Januar

Menschen nutzen Bärenfelle seit mindestens 300.000 Jahren

Menschen nutzen seit mindestens 300.000 Jahren Bärenfelle, um sich vor der kalten Witterung zu schützen. Das legen Schnittspuren auf dem Mittelfuß- und dem Fingerknochen eines Höhlenbären nahe, die in der altpaläolithischen Fundstelle im niedersächsischen Schöningen entdeckt wurden. Damit ist dies einer der ältesten Belege dieser Art weltweit. Die Forschungsarbeit führte ein archäologisches Team der Universität Tübingen und des Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment (SHEP) in Tübingen gemeinsam mit einem Kollegen der Universität Leiden durch. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Journal of Human Evolution veröffentlicht.

Der Johnstones Pfeiffrosch ist eine der erfolgreichsten invasiven Amphibienarten weltweit – trotz geringer genetischer Vielfalt

Senckenberg-Wissenschaftler*innen haben mit einem internationalen Team den invasiven Johnstones Pfeiffrosch genetisch mit einem weiteren eingewanderten und einem heimischen Frosch verglichen. In ihrer nun im Fachjournal „NeoBiota“ erschienenen Studie zeigen die Forschenden, dass die Invasion der winzigen Amphibien nicht, wie bislang angenommen, durch ihre genetische Vielfalt begünstigt wurde. Vielmehr erlauben anthropogene und ökologische Faktoren die Ausbreitung der Frösche – mit Auswirkungen auf das Naturschutzmanagement.

Archäologie aus dem Abfall: kleine Splitter erzählen vom Werkzeuggebrauch vor 300.000 Jahren

Kleine Absplitterungen aus Feuerstein, die beim Nachschärfen von Schneidewerkzeugen vor 300.000 Jahren herunterfielen, geben Hinweise auf die Bearbeitung von Holz durch frühere Menschen. Die Stücke wurden an der altpaläolithischen Fundstelle im niedersächsischen Schöningen entdeckt. Die Forschungsarbeit an dem ungewöhnlich alten Abfall führte ein fächerübergreifendes Team unter der Leitung der Universität Tübingen und des Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment (SHEP) in Tübingen durch. Die Studie ist in der Fachzeitschrift Scientific Reports erschienen.

Molekulare Archäologie: 1200 Jahre alte DNA-Sequenzen aus Madagaskar führen zur Entdeckung einer ausgerotteten Landschildkröte
Gen-Analysen machen die untergegangene Welt der Riesenschildkröten im westlichen Indischen Ozean wieder sichtbar

Einem internationalen Forschungsteam unter Leitung des Senckenbergers Uwe Fritz ist es gelungen, das Erbgut von bis zu 1200 Jahre alten Schildkrötenfunden aus dem westlichen Indischen Ozean zu sequenzieren. Dabei wurde eine im Mittelalter ausgerottete Landschildkrötenart aus Madagaskar entdeckt, die eine Panzerlänge von einem halben Meter erreichte. Acht Riesenschildkrötenarten lebten auf Madagaskar und benachbarten Inseln, die bis auf eine Art auf Aldabra ausgerottet wurden, heißt es in der jetzt im renommierten Fachjournal „Science Advances“ publizierten Studie.

Außergewöhnliche Flugkünstler
Kolibris beherrschen ihren Schwebeflug vermutlich aufgrund eines fehlenden Gens

Sie zählen zu den kleinsten, aber auch wendigsten Vogelarten der Welt: die auf den beiden amerikanischen Kontinenten beheimateten Kolibris. Häufig kaum größer als ein Daumen, können sie als einzige Vogelart nicht nur vorwärts, sondern auch rückwärts und seitlich fliegen. Möglich macht dies ihr charakteristischer Schwebeflug, der jedoch extrem energieaufwändig ist. Ein internationales Team von Wissenschaftler*innen unter der Leitung von Prof. Michael Hiller vom hessischen LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik (LOEWE-TBG) untersuchte nun in einer im Fachjournal „Science“ veröffentlichten genomischen Studie, welche evolutionären Anpassungen des Stoffwechsels die besonderen Flugkünste der Kolibris ermöglicht haben könnten.

Genetische Daten aus dem Altai weisen auf hohe Mobilität früher Jäger und Sammler hin
Wanderbewegungen über große Distanzen waren in Nordasien spätestens seit dem frühen Holozän verbreitet – Internationales Forschungsteam entdeckt Verbindungen zwischen Genpools

Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Universität Tübingen, des Senckenberg Centres for Human Evolution and Palaeoenvironment (SHEP) in Tübingen und des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig identifizierte eine etwa 7.500 Jahre alte und bisher unbekannte Population im zentralasiatischen Altai, an der es belegen konnte, dass Jäger- und Sammlerpopulationen in Sibirien und in anderen Teilen Nordasiens über große Distanzen mobil waren. Unter der Leitung von Cosimo Posth, Professor für Archäo- und Paläogenetik in Tübingen, fand das Forschungsteam heraus, dass die neolithischen Jäger- und Sammlerpopulation aus dem Altai eine Mischung aus zwei verschiedenen Gruppen war, die während der letzten Eiszeit in Sibirien gelebt hatten. Wie weit die Mobilität dieser Jäger und Sammler reichte, zeigt ihr genetischer Beitrag zu vielen zur gleichen Zeit lebenden und späteren Populationen in ganz Nordasien. Die Studie ist in der Fachzeitschrift Current Biology erschienen.

Katrin Böhning-Gaese in den Rat für Nachhaltige Entwicklung berufen
Bundesregierung ernennt die Senckenberg-Biodiversitätsforscherin als Mitglied des Beratungsgremiums für Nachhaltigkeitspolitik

Die Senckenbergerin Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese wird Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung. Am heutigen Mittwoch wurde die Expertin für Biodiversität und Trägerin des Deutschen Umweltpreises 2021 in das 15-köpfige Gremium berufen, das die Bundesregierung in Fragen der nachhaltigen Entwicklung berät.

Neue Senckenberg-Vortragsreihe: „Planetare Grenzen – Die Welt ist nicht genug“
Auftaktvortrag „Biosphäre am Limit“ am 25. Januar

Neun globale Prozesse – sogenannte „Planetare Grenzen“ – gibt es, die die ökologische Überlebensfähigkeit des Menschen auf dem Planeten Erde bestimmen. So definierte es bereits 2009 ein internationales Forschungsteam rund um den schwedischen Resilienzforscher Prof. Dr. Johan Rockström. Werden die Grenzen überschritten, verlassen wir nach derzeitigem Wissensstand den „sicheren Handlungsraum“ für die menschliche Zivilisation auf der Erde. Die neue Senckenberg-Vortragsreihe „Planetare Grenzen – Die Welt ist nicht genug“ befasst sich an neun Abenden von Januar bis Mai mit diesen neun Themenbereichen.

„Wissenschaft Live“ bei Senckenberg

Wie sieht das Ohr einer Großkatze von innen aus? Wie viele Augen können Spinnen haben? Und wie waren die Temperaturen vor mehr als 40 Millionen Jahren in Hessen? Das erfahren Besucher*innen in dem neuen interaktiven Veranstaltungsformat „Wissenschaft Live“ in der Aha?! Forschungswerkstatt des Senckenberg Naturmuseums Frankfurt. Zweimal im Monat stellen hier Senckenberg-Wissenschaftler*innen ihre Forschungsthemen vor – mit Liveschaltungen zu Expeditionen, spannenden Mitmachobjekten oder Experimenten. Im Januar geht der Paläontologe Mathias Wirkner der Frage nach, worin sich Löwe, Schneeleopard und Co. unterscheiden und was sie mit dem Tyrannosaurus rexgemeinsam haben. Im Februar stellt Arachnologe Dr. Peter Jäger die faszinierende Welt der Spinnen vor und Geowissenschaftler Clemens Schmitt geht auf Spurensuche in die Klima-Vergangenheit.

Anakonda und Wasserschwein im Wellness-Urlaub

Dieses Exponat bleibt in Erinnerung: Die Anakonda mit dem – zur Hälfte verschlungenen – Wasserschwein. Seit nahezu 100 Jahren ist die über fünf Meter lange Schlange mit Beutetier ein Publikumsliebling der Besucher*innen des Senckenberg Naturmuseums Frankfurt. Morgen verschwindet das Reptil hinter die Museumskulissen: In der Zoologischen Präparation Senckenbergs beginnt die fachgerechte Restaurierung der in die Jahre gekommenen Würgeschlange. Voraussichtlich Ende April kehrt das eindrucksvolle Exponat an seinen alten Platz, aber in eine neu gestaltete Umgebung zurück.

