). Aus jeder Familie werden im Folgenden Beispiele vorgestellt. Zusätzliche umfangreiche Bildkataloge vermitteln ein repräsentatives Abbild von Fundhäufigkeit und Erhaltungszustand. Schließlich erlaubt die hervorragende Erhaltung von Mageninhalt, Innenohren und Flugapparat Aussagen zur Lebensweise der Tiere im Eozän.

Die ursprünglichsten unter den Messeler Fledermäusen

Zur Familie Archaeonycterididae mit der Gattung Archaeonycteris gehören die nach dem Bau der Zähne und des Körpers ursprünglichsten Fledermäuse: Sie haben wie diese Archaeonycteris trigonodon einen kurzen, geraden Unterarm und tragen noch eine Kralle am Zeigefinger. Die Unterarmlänge dieses Exemplars betrug 52,5 mm.

Die letzte Mahlzeit einer Fledermaus

Mit einer Flügelspannweite von bis zu 38 cm gehört Hassianycteris messelensis zu den größten der in Messel gefundenen Fledermäuse, übertroffen nur von Hassianycteris magna mit fast 50 cm Spannweite. Beide Arten jagten wohl große Beuteinsekten. Dies wird durch Untersuchungen des Mageninhalts bestätigt, in dem dicke Chitinbruchstücke von Käfern gefunden wurden. Der Mageninhalt zeichnet sich bei diesem Fossil deutlich als dunkler Bereich unter den Rippen ab.

Im Röntgenbild hell – Zähne und Gehörschnecken

Die Zähne fallen im Röntgenbild sofort auf. Interessant ist aber auch der helle, kompakte Knochenbereich links oben im Bild. Dies sind Teile des rechten Innenohres (Gehörschnecke) und des Gleichgewichtsorgans (Bogengangsapparat). Für die Untersuchung der Innenohren und anderer mikroskopischer Details wurde am Forschungsinstitut Senckenberg eine spezielle Mikroröntgenanlage entwickelt. Die Untersuchung der Innenohren erlaubt Aussagen zur Echoortung und zum Jagdverhalten der eozänen Fledermäuse.
 

Mikroröntgenanlage und Mikro-Tomographie

Mit dieser Mikroröntgenanlage lassen sich Vergrößerungen von mehreren Hundert erreichen. Die Anlage verfügt über eine Mikrofokusröhre (links), deren Brennfleck durch eine aufwändige Elektronenoptik auf das physikalisch mögliche Minimum von 5 µm gebracht wurde. Die Mikrofokustechnik in Verbindung mit einem 3-D-Manipulator wird auch zur Erstellung von Mikro-Tomographien verwendet. Hierbei werden im Unterschied zu den bekannten Geräten in der Medizin nicht Röhre und Bildsensor um das Untersuchungsobjekt bewegt, sondern das Objekt wird im Strahlengang gedreht. Ziel der Aufnahmen ist, eine besonders günstige Abbildungsgeometrie der Grenzflächen zu erreichen und wo nötig, die Tomographieschichten so dick zu wählen, dass Störstrukturen undeutlich dargestellt werden.

Jagdbiotope der ältesten Fledermausgemeinschaft

Durch Vergleiche mit rezenten Arten wurde die Jagdweise Messeler Fledermäuse erschlossen: Im freien Luftraum erbeutete die extrem spezialisierte Tachypteron franzeni in schnellem, stetigen Flug ihre Nahrung. Die großen, schmalflügeligen Hassianycteris-Arten jagten im Bereich um und über Baumwipfeln, die eher plump wirkenden Archaeonycteris-Arten im offenen Raum zwischen Bäumen in mittlerer Höhe und die kleinen, wendigen Palaeochiropteryx-Arten über dem Boden und im dichten Blattwerk. Damit zeigen die Mitglieder dieser ältesten Fledermausgemeinschaft der Welt eine Spezialisierung hinsichtlich des Flugvermögens und eine Einnischung in verschiedene Jagdbiotope. Diese spiegelt sich in der Fundhäufigkeit wieder – am häufigsten wird Palaeochiropteryx gefunden, am seltensten ist mit nur zwei Individuen die hochfliegende Tachypteron franzeni.

e die Jagdweise Messeler Fledermäuse erschlossen: Im freien Luftraum erbeutete die extrem spezialisierte Tachypteron franzeni in schnellem, stetigen Flug ihre Nahrung. Die großen, schmalflügeligen Hassianycteris-Arten jagten im Bereich um und über Baumwipfeln, die eher plump wirkenden Archaeonycteris-Arten im offenen Raum zwischen Bäumen in mittlerer Höhe und die kleinen, wendigen Palaeochiropteryx-Arten über dem Boden und im dichten Blattwerk. Damit zeigen die Mitglieder dieser ältesten Fledermausgemeinschaft der Welt eine Spezialisierung hinsichtlich des Flugvermögens und eine Einnischung in verschiedene Jagdbiotope. Diese spiegelt sich in der Fundhäufigkeit wieder – am häufigsten wird Palaeochiropteryx gefunden, am seltensten ist mit nur zwei Individuen die hochfliegende Tachypteron franzeni.

Mehr auf der Begleit-CD des Messel-Courier …

Diese Darstellung der Messeler Fledermäuse ist nur eine von 24 HTML-Präsentationen auf der Begleit-CD des neuen Messel-Courier (CFS Nr. 252). Dort finden Sie 13 wissenschaftliche Artikel (elektronisches Buch; PDF) zur Geologie und Paläontologie von Deutschlands Weltnaturerbe und 8 Kurzbeiträge zu digitalen Materialien – von der neuen Messel-Karte über eine populärwissenschaftliche Darstellung verschiedener Röntgenverfahren bis zur aktuellen Messel-Literatur sowie

  • Kugelpanorama-Ansichten des Weltnaturerbes
  • 3-D-Animationen Messeler Säugetiere (Urpferdchen, Gehörschnecke und Oberarmknochen einer Fledermaus) und
  • eine Multimedia-Präsentation mit Digitaler Fossiluntersuchung.
     

Impressionen

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Fledermaus (Palaeochiropteryx tupaiodon)
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Fledermaus (Palaeochiropteryx tupaiodon) mit überliefertem Magen-Darm-Inhalt
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Fledermaus (Palaeochiropteryx tupaiodon) mit überliefertem und entnommenem Magen-Darm-Inhalt
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Fledermaus (Palaeochiropteryx tupaiodon) fotografische Kombination von a und b Platte
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Fledermaus (Palaeochiropteryx tupaiodon) fotografische Kombination von a und b Platte
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Fledermaus (Palaeochiropteryx tupaiodon) Fragment