Externe Gremien

Subkommission Tertiär-Stratigraphie (SKT)

Das Tertiär in Deutschland

Entstanden vor 66,0 bis 2,58 Millionen Jahren, sind tertiäre Gesteine in großen Gebieten Nord- und Mitteldeutschlands, sowie im Voralpenraum und im Bereich des Oberrheingrabens anzutreffen. Sie treten auf ca. 45 % der Fläche von Deutschland auf und erreichen teils mehrere Kilometer Mächtigkeit.

Als Zeugnisse der jüngeren Erdgeschichte sind die tertiären Einheiten in Deutschland von besonderer wissenschaftlicher Bedeutung – sowohl für das Verständnis der Entwicklungsgeschichte dieses wichtigen erdgeschichtlichen Zeitabschnitts (z. B. tektonische Ausprägung der heutigen Geomorphologie Deutschlands, evolutionsbiologische Radiation der Säugetiere), sondern auch für die Beurteilung aktueller Themen wie Landschafts- und Klimaentwicklung oder Biodiversität.

Durch ihr großflächiges und häufig mächtiges Auftreten, oft direkt unter unseren Füßen, sind die tertiären Einheiten aber auch von wirtschaftlich hoher Relevanz. So sind viele Lagerstätten, wie z. B. die Braunkohlenvorkommen in Ost- und Mitteldeutschland sowie der Niederrheinischen Bucht, die Erdöl- und Erdgasvorkommen in Norddeutschland und im Oberrheingraben sowie zahlreiche lokale Steine-/Erdenlagerstätten tertiären Ursprungs. Aber auch für unterschiedliche geothermische Betrachtungen im Rahmen der Energie-/Wärmewende sind die tertiären Gesteine von großer Bedeutung, ebenso wie für vielfältige Fragestellungen von Infrastrukturprojekten und ingenieurgeologischen Baugründungen.

Stätten der Erdgeschichte im Deutschen Tertiär (IUGS Heritage Sites)

Seit 2022 zertifiziert das IUGS-Exekutivkomitee „IUGS Geological Heritage Sites“. Dabei handelt es sich um wichtige Orte mit außergewöhnlichen geologischen Elementen oder Prozessen von höchster internationaler wissenschaftlicher Bedeutung, die als globale Referenz genutzt werden und/oder einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der geologischen Wissenschaften im Laufe der Geschichte geleitet haben.

Bislang erhielten weltweit 200 geologisch außerordentlich bedeutende Orte diese Auszeichnung. Davon beziehen sich drei auf deutsche Tertiärvorkommen:

  • Messel / Hessen (Eozäne Fossilfundstätte): Die reichhaltigste Fossilfundstätte der Welt zum Verständnis des Lebensraums des Eozän, da sie außergewöhnlich gut erhaltene Fossilien enthält.
      
  • Scheibenberg / Sachsen (Erosionsrest eines oligozänen Lavastroms): Um 1790 wurde der Scheibenberg zu einem Schlüsselargument für den Neptunismus im Streit über die Entstehung von Basalt aus Wasser oder Lava.
      
  • Nördlinger Ries / Süddeutschland (Miozäner Asteroiden-Einschlag): Einer der am besten erhaltenen Krater der Welt, der viele Einschlagsmerkmale aufweist, die in einer leicht zugänglichen Region untersucht werden können.

Deutsche Geoparks mit Tertiärbezug

UNESCO Geopark Harz · Braunschweiger Land · Ostfalen (www.geopark-hblo.de)

Nationaler Geopark Laacher See (www.geopark-laacher-see.de)

UNESCO Geopark Muskauer Faltenbogen / Łuk Mużakowa (www.muskauer-faltenbogen.de)

Nationaler Geopark Porphyrland (www.geopark-porphyrland.de)

UNESCO Geopark / IUGS Heritage Site Ries (www.geopark-ries.de)

UNESCO Geopark Schwäbische Alb (www.geopark-alb.de)

UNESCO Geopark Vulkaneifel (www.geopark-vulkaneifel.de)

Geopark Vulkanregion Vogelsberg (www.geopark-vogelsberg.de)

Nationaler Geopark Westerwald-Lahn-Taunus (www.geopark-wlt.de)

Deutsche Fossilfundstätten

Aktuelles

Jahrestreffen 2025 der Subkommission Tertiär

Die Subkommission Tertiär trifft sich im September 2025 beim Geologischen Dienst in Krefeld, weitere Infos folgen in Kürze.

