Wilde Weiden: Mehr Biodiversität in der Landschaft dank Kuh und Co.
Nächster Vortrag der Reihe „Wir können auch anders“ am Mittwoch, 12. Februar 2025, im Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt
Die Kulturlandschaften in Europa sind schon immer von Beweidung geprägt. Tier- und Pflanzenarten haben sich so über Jahrmillionen gemeinsam mit großen Pflanzenfressern entwickelt – und sich dabei sehr effizient an deren Fraß und Tritt angepasst. Die Frage, wie dies zu einer außergewöhnlichen Artenvielfalt geführt hat, steht im Mittelpunkt des nächsten Vortrags der Reihe „Wir können auch anders – Win-Win-Lösungen für eine lebenswerte Welt“. Der Ökologe Dr. Herbert Nickel zeigt, wie sich die heutige, stark veränderte Bewirtschaftung der Landschaft auf die Biodiversität auswirkt und wie negative Effekte wieder aufgehoben werden können.
In Mitteleuropa wird Grünland heute meist maschinell gemäht. Diese Methode beeinträchtigt jedoch die Überlebenschancen vieler Insekten, Amphibien und Reptilien. Ohne Weidetiere fehlen zudem Fraß, Tritt und Dung, was die negativen Auswirkungen verstärkt. Große Pflanzenfresser schaffen ein einzigartiges Mosaik verschiedener Lebensräume, das durch Mahd nicht ersetzt werden kann. Sie tragen außerdem zur Vernetzung von Lebensräumen bei, indem sie Pflanzensamen im Fell und Magen transportieren und verbreiten. Im Vortrag gibt Ökologe und Entomologe Dr. Herbert Nickel einen Überblick über die historische Entwicklung von Weidelandschaften und die Vorteile der Beweidung für die Artenvielfalt. Er diskutiert, wie Weidetiere heute wieder in die Landschaft zurückkehren und wir im Sinne der Artenvielfalt und der Klimaanpassung mehr „Wildnis“ wagen könnten.
Herbert Nickel arbeitet in den Bereichen Naturschutz, Weideökologie, Landschaftsgeschichte, Insekten- und Vogelkunde und dokumentiert seit vielen Jahren den Rückgang der Artenvielfalt in unseren Landschaften. Er hat den Verein Naturnahe Weidelandschaften e. V. mitgegründet. Eine wesentliche Ursache für das heutige Artensterben sieht er im tiefgreifenden, wirtschaftlich und gesellschaftlich bedingten Wandel unserer Kulturlandschaft über die letzten beiden Jahrhunderte hinweg.
Vortrag: Wilde Weiden: Mehr Biodiversität in der Landschaft dank großer Weidetiere
Referent: Dr. Herbert Nickel (Naturnahe Weidelandschaften e.V.)
Datum: Mittwoch, 12. Februar, 19:30 Uhr
Ort: Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, Arthur von Weinberg-Haus, Grüner Hörsaal, Robert-Mayer-Str. 2, 60325 Frankfurt
Die Senckenberg-Vortragsreihe „Wir können auch anders“ stellt bis März 2025 in insgesamt 13 Vorträgen innovative, naturbasierte Lösungen vor, die auf zukunftsfähige Weise gleich mehrere der drängendsten Umwelt- und Gesellschaftsprobleme unserer Zeit angehen. Sie könnten die Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung schaffen, ohne neue Probleme oder Konflikte zu verursachen. Wie kann zum Beispiel Landwirtschaft nachhaltiger werden? Wie machen wir Städte zukunftsfähig oder wie können Flusslandschaften gleichzeitig dem Hochwasserschutz dienen und Biodiversität ermöglichen? Die Reihe macht mittels realistischer, prinzipiell umsetzbarer Beispiele greifbar, wie wir eine resilientere und gerechtere Welt erreichen können, indem wir mit der Natur arbeiten statt gegen sie. Die Vorträge bieten inspirierende Einblicke und praxisnahe Beispiele, wie eine lebenswerte Welt auch für kommende Generationen gestaltet und erhalten werden kann.
Alle Vorträge finden um 19:30 Uhr im Grünen Hörsaal in der Robert-Mayer-Straße 2 statt. Alle Informationen zu den Vorträgen, Referent*innen und Themen sowie zur Online-Teilnahmemöglichkeit finden sich hier: www.senckenberg.de/wir-koennen-auch-anders.