Februar

EINLADUNG zum Pressegespräch und zur Projektbesichtigung des Jugend-forscht-Regionalwettbewerbs Rhein-Main West im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt

Ein App-Spiel, das zum Müll einsammeln motiviert, mathematische Formeln in kunstvollen geometrischen Formen, getrockneter Biosteinklee als Schadstofffilter der Zukunft – diese Ideen, Experimente und Erfindungen sowie viele weitere erstaunliche Projekte sind am Freitag, den 10. Februar 2023 im Senckenberg Naturmuseum zu entdecken. Sie werden von den Teilnehmenden des Jugend-forscht-Regionalwettbewerbs Rhein-Main West präsentiert, den die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung im dreizehnten Jahr ausrichtet. Die Wettbewerbs-Patenschaft teilt sich Senckenberg zum dritten Mal mit der Provadis Ausbildung und der Provadis Hochschule. Provadis ist mit rund 1.700 Auszubildenden Hessens größtes privates Ausbildungsunternehmen. Rund 1.100 junge Menschen studieren zurzeit an der Provadis Hochschule. Unter dem diesjährigen Motto „Mach Ideen groß!“ gehen insgesamt 35 Projekte mit ganz unterschiedlichen Fragestellungen an den Start. 

Neue Wege für die Naturstoff-Forschung
Prof. Dr. Eric Helfrich erhält Emmy Noether-Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Neue Methoden zu entwickeln, um bisher unentdeckten Naturstoffen auf die Spur zu kommen – dieses Ziel hat sich Eric Helfrich gesetzt, Professor für Naturstoffgenomik am hessischen LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik (LOEWE-TBG) und der Frankfurter Goethe-Universität. Für seine Forschung erhält er seit Januar 2023 eine sechsjährige Förderung im Emmy Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für herausragend qualifizierte Nachwuchswissenschaftler*innen in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro. Das Besondere an seinem Ansatz: Die genetischen Baupläne, die für die Produktion unbekannter Naturstoffe verantwortlich sind, werden mittels Maschinellem Lernen im Erbgut von Organismen ausfindig gemacht und anschließend mit neuen Verfahren der Synthetischen Biologie in Bakterien biotechnologisch hergestellt.

Senckenberg-Vortragsreihe: Zu dicke Luft? Aerosolgehalt der Atmosphäre und seine Bedeutung für Gesundheit und Klima

Aerosole sind kleine und kleinste Partikel in der Luft, die zum Beispiel bei Verbrennungsprozessen in großen Mengen in die Atmosphäre gelangen. Sie können beträchtliche gesundheitliche Folgen für uns Menschen haben. Gleichzeitig wirken Aerosolpartikel als Kondensationskeime und beeinflussen so das Klimasystem und das Wetter der Erde beispielsweise bei der Wolkenbildung oder dem Wasserkreislauf. Der nächste Vortrag der Senckenberg-Vortragsreihe „Planetare Grenzen – Die Welt ist nicht genug“ nimmt dieses komplexe Thema unter die Lupe.

Naturapotheke der Zukunft in Gefahr
Heilpflanzen könnten die medizinische Versorgung der Menschheit sichern – dazu müssten sie umfassend erforscht und geschützt werden, fordert ein Wissenschaftler*innen-Team

Eine Gruppe von Wissenschaftler*innen plädiert im renommierten Fachjournal „The Lancet Planetary Health“ dafür, die Erforschung von Heilpflanzen systematisch voranzutreiben, um ihr Potenzial für die globale Gesundheitsversorgung nachhaltig zu nutzen. Gemeinsam mit anderen zeigen Dr. Spyros Theodoridis vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt und Prof. David Nogués Bravo vom Center for Macroecology, Evolution and Climate der Universität Kopenhagen die Möglichkeiten auf, die der wissenschaftliche und technische Fortschritt für das Verständnis der ökologischen Funktionen bioaktiver Pflanzenstoffe und ihren Einsatz in der Medizin eröffnet. Gleichzeitig weisen sie auf die Gefahren hin, welche insbesondere die Klima- und Biodiversitätskrise für diese wichtige Naturressource darstellen.  

 

EINLADUNG zum Richtfest und Pressetermin „Innovation in Holz: Das neue Senckenberg Forschungsgebäude in Müncheberg“

Rund 25 Meter lang, 15 Meter breit und 11 Meter hoch wird das neue Senckenberg-Forschungsgebäude im brandenburgischen Müncheberg, in dem Insektenkundler*innen zukünftig auf drei Etagen in hochmodernen Büros, Sammlungsräumen und Laboren ihrer Forschung nachgehen. Einzigartig macht die neue, ab November dieses Jahres bezugsfertige, Arbeitsstätte eine Bauweise, die oberirdisch ausschließlich auf eine naturbelassene, leimfreie und massive Holzbautafelbauweise setzt. Rund 1.000 Kubikmeter Holz werden zur Errichtung der Wände, Decken, Treppen und sogar des Aufzugschachtes verwendet. Das vom Land Brandenburg und dem Bund im Rahmen des „Innovationsprojekt SDEI Müncheberg“ geförderte Gebäude wird emissionsfrei und energieautark sein. Im Vergleich mit einem herkömmlichen Gebäude, das die Energienormen voll erfüllt, werden in dem Neubau bereits in einem Zeitraum von nur 50 Jahren über 95 Prozent der anderenfalls anfallenden Umweltbelastungen vermieden. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung wird so zur Vorreiterin des ökologischen und nachhaltigen Bauens im Sektor Forschung und Öffentlicher Dienst.

Schildkröten-Invasion im Ländle
Erstmals nachgewiesen: Drei nordamerikanische Schildkrötenarten pflanzen sich selbständig in deutschen Gewässern fort

Ein Forschungsteam mit Dr. Melita Vamberger von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden sowie Benno Tietz und Dr. Johannes Penner von der Universität Freiburg konnte erstmals zeigen, dass drei ursprünglich in Nordamerika beheimatete Schildkrötenarten sich in Deutschland in der Natur fortpflanzen – so weit im Norden wie nie zuvor nachgewiesen. Genetische Untersuchungen der Tiere legen nahe, dass dies in den betreffenden Populationen von Pseudemys concinna, Graptemys pseudogeographica and Trachemys scripta regelmäßig geschieht – die gepanzerten Reptilien haben sich in ihrem neuen Lebensraum in Baden-Württemberg etabliert.

Siegerprojekte des Jugend-forscht-Regionalwettbewerbs bei Senckenberg gekürt

„Ohne Dampf kein Mapf?“, „Untersuchung der Merkfähigkeit bei Kindern“, „ASMR – Was verbirgt sich hinter dem Trend?“, „Bienenretter – Der Bücherskorpion“, „Aluminium das alltägliche Gift“, „Auf zum roten Planeten! – Sauerstoffgewinnung auf dem Mars“, „Grenzwert als Artobjekt“ – diese sieben Jugend-forscht-Arbeiten von Schulen aus Frankfurt am Main, Neu-Isenburg, Oberursel und Offenbach am Main errangen heute den Sieg beim Jugend-forscht-Regionalwettbewerb Rhein-Main West. Die Schüler*innen haben sich damit für den Landeswettbewerb Hessen am 29. und 30. März 2023 bei Merck in Darmstadt qualifiziert. Zum dreizehnten Mal wird der Jugend-forscht-Regionalwettbewerb Rhein-Main West durch das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt organisiert. Die Wettbewerbs-Patenschaft teilt sich Senckenberg zum dritten Mal mit der Provadis Ausbildung und der Provadis Hochschule. Provadis ist mit rund 1.800 Auszubildenden Hessens größtes privates Ausbildungsunternehmen. Rund 1.100 junge Menschen studieren zurzeit an der Provadis Hochschule.

 

Winzige Vielfalt: Neue Mikroschneckenarten entdeckt
Fünfmal höhere Anzahl von Schneckenarten in Südostasien vermutet

Internationale Forschende, unter ihnen Senckenbergerin und Letztautorin Dr. Adrienne Jochum, haben 42 neue Geschwisterarten der kleinsten Landschnecke der Welt Angustopila psammion aus verschiedenen Höhlen in Südostasien beschrieben. Bei ihrer umfangreichen Arbeit hat das Team fünfmal mehr Arten entdeckt als sie vermutet hätten. Dies zeigt, dass die Anzahl und die Vielfalt der Gastropoden in den Untersuchungsgebieten wahrscheinlich um ein Vielfaches höher sind als bislang angenommen. Die Studie erscheint heute im Fachjournal „ZooKeys“.

Evolution in absoluter Dunkelheit: Neue Fischart in Indien entdeckt
Die neue Welsart wurde mit Unterstützung der lokalen Bevölkerung gefunden

Ein indisch-deutsches Forscher*innen-Team, unter ihnen Senckenberg-Wissenschaftler Dr. Ralf Britz, hat die Wels-Gattung Horaglanis im südindischen Bundesstaat Kerala untersucht. Die winzigen nur etwa drei Zentimeter großen Fische dieser Gattung leben ohne Licht in dortigen Grundwasserleitern. Im Rahmen eines breit angelegten „Citizen Science“-Projektes konnten die Forschenden Informationen zur Verbreitung der Tiere, ihrer Genetik und Abstammungsgeschichte sammeln – und entdeckten anhand genetischer Untersuchungen eine neue Art. Die Studie erschien im Fachjournal „Vertebrate Zoology“.