Infos zur letzten Sitzung

Auf Einladung des Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) traf sich die Subkommission Tertiär vom 09. bis 11. Oktober 2024 zu ihrer Jahressitzung in Wiesbaden / Hessen. Die Organisation übernahmen Jan Marx, Kirsten & Matthias Grimm, Gudrun Radtke, Alexander Streb und Andreas Eberts – denen wir herzlich danken! Das Exkursionsprogramm der Sitzung umfasste eine interessante Führung zu den Thermalquellen Wiesbadens, eine Halbtagsexkursion in den Dyckerhoff-Steinbruch (Wiesbaden-Amöneburg) sowie eine Ganztagsexkursion zu zahlreichen Aufschlusspunkten im Mainzer Becken.

Übersicht früherer ordentlicher Sitzungen

Sitzungen der Subkommission Tertiär-Stratigraphie von 1992 bis 2024. PDF

Mitglieder der Wahlperiode 2024-2027

Vorstand

Vorsitz

Henny Gerschel, Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), Referat 101: Geoarchive, Datenmanagement, Pillnitzer  Platz 3, 01326 Dresden. email

Sekretariat

Christiane Gold (vorübergehend abwesend), Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), Referat 102: Geologische Kartierung, Geophysik, Landesaufnahme, Pillnitzer Platz 3, 01326 Dresden. email

Matthias Claudius Grimm (Stellvertreter), UDL Dr. Grimm Umweltdienstleistungen, Eduard-Frank-Straße 12, 55122 Mainz. email

Weitere Ordentliche Mitglieder

Eberts, Andreas (Mainz)
Grimm, Kirsten (Mainz) email
Heißig, Kurt (München)
Hiß, Martin (Düsseldorf)
Janssen, Ronald (Frankfurt am Main) email
Marx, Jan
Pippérr, Martina (Witzenhausen-Roßbach)
Radtke, Gudrun (Wiesbaden)
Rasser, Michael W. (Stuttgart) email
Schäfer, Peter (Wiesbaden) 
Standke, Gerda (Freiberg)
Wielandt-Schuster, Ulrike (Freiburg)

Korrespondierende Mitglieder

Balaske, Peter (Halle (Saale)) 
Becker, Stephan (Krefeld) email
Doppler, Gerhard (Kaufering)
Fischer, Gero (Halle (Saale))
Grunert, Patrick (Köln) email
Höltke, Olaf (Stuttgart) email
Karl, Hans-Volker (Jena)  email
Kött, Anne (Wiesbaden)
Kranner, Matthias (Hof)
Lenz, Olaf (Hannover)
Lieven, Ulrich (Bedburg)
Mandic, Oleg (Wien) email
Martini, Erlend (Kronberg)
Nungesser, Kai (Mainz)
Prinz, Linda (Krefeld), email
Pross, Jörg (Heidelberg)
Rascher, Jochen (Freiberg) email
Rütters, Sophia (Cottbus)
Salamon, Martin (Krefeld) 
Schwarzhans, Werner (Hamburg) email
Streb, Alexander (Mainz)
Tobler, Stefanie (Krefeld) email
Wimmer, Roland (Halle), email
Winter, Cordula (Meuselwitz) email

Wissenschaftliche Aktivitäten

Stratigraphische Bearbeitung des Deutschen Tertiärs

Zu den wichtigsten Aufgaben gehört die stratigraphische Detailbearbeitung der Gesteinsabfolgen in den relevanten Regionen Deutschlands:

  • Nordwestdeutschland (Niederrheinische Bucht, Ostwestfalen-Lippe, NW-Deutsches Becken onshore / offshore)
       
  • Ostdeutschland (NW-Deutsches Becken, Subherzyne Senke, Geiseltal, Leipziger Bucht / Mitteldeutschland, Altmark, Brandenburg, Lausitz)
     
  • Rheingrabensystem mit angrenzenden Teilbecken (Mainzer Becken, Hanauer Becken, Oberrheingraben, Wetterau, Niederhessische Senke, Sprendlinger Horst)
     
  • Rheinisches Schiefergebirge (Neuwieder Becken, Taunus, Vogelsberg, Westerwald, Rhön, Eifel, Hunsrück)
     
  • Molassebecken / Alpen (Subalpin / Vorlandmolasse)
     
  • Alpen (Inneralpine Molasse, Helvetikum, Ultrahelvetikum, Feuerstätter Flysch, Nördliche Kalkalpen, Alpenvorland)
     
  • Alb (Steinheimer Becken, Randecker Maar, Maarseen von Bärnau / Rohrloch in der Oberpfalz)

Dabei kommen unterschiedliche stratigraphische Korrelationsmethoden zum Einsatz, je nachdem, ob es sich um kontinentale oder marine Ablagerungen handelt. In marinen Ablagerungsräumen wird besonders die Biostratigraphie mit kalkigem Nannoplankton, Dinoflagellaten und Foraminiferen genutzt, während im kontinentalen Ablagerungsraum die Biostratigraphie meist auf Säugetieren, Charophyten, Pollen und Sporen oder Otolithen beruht. Die Lithostratigraphie dient vor allem zur überregionalen Korrelation fossilfreier Lockergesteinspakete, die vor allem in hoher Mächtigkeit in den braunkohlenführenden Regionen auftreten und sonst mit keiner anderen Methode stratigraphisch fassbar sind. Die Lithostratigraphie, Magnetostratigraphie sowie die numerische Datierung mithilfe von Isotopen ermöglichen zudem auch Korrelationen zwischen den Faziesbereichen.

