Pflanzenvielfalt zum Niederknien
Bundesweite #Krautschau-Aktionswoche vom 16. bis 25. Mai 2025 erkundet die Artenvielfalt in Pflasterfugen und Mauerritzen der Städte
Die oft übersehenen kleinen Pflanzen in Pflasterfugen und Mauerritzen sind die geheimen Stars der städtischen Flora. Und sie sind wichtig für das Ökosystem der Stadt. Die #Krautschau schafft mit der von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung initiierten bundesweiten Aktionswoche vom 16. bis 25. Mai 2025 mehr Bewusstsein für die kleinen Wildpflanzen im urbanen Raum und für die Bedeutung von Natur in den Städten. Jede*r ist eingeladen mitzumachen und den pflanzlichen „Ritzenrebellen“ mit bunter Kreide vor Ort Aufmerksamkeit zu verschaffen, die Beschriftung zu fotografieren und in den sozialen Medien zu teilen. Auch das im Juni 2024 gegründete Senckenberg Institut für Pflanzenvielfalt Jena (SIP) ist in diesem Jahr erstmals dabei und bietet Veranstaltungen an. Eine Übersicht aller bisher gemeldeten öffentlichen Rundgänge findet sich ab heute unter https://www.senckenberg.de/krautschau. Gemeinsam mit Senckenberg-Forscher*innen kann man in Frankfurt, Görlitz und Jena die urbane Vielfalt „zum Niederknien“ erkunden.
Überall dort, wo Flächen versiegelt sind, leben Pflanzen unter Extrembedingungen. Die bereits zum fünften Mal bundesweit stattfindende Aktionswoche #Krautschau hat zum Ziel, mehr Menschen zum Hinschauen und zur Wahrnehmung der oft übersehenen kleinen Wildpflanzen in den Städten zu bewegen. Dabei wird das Grün auf Gehwegen, in Mauerritzen oder Pflasterfugen mit bunter Kreide beschriftet und fotografiert. Die Fotos werden anschließend in den sozialen Netzwerken geteilt – so erhalten die „pflanzlichen Kämpfernaturen“ vor Ort und im Netz die verdiente Aufmerksamkeit. Pflanzenerkennungsapps helfen auch Nichtbotaniker*innen bei der Bestimmung der Kleinstflora. Die mit der Aktion kooperierende App „Flora Incognita“ belohnt fleißige Artensammler*innen den ganzen Mai über mit Abzeichen. Zudem werden die erfassten Daten wissenschaftlich genutzt. Für Freund*innen von Printmedien ist der Naturführer „Das wächst in deiner Stadt“ von Senckenbergerin Julia Krohmer und Alexandra-Maria Klein eine perfekte Hilfe zur Bestimmung der Pflanzen.
„Wer genau hinschaut, entdeckt sogar in unseren von Beton und Asphalt geprägten Innenstädten überall Pflanzen. Zwischen Pflastersteinen, in Rinnsteinfugen und Mauerritzen wächst winziges, zähes Grün – eine atemberaubende Vielzahl von Kräutern, Gräsern und Moosen“, betont Dr. Julia Krohmer von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. In Deutschland haben sich über 500 Arten an die extremen städtischen Bedingungen angepasst und stellen, indem sie Tritt- und Fahrbelastung, Hitze, Bodenverdichtung und Verschmutzung trotzen, wertvolle Mikro-Ökosysteme für zahlreiche Tierarten dar.
„Auch für uns Menschen hat dieses kleine Stadtgrün einen nicht zu unterschätzenden Nutzen: Ein dichter Bewuchs in den Fugen des Kopfsteinpflasters erhöht dessen Festigkeit; grüne Fugen lassen Regenwasser im Boden versickern, wirken kühlend und binden Staub. Zudem haben Wildpflanzen in der Stadt eine große Bedeutung für das städtische Ökosystem, indem sie anderen Organismen wie Wildbienen oder Käfern Schutz und Nahrung bieten. Außerdem sind sie – spätestens auf den zweiten Blick – auch wunderschön, nicht nur durch ihre Blüten, sondern auch durch die Formenvielfalt ihrer Blätter“, ergänzt Prof. Dr. Alexandra-Maria Klein von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Die #Krautschau-Aktion ist eine Grassroot-Bewegung von Botaniker*innen und Pflanzenfans und entstand als Reaktion auf das weit verbreitete Phänomen der „Plant Blindness“ (Pflanzenblindheit) – die Unfähigkeit, Pflanzen in der eigenen Umgebung detailliert wahrzunehmen. In den sozialen Medien etablierte sich die Aktion unter den Hashtags #Krautschau und #MehrAlsUnkraut.
An der bundesweiten Aktion beteiligen sich neben Senckenberg und der Universität Freiburg zahlreiche Städte, Institutionen und Botaniker*innen mit öffentlichen #Krautschau-Spaziergängen. In bislang 37 Städten aus 14 Bundesländern sind 54 Veranstaltungen gemeldet. So ruft z.B. in Bayern der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) landesweit zur Teilnahme auf – weitere Akteur*innen sind herzlich eingeladen, sich zu engagieren und bundesweit Spaziergänge anzubieten; die Kontakte hierzu finden sich unter https://www.senckenberg.de/krautschau.
Außerdem ist die #Krautschau dieses Jahr auch Fokusthema bei der Naturerlebniswoche „Biologische Vielfalt erleben!“, mit der das Netzwerk BioFrankfurt vom 16. bis 25. Mai mit zahlreichen Veranstaltungen dazu einlädt, die biologische Vielfalt im Rhein-Main-Gebiet zu entdecken. Das Programm findet sich unter: http://www.biofrankfurt.de/aktionswoche
Veranstaltung: #Krautschau: Urbane Vielfalt zum Niederknien
Datum: Freitag, 16. Mai bis Sonntag, 25. Mai 2025
Ort: bundesweit; Übersicht aller Treffpunkte und Zeiten siehe https://www.senckenberg.de/krautschau
Wer sich noch mit einer Aktion beteiligen möchte kann sich bei Dr. Julia Krohmer melden, die gemeinsam mit Prof. Dr. Alexandra-Maria Klein von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg die Aktionswoche koordiniert, oder die Aktion direkt auf der Webseite eintragen.
Neues Jahr, neuer Look: Senckenberg ist Naturforschung. In diesem Jahr werden Sie unsere Kommunikation Stück für Stück in neuem Gewand entdecken, mit frischen Farben, moderner Gestaltung und immer mit dem Kern unseres Auftrags im Fokus: der Naturforschung und was sie für uns Menschen bedeutet. Auch unsere Pressemeldungen werden Sie dann bunter, neuer und mit praktischen Funktionen, wie direkten Links zu passendem Bildmaterial erhalten. Seien Sie gespannt!
Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist eine Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft und erforscht seit über 200 Jahren weltweit das „System Erde“ – in der Vergangenheit, der Gegenwart und mit Prognosen für die Zukunft. Wir betreiben integrative „Geobiodiversitätsforschung“ mit dem Ziel die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen zu erhalten und nachhaltig zu nutzen. Zudem vermittelt Senckenberg Forschungsergebnisse auf vielfältige Art und Weise, vor allem in den drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden. Die Senckenberg Naturmuseen sind Orte des Lernens und Staunens und sie dienen als offene Plattformen dem Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft – inklusiv, partizipativ und international.