Senckenbergs Holzweg: Neues Forschungsgebäude in Müncheberg
Richtfest zum „Innovationsprojekt SDEI Müncheberg“

Heute feierten zahlreiche geladene Gäste das Richtfest zum neuen Senckenberg-Forschungsgebäude in Müncheberg in Anwesenheit von Tobias Dünow, Staatssekretär für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg. Der im Rahmen des „Innovationsprojektes SDEI Müncheberg“ entstandene Neubau zeichnet sich durch die Kombination aus ressourcenschonender Holzbauweise und ausgeklügelter Haustechnik aus – das Gebäude wird so energieautark. Bezugsfertig wird der dreistöckige Neubau für die Senckenberg-Insektenforscher*innen Ende dieses Jahres.

Bucklige Verwandtschaft
Genomische Studie verdeutlicht die Vielfalt der weltweit verbreiteten Braunbären

Braunbären zählen zu den größten an Land lebenden Raubtieren der Welt. Charakteristisch ist ihr muskulöser Buckel über den Schultern, der den Vorderbeinen zusätzliche Kraft verleiht. Die etwa zehn derzeit identifizierten Braunbären-Unterarten sind in Nordamerika, Europa, Russland und Asien verbreitet. Dabei weisen sie große Unterschiede hinsichtlich ihrer Gestalt, ihrer Lebensräume und ihres Verhaltens auf. Ein internationales Team von Forschenden, darunter vier Wissenschaftler aus Frankfurt am Main, untersuchten in einer in der Nature-Fachzeitschrift „Communications Biology“ veröffentlichten Studie, wie und wann ihre genetische Vielfalt entstanden ist. Damit stellen sie die erste umfassende populationsgenomische Studie am Braunbären (Ursus arctos) vor und zeigen an seinem Beispiel die Auswirkungen der letzten Eiszeit auf die heutige Vielfalt innerhalb der Art.

Faire Landnutzung: Wie lokale Interessengruppen bestmöglich von Landschaften profitieren

Ein internationales Forschungsteam um Dr. Margot Neyret vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt hat untersucht, wie ländliche Räume in Deutschland gestaltet werden könnten, dass alle Nutzer*innengruppen bestmöglich profitieren. Die interdisziplinär angelegte Studie in Kooperation mit dem Frankfurter ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, die im renommierten Fachjournal „Nature Sustainability“ erschienen ist, wertet aus, wie hoch die Ökosystemleistungen verschiedener Landschaften sind und inwieweit sie den unterschiedlichen Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung entsprechen. Dabei zeigen die Forschenden, dass Konzepte, die auf eine umfassende Veränderung von Landschaft und -nutzung setzen, zu sozialen Konflikten führen würden. Als Formel fairer Landnutzung, von der alle Gruppen gleichermaßen profitieren, ermittelt die Studie eine ausgewogene Mischung aus Wald und Grünland.

Extended Reality – Ausstellungen der Zukunft
Podiumsdiskussion am 2. März im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt

Frankfurt am Main, den 22.02.2023. Wie würde das Orca-Skelett im Frankfurter Naturmuseum mit Haut aussehen? Wie funktioniert die Ernährungsweise der Bartenwale und wie die Echoortung? Diesen Fragen geht das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt in einer Kooperation mit der Hochschule RheinMain aus Wiesbaden und in Zusammenarbeit mit der satis&fy AG nach. Gemeinsam entwickeln und testen sie in ihrem angewandten Forschungsprojekt „presentXR“, gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), eine innovative Idee für Ausstellungen der Zukunft: Mittels Augmented Reality werden bestehende Museumsexponate mit Computergrafik ergänzt und durch eine Datenbrille so erfahrbar, dass eine sichtbare Verschmelzung von echten und virtuellen Räumen gelingt.

Waschbären mit blinden Passagieren im Gepäck
Neue Studien im Rahmen des Verbundprojektes ZOWIAC ordnen die Übertragungsgefahr von Krankheiten durch Waschbären ein

Der ursprünglich aus Nordamerika stammende und in Deutschland mittlerweile weit verbreitete Waschbär gilt als wichtiger potenzieller Überträger von Infektionskrankheiten auslösenden Erregern und Parasiten. Im Rahmen des Verbundprojektes ZOWIAC (Zoonotische und wildtierökologische Auswirkungen invasiver Carnivoren) hat ein Team rund um den Parasitologen Prof. Dr. Sven Klimpel die potenzielle Übertragung des Coronavirus (SARS-CoV-2), des West-Nil-Virus (WNV) und des Usutu-Virus sowie die Rolle von Waschbären als Zwischenwirte und Wirte für Ekto- und Endoparasiten untersucht. Die Studien erschienen in den Fachjournalen „Viruses“ und „International Journal for Parasitology“.

Genomik für den Artenschutz
Genomische Analysen liefern wichtige Erkenntnisse für das Naturschutzmanagement

Die biologische Vielfalt der Natur zu erhalten, ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Um Strategien und effektive Maßnahmen zu entwickeln, bedarf es fundierter wissenschaftlicher Analysen und konkreter Informationen für die Akteur*innen im Naturschutz. Hier kann das Feld der Biodiversitätsgenomik einen wichtigen Beitrag leisten: Genomische Daten von Arten, Artgemeinschaften und ganzer Ökosysteme geben Einblick in Eigenschaften, Anpassungsfähigkeiten, Verwandtschaftsbeziehungen und evolutionäre Entwicklungen. Diese Daten sollten bei weitreichenden Bewertungen und Entscheidungen im Naturschutzmanagement immer berücksichtigt werden – dafür plädiert ein internationales Team von Wissenschaftler*innen unter anderem aus Frankfurt in einer neuen Veröffentlichung im Fachjournal „Trends in Genetics“.

Kinderakademievorlesung: Plastik auf Diät – da freut sich der Planet

Plastik ist aus unserem Alltag nicht wegzudenken und als Mikroplastik mittlerweile allgegenwärtig – sogar im Trinkwasser und in unseren Lebensmitteln. Das ist natürlich nicht gesund und für die Umwelt schädlich. Dr. Robert Kupfer vom Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik der Technischen Universität Dresden forscht daran und stellt in seiner Vorlesung aktuelle Ergebnisse zum Ersatz von Plastik und zur Vermeidung von Plastikabfällen vor.

Gebirge der Welt im Objektiv von Karol Nienartowicz
Senckenberg zeigt Sonderausstellung zur Gebirgsfotografie

Görlitz. Vom 11. März bis zum 25. September 2023 zeigt das Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz 35 Fotografien des polnischen Fotografen Karol Nienartowicz. Seine Leidenschaft gehört der Dokumentation von Gebirgslandschaften, die er in einem ganz eigenen Zauber einfängt. Die Fotografien aus Europa, Nord- und Südamerika sowie Vorderasien ermöglichen dem Betrachter vollkommen neue Einblicke und Ansichten in scheinbar bekannte Gebirge vor unserer Haustür und in Sehnsuchtsorte in weiter Ferne.
Die Eröffnung findet am 10. März um 18 Uhr in Anwesenheit des Künstlers im Senckenberg Museum statt. Dazu ist der Eintritt kostenlos.

In der Aasfresserfalle
Bernstein aus der Kreide konserviert Eidechsen-Kadaver mit nekrophagen Insekten – Ameisen sind nicht darunter

Ein internationales Wissen- schaftler*innen-Team um Mónica Solórzano Kraemer vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt hat eine Reihe hervorragend erhaltener kreidezeitlicher Bernsteine untersucht, in denen Eidechsen-Kadaver gemeinsam mit aasfressenden Insekten eingeschlossen sind. Die Ergebnisse ihrer jetzt im Fachjournal „Nature Scientific Reports“ erschienenen Studie zeigen: Die in einem frühen Stadium der Zersetzung konservierten Reptilien hatten typische nekrophage Fliegen angelockt – aber keine Ameisen. Die heute als „Gesundheitspolizei des Waldes“ bekannten Insekten spielten offenbar vor 99 Millionen Jahren als Aasfresser noch keine Rolle.

März

Welches Weichtier wird „Internationale Molluske des Jahres 2023“?
Heute beginnt die öffentliche Online-Abstimmung

Ab heute stehen fünf Weichtierarten zur Wahl als „Internationale Molluske des Jahres 2023“! An der öffentlichen Online-Abstimmung können sich bis zum 19. März 2023 alle Interessierten beteiligen. Der Wettbewerb wurde 2020 von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, dem LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) und der internationalen Gesellschaft für Molluskenforschung (Unitas Malacologica) ins Leben gerufen, um die vielfältige und artenreiche Gruppe der Weichtiere bekannter zu machen und die Öffentlichkeit für ihren Schutz zu sensibilisieren. Der Gewinner-Art winkt die Entschlüsselung ihrer gesamten Erbinformation.

