pm tiefsee buch 15.5.2020
Tauchroboter wie das ROV KIEL 6000 des GEOMAR können gefahrlos in die lebensfeindliche Umwelt der Tiefsee abtauchen. Mittels Beleuchtung und hochauflösender Bild- und Videokameras bringen sie spektakuläre Bilder und Filme aus der Tiefsee in Echtzeit an Bord. Hier beleuchtet der Roboter die für heiße Quellen typischen Schlote der „Schwarzen Raucher“.

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„Tiefsee – Vielfalt in der Dunkelheit“

Das Begleitbuch zu den neuen Ausstellungsräumen „Tiefsee“ und „Meeresforschung“ im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt erscheint heute – die Eröffnung der neuen Themenräume verzögert sich aufgrund der Corona-Pandemie.


Begleitend zum neuen Ausstellungsbereich Tiefsee und Meeresforschung, den beiden ersten neuen Räume im Rahmen des Projekts „Neues Museum“, geben die Kuratoren Dr. Thorolf Müller und Dr. Gerd Hoffmann-Wieck das Buch „Tiefsee – Vielfalt in der Dunkelheit“ heraus. Gemeinsam mit 30 Tiefseeforscher*innen der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel beleuchten sie in vier Großkapiteln den größten Lebensraum des Planeten und vermitteln fundiert Einblicke in die geologische und biologische Erforschung des dunklen Universums. Der Einfluss des Menschen und rechtliche Fragen sind weitere Themen. Das Buch zur Ausstellung erscheint heute und ermöglicht allen Tiefsee-Interessierten, bereits jetzt thematisch in die Tiefen der Ozeane abzutauchen. Ein neuer Eröffnungstermin für die Ausstellung wird in Kürze bekannt gegeben.

Die Tiefsee ist der größte Lebensraum des Planeten Erde. Über 60 Prozent der Erdoberfläche liegen mehr als 1.000 Meter tief unter dem Meeresspiegel. Diesen Lebensraum zu erkunden stellt höchste Ansprüche an die Wissenschaft, die sich weltweit vernetzt und in zahlreichen Forschungsprogrammen die Tiefsee ergründet. Meeresforscher*innen erkunden, beobachten und beproben den dunkeln Lebensraum von Forschungsschiffen aus und setzen technische Gerätschaften wie Glider, Crawler, Floats, Multicorer und Roboter ein. Im Begleitbuch wird der Einsatz dieser Technik anschaulich dargestellt. Darüber hinaus gibt es einen Überblick über die Forschungsgeschichte und den aktuellen Stand der Tiefseeforschung.

Das Buch greift grundsätzliche Fragestellungen der Tiefseeforschung auf. Wie ist der Lebensraum Tiefsee geologisch beschaffen? Welche Organismen leben dort unten? Welchen Einfluss hat die Tiefsee auf das Leben auf unserem Planeten? Welchen Bedrohungen ist der Lebensraum ausgesetzt und wie schützen wir ihn?

Die Forschenden stellen in dem reich bebilderten Werk die Vielfalt der Tiefsee-Organismen und deren Lebensraum vor. Von mikroskopisch kleinen Lebewesen, über Glasschwämme, Röhrenwürmer, Kaltwasserkorallen, Glaskopffisch und Riesenassel bis zum Riesenkalmar – sie alle haben Anpassungsmechanismen und Überlebensstrategien entwickelt, die ihnen ein Leben in Kälte, Dunkelheit und unter hohem Druck ermöglichen. Ein Wal-Kadaver wird als sogenannter Walfall zur Oase in der sonst nahrungsarmen Einöde der Tiefseeweichböden. Hydrothermalquellen und „Cold Seeps“ („kalte Sickerstellen“) sind weitere Hotspots des Lebens in der Tiefsee.

Auch die Auswirkungen menschlicher Eingriffe in die Ökosysteme der Tiefsee sowie mögliche Maßnahmen zu ihrem Schutz beleuchtet das Buch. Menschen nutzen die Tiefsee etwa als Quelle für Nahrung und gefährden dabei den Lebensraum durch industrielle Fischerei mit Schleppnetzen auf dem Meeresboden sowie durch Überfischung. Weitere Themen sind die Gewinnung von Rohstoffen wie Manganknollen und Methanhydrat, der Eintrag von Kunststoffabfällen in die Ozeane, in der Tiefsee verlegte Strom- und Datenkabel sowie die Auswirkungen der menschgemachten Klimaerwärmung auf das Ökosystem Tiefsee. Das Buch beschreibt die Tiefsee als schützenswerten Lebensraum, der einen großen Einfluss auf die gesamte Erde hat. Die Herausgeber Müller und Hoffmann-Wieck halten fest: „Politik und Gesellschaft sind gefragt, die Ozeane und damit auch den Lebensraum Tiefsee nachhaltig zu nutzen und zu schützen. Die Ergebnisse guter wissenschaftlicher Forschung bzw. die daraus entwickelten Handlungsoptionen dienen als Grundlage dafür.“

Das Buch „Tiefsee – Vielfalt in der Dunkelheit“ ist ein Begleitbuch zu den Ausstellungsräumen „Tiefsee“ und „Meeresforschung“ und ist ab sofort im Museumsshop des Senckenberg Naturmuseums Frankfurt, im Buchhandel oder online erhältlich.

Publikation
Thorolf Müller, Gerd Hoffmann-Wieck (Hrsg.)
Tiefsee – Vielfalt in der Dunkelheit
2020, 204 Seiten, 177 Abbildungen, Anhang,
durchgehend farbig, 20 x 22,5 cm, broschiert,
ISBN 978-3-510-61415-8, Senckenberg-Buch 83,
17,90 Euro
www.schweizerbart.de/9783510614158
Erscheinungstermin: 15. Mai 2020

Presseexemplare können Sie unter pressestelle@senckenberg.de bestellen.

