An unsere deutschen Leser: Wir bedauern, dass dieser Inhalt nicht in deutscher Sprache verfügbar ist.

Endlich zurück im Museum!

Restaurierung von Anakonda und Wasserschwein abgeschlossen


Seit nahezu 100 Jahren ist die über fünf Meter lange Anakonda mit ihrem Beutetier ein Publikumsliebling der Besucher*innen im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt. Im Februar letzten Jahres wurde das – deutlich in die Jahre gekommene – Exponat zur Restaurierung in die Zoologische Präparation des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums Frankfurt gebracht. Heute ist die große Würgeschlange und das halbverschlungene Wasserschwein aus ihrem „Wellnessurlaub“ frisch überarbeitet in eine brandneue und temperatur- und feuchtigkeitsregulierende Vitrine zurückgekehrt. Auch die Umgebung des Highlight-Exponats wurde umgestaltet: Vier neu bestückte Vitrinen rahmen es nun ein und verraten auf Wandtafeln Hintergründe zu den Präparaten. Ebenfalls präparatorisch überarbeitet wurden die drei Meeresschildkröten in der angrenzenden Vitrine; auch sie erstrahlen nun in neuem Glanz.

Die Anakonda gelangte bereits 1925 nach Frankfurt. „Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung erwarb die Haut des Tieres von einem früheren Naturalien- und Lehrmittelhändler in Hamburg für 100 Mark – auf heutige Zeiten umgerechnet sind das etwa 430 Euro. Heute ist das Exponat von unschätzbarem Wert“, sagt Prof. Dr. Andreas Mulch, Direktor des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums Frankfurt. „Das haben wir auch dem damaligen Präparator – aus Archivunterlagen geht hervor, dass dies sehr wahrscheinlich Christian Kopp, ein Spezialist für Dermoplastiken, war – zu verdanken. Er schuf in Abstimmung mit damaligen Senckenberg-Reptilienforschenden das außergewöhnliche Arrangement von Wasserschwein und der sich in der Schlingphase befindenden Anakonda“, ergänzt Prof. Dr. Brigitte Franzen, Direktorin des Museums am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt.

Seit dem Einzug in das Museum haben unzählige große und kleine Besucher*innen die 1924 in Brasilien erlegte Schlange bewundert, die gerade ihr Beutetier verspeist. Im Februar letzten Jahres wanderte der Publikumsliebling hinter die Kulissen des Frankfurter Naturmuseums. „Das Exponat war stark in die Jahre gekommen – das Ausmaß der Schäden wurde uns erst bewusst, als wir das Reptil aus der Vitrine entnommen haben und eine gründliche Bestandsaufnahme gemacht hatten“, erklärt Senckenberg-Präparator Udo Becker. Für die Restaurierung stellte das Museum daher auch eine „Anakonda-Taskforce“ unter der Leitung von Becker und der Restauratorin Kathrin Sündermann zusammen. „Aufgrund der Komplexität der ursprünglichen Materialverarbeitung war das Know-How von anderen Expert*innen – beispielsweise aus den Bereichen Malerei, Skulptur oder Lederverarbeitung – notwendig. Das Offenbacher Ledermuseum und das Städel waren sofort zu einer Mitarbeit bereit. Der Zoo unterstützte uns schnell und unbürokratisch mit einem mobilen Röntgengerät“, ergänzt Franzen.

Seit der Entnahme aus der Vitrine ist viel passiert: Die Bestandsaufnahme der Schäden und der Verschmutzungen wurde abgeschlossen sowie verschiedene Materialanalysen durchgeführt. Staub wurde sorgfältig mit kleinen Tupfern entfernt, Schichten von Farbe akribisch und mit ungeheurer Vorsicht abgetragen, Risse in den gegerbten Häuten der beiden Tiere ausgebessert. „Im letzten Schritt erfolgte die Kolorierung der Schlange – dabei haben wir darauf geachtet, dass der ursprüngliche Charakter des Objekts erhalten bleibt“, so Sündermann. Und auch das Wasserschwein bekam ein gründliches „Makeover“: Das Hinterteil des großen Nagers wurde in Kleinstarbeit und unter Hilfenahme eines Wasserschwein-Fells aus den Senckenberg-Forschungssammlungen wieder vollständig behaart.

„Wir sind sehr glücklich, dass die Restaurierung so außerordentlich gut gelungen ist – ist sie doch so vielschichtig wie bei einem ‚Alten Meister‘“, freut sich Franzen und Kurator Dr. Thorolf Müller ergänzt: „Jetzt ist unsere ‚Mona Lisa‘ in einer Großvitrine des Frankfurter Unternehmens Glasbau Hahn zu sehen, die durch ihre permanente Feuchtigkeitsregulierung dafür sorgt, dass das Ausstellungsstück auch für die nächsten Generationen erhalten bleibt.“ Möglich wurde die gut ein Jahr dauernde Restaurierung und der Umbau der Vitrine durch Spenden zahlreicher Bürger*innen des Rhein-Main-Gebietes und darüber hinaus verschiedener Stiftungen und Unternehmen sowie der Senckenberg-Mitglieder. „Wir sind für diese Unterstützung unheimlich dankbar! Die vielen kleinen Spenden – unter anderem sind mehrere Tausend Euro über das freiwillige ‚Anakonda-Ticket‘ eingegangen – und die zahlreichen Mails und Anfragen zeigen, wie sehr die ‚Schlange mit Schwein‘ von unseren Besuchenden vermisst wurde und wie groß die Verbundenheit zu dem Exponat in der Bevölkerung ist“, betont die Museumsdirektorin und ergänzt: „Insbesondere möchten wir uns bei der Mann Stiftung, der Ernst Max von Grunelius-Stiftung und dem Unternehmen Glasbau Hahn für die großzügige Unterstützung bedanken.“

Nun ist das Highlight-Exponat auch in einer inhaltlich und grafisch neugestalteten Umgebung zu sehen sein. Die umliegenden Vitrinen zeigen, wie die ersten Schlangen aussahen, wie sich Gift- von Würgeschlangen unterscheiden und wie sich das Reptil mit seiner Schuppenfärbung tarnt oder warnt. Zudem gibt es Hintergrundinformationen zu Historie und Biologie der beiden Tiere. Drei Meeresschildkröten in einer angrenzenden Vitrine wurden präparatorisch überarbeitet und erstrahlen ebenfalls in neuem Glanz.