Überleben in der Eiszeit
Größte Genomanalyse eiszeitlicher Vorfahren zeigt Wanderbewegungen der Jäger und Sammler über einen Zeitraum von 30.000 Jahren – Westeuropa war Zuflucht in der Eiszeit – auf der italienischen Halbinsel starben die Menschen aus

Mit dem größten jemals erstellten Genomdatensatz europäischer Jäger und Sammler hat ein internationales Forschungsteam die genetische Abstammungsgeschichte unserer Vorfahren neu geschrieben. 125 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschten an der Studie unter Leitung von Wissenschaftlern der Universität Tübingen und des Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment, der Universität Peking sowie des Max-Planck-Instituts für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin Nature veröffentlicht.

Pressemitteilung vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN)
Krieg in der Ukraine bedroht Süßwasserressourcen und Wasserinfrastruktur

Der anhaltende Krieg in der Ukraine hat auch vielfältige Auswirkungen auf den Wassersektor des Landes. Das zeigt eine aktuelle Studie des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN), die in der Fachzeitschrift Nature Sustainability veröffentlicht wurde. Neben den verheerenden direkten Kriegsfolgen hat die Zerstörung der Wasserinfrastruktur auch sehr langfristige Folgen und Risiken für die Bevölkerung, die Umwelt und die weltweite Ernährungssicherheit. 

Kaum Raum für Natur – der Landnutzungswandel als globales Problem für Arten, Ökosysteme und Klima
Vortrag am 8. März 2023

Frankfurt, 02.03.2023. Städte, Äcker, Holzplantagen – der Flächenhunger der Menschheit ist riesig: Weltweit werden gewaltige Areale für die menschliche Nutzung verändert. Allein der Bau von Siedlungen und Verkehrsflächen in Deutschland führte 2020 zu einer Versiegelung von 54 Hektar Land pro Tag. Dabei wären diese Gebiete so wichtig für den Natur- und Klimaschutz. Der nächste Vortrag der Senckenberg-Vortragsreihe „Planetare Grenzen – Die Welt ist nicht genug“ beleuchtet die Komplexität des Themas Landnutzungswandel und zeigt auf, wie die Zukunft aussehen könnte.

Planetare Grenzen und Umweltkrisen – Szenarien unserer Zukunft
Vortrag von Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger. Ein Abend des Förderverein Senckenberg am 9. März 2023

Frankfurt, 06. März 2023. Wir leben im Zeitalter des Anthropozäns und erfahren eine menschengemachte Systemkrise: Die Übernutzung der Natur trägt zu Klimawandel und Biodiversitätsverlust bei, neue Krankheiten entstehen, es kommt zu Migration und kriegerischen Auseinandersetzungen. Doch was bedeutet das für die Zukunft der Menschheit und für uns ganz konkret? Was sind „Planetare Grenzen“ und was geschieht, wenn wir diese überschreiten?

Görlitzer Meridian Naturfilmpreis 2023 geht an Henry Mix

In diesem Jahr erhält der Berliner Naturfilmer Henry Mix den Görlitzer Meridian Naturfilmpreis des Förderkreises Naturkundemuseum Görlitz für sein Lebenswerk, teilt Prof. Dr. Willi Xylander, Sprecher des Vereins, mit. „Vielen Zuschauern wird seine legendäre und unter größten Schwierigkeiten gedrehte Reihe ‚Wildes Russland‘ in Erinnerung bleiben. Sie ist bis heute die größte deutsche Naturfilmreihe“, so Xylander, auf dessen Initiative der Filmpreis 2001 ins Leben gerufen wurde.

Rückgang der Nährstoffbelastung und Meeresspiegelanstieg: Gewinner und Verlierer im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer
Langzeitstudie zeigt Wandel der Lebensgemeinschaften im Ostfriesischen Watt als Folge von Umwelt- und Klimaveränderungen

Ein Team von Forschenden, unter ihnen die Senckenberg-Wissenschaftlerinnen Prof. Dr. Ingrid Kröncke und Dr. Anja Singer, hat eine signifikante Abnahme in der Häufigkeit, der Biomasse und der räumlichen Verbreitung von charakteristischen Wattenmeer-Arten, wie Schnecken, Muscheln, Krebsen oder Würmern, im Ostfriesischen Wattenmeer festgestellt. Das Team verglich dabei einen umfangreichen, aktuellen Datensatz aus dem Jahr 2018 von etwa 500 Messstationen mit einem vergleichbaren, historischen Datensatz aus den 1980er Jahren. Den Artenwandel im Ostfriesischen Wattenmeer führen die Wissenschaftler*innen in ihrer, im Fachjournal „Frontiers in Marine Science“ erschienenen Studie, auf eine verringerte Nährstoffbelastung und Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs auf die Lebensgemeinschaften im Wattboden zurück.

Rundgang und Buchvorstellung „Das wächst in deiner Stadt – #Krautschau“
Die Autorinnen Alexandra-Maria Klein und Julia Krohmer stellen ihr neues Buch im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt vor

Mauerblümchen, Ritzenrebellen und Co: Das neue Buch „Das wächst in deiner Stadt“ bietet urbane Vielfalt zum Niederknien. Der neue Naturführer von Senckenbergerin Dr. Julia Krohmer und Prof. Dr. Alexandra-Maria Klein von der Universität Freiburg richtet den Blick auf die unzähligen kleinen Kräuter und Gräser in den Ritzen, Fugen und Ecken der Städte. Das Bestimmungsbuch lädt Menschen dazu ein, genauer hinzusehen – denn viele nehmen Pflanzen, wenn überhaupt, nur als grünen Hintergrund oder Straßenbegleitgrün wahr. Diese „Plant Blindness“ führt zur mangelnden Wertschätzung von Pflanzen, und zu einem begrenzten Interesse an ihrem Schutz und ihrer Bewahrung – fatal gerade in Städten, wo Pflanzen dringend benötigt werden, um die Folgen des Klimawandels abzumildern.

Senckenberg-Vortragsreihe: Unser Eingriff in den globalen Stickstoff- und Phosphorkreislauf – Segen und Fluch
Vortrag am 22. März 2023

Stickstoff und Phosphor sind für alle Organismen auf der Erde essenziell – beide Elemente sind überall in den Ökosystemen vorhanden. Sie zirkulieren in Mengen und Kreisläufen, die sich im Laufe der Jahrmillionen präzise eingependelt haben. Die Menschen haben in dieses Gefüge eingegriffen und es erheblich verändert. Der nächste Vortrag der Senckenberg-Vortragsreihe „Planetare Grenzen – Die Welt ist nicht genug“ nimmt die beiden Stoffkreisläufe in den Fokus.

EINLADUNG zur Pressevorbesichtigung der Ausstellung „Maria Loboda: The Machine“ am 30. März
Vom 31. März bis 16. Juli 2023 zeigt das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt das Projekt der Künstlerin Maria Loboda.

Im Mittelpunkt der Installation steht Maria Lobodas Film „The Machine“ – es ist der erste Film der Künstlerin. Die Hauptrolle spielt ein artesischer Brunnen, der ohne technische Hilfe sprudelt. Auch in der industriell überformten Landschaft der Grube Messel steht merkwürdigerweise ein solcher Brunnen. Lobodas Film beschreibt eine fantastische Reise von Messel und dem Zeitalter des Eozäns, der „Morgenröte“, vor 50 Millionen Jahren, über Maschinen des 18. und 19. Jahrhunderts bis hin zu Forschungslaboren und neu kreierten Ablagerungen, dem sogenannten „Plastiglomerat“. Der Film ist Ergebnis einer künstlerischen Forschung zur Geschichte der Grube, ihrer Bedeutung für Paläontologie, Paläoökosystem- und Paläoklimaforschung. Die fantastische Erzählung setzt ein Augenmerk auf unsere heutigen Konstruktionen von Welt, Umwelt, Wissenschaft, Technik und Kunst.

„Das wächst in deiner Stadt – #Krautschau“
Neues Stadtnatur-Buch von Julia Krohmer und Alexandra-Maria Klein erschienen

Mauerblümchen, Ritzenrebellen und Co: Das neue Buch „Das wächst in deiner Stadt“ bietet urbane Vielfalt buchstäblich zum Niederknien. Der Naturführer von Senckenbergerin Dr. Julia Krohmer und Prof. Dr. Alexandra-Maria Klein von der Universität Freiburg richtet den Blick auf die unzähligen kleinen Kräuter und Gräser in den Ritzen, Fugen und Ecken der Städte. Das Bestimmungsbuch lädt alle Menschen dazu ein, genauer hinzusehen – denn viele nehmen Pflanzen, wenn überhaupt, nur als grünen Hintergrund oder Straßenbegleitgrün wahr. Dies soll sich nun dank des gerade erschienenen Buches ändern.

