Nachhaltigkeit
Leitlinien der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Präambel
Senckenberg umfasst sowohl international agierende Forschungsinstitute mit naturhistorischen Sammlungen als auch Naturkundemuseen in Frankfurt, Dresden und Görlitz. Durch Forschung auf dem Gebiet der Geobiodiversität sowie durch Wissensvermittlung sind wir zu nachhaltigem Handeln bei unserer Forschungsarbeit, bei der Erhaltung unserer Sammlungen sowie im Umgang mit der Natur verpflichtet. Unsere wissenschaftlichen Ergebnisse zur Naturforschung vermitteln wir einer breiten Öffentlichkeit durch unsere Naturkundemuseen, ein vielfältiges Ausstellungsprogramm, Lehrveranstaltungen, populärwissenschaftliche Vorträge und Veröffentlichungen in diversen Medien. Im Dialog mit Gesellschaft, Wirtschaft und Politik leisten wir einen zentralen Beitrag für die nachhaltige Entwicklung der Erde. Aus den Ergebnissen unserer Arbeit und den unzweifelhaften Fakten zur globalen Entwicklung ergibt sich eine Verpflichtung, auf die Abnahme und Bedrohung der Biodiversität sowie auf die Notwendigkeit eines schonenderen Umgangs mit Ressourcen hinzuweisen.
Senckenberg erforscht das System Erde und seine Zusammenhänge und verfügt deshalb über ein umfassendes Wissen über die Auswirkungen des menschgemachten globalen Wandels auf die weltweite Artenvielfalt, Ökosysteme und uns selbst, wie auch über Kompetenz, diese einer betroffenen Öffentlichkeit eingängig darstellen zu können. Aber natürlich arbeitet Senckenberg auch daran, selbst nachhaltiger zu handeln – die ersten Schritte sind hier bereits gemacht. Senckenberg-weit koordiniert und bündelt ein Nachhaltigkeitsbeauftragter die Aktivitäten und erstellt Nachhaltigkeitsberichte (zuletzt 2020), die auf den 2017 verabschiedeten übergreifenden Nachhaltigkeitsleitlinien basieren. An mehreren Standorten haben sich Arbeitsgruppen engagierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebildet, die sich gemeinsam des Themas annehmen.
An allen Standorten wurde ein Energie-Audit durchgeführt. Die Stromversorgung erfolgt nun an der Mehrzahl der Standorte mit Ökostrom bzw. die Umstellung ist geplant. An mehreren Standorten wird bereits mit Fernwärme geheizt. Eine Selbstverpflichtung für alle Beschäftigten zum Verzicht auf Flüge unter 1000 km ist in Arbeit, die Möglichkeit der Kompensation unvermeidbarer Flüge wird aktuell geprüft. Bei den Fuhrparken der Standorte kommen, wenn Fahrzeuge ersetzt werden müssen und der Einsatzzweck es zulässt, E-Autos oder Hybrid-Fahrzeuge zum Einsatz. Bei der Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen wurden Nachhaltigkeitsanforderungen in die Beschaffungsordnung integriert.
Leitlinien
Unser Verständnis von Nachhaltigkeit zielt primär auf den langfristigen Erhalt der natürlichen Ressourcen im Interesse heutiger und zukünftiger Generationen. Die Nachhaltigkeitsleitlinien der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung sind kein Spiegelbild des Status Quo, sondern verstehen sich als Vision eines effektiven Nachhaltigkeitsmanagements, in welchem die drei Nachhaltigkeitsdimensionen Umweltschutz, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und soziale Verantwortung so zusammen geführt werden, dass Entscheidungen unter allen drei Gesichtspunkten dauerhaft tragfähig sind.