Diskussion zum Tertiär-Begriff

Nicht nur in Fachkreisen läuft die Diskussion, ob der Abschnitt zwischen 66 und 2,58 Millionen Jahren wie bisher als Tertiär bezeichnet oder in Paläogen und Neogen unterteilt werden sollte. Mit diesem Thema setzt sich auch die SKT seit Jahren auseinander. In Anbetracht der vielfältigen und komplexen Tertiärvorkommen und ihrer besonderen stratigraphischen Herausforderungen fällt das Meinungsbild innerhalb der Subkommission entsprechend ebenfalls unterschiedlich aus.

Eine Abstimmung unter allen SKT-Mitgliedern im Sommer 2021 sprach sich jedoch mehrheitlich (23 zu 10 Stimmen, 20 Enthaltungen) für die Beibehaltung und weitere Verwendung des Tertiärbegriffs, insbesondere im Zusammenhang mit regionalgeologischen Betrachtungen innerhalb Deutschlands aus. Die parallele Verwendung der Begrifflichkeiten Tertiär bzw. Paläogen/Neogen in unterschiedlichen nomenklatorischen Hierarchiestufen wäre demnach die favorisierte Lösung. Die dieser Entscheidung wesentlich zugrundeliegenden Fakten fassen Grimm et al. (Mainz. Geowiss. Mitt., 2024 (52): 145-170) zusammen.

LithoLex

Im Rahmen der Arbeiten der SKT kommt es auch zu lithostratigraphischen Neudefinitionen oder Überarbeitungen von geologischen Einheiten. Diese werden im digitalen „Lithostratigraphischen Lexikon von Deutschland“, einer online abrufbaren Loseblattsammlung mit Kurzbeschreibungen von lithostratigraphischen Einheiten in Deutschland, kontinuierlich eingepflegt.

Für das Tertiär sind derzeit 34 Beschreibungen für definierte Formationen verfügbar. Aktuell sind weitere 24 Formationsbeschreibungen aus dem Mainzer Becken sowie 6 Definitionen von Supergruppen in den Deutschen Alpen in Bearbeitung.

Links

Fossilgruppen

Cyanobakterien
Cyanobakterium vergleichbar mit Hyella sp. (Foto: G. Radtke)
Characeen
Characeen-Oogonien von Armleuchteralgen aus der Oberrad-Formation von Göllheim, Bildbreite 4,5 mm.(Foto: G. Försterling)
Pollenkorn
Pollenkorn: Plicapollis pseudoexcelsus aus dem Paläozän von Hahnstätten im Taunus. (Foto: M. Hottenrott)
Pollenkorn
Pollenkorn: Pompeckjoidaepollenites subhercynicus aus dem Paläozän von Hahnstätten im Taunus. (Foto: M. Hottenrott)
Dinoflagellaten-Cyste
Dinoflagellaten-Zyste Wetzeliella symmetrica aus dem Rupelton bei Rauenberg (Foto: A. Köthe)
Kalknannoplankton
Kalknannoplankton: Massenlage von Cocolithus? pelagicus aus dem Rupelton bei Rauenberg.
Foraminiferen
Foraminiferen der Bodenheim-Formation aus Wallau, Bildbreite 6,3mm. (Foto: G. Försterling)
Ostrakoden
Ostrakoden der Bodenheim-Formation aus Wallau, Bildbreite 3,1 mm. (Foto: G. Försterling)
Mollusken aus dem Cyrenenmergel
Mollusken des Cyrenenmergels (basale Sulzheim-Formation) aus Wiesbaden, Bildbreite 9,2cm (Slg. Försterling). (Foto: G. Försterling)
Fischskelett
Fischskelett von Notogoneus aus der basalen Wiesbaden-Formation von Mainz-Weisenau, Länge 4,2cm (Slg. Försterling). (Foto: G. Försterling)
Wirbel und Hautknochenplatten von Reptilien
Wirbel und Hautknochenplatten von Reptilien aus der Wiesbaden-Formation von Wiesbaden-Amöneburg, Bildbreite 8,8 mm (Sammlung LfDH).(Foto: G. Försterling)