99 Riesenkrabbenspinnen-Arten
Neubeschreibungen durch Senckenberg-Arachnologen erhöhen sich auf über 600 Arten

Senckenberg-Spinnenforscher Dr. Peter Jäger hat gemeinsam mit Forschern aus China 99 neue Arten aus der Familie der Riesenkrabbenspinnen in Süd-, Ost- und Südostasien beschrieben. Die – erst im Jahr 2000 entdeckte – Gattung Pseudopoda wird durch die im Fachjournal „Megataxa“ veröffentlichten Neubeschreibungen zur größten Gattung der Riesenkrabbenspinnen. Die Gesamtanzahl der durch den Arachnologen Jäger neu entdeckten Spezies wächst damit auf 614 Spinnenarten.

Höhlen als Archive der Vergangenheit: Neuer Leibniz-WissenschaftsCampus in Tübingen
Der „GeoGenomic Archaeology Campus Tübingen (GACT)“ untersucht Einflüsse des Menschen auf Ökosysteme anhand von Höhlen

Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft hat sich in seiner gestrigen Sitzung für die Einrichtung eines neuen WissenschaftsCampus in Tübingen ausgesprochen. Dadurch entsteht ein Forschungsnetzwerk zwischen dem Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment, der Universität Tübingen und dem Max-Planck-Institut für Biologie sowie weiteren nationalen und internationalen Institutionen. Unter dem Titel „GeoGenomic Archaeology Campus Tübingen (GACT)“ werden an dem neuen Campus Forschende verschiedener naturwissenschaftlicher Disziplinen innovativ und integrativ zusammenarbeiten. Gemeinsames Ziel ist es alte DNA aus Höhlensedimenten zu nutzen, um die Interaktion des damaligen Menschen mit vergangenen Ökosystemen und die Auswirkungen auf diese im Laufe der Zeit zu untersuchen.

Die chilenische Stachelschnecke ist „Internationales Weichtier des Jahres 2023“
Ergebnis der öffentlichen Abstimmung steht fest

Sie ist eine große, fleischfressende Meeresschnecke mit einem robusten Gehäuse – und das „Internationale Weichtier des Jahres 2023“! Die chilenische Stachelschnecke (Concholepas concholepas) erhielt bei der öffentlichen Online-Abstimmung die meisten Stimmen. Zuvor hatte sie sich, gemeinsam mit vier weiteren Weichtier-Arten, als Finalistin des internationalen Wettbewerbs durchgesetzt. Dieser ging in diesem Jahr in seine dritte Runde, nachdem er Ende 2020 von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, dem LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) und der internationalen Gesellschaft für Molluskenforschung (Unitas Malacologica) initiiert wurde, um die enorme Artenvielfalt der Weichtiere bekannter zu machen und für ihren Schutz zu sensibilisieren.

Die Arktis im Wandel – Vortrag von Meeresforscherin Antje Boetius bei Senckenberg
Neue Vortragsreihe „Senckenberg Distinguished Lecture Series“ startet am 4. April in Frankfurt

Die Region um den Nordpol erwärmt sich fast viermal schneller als die restliche Erde im globalen Mittel. Dies hat einen starken Rückgang des Meereises sowie erhebliche ökologische Veränderungen zur Folge. Doch wie kann dieser Wandel zuverlässig erfasst werden, wenn kaum Daten aus der Arktis vorliegen? Prof. Dr. Antje Boetius, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, berichtet im ersten Vortrag der neuen Reihe „Senckenberg Distinguished Lectures“ über die Vielfalt der Lebensräume im eisbedeckten Arktischen Ozean. Sie zeigt die direkte Verbindung zwischen dem Abschmelzen des Meereises und der bodenlebenden Fauna und stellt zukünftige Strategien für wissenschaftliche Studien in den Polarregionen vor.

Ein Jahr bei Senckenberg: Kunst, Stadtinsekten, Natur und Medizin
Jahresprogramm 2023 des Frankfurter Naturmuseums veröffentlicht

Heute veröffentlicht das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt sein Programm für 2023: Die Besucher*innen erwarten Sonderausstellungen zur Frankfurter Insektenfauna, zu einer künstlerisch-wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Welt der Pflanzen, zu einem artesischen Brunnen in der Grube Messel sowie zur Biodiversität und deren Bedeutung für uns Menschen. Ein künstlerischer Blick auf den Lebensraum Korallenriff und ein neuer Dauerausstellungsbereich zur Nutzung von Naturstoffen für die Pharmazie und der Herstellung von Medikamenten runden das Angebot ab. Kooperationen mit der Schirn Kunsthalle Frankfurt, dem Frankfurter Kunstverein und der Städelschule beleuchten thematische Schwerpunkte wie Plastikverschmutzung der Meere, Gebäude als Biodiversitätslandschaften und den rasant fortschreitenden Artenverlust. Begleitet werden die Ausstellungen von einem vielfältigen Bildungs- und Vermittlungsprogramm.

80 Millionen Jahre alter Regenwald
Pflanzen-Fossilien aus Ägypten geben Aufschluss über die Entstehungsgeschichte von Regenwäldern

Ein internationales Team von Forscher*innen rund um Erstautor Dr. Clément Coiffard von der Freien Universität Berlin und Senckenberg-Wissenschaftler Prof. Dr. Dieter Uhl hat die Entstehungsgeschichte von tropischen Regenwäldern unter die Lupe genommen. In ihrer im Fachjournal „Biogeosciences“ erschienenen Studie kommen die Forschenden anhand fossiler Flora aus Ägypten zu dem Schluss, dass es im nordöstlichen Afrika bereits in der späten Kreidezeit, vor etwa 80 Millionen Jahren, weit ausgedehnte mit heutigen Regenwäldern vergleichbare tropische Waldareale gab.

Eröffnung Maria Loboda: The Machine
Am 30. März eröffnet das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt eine Ausstellung der Künstlerin Maria Loboda

Frankfurt am Main, den 28.03.2023. Den Jahresauftakt des Senckenberg-Programms 2023 macht das Projekt „Maria Loboda: The Machine“. Im Mittelpunkt der Installation steht „The Machine“ – es ist der erste Film der Künstlerin. Die Hauptrolle spielt ein artesischer Brunnen, der ohne technische Hilfe sprudelt. In der industriell überformten Landschaft der Grube Messel steht merkwürdigerweise ein solcher Brunnen. Lobodas Film beschreibt eine fantastische Reise von Messel und dem Zeitalter des Eozäns, der „Morgenröte“, vor 50 Millionen Jahren, über Maschinen des 18. und 19. Jahrhunderts bis hin zu heutigen Forschungslaboren und neuen Ablagerungen, dem sogenannten „Plastiglomerat“. Künstlerin Maria Loboda, Museumsdirektorin Dr. Brigitte Franzen und Direktoriumsmitglied Prof. Dr. Andreas Mulch eröffnen gemeinsam mit Staatssekretärin Ayse Asar aus dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst am 30. März die Veranstaltung. Sie leiten über zur Weltpremiere des Films „The Machine“, der nur an diesem Abend im Lichthof zwischen den Dinosauriern mit Live-Musik von Leona Jacewska aufgeführt wird. Getränke und Snacks stehen an der Bar bereit.

Senckenberg-Vortragsreihe: „Wenn die Meere sauer werden: Ozeanversauerung und ihre Folgen“
Vortrag am 5. April 2023

Der steigende CO2-Gehalt in der Atmosphäre hat Auswirkungen auf alle Bereiche dieser Erde: So wird Kohlendioxid in großen Mengen von den Ozeanen aufgenommen und verwandelt sich im Wasser zu Kohlensäure. Dadurch sinkt der pH-Wert des Meerwassers. Dies beeinflusst wiederum die Lebewesen und Gemeinschaften im Meer – mit Konsequenzen auch für uns Menschen. Der nächste Vortrag der Senckenberg-Vortragsreihe „Planetare Grenzen – Die Welt ist nicht genug“ befasst sich mit dieser nicht nur für Meeresbewohner problematischen Kettenreaktion.

Klimawandel: Folgen für Koralle, Mensch
Modellierungen zeigen Auswirkungen der zukünftigen globalen Erwärmung auf das Ökosystem Korallenriff

Ein Forschungsteam – unter ihnen Senckenberg-Wissenschaftlerinnen Prof. Dr. Angelika Brandt, Dr. Marianna Simões und Dr. Hanieh Saeedi – hat die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf das Ökosystem Korallenriff untersucht. In ihrer im Fachjournal „Progress in Oceanography“ erschienenen Studie zeigen sie unter anderem, dass 90 Prozent der untersuchten Warmwasserarten in ihren aktuellen Verbreitungsgebieten als Folge des Klimawandels nicht überlebensfähig sind. Global wird es laut den Forschenden und unter Annahme verschiedener Klimaszenarien zu einer geographischen Verlagerung zahlreicher Arten sowie zu Massenaussterbeereignissen in den Meeren kommen.