(Stand: 08.11.2017)
Vor Ort für die Zukunft: Nachhaltigkeit an den Senckenberg-Standorten
Frankfurt
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum
Das Forschungsinstitut und Naturmuseum, in den denkmalgeschützten Gebäuden Jügelhaus, Arthur-von-Weinberg-Haus und Museumsgebäude untergebracht, leistet z.B. mit der Nutzung von Fernwärme und Ökostrom und dem Einsatz moderner Leuchtmittel Beiträge zur Nachhaltigkeit. Einsparungen beim Drucken wurden möglich durch die Installation weniger Zentraldrucker, und die zunehmende Versendung digitaler Bilder bzw. Scans von Sammlungsobjekten zur wissenschaftlichen Untersuchung hat einen Rückgang beim Postversand von Sammlungsmaterial zur Folge. Farbenfrohes Beispiel für artenreiche Lebensräume in der Stadt ist die Blumenwiese vor dem Jügelhaus sowie die artenreiche, insektenfreundliche Bepflanzung der Flächen um Jügel- und Weinberg-Haus. An den Gebäuden wurden zudem Nisthilfen für Vögel angebracht. Für kurze Dienstfahrten steht den Beschäftigten eine gemeinsam mit dem SBiK-F genutzte Flotte von Dienstfahrrädern zur Verfügung. Beschäftigte, die mit dem Rad zur Arbeit kommen, können dieses in mehreren sicheren, überdachten Fahrrad-Käfigen abstellen, außerdem steht eine Dusche zur Verfügung
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
Das S-BiK-F hat seinen Sitz in einem denkmalgeschützten Bau des Frankfurter Architekten Ferdinand Kramer, der nachhaltig grundsaniert und energetisch optimiert wurde: Nach der Sanierung erreicht die Fassade einen U-Wert von 0,65 W/(m K), die Transmissionswärmeverluste wurden halbiert. Zudem wurden die Dächer mit einer vielfältigen, an diesen speziellen Wuchsort gut angepassten Vegetation begrünt. Die Büroräume und Labore erhielten eine mechanische Belüftung mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung. Bei der Beheizung über eine Gasbrennwerttherme wird neben dem Brennstoff auch die Energie aus dem entstehenden Wasserdampf zur Wärmegewinnung genutzt. Die Lichtanlage der Flure wird durch Bewegungsmelder gesteuert und passt sich dem Tageslicht an.
Darüberhinaus wird die CO2-neutrale Mobilität durch Bereitstellung von Dienstfahrrädern und einen sicheren, überdachten Fahrrad-Parkplatz unterstützt. Der abwechslungsreich gestaltete Institutsgarten ist durch ein vielfaltsförderndes Mahdregime ein Lebensraum für verschiedenste Bestäuber. Dies kommt nicht nur den drei eigenen Bienenvölkern zugute, sondern auch den vielen Insekten, die in den installierten Insektenhotels ein Zuhause gefunden haben. Den heimischen Brutvögeln stehen mehrere Nistmöglichkeiten im Garten und am Gebäude zur Verfügung. Der Strukturreichtum des Gartens wird demnächst durch einen Teich noch erhöht.
Senckenberg Forschungsstation für Quartärpaläontologie, Weimar
In Weimar erfolgt die Stromversorgung durch Ökostrom. Eine Regenwasserzisterne dient der Brauchwassernutzung, und im Rahmen einer 2021 und 2022 anstehenden großen Baumaßnahme erfolgen die Errichtung einer Photovoltaik-Anlage (26kWp) zur Eigennutzung und die energetische Komplettsanierung von Haus A und Haus B. Im Innen- und Außengelände wurden Blühwiesen, Blühstreifen und Blühgehölze für Insekten geschaffen. Ein Totholzhabitat im Innengelände, ein Mauerseglerkolonie in entsprechenden Brutkästen und Brutkästen für Turmfalken bieten weiteren Arten Unterschlupf.
Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut, Müncheberg
Am SDEI entsteht derzeit ein Erweiterungsbau zum Bestandsgebäude. Diese Baumaßnahme wird unter besonderer Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien durchgeführt. So erfolgt der Bau in Vollholz und wird somit das erste Laborgebäude in Deutschland, das ganz aus diesem nachhaltigen Baumaterial errichtet wird. Um die Klimatisierung so energieeffizient wie möglich zu gestalten, wird über Erdsonden im Winter geheizt und im Sommer gekühlt. Abwärme von Geräten und aus der Raumluft wird über Wärmetauscher zurückgewonnen. Eine Solaranlage sorgt für die Warmwasserversorgung. Um eine Energieautarkie zu erreichen, wird eine Photovoltaikanlage aufgebaut, so dass das Gebäude meist mehr Energie erzeugen als verbrauchen wird.
