Terrestrische Zoologie
Arachnologie
Die Sektion der Arachnologie gründet auf einer langen Tradition im Senckenberg-Museum. Im Jahre 1833 erhielt die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft die Sammlung von Karl Friedrich Wider. Heute trägt die Forschung der Sektion Arachnologie zum Forschungsbereich Biodiversität, Systematik und Evolution bei.
Die senckenbergische Tätigkeit auf dem Gebiet der Spinnenkunde, der Arachnologie, ist fast ebenso alt wie die 1817 gegründete Gesellschaft selbst. Zuerst war es Karl Friedrich Wider, Oberpfarrer aus Beerfelden im Odenwald, der sich um 1825 mit einheimischen Spinnen befaßte. Seine bedeutende Sammlung, seine zahllosen Zeichnungen und seine Manuskripte gelangten 1833 in den Besitz der Gesellschaft. Bereits 1834 gab der Arzt Adolph Reuss die wichtig erscheinenden Teile dieser Aufzeichnungen heraus und trug damit wesentlich zu der ersten senckenbergischen Abhandlung (Museum Senckenbergianum, 1) bei. Viele Namen der damals beschriebenen Arten sind noch heute gültig und jedem Arachnologen geläufig. Die Wider’sche Sammlung ist fast vollständig erhalten geblieben, – im Gegensatz zu den meisten Sammlungen seiner Zeitgenossen.
Schon nach dem 1. Weltkrieg begann eine Zusammenarbeit mit Carl Friedrich Roewer, die bis zu seinem Tod im Jahre 1963 andauerte. In Schritten wurde die umfangreiche Sammlung Roewers sowie seine Spezialbibliothek angekauft und so der immer noch dominierende Anteil der Senckenbergischen Arachnologie erworben. Das umfangreiche Typenmaterial von Roewer selbst aber auch von anderen Arachnologen (u.a. Ludwig Koch, Eugene Simon , Tamerlan Thorell, Philipp Bertkau, Friedrich Dahl) machen die Roewer’sche Sammlung und damit die des Senckenberg noch heute zu einer der bedeutendsten weltweit.
Durch den Kauf der Sammlung und Bibliothek von Vater und Sohn Viets über Süßwassermilben 1966 und in den folgenden Jahren entstand ein zweiter Schwerpunkt innerhalb der Arachnologie. Die Sammlung umfasst mehr als 16000 Serien und über 2000 Arten und ist damit eine der drei größten der Welt.
Im Jahre 1954 erhielt die Arachnologische Sektion mit Otto Kraus erstmals einen hauptamtlichen Bearbeiter. Diese Zeit ist Ursprung vieler, teilweise bis heute andauernder Kooperationen (z.B. Prof. Dr. Rudolf Braun, Prof. Dr. Jochen Martens). Auch das einmalige Vermächtnis des Spinnenforschers Hermann Wiehle, der den meisten Arachnologen von seinen exakten Zeichnungen in der Reihe „Tierwelt Deutschlands“ hinlänglich bekannt ist, konnte im Senckenberg für die Zukunft bewahrt werden.
Zwischen 1969 und 2002 wurde die Arachnologie vom Personal der Sektion Marine Evertebrata I verwaltet. Dr. Manfred Grasshoff sorgte mehr als 30 Jahre lang und über seine Pensionierung hinaus dafür, dass die geschaffene Ordnung (Sammlungssystem) bewahrt und gepflegt wurde. Er vertrat die deutschen Arachnologen als Korrespondent der CIDA (Centre international de documentation arachnologique, Paris), einer Stelle für Literatur- und Informations-Austausch, die 1999 in die International Society of Arachnology (ISA) überging. So hielt er die Arachnologie trotz seiner eigenen intensiven Forschungen über Korallen und „Die Evolution der Tiere“ am Leben, was sich in einer regen Besuchstätigkeit in der Sammlung und Bibliothek niederschlug.
Seit 2002 hat die Arachnologie wieder einen hauptamtlichen Sektionsleiter und zog innerhalb des Hauses von der Aquatik in die Terrestrik – sozusagen aus dem Wasser ans Land, einen Schritt, den die ersten Arachniden bereits im Silur vollzogen.
Seit 2019 ist die Arachnologie im renovierten Jügelhaus (ehemaliges Hauptgebäude der Universität) untergebracht. Neben großzügigen und modernen Räumen für die Sammlung und Bibliothek gibt es auch mehr Räume für Gastwissenschaftler.