April

Durchbruch in der Pathogendiagnostik
Senckenberg-Webanwendung „AgriFuture“ macht Echtzeit-Nachweis landwirtschaftlicher Schaderreger möglich

Eine Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Marco Thines vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Pflanzen-Schaderreger mithilfe einer Webanwendung nachweisen lassen. „AgriFuture“ ist öffentlich zugänglich und erlaubt es Anwender*innen, das Vorkommen beliebiger Schaderreger in kurzer Zeit selbst zu bestimmen – auf der Grundlage modernster Genomsequenzierungstechnik.

Afrikas Savannen sind 10 Millionen Jahre älter

Ein internationales Forschungsteam aus Geolog*innen und Paläontolog*innen, mit Senckenberg-Wissenschaftler Dr. Thomas Lehmann, hat mit einem Multi-Methoden-Ansatz die Umwelt von frühen Menschenartigen vor etwa 20 Millionen Jahren, zur Zeit des frühen Miozäns, in Kenia und Uganda untersucht. In ihrer heute im renommierten Fachjournal „Science“ erschienenen Studie kommen die Forschenden zu dem Schluss, dass es schon vor etwa 20 Millionen Jahren ausgedehnte Graslandschaften in Afrika gab – 10 Millionen Jahre früher als bislang angenommen. Die Untersuchung des vergangenen Lebensraums ist für die Interpretation der Evolution zahlreicher Säugetierarten, einschließlich der Hominine, entscheidend.

Senckenberg-Vortragsreihe: „Knappes Lebenselixier: Der Zustand der globalen Wasserressourcen“

Während der heißen und trockenen Sommer der letzten Jahre, aber inzwischen immer öfter auch im Winter, wurde und wird in vielen Ländern spürbar, dass Süßwasser zunehmend zu einer knappen Ressource wird. Der nächste Vortrag der Senckenberg-Vortragsreihe „Planetare Grenzen – Die Welt ist nicht genug“ befasst sich mit den Gründen und Folgen der globalen Süßwasserknappheit.

Invasive Arten richten so viel Schaden an wie Naturkatastrophen

Vom Menschen eingeschleppte Tier- und Pflanzenarten verdrängen heimische Arten, sind verantwortlich für Ernteausfälle in der Land- und Forstwirtschaft und übertragen Krankheiten. Ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung von Phillip Haubrock vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt und Franz Essl von der Universität Wien hat nun erstmals die Kosten der durch invasive Arten verursachten Schäden mit jenen von Naturkatastrophen verglichen. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Perspectives in Ecology and Conservation“ veröffentlicht.

Das Genom des kleinsten Bartenwals gibt Einblick in Evolution und Tumorresistenz

Der Zwergglattwal (Caperea marginata) ist der kleinste aller Bartenwale – aber auch er wird bis zu sechs Meter lang und drei Tonnen schwer. Die selten zu sichtende Art lebt in den antarktischen Gewässern der Südhalbkugel. Wissenschaftlich ist der letzte überlebende Vertreter eines ansonsten ausgestorbenen Familienzweigs der Bartenwale noch wenig erforscht. Dabei kann sein Erbgut für die Krebsforschung interessante Informationen bereithalten, wie ein Team von Wissenschaftlern aus Frankfurt und dem schwedischen Lund jetzt herausgefunden hat. Ihre Studie zu Evolution und Tumorresistenz bei Bartenwalen ist in der Fachzeitschrift BMC Biology erschienen.

City Nature Challenge

Die Senckenberg-Standorte Frankfurt und Dresden beteiligen sich in diesem Jahr erneut an der „City Nature Challenge“. Im Rahmen der weltweiten Citizen Science-Aktion fotografieren Naturbegeisterte vier Tage lang wilde Pflanzen und Tiere in ihren Städten und melden ihre Entdeckungen in Beobachtungsportalen wie iNaturalist. Am Ende gewinnt die Stadt mit den meisten gemeldeten Naturbeobachtungen. 2022 haben weltweit 67.227 Menschen teilgenommen und mehr als 50.000 Arten dokumentiert – Frankfurt erreichte den 3. Platz in Deutschland.

Wohlfühlklima für die Anakonda
Spendenaufruf für das Highlight-Exponat des Senckenberg Naturmuseums Frankfurt

Seit Anfang Februar befindet sich das Exponat „Anakonda verschlingt Wasserschwein“ in der Werkstatt der Zoologischen Präparation des Senckenberg Naturmuseums Frankfurt. Dort wird die fast 100 Jahre alte Schlange von Senckenberg-Präparator Udo Becker wieder in einen präsentierbaren Zustand versetzt. Das Museum hat dafür auch Expert*innen aus anderen Museen und vom Zoo Frankfurt um Hilfe gebeten – denn die Restaurierung ist so vielschichtig wie bei einem „Alten Meister“. Senckenberg ruft nun zu Spenden für eine neue Vitrine und Umgebung der beliebten Würgeschlange auf. Der Publikumsliebling soll voraussichtlich im Frühjahr 2024 in das Frankfurter Naturmuseum zurückkehren.

Zu den Oasen der Trans-Altai Gobi in der Mongolei

Der Vortrag „Zu den Oasen der Trans-Altai Gobi in der Mongolei“ des Senckenberg Mitarbeiters Jan Noack verspricht einen faszinierenden Einblick in eine der atemberaubendsten Landschaften der Erde. Im Jahr 2022 hatte er die Gelegenheit, eine Forschergruppe des Görlitzer Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz drei Wochen lang in das zentralasiatische Land fotografisch zu begleiten.

„Vom Verschwinden der Arten“ – Buchpremiere im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt
Buchvorstellung durch die Autorinnen Katrin Böhning-Gaese und Friederike Bauer am 09. Mai

Senckenbergerin Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese hat ihr erstes Sachbuch geschrieben. Gemeinsam mit der Journalistin und Buchautorin Friederike Bauer beleuchtet sie in „Vom Verschwinden der Arten – Der Kampf um die Zukunft der Menschheit“ auf 256 Seiten die dramatische Biodiversitätskrise. Das hochaktuelle Buch zeigt, wie der rasante Artenschwund unsere eigene Lebensgrundlage – Luft, Wasser, medizinische Wirkstoffe – vernichtet, und unsere Lebensqualität erheblich beeinträchtigt. Ernsthaft in der Sache, lösungsorientiert und zukunftsgewandt zeigt das im Klett-Cotta Verlag

Anspruchsvolles Gen-Memory

Das Erbgut von Lebewesen lässt sich dank großer technologischer Fortschritte mittlerweile in rasantem Tempo sequenzieren. Besonders interessante Erkenntnisse zeigen dabei die Vergleiche von Genomen, sei es eng verwandter oder ganz unterschiedlicher Arten. So können Informationen zu stammesgeschichtlichen Entwicklungen, Herausbildungen von Eigenschaften oder zu Anpassungsfähigkeiten gewonnen werden. Der Vergleich genomischer Daten birgt jedoch knifflige technische Herausforderungen. Um die Analyseprozesse zu vereinfachen, hat ein Team von Wissenschaftler*innen unter der Leitung von Prof. Michael Hiller vom hessischen LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) eine neue Methode entwickelt und im Fachjournal Science vorgestellt.

Senckenberg-Vortragsreihe: „Die Planetaren Grenzen und die vielen Facetten der nachhaltigen Chemie“

Frankfurt, 28.04.2023. Das Anthropozän wird unter anderem dadurch charakterisiert, dass der Mensch große Mengen neuer Substanzen freisetzt. Diese haben durch ihren direkten Einfluss auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt sowie im Wechselspiel mit anderen planetaren Grenzen große Auswirkungen. Jedoch sind sie kaum zu quantifizieren, denn es gibt bisher keine Messung zum Beispiel von Chemikalienbelastungen auf globaler Ebene. Der nächste Vortrag der Senckenberg-Vortragsreihe „Planetare Grenzen – Die Welt ist nicht genug“ nimmt den Ansatz einer nachhaltigen Chemie als Lösung dieses globalen Problems in den Fokus.

Mai

Ein Quadratmeter Grün: Neue ZEIT-Nachhaltigkeitsinitiative verbindet Insektenvielfalt, KI und Citizen Science
Pressemitteilung der ZEIT Verlagsgruppe

DIE ZEIT und ZEIT ONLINE laden ein zum Gärtnern und starten mit ihrer Leserschaft eine groß angelegte Nachhaltigkeitsinitiative. Mit dem Projekt „Ein Quadratmeter für eine grünere Welt“ schaffen DIE ZEIT und ZEIT ONLINE einen bisher einmaligen Ansatz, um die Themen Biodiversität, künstliche Intelligenz (KI) und Bürgerforschung („Citizen Science“) zu verbinden. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung durchgeführt und vom ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung begleitet.

