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Online-Vorträge

Invasiv

Invasive, gebietsfremde Arten aus aller Welt breiten sich immer mehr in Gebieten außerhalb ihrer Heimat aus. Sie richten erhebliche Schäden an, verdrängen einheimische Arten und verursachen enorme ökonomische, gesundheitliche und medizinische Folgekosten. Auf globaler Ebene stellen invasive Arten eine der größten Bedrohungen der biologischen Vielfalt dar. In unserem Digital-Talk am 12. November 2020 mit Prof. Dr. Sven Klimpel, Parasitologe und Infektionsbiologe (Senckenberg SBIK-F, Goethe-Universität) sowie Prof. Dr. Jochen Maas, Geschäftsführer Forschung & Entwicklung der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, ging es um das Thema „Klimawandel und invasive Arten – neue Gefahren und Herausforderungen?“. Wie hängen Klimawandel und Biodiversitätsverlust mit der Ausbreitung invasiver Arten zusammen? Wie wirken sich klimabedingte Veränderungen auf die Ausbreitung von Infektionskrankheiten aus? Welchen Infektionskrankheiten sind wir weltweit ausgesetzt? Auf diese und andere Fragen gaben unsere Experten Antworten und stellten Lösungsansätze vor.

Bärtierchen

Jana Bingemer, Mitarbeiterin des Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz, hält diesen Science Slam über eines der faszinierendsten Wesen in der Natur: das Bärtierchen. Die Leibniz-Forschungsmuseen sind von dem Verständnis geleitet, dass Zugang zu Wissen und Wissensressourcen die Basis für die Herausbildung einer kritischen Urteilskraft und damit fundamental für unsere Gesellschaft ist. Ihr Ziel ist es, mit dem Aktionsplan Austausch und Dialog über große globale Herausforderungen unserer Zeit zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu fördern und breite Gesellschaftsschichten „barrierefrei“ anzusprechen. Im Rahmen des Aktionsplans Leibniz-Forschungsmuseen erfolgt dies unter der Überschrift „Eine Welt in Bewegung“ zu den Themen Mobilität – Migration – Bewegung.

Amazonas

Der Manu-Nationalpark im Südosten Perus, wo die Anden mit dem Amazonasbecken zusammentreffen, ist eine Super-Schatzkammer der Artenvielfalt und eines der letzten intakten Groß-Ökosysteme der Welt. Doch dieses Paradies ist bedroht und zahlreichen Gefahren ausgesetzt. Dies war das Thema unserer Zoom-Veranstaltung am 24. September 2020. Für unseren Digital-Talk „Der Amazonas – Schatzkammer der Welt. Die Bedeutung der Regenwälder und ihre Gefährdung“ hatten wir den Experten Dr. Christof Schenck, Biologe und Direktor der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF), eingeladen.

Klimawandel

Klimawandel und Erreichung der CO2-Neutralität – wie kann die wohl größte gesellschaftliche Herausforderung des 21. Jahrhunderts gelingen? Digital-Talk mit Prof. Dr. Joachim Curtius, Professor für experimentelle Atmosphärenforschung an der Goethe-Universität sowie Prof. Dr. Andreas Mulch, Direktor Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, Stellvertretender Generaldirektor Senckenberg

Ozeane

Ozeane und Kryosphäre umfassen den größten Teil der Erdoberfläche und tragen wesentlich dazu bei, dass dieser Planet bewohnbar ist – z.B. durch die Rückstrahlung von Sonnenlicht gegen eine Überhitzung der Erde, das Aufnehmen von CO2, aber auch die Beherbergung einer unbekannten Vielfalt von Leben, die weit über die Artenvielfalt an Land hinausgeht. Polar- und Tiefseeökosysteme sind jedoch aufgrund ihrer Entfernung von Land und ihren aus unserem menschlichen Standpunkt „extremen“ physikalischen Bedingungen schwer zugänglich und schwer zu erforschen. Das Wissen über die Entwicklung, Verbreitung, Dynamik und Funktionsweise von Polar- und Ozeansystemen ist deshalb noch immer zu gering. Jedoch sehen wir den menschlichen Fußabdruck inzwischen in den fernsten Regionen der Erde, von den Auswirkungen des Klimawandels bis zur Verschmutzung und destruktiven Nutzung von Ressourcen in Meer und Kryosphäre.

