Forschung

Meiofauna in Polargebieten


Polargebiete sind besonders von der Klimaerwärmung betroffen. Auch unter Wasser sind Auswirkungen von Gletscherschmelze und erhöhtem Sedimenteintrag zu bemerken: Gletscher ziehen sich zurück und geben neuen Lebensraum frei und die Sedimentzusammensetzung verändert sich, was Verschiebungen im Artenspektrum zur Folge hat.

Im Flachwasser können Artenzusammensetzung und Siedlungspotenzial der Meiofauna in Arktis und Antarktis deshalb gute Indikatoren sein.

In der antarktischen Tiefsee konnte erstmals die Tiefenzonierung der Meiofauna vor und nach einem natürlichen Phytoplankton-Bloom untersucht werden. Im Rahmen der Expedition ANDEEP-SYSTCO haben wir festgestellt, daß sich die Individuenzahl der Meiofauna nach einem der seltenen Futterregen aus der lichtdurchfluteten Zone an der Oberfläche des Sediments erhöht.

Artenzusammensetzung und Siedlungspotenzial der Meiofauna in der Arktis

Im Forscherdorf Ny Ǻlesund am Kongsfjord auf Spitzbergen betreibt das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung gemeinsam mit dem Institut Polaire Français Paul Emile Victor die AWIPEV Forschungsstation. In Kooperation mit Dr. Jürgen Laudien (AWI) haben wir dort unter anderem ein mehrjähriges Besiedlungsexperiment auf künstlichen Weichböden in 20 Metern Tiefe ausgewertet.

Polare Meiofaunagemeinschaften benötigen nach Störungen in ihrem Lebensraum extrem lange bis sie sich wieder vollständig regeneriert haben. Das ist für neuerdings eisfreie Gebiete genauso relevant wie für Gebiete, die durch Eisbergstrandungen gestört wurden. Unser Experiment hat gezeigt, daß die Individuendichten der Meiofauna zwar bereits nach einem Jahr wieder die Ausgangszahlen erreicht hatten, aber die Zusammensetzung der Großtaxa war noch bis zu drei Jahre nach dem Experiment von höheren Copepodenzahlen als im umgebenden Sediment geprägt (Veit-Köhler et al. 2008).

Artenzusammensetzung und Siedlungspotenzial der Meiofauna in der Antarktis

Das deutsch-argentinische Dallmann Labor  bei der argentinischen Station Jubany auf King George Island im Südshetland Archipel ist Ausgangspunkt für vielfältige wissenschaftliche Aktivitäten in und um die Potter Bucht. Seit 1994 sind mehrere Tiefentransekte in dieser Flachwasserzone beprobt worden. Die Diversität der Harpacticoida in Abhängigkeit vom Sediment und die Ökologie der Meiofauna spielen bei unseren Untersuchungen eine große Rolle.

Auch wenn die Bucht zugefroren ist wird getaucht um Sedimentproben zu sammeln. Dafür ist eine Forschungstaucherausbildung vorgeschrieben.

Die „Giganten“ der Bucht stehen auch schon fest: am Boden leben die einen Millimeter großen Pseudotachidius jubanyensis Veit-Köhler & Willen, 1999 und Scottopsyllus praecipuus Veit-Köhler, 2000. Im Plankton lebt die bis zu 1,7 mm lange Alteutha potter Veit-Köhler & Fuentes, 2007.