Geförderte Pandemieprävention

Mit einer Laufzeit von vier Jahren und einer Gesamtsumme von rund 1,5 Millionen Euro fördert die VolkswagenStiftung im Rahmen ihres Profilbereiches „Gesellschaftliche Transformation“ ein neues Forschungsprojekt am Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz. Unter der Leitung von Senckenberg-Wissenschaftler Prof. Dr. Hjalmar Kühl wird ein Team von Forschenden vom Helmholtz Institute für One Health, der Universität Marburg, der Universität Jean Lorougnon Guédé (Daloa, Elfenbeinküste), dem Centre Suisse des Recherches Scientifiques (CSRS, Elfenbeinküste), sowie der Ecole Inter Etats des Sciences et Médecine Vétérinaires de Dakar, (Senegal) zusammenarbeiten. Ziel des Projektes ist es Menschen zu einer Änderung ihres bisherigen Verhaltens zu motivieren und damit Änderungen herbeizuführen, um das Risiko von Zoonosen – der wechselseitigen Krankheitsübertragung von Tier zum Menschen – in Westafrika zu verringern. Das internationale Team möchte so konkrete Lösungen für mehr Nachhaltigkeit unter Berücksichtigung dringender sozialer, ökologischer, medizinischer und wirtschaftlicher Bedürfnisse der Beteiligten anbieten.

300.000 Jahre alte Momentaufnahme: Älteste menschliche Fußabdrücke aus Deutschland gefunden
Drei fossile Fußabdrücke von Homo heidelbergensis zwischen prähistorischen Elefantenspuren in der niedersächsischen Fundstelle Schöningen entdeckt

In einer heute im Fachjournal „Quaternary Science Reviews“ erschienenen Studie stellt ein internationales Forschungsteam rund um Forschende der Universität Tübingen und des Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment die frühesten aus Deutschland bekannten menschlichen Fußabdrücke vor. Die Spuren wurden im etwa 300.000 Jahre alten paläolithischen Fundstellenkomplex Schöningen in Niedersachsen entdeckt. Umgeben sind die vermutlich von Homo heidelbergensis stammenden Abdrücke von mehreren Tierspuren – gemeinsam zeichnen sie ein Bild des damaligen Ökosystems. Finanziert wird das Projekt vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und der Universität Tübingen.

Die Vielfalt der Seide
Das Gen zur Seidenproduktion bei Insekten und Spinnen zeigt individuelle Strukturen

Menschen schätzen Seide als Naturfaser für Textilien – für Lebewesen wie Schmetterlinge, Spinnen oder Köcherfliegen hingegen ist sie Grundlage zum Überleben, sei es als Kokon für ihren Nachwuchs oder zum Beutefang. Die aus Proteinen bestehende Seide, elastisch oder klebrig (oder beides zugleich), wird als Faser oder, wie bei den Köcherfliegen, als Flüssigkeit über Drüsen abgesondert. Wo genau im Erbgut der Tiere die Fähigkeit verankert ist, unterschiedliche Beschaffenheiten von Seide zu bilden, und wie sich diese im Detail im Laufe der Evolution entwickelt hat, ist bisher kaum erforscht. Neue Ergebnisse zeigt eine Studie unter Beteiligung von Wissenschaftler*innen des hessischen LOEWE-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) und des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums Frankfurt, die im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlicht wurde.

Senckenberg-Vortragsreihe: „Wieder im grünen Bereich? Wie der Ozonverlust der Stratosphäre gestoppt wurde“

Die Ozonschicht, die alle Lebewesen vor der gefährlichen ultravioletten Strahlung schützt, war in den 1980er – vor allem über der Antarktis – gefährlich dünn. Durch schnelles, gemeinsames Handeln konnte die Weltgemeinschaft die Überschreitung dieser Belastungsgrenze verhindern. Im nächsten Vortrag der Senckenberg-Vortragsreihe „Planetare Grenzen – Die Welt ist nicht genug“ wird diskutiert, wie es heute um die Ozonschicht steht und was wir aus diesem Paradebeispiel internationaler Zusammenarbeit lernen können, um die Stabilität des Ökosystems Erde zu erhalten.

Filme und Diskussion: „Dokuabende Rhein-Main“ startet mit „Heimat Natur“

Am Tag der Artenvielfalt startet die BMBF-Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) gemeinsam mit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung die „Dokuabende Rhein-Main“. Die neue Veranstaltungsreihe bietet einen einfachen Zugang zu Themen aus Naturschutz, Biodiversitätsforschung und Nachhaltigkeit und zeigt aktive Handlungsmöglichkeiten auf. Den Anfang macht am 22. Mai der Dokumentarfilm „Heimat Natur“.

iNUVERSUMM – Raum und Zeit für Insekten

Heute hat Sachsens Umweltminister Wolfram Günther mit Vertreter*innen  des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege (DVL) – Landesverband Sachsen e.V., der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden, der Naturschutzjugend (NAJU Dresden) und weiteren Partnern die diesjährige Saison im Mitmachprojekt „iNUVERSUMM – Raum und Zeit für Insekten“ gestartet.

Gemeinsam Forschen für den Jaguar

Im Rahmen des Senckenberg-Projekts WildLIVE! ermöglichen Bürgerwissenschaftler*innen die Auswertung von Kamerafallen-Fotos und damit die Langzeitbeobachtung von Wildtieren im östlichen Bolivien. Beim Aufspüren von Jaguar, Tapir, Ozelot und vielen anderen Säugetierarten wurde nun das millionste Foto klassifiziert.

Senckenberg-Vortragsreihe: „Klima auf der Kippe: Nicht mehr viel Zeit“

Aktuell erhitzen die „Klimakleber“ der „Letzten Generation“ die Gemüter. Wie auch schon „Fridays for Future“ fordern sie – mit teils umstrittenen Aktionen – dass in Sachen Klimaschutz dringend gehandelt werden muss. Diese Forderung ist auch schon lange wissenschaftlicher Konsens. Im letzten Vortrag der Senckenberg-Vortragsreihe „Planetare Grenzen – Die Welt ist nicht genug“ wird dies im Detail diskutiert sowie erörtert, wie sich die schlimmsten Folgen des Klimawandels noch verhindern lassen.

Frosch mit Fracht: Invasive Arten kommen nicht allein

Senckenberg-Forschende haben in ihrer heute im Fachjournal „Microbial Ecology“ veröffentlichten Studie ein neues invasionsbiologisches Konzept, die „nested invasions“ (verschachtelte Invasionen) vorgestellt. Anhand des Johnstones Pfeiffrosch zeigen sie, dass das Amphib nicht nur selbst fremde Regionen besiedelt, sondern auch invasive Mikrobiome im Gepäck hat. Die Wissenschaftler*innen liefern damit den ersten umfassenden Datensatz für eine invasive Gemeinschaft und warnen vor den noch unbekannten Einflüssen auf die neu besiedelten Ökosysteme.

Wie kann Taxonomie das Aussterben in den Weltmeeren verhindern? Vortrag von Meeresforscher Alex Rogers bei Senckenberg

Die biologische Vielfalt in den Meeren ist durch menschliche Einflüsse weltweit gefährdet. Gleichzeitig sind noch immer weite Teile der Ozeane, insbesondere in der Tiefsee, unerforscht. In Anbetracht des Artensterbens und der Migration zahlreicher Spezies in neue Gebiete müssen die Entdeckung und Beschreibung von Arten beschleunigt werden, um die für den Schutz der Meeresfauna erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen. Prof. Alex Rogers, Ph.D. stellt im zweiten Vortrag der „Senckenberg Distinguished Lecture Series“ das neue „Ocean Census“-Programm vor, mit dem die Identifizierung und damit auch der Schutz von Arten in den Ozeanen beschleunigt werden soll.

Juni

„Looking for Medusa“
Raum-Klang-Installation der Künstlerinnen Linda Weiß und Nina M.W. Queissner vom 2. Juni 2023 bis 15. Januar 2024 im Senckenberg Naturmuseum in der Ausstellungsreihe „Triff das Riff!“

Korallen und Riffe sehen, hören und fühlen, also multisensorisch erfahren – dazu lädt die Installation „Looking for Medusa“ ab dem 2. Juni 2023 ein. Inspirationsquelle der Künstlerinnen Linda Weiß und Nina M.W. Queissner sind Ovids „Metamorphosen“, in denen der Dichter die mythische Geburt der Koralle aus dem Blut der Medusa erzählt. In einem hypothetischen und experimentell angelegten Lebensraum verschmelzen Skulptur und Klang miteinander. Die Fragilität und die Faszination der Riffe, ihre Gefährdung und ihre Geheimnisse sind der Resonanzboden für das Projekt. Die Installation ist Teil der Ausstellungsreihe „Triff das Riff!“, die das komplexe System Korallenriffe nacheinander aus den drei Perspektiven „Gesellschaft“, „Kunst“ und „Forschung“ beleuchtet.

Eine Feuerwehr gegen gefährliche Stechmücken
Neue technologische Entwicklung aus Hessen kann vor der Verbreitung tropischer Krankheiten schützen

Mit der warmen Jahreszeit beginnt in Europa wieder die Hochsaison der Stechmücken. Während sie und ihre Larven vielen Tieren als Beute dienen und sie damit eine wichtige Rolle im Ökosystem einnehmen, empfinden Menschen die kleinen Blutsauger eher als lästig. Mittlerweile können sie uns jedoch auch gefährlich werden. Denn zunehmend kommen in Mitteleuropa Stechmücken aus tropischen und asiatischen Regionen vor. Diese können unter anderem das Zika- oder das West-Nil-Virus übertragen, die gefährliche Fiebererkrankungen auslösen.

Säugetiere: Mehr Bewegung während der Corona-Lockdowns
Wildtiere legten über 70 Prozent längere Strecken in der „Anthropause“ zurück

Die Beschränkungen in den ersten Monaten der COVID-19-Pandemie führten weltweit zu Verhaltensänderungen bei Landsäugetieren. Dies geht aus einer heute im renommierten Fachjournal „Science“ veröffentlichten Studie eines großen internationalen Forschungsteams unter der Leitung von Dr. Marlee Tucker von der Radboud-Universität und Senckenberg-Wissenschaftler Prof. Dr. Thomas Müller hervor.

Gießener Tiergiftforscher trifft auf Nobelpreisträger*innen

Zu den 72. Lindauer Nobelpreisträgertagungen vom 25. bis 30. Juni 2023 hat er eine der begehrten Einladungen erhalten: Naturstoffforscher Dr. Tim Lüddecke vom Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie (IME) und dem LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG).

Falter in Bedrängnis: Schmetterlinge reagieren auf Klimawandel

Ein Wissenschaftler-Team aus Österreich, Polen und Deutschland, unter ihnen Senckenberger Prof. Dr. Thomas Schmitt, hat die Auswirkungen des Klimawandels auf Tagfalter im österreichischen Bundesland Salzburg im Verlauf der letzten 70 Jahre untersucht. In ihrer nun im Fachjournal „Science of the Total Environment“ erschienenen Studie weisen die Forschenden nach, dass die Schmetterlinge empfindlich auf Klimaveränderungen und intensivierte Landwirtschaft reagieren.

Invasive Arten in Europa: Kostensteigerung um über 500 Prozent
Wirtschaftliche Auswirkungen biologischer Invasionen in der Europäischen Union werden besorgniserregend unterschätzt

Biologische Invasionen stellen eine große Bedrohung für die Ökosysteme, die biologische Vielfalt und das menschliche Wohlergehen dar und verursachen weltweit enorme wirtschaftliche Kosten. Eine neue Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift „Environmental Sciences Europe“, beleuchtet die wirtschaftlichen Auswirkungen, die durch biologische Invasionen in der Europäischen Union entstehen.

Mini-Schnecke im steinernen Sandwich

Forschende aus den USA und der Schweiz, unter ihnen Senckenbergerin und Erstautorin Dr. Adrienne Jochum, haben die ersten fossilen Carychium-Landschnecken aus Florida beschrieben. Die Gesteinsschicht mit den nur wenige Millimeter großen Schneckenfossilien wurde zufällig bei Bauarbeiten freigelegt und stammt aus der Zeit des Pleistozäns vor 2,58 Millionen bis 11.700 Jahren. In ihrer in der frei zugänglichen Zeitschrift „ZooKeys“ veröffentlichten Studie beschreiben die Wissenschaftler*innen zudem eine bislang noch unbekannte fossile Schneckenart.

Ein plastikfressender Wal-Delfin
Die Künstlerin Pınar Yoldaş zeigt vom 22. Juni bis 01. Oktober 2023 im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt mit „An Ecosystem of Excess“ ihre Vision zukünftiger Ökosysteme

Unter die Wal-Skelette des Senckenberg Naturmuseums Frankfurt mischt sich ab dem 22. Juni das Knochengerüst eines außergewöhnlichen Meeresbewohners: eine neue Spezies zwischen Wal und Delfin, deren Verdauungsapparat sich an die Verschmutzung der Meere angepasst hat – sie kann sich von Plastikmüll ernähren. Erschaffen hat dieses Wesen, das nicht wirklich in der Natur existiert, die international tätige KünstlerinPınar Yoldaş. Das Exponat wird erstmals im Rahmen der Sonderausstellung „An Ecosystem of Excess“ im Frankfurter Naturmuseum gezeigt. Gemeinsam mit fünf hell beleuchteten und mit Wasser gefüllten Vasen, in denen futuristisch anmutende, künstliche Organsysteme schweben, bildet es die neueste Version des gleichnamigen Projekts, das Yoldaş seit 2014 verfolgt. Das Senckenberg Naturmuseum ist mit diesem Projekt Kooperationspartner der Schirn Kunsthalle und der dortigen Ausstellung „Plastic World“, kuratiert von Martina Weinhart.

Digitale Typen: 3D-Visualisierung von Weimarer Fossilfunden
Typen-Sammlung der Senckenberg Forschungsstation für Quartärpaläontologie Weimar wird digitalisiert

Im Rahmen eines durch das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft finanzierten Projektes wurden einmalige Fossilien aus der Typensammlung der Senckenberg Forschungsstation für Quartärpaläontologie Weimar digitalisiert. 120 3D-Modelle von ausgewählten Fossilpräparaten – fotogrammetrisch detail- und maßgenau in Echtfarben aufgenommen sowie anschließend visualisiert – stehen nun einer internationalen forschungsinteressierten Öffentlichkeit zur Verfügung.

HITZE! AKTION? PLAN?? Wer schützt uns vor der Hitze?
Veranstaltung zum Hessischen Hitzeaktionsplan am Dienstag, 27. Juni 2023 bei Senckenberg

Die immer häufigeren und heißeren Hitzeperioden treffen besonders die Städte, die durch die dichte Bebauung nachts schlecht auskühlen und sich deshalb immer weiter aufheizen. Dem sollen Hitzeaktionspläne entgegenwirken. Wie steht es um deren Umsetzung? Ein gemeinsam von „Health for Future“, „Scientists for Future“, „Architects for Future“ und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Kooperation mit hr-iNFO veranstalteter Abend informiert mit Wissensimpulsen und Diskussionsbeiträgen von Expert*innen aus Wissenschaft, Medizin und Politik über die Auswirkungen von und den Umgang mit extremer Hitze in Frankfurt und dem Rhein-Main Gebiet.

Unterstützung für die Rote Liste: Senckenberg wird Teil des IUCN-Netzwerkes

Die 1964 erstmals erstellte „Rote Liste der bedrohten Arten“ der IUCN (International Union for Conservation of Nature) ist weltweit die umfassendste Informationsquelle zum Zustand der Vielfalt von Tier-, Pilz- und Pflanzenarten. Nun zählt die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung zu den offiziellen Partner*innen der Roten Liste – und ist damit gleichzeitig das erste Naturmuseum dieses globalen Netzwerkes. Die Senckenberg-Forschenden unterstützen die IUCN durch eine aktive Beteiligung an der Erstellung der Roten Listen mit einem breiten taxonomischen Fachwissen.

„Science Garden“ – Sommerabende mit Klimaforscher*innen

Wie entsteht verlässliches Klimawissen? Wie erforschen Naturwissenschaftler*innen das Klima der Vergangenheit und wie hilft uns das, die zukünftige Klimaentwicklung besser zu verstehen? Was ist bisher möglich und wo sind die Grenzen der aktuellen Forschung? Diese Fragen beantworten Klimaforscher*innen aus dem VeWA-Forschungskonsortium (Vergangene Warmzeiten als natürliche Analoge unserer „hoch CO2“ Klimazukunft) in einer besonderen Veranstaltungsreihe. Nach einem kurzen Vortrag stehen die Redner*innen, sowie weitere Wissenschaftler*innen aus dem Forschungsprojekt im Garten des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums Frankfurt (S BiK-F) bei einem Sommergetränk für persönliche Interaktionen, Fragen, Diskussionen oder Anregungen zur Verfügung. Prof. Dr. Silke Voigt von der Goethe-Universität Frankfurt spricht am 29. Juni 2023 über das Thema „Die terrestrische Revolution der Kreidezeit – Was wissen wir über die Wechselwirkung von Klima und Leben in einer eisfreien Welt?“

Juli

Eine Assel namens Brandt
Senckenberg-Meeresforscherin wird Namenspatin für Tiefsee-Art

Senckenberg-Forschende haben mit Kolleg*innen aus den USA und Deutschland eine neue Tiefsee-Assel im Fachjournal „Zootaxa“ beschrieben. Das Tier wurde 2015 im Rahmen der Jungfernfahrt des Forschungsschiