Brigitte Franzen

Zurück zu den Anfängen!

Zur Person: Dr. Brigitte Franzen


Das Senckenberg ist für Brigitte Franzen ein vertrauter Ort. Von Kindesbeinen an nahm sie ihr Vater, der Paläontologe und Messelforscher Jens Lorenz Franzen, regelmäßig mit ins Museum. Nach Wanderjahren kommt sie jetzt zurück in ihr geliebtes Senckenberg – als Museumsdirektorin.

Ihre Kindheit erlebte Brigitte Franzen in Frankfurt, und als sie acht Jahre alt war, zog die Familie hinaus aufs Land, doch auch in frühen Jahren wollte sie immer wieder in die Stadt – in ihr Senckenberg: „Hier im Museum war ich schon beinahe zuhause,“ so Franzen, „ich habe alle Direktoren seit Wilhelm Schäfer kennengelernt und ihnen die Hand geschüttelt.“ Dass die „Darstellungsebene“ im Museum nur die Spitze des Eisberges ist, und dahinter ein „Maschinenraum“ existiere, der voller Wissenschaft, voller Ideen, Tatendrang und Forschergeist ist, habe sie seit jeher fasziniert. Diese Erfahrung, ein Museum auch hinter den Kulissen so früh und intensiv kennenzulernen, habe den weiteren Lebensweg der Kunst- und Kulturwissenschaftlerin bestimmt und ihr nachhaltiges Interesse an Wissenschaft, vor allem aber an der Museumsarbeit begründet. 

Hinaus in die Welt …

Brigitte Franzen studierte Kunstgeschichte mit Schwerpunkt Architektur und moderne Kunst, Kulturanthropologie, Soziologie und Literaturwissenschaften in Karlsruhe, Wien und Marburg an der Lahn und schrieb ihre Doktorarbeit über „Die vierte Natur“. Was hat man sich unter diesem Thema vorzustellen? Es geht um das Verhältnis von Natur und Kunst. Und schließlich kam es wie es kommen musste: Ihre ersten Erfahrungen sammelte sie an verschiedenen Kunstmuseen, der Albertina und dem Museum für Moderne Kunst in Wien sowie dem Museum für Moderne Kunst in Frankfurt. Rund 100 Ausstellungsprojekte hat Franzen in den letzten drei Jahrzehnten sowohl als Kuratorin wie auch als Museumsmanagerin betreut. Von 2004 bis 2008 arbeitete sie am Westfälischen Landesmuseum in Münster und kuratierte die skulptur projekte münster 07 zusammen mit Kasper König. 2009 ging sie nach Aachen als Direktorin des Ludwig Forum für Internationale Kunst und wechselte 2015 als Alleinvorstand und Geschäftsführerin in die Peter und Irene Ludwig Stiftung, die mit 28 internationalen Partnermuseen vernetzt ist. Die Triennale in Fellbach 2019 ist eines von Brigitte Franzens Herzensprojekten: In einem eigens geschaffenen „Museum der Neugier“ präsentierte sie zeitgenössische Kunst in Verbindung mit 40000 Jahre alten eiszeitlichen Skulpturen. Die Liste ließe sich noch lange fortführen. Über die vielen Jahre riss das Band nicht ab, und so besuchte sie ihren Vater, der von seiner Pensionierung im Jahr 2000 bis zu seinem Tode 2018 hier ehrenamtlich wirkte, auch hin und wieder an seinem Arbeitsplatz. 

… und zurück nach Frankfurt

Inzwischen ist Brigitte Franzen in ihr Büro im Museumsgebäude eingezogen, mit ihr die Kunst- und Kulturwissenschaften in das Museumsteam. Damit könne Senckenberg, so die Auffassung seiner Leitung, ganzheitlicher in den Austausch und die Kommunikation mit der Gesellschaft eintreten und mit dem Umbau etwas völlig Neues und Einzigartiges schaffen. Auch Franzen ist glücklich, über ihre neue Herausforderung. Wir wollen zwar noch nicht zu viel verraten, aber noch 2021 soll ein öffentliches Forschungslabor als Teil eines Investigation Centers eröffnen, in dem Besucher*innen in Kontakt mit echten Forscher*innen treten und ihnen bei der Arbeit „live“ über die Schulter schauen, über Webcams sogar an Ausgrabungen und Expeditionen teilhaben können. „Damit werden wir der Idee eines Forschungsmuseums gerecht“, konstatiert die neue Museumsdirektorin. So sei das Museum Plattform und Instrument, um aus der Forschung in die Öffentlichkeit zu kommunizieren, aber auch um deren Belange an die Forschung zu adressieren.

Thorsten Wenzel