Weitere Informationen zu den neuen Ausstellungsräumen „Tiefsee“ und „Meeresforschung“ unter
https://museumfrankfurt.senckenberg.de/de/ausstellung/vorschau/tiefsee/

Wissenschaftspartner GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.

Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel ist eine der weltweit führenden Einrichtungen auf dem Gebiet der Meeresforschung. Aufgabe des Instituts ist die Untersuchung der chemischen, physikalischen, biologischen und geologischen Prozesse im Ozean und ihre Wechselwirkung mit dem Meeresboden und der Atmosphäre. Mit dieser Bandbreite deckt das GEOMAR ein in Deutschland einzigartiges Spektrum ab.

Die neuen Räume „Meeresforschung“ und „Tiefsee“ entstehen im Rahmen des Projekts Neues Museum. Das Frankfurter Naturmuseum soll im Laufe der nächsten Jahre modular modernisiert und erweitert werden. Es entstehen vier neue Großbereiche: Mensch, Erde, Kosmos und Zukunft. Sie nehmen die Besucher*innen mit auf eine Reise zu den Anfängen des Menschen, zu den aufregendsten Plätzen der Erde, in die Weiten des Universums und beleuchten die Zukunft unseres Planeten. Das Museum wird Naturforschung verständlich und aktuell präsentieren und vermitteln. Der Einsatz faszinierender Inszenierungen, Raum-in-Raum Installationen und die Anwendung neuer Medien ist ein fester Bestandteil der Ausstellungskonzepte.

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Mit der Sonne in den Norden
Beginn der IceAGE-Expedition

Wilhelmshaven/Hamburg, 02.07.2020. Aktuell befinden sich 34 Forschende, unter der Leitung von Senckenbergerin Dr. Saskia Brix, an Bord des Forschungsschiffs Sonne. Ihr Ziel: Die Tiefsee rund um Island. Das interdisziplinäre Wissenschaftler*innen-Team möchte während der 35-tägigen Expedition die verschiedenen marinen Lebensräume rund um den Inselstaat im äußersten Nordwesten Europas untersuchen. Die Tauchgänge des am Bord befindlichen Tauchroboters ROV KIEL 6000 des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel können live bei Youtube unter www.youtube.com/Senckenbergworld verfolgt werden.

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Senckenberg-Wissenschaftlerin Angelika Brandt hat gemeinsam mit internationalen Wissenschaftler*innen eine Bestandsaufnahme der Kenntnisse und Diskussionen zu Meeresgebieten jenseits der nationalen Gerichtsbarkeit (Areas beyond national jurisdiction, ABNJ) veröffentlicht. Im Hinblick auf den dringend notwendigen Artenschutz empfehlen die Forschenden unter anderem einen uneingeschränkten wissenschaftlichen Zugang zu gesammelten Proben aus diesen Arealen. Die Stellungnahme erschien kürzlich im Fachjournal „Frontiers in Marine Science“.

“Dead Urchin Walking“ am Meeresboden
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Senckenberg-Wissenschaftler Max Wisshak hat gemeinsam mit seinem Kollegen Christian Neumann vom Museum für Naturkunde in Berlin den Überlebenskampf eines Seeigels am Meeresgrund vor Spitzbergen dokumentiert. In ihrer kürzlich im Fachjournal „Polar Biology“ erschienen Studie zeigen sie, dass der Meeresbewohner aus der Gattung Strongylocentrotus trotz schwerer Verletzungen – mehr als ein Drittel seines Panzers und wichtige Organe fehlten – sich noch mindestens 43 Stunden weiter über den Meeresboden bewegte und dabei sogar dem Angriff einer großen Krabbe auswich. Der Fall dokumentiert das hohe Regenerationsvermögen der Seeigel, dass im Laufe ihrer Evolution aufgebaut wurde.

Press Material

Pressemeldung

pm tiefsee buch 15.5.2020

Buchcover „Tiefsee – Vielfalt in der Dunkelheit“.
Copyright: Senckenberg

pm tiefsee buch 15.5.2020

JAGO ist derzeit Deutschlands einziges bemanntes Forschungstauchboot.
Wissenschaftler*innen können in dem Unterwasserfahrzeug in bis zu 400 Metern Wassertiefe Lebensräume erkunden und erforschen.
Foto: U. Kunz

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JAGO auf der Pirsch nach Plankton. Vor dem Bug des Tauchboots befindet sich ein Saugrohr an einem Greifarm, mit dem der Pilot die fragilen Organismen behutsam einfangen kann.
Foto: J. Schauer/JAGO-Team, GEOMAR

pm tiefsee buch 15.5.2020

Tauchroboter wie das ROV KIEL 6000 des GEOMAR können gefahrlos in die lebensfeindliche Umwelt der Tiefsee abtauchen. Mittels Beleuchtung und hochauflösender Bild- und Videokameras bringen sie spektakuläre Bilder und Filme aus der Tiefsee in Echtzeit an Bord. Hier beleuchtet der Roboter die für heiße Quellen typischen Schlote der „Schwarzen Raucher“.
Bildkomposition: Bildkomposition von Christoph Kersten, GEOMAR, unter Verwendung von Bildmaterial des MARUM – Zen­trum für Ma­ri­ne Um­welt­wis­sen­schaf­ten, Uni­ver­si­tät Bre­men (CC-BY 4.0).

pm tiefsee buch 15.5.2020

Dicht an dicht sitzen Garnelen der Gattung Rimicaris an den Ausströmöffnungen eines Schwarzen Rauchers.
Copyright: ROV KIEL 6000, GEOMAR