Küstenforschung

Die Küstenforschung sieht sich besonders in den Tropen mit sehr dynamischen gesellschaftlichen Entwicklungen konfrontiert. Auf der einen Seite stehen schnelle gesellschaftliche Veränderungen, auf der anderen Seite sind die Anrainer tropischer Küstenregionen von den Dienstleistungen der Ökosysteme dieser Küsten besonders abhängig. Gleichzeitig reagieren diese Ökosysteme sehr empfindlich auf Umweltveränderungen. Um eine nachhaltige Nutzung tropischer Küstenökosysteme zu erreichen, ist jedoch nicht nur ein systemisches Verständnis der Sozio-Ökologie vonnöten; eine partnerschaftliche und langfristige Ausrichtung der Forschung, ergänzt durch Wissensaustausch vor Ort, ist unerlässlich, um Wissenschaft wirksam zu machen. Die Geologin Hildegard Westphal erforscht als Leiterin der Forschungsgruppe „Geoökologie und Karbonatsedimentologie“ die Auswirkungen von Meeresspiegelschwankungen auf Küsten und die biogene Sedimentbildung in tropischen Flachmeeren. Sie lehrt zudem als Professorin für Geologie der Tropen an der Universität Bremen.

Ozeanversauerung

Die ansteigenden Wassertemperaturen und die Ozeanversauerung haben drastische Folgen für die marinen Ökosysteme, die vielerorts durch die intensive Nutzung ohnehin stark beansprucht sind. Dabei wirkt sich der Klimawandel in den Meeren regional unterschiedlich aus, und birgt so in einigen Zonen neben Risiken auch neue Nutzungsmöglichkeiten. Genaue Vorhersagen der Auswirkungen sind aufgrund der Komplexität des Klimageschehens zwar schwierig. Jedoch lassen Modellierungen und Bestandserhebungen inzwischen zumindest Szenarien absehen, wie sich dies auf die Fischbestände und damit auf die Fischerei auswirken kann. Anhand aktueller Forschungsergebnisse erläutert die Wissenschaftlerin, wie die klimabedingte Erwärmung ökologische Prozesse steuert und damit auf die Verbreitung und Bestandsgrößen verschiedener Fischarten in der Nordsee und in polaren Meereszonen wirkt. Ihr Vortrag zeigt damit auch auf, dass ein zukunftsfähiges Fischereimanagement die Klimafolgen berücksichtigen muss, damit sich die Nutzung der Meeresressourcen nachhaltig gestalten lässt. Die Biologin Anne Sell (Thünen-Institut für Seefischerei, Bremerhaven) erforscht schon seit vielen Jahren die Vielfalt der Meeresbewohner und ihrer Wechselwirkungen untereinander. Den Fokus richtet sie dabei auf stark genutzte Lebensräume wie die Nordsee. Ihr besonderes Augenmerk liegt auf Fischen, die etwas über den Klimawandel verraten. Dafür ist sie selbst regelmäßig auf Forschungsschiffen auf den Meeren unterwegs.

Tiefsee

Der weltweite Rohstoffbedarf wird auch in den nächsten Dekaden weiter ansteigen, eine mögliche Quelle für die zukünftige Rohstoffversorgung liegt in den Tiefen der Ozeane. Zu den Rohstoffen, die aus der Tiefsee gefördert werden sollen, zählen Manganknollen, Kobaltkrusten und Massivsulfide. Häufig werden diese als „nachwachsende“ Rohstoffe bezeichnet, was allerdings irreführend ist, da ihre Entstehung mehrere Jahrtausende oder sogar Jahrmillionen dauert. Der mögliche Tiefseebergbau hätte erhebliche Auswirkungen auf die ozeanischen Lebensräume und Lebensgemeinschaften – lässt sich dies rechtfertigen, und ist ein Abbau überhaupt geologisch sinnvoll, ökonomisch lohnend oder technisch machbar? Um welche Mengen und Kosten geht es, und wer entscheidet überhaupt, was hier erlaubt ist? Geologe Sven Petersen (Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel) erforscht u.a. die Entstehung und Entwicklung mariner Rohstoffe sowie das Potential der Rohstoffgewinnung aus dem Meer. Er ist skeptisch, ob sich die ökologischen Folgen des Tiefseebergbaus rechtfertigen lassen, zumal wirtschaftlicher Erfolg und ausreichende Erträge der geplanten Vorhaben alles andere als sicher sind.

Zoonosen

Seit Jahren warnen Mediziner und Umweltschützer: Durch den illegalen Wildtierhandel, unregulierte Wildtiermärkte sowie die sukzessive Zerstörung von intakten Ökosystemen ist die Gesundheit des Planeten und damit unsere eigene in Gefahr. Viele der neu auftretenden Infektionskrankheiten sind tierischen Ursprungs. In intakten Ökosystemen bilden Millionen von Tieren und Pflanzenarten zusammen mit Bakterien und Viren ein Gleichgewicht. Wo dieses Gleichgewicht zerstört wird, suchen sich Krankheitserreger einen neuen Wirt – dieser Vorgang wird auch „Spillover“ genannt. In unserem Digital Talk, erklärte Dr. Stefan Prost, Senckenberg Wissenschaftler und Spezialist für genetisches Barcoding und Monitoring, zunächst, was überhaupt Viren sind, um dann intensiv auf das aktuelle SARS-CoV-2 und dessen Genom einzugehen.

Making-Of Tiefsee

Im Rahmen des Umbauprojekts „Neues Museum“ eröffnete das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt Anfang September die neuen Themenräume „Meeresforschung“ und „Tiefsee“. Die Tiefsee ist der größte Lebensraum der Erde und beherbergt zahllose faszinierende Organismen, die sich auf vielfältigste Weisen an die extremen Lebensbedingungen angepasst haben. Unser Tiefseeforscher Torben Riehl wird hiervon Spannendes berichten. Wie diese wunderbare Welt erforscht wird und welchen Organismen man in der Tiefsee begegnen kann, veranschaulichen die Themenräume „Tiefsee“ und „Meeresforschung“. Hier kann man mit einem Tauchroboter virtuell bis in elf Kilometer Tiefe abtauchen und erfährt, welche Gerätschaften zur Erkundung der Meere und zum Bergen von Organismen verwendet werden. Über die Entstehung der Ausstellungen berichten die Ausstellungsmacher Thorolf Müller und Maximilian Bugert. Der Making-of-Abend zeigt, wie Ausstellungen entstehen – wie die Inhalte ausgewählt werden, wie die Exponate zum Leben erweckt werden und was dabei alles passieren kann.

Verschmutzung

Schiffsabfälle wurden früher über die Reling direkt ins Meer entsorgt. Die Seeleute sprachen salopp vom „blauen Regal“, das den Müll aufnahm. Auch wenn diese Form der Abfallbeseitigung inzwischen verpönt ist, nimmt die Verschmutzung der Meere weiterhin zu. Erschreckend sind etwa die Bilder riesiger Müllstrudel, die großflächig im Meer treiben, oder von Plastikmüll, der zahllosen Meeresbewohnern zum Verhängnis wird und inzwischen selbst in den entlegensten Meeresgebieten von Arktis und Antarktis sowie in 11 Kilometern Tiefe im Marianengraben gefunden wird. Der Vortrag führt dies eindringlich vor Augen, belässt es jedoch nicht bei apokalyptischen Gedanken, sondern zeigt auch konstruktive Wege auf, wie wir das „blaue Regal“ abschaffen und stattdessen einen „Blue Ocean“ pflegen können. André Freiwald ist Paläontologe und Meeresgeologe, leitet die Abteilung Meeresforschung von Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven und hat die Professur Meeresgeologie an der Universität Bremen inne. Auf seinen Expeditionen, bei denen er mit Unterwasserrobotern den Meeresboden untersucht, findet er überall Zeugnisse der weltweiten Verschmutzung.

Ökosysteme

Der Mensch verändert die marinen Ökosysteme und ihre Artenzusammensetzung grundlegend. Diese spielen aber eine wichtige Rolle für verschiedene Funktionen, von denen auch der Mensch direkt abhängt. Viele dieser komplexen Zusammenhänge sind dabei noch lange nicht vollends erforscht. Auch die Entscheidung, was wir im Ozean nutzen und erhalten wollen, ist schwierig, denn das bisherige Wissen basiert weitgehend auf Landökosystemen und ist nicht ohne weiteres auf die marinen Gebiete übertragbar. Fest steht jedoch, dass wirksame Konzepte zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der Meere nur entwickelt werden können, wenn naturwissenschaftliche Grundlagenforschung mit sozialwissenschaftlicher Ursachenforschung und naturschutzrelevanter Konzeptentwicklung verbunden wird. Planktologe Prof. Dr. Helmut Hillebrand erforscht seit vielen Jahren die biologische Vielfalt der Meere. Er ist Gründungsdirektor des Helmholtz-Institut für Funktionelle Marine Biodiversität (HIFMB) und ist in seinem Fachgebiet einer der meistzitierten Wissenschaftler der Welt.