Senckenberg Naturhistorische Sammlungen, Dresden
An den SNSD ist ein Projekthighlight beheimatet, das umfassend zur nachhaltigen, insektenfreundlichen Bewirtschaftung von Wiesen am Standort wie auch im gesamten Bundesland beiträgt: Das CitizenScience-Projekt „Puppenstuben gesucht – Blühende Wiesen für Sachsens Schmetterlinge“ (www.schmetterlingswiesen.de). Viele Schmetterlingsarten sind selten geworden, Hauptgründe sind die moderne Landwirtschaft sowie der Einsatz von Düngern und Pestiziden. Das Projekt „Schmetterlingswiesen“ unterstützt durch koordinierte, neuartige Bewirtschaftungsformen von Wiesen landesweit die Erhaltung von Lebensräumen der Schmetterlinge und anderer Insekten. Bürgerinnen und Bürger können durch die Einbindung ihrer Wiesen einen persönlichen Beitrag zur Bewahrung der Artenvielfalt der Schmetterlinge leisten wie auch beim Monitoring der dort auftretenden Arten mitarbeiten. Im Zuge des Projektes wurden auch die Grünflächen am Institutsstandort zu insektenfreundlichen Blühwiesen umgewandelt.
Senckenberg am Meer, Wilhemshaven
Die Stromversorgung wurde hier bereits komplett auf Ökostrom umgestellt. Bewegungsmelder für die Beleuchtung der Flure reduzieren den Stromverbrauch ebenso wie die eingeleitete Umstellung der Beleuchtung auf LED. Ein neues Mahdregime der Grünflächen erlaubt natürliche Pflanzensukzession, mit dem Ziel einer naturnahen, künftig auf weiteren Flächen noch auszuweitenden Wildblumenwiese. Auch die sonstige Bepflanzung des Geländes (Beete, Gehölze) soll naturnaher gestaltet sowie an den Gebäuden Nistgelegenheiten für verschiedene Vogelarten geschaffen werden. Außerdem wurde ein durch einen Imker betreutes Bienenvolk angesiedelt. Demnächst geplant sind eine optimierte Mülltrennung und -vermeidung, die Umstellung aller Reinigungsmittel auf umweltfreundliche Produkte und die Förderung nachhaltiger Mobilität durch Dienstfahrräder und mehr geschützte Fahrradparkplätze. Zudem soll der Fuhrpark nachhaltiger gestaltet, die Heizung durch Nutzung von Abwärme und bessere Isolierung energieeffizienter werden und Dachflächen für Photovoltaik genutzt werden (zum Laden von E-Autos laden oder zum Betreiben der Klimaanlagen und Kühlcontainer).
Senckenberg Museum für Naturkunde, Görlitz
Am SMNG arbeitet seit 2019 eine eigene AG zum Thema, sie hat bereits mehrere Dutzend Einzelmaßnahmen vorgeschlagen, die nun umgesetzt werden. So bezieht SMNG ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energiequellen und verwendet vornehmlich zertifiziertes Recycling-Papier. Sämtliche Halogenleuchten wurden im Museumsgebäude auf ressourcenschonende LED-Technik umgerüstet.
Für 2021 werden konkrete Zielsetzungen zur Einsparung von Ressourcen formuliert. Die entsprechende Grundlage schafft die Analyse des Verbrauchsverhaltens der vergangenen Jahre. Eine kritische Betrachtung der Fahrzeugflotte liefert zudem schlüssige Argumente zur Prüfung nachhaltiger und zukunftsfähiger Mobilitätsalternativen. Weiterhin werden „Stromfresser“ am Standort durch gezielte Messungen identifiziert und sukzessive durch sparsame und langlebige Geräte ersetzt.