Tastmodell Gorilla

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Senckenberg Görlitz mit neuem Angebot für Blinde und Sehschwache

Fußbodenleitsystem, Audioguide und Tastobjekte ermöglichen neue Ausstellungerlebnisse

Das Görlitzer Naturkundemuseum bietet ab heute sehbehinderten Besucher*innen die Möglichkeit eines barrierefreien Museumsrundgangs auf allen Etagen. Ein Audioguide führt zu Stationen, an denen Abgüsse von Tieren, Schädeln oder Fellen ertastet oder Gerüche erraten werden können. Ein Fußbodenleitsystem weist blinden Museumsbesucher*innen den Weg. Finanziert wurde die Maßnahme über das Programm „Barrierefreies Bauen – Lieblingsplätze für alle“ des Landkreis Görlitz und den Aktionsplan II „Eine Welt in Bewegung“ der Leibniz Gemeinschaft.

Schon mal einem Wolf auf den Pelz gerückt, einem Mammut auf den Zahn gefühlt oder einem Gorilla die Hand gereicht? Im Görlitzer Naturkundemuseum ist dies und noch viel mehr ab sofort möglich. Dort, wo das Berühren sonst eher nicht so gern gesehen wird, ist das „Begreifen“ ausgewählter Objekte nun ausdrücklich erwünscht.

„Schon lange hatten wir den Wunsch, unsere Ausstellungen inklusiver zu gestalten, sie für sehbehinderte Gäste erlebbar zu machen, die bisher nur eingeschränkt von einem Besuch profitieren konnten“, erklärt Museumsdirektor Willi Xylander, der mit seinen Mitarbeiter*innen die neuen Angebote über Fördergelder des Freistaates Sachsen und mit Bundesmitteln umsetzte. „Nach Gesprächen mit Inklusionsspezialist*innen entwickelten wir einen rund anderthalbstündigen Rundgang durch die Dauerausstellung mit insgesamt 20 Tast-, Riech- und Hörstationen. So machen wir fast alle Themen unserer Ausstellung – vom Vivarium bis zum Regenwald – erlebbar“, schwärmt Xylander.
Dabei war es den Ausstellungsmacher*innen besonders wichtig, dass blindes Publikum auch ohne Begleitung durch die Ausstellungen gehen kann. Der Rundgang beginnt vor dem Gebäude mit entsprechenden Markierungen an den Handläufen der Eingangsrampe. Im Museum erhalten die Besucher*innen an der Kasse kostenlos den blindengerechten Audioguide. Das kleine Gerät wird um den Hals gehängt und schon kann der Museumsrundgang beginnen. Die Texte starten an bestimmten Markierungen automatisch und beschreiben den Nutzer*innen den Rundgang sowie die Objekte, die sie ertasten oder erriechen können. Unterstützt werden die Texte durch ein Bodenleitsystem, das mittels Leitstreifen und Aufmerksamkeitsfeldern mit Noppenmuster den Besucher*innen den Weg weist, die einen Taststock nutzen.

Die Tastobjekte nehmen Bezug auf ausgewählte Ausstellungsobjekte und -themen, die einen besonderen Erlebnis- und auch Erkenntniswert haben. Sie entstanden in enger Absprache mit einer Modellbaufirma, die auf Museumsobjekte spezialisiert ist und höchste Naturtreue garantiert. Die Benennung der Objekte erfolgte in Blindenschrift und zusätzlich mit Profilschrift, also erhabenen Buchstaben, da nicht jeder Sehbehinderte Blindenschrift lesen kann.

„Selbstverständlich stehen die Objekte all unseren Besucher*innen zur Verfügung und werden seit ihrer Installation schon eifrig genutzt. Schließlich sind wir Menschen fühlende Wesen und ergänzen unsere optischen Eindrücke gern durch das Begreifen“, erläutert Xylander. Vielleicht lassen sich auf diese Weise auch Ängste abbauen, schmunzelt der Museumsdirektor und berührt das Modell einer Würgeschlange: „Fühlt sich gut an!“

Das Audioguide-System und die Taststationen werden der Öffentlichkeit am 18. August um 16 Uhr im Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz vorgestellt. Dazu ist der Eintritt frei.

Mehr erfahren:
http://lieblingsplätze.landkreis.gr
https://www.leibniz-forschungsmuseen.de/aktionsplan/eine-welt-in-bewegung-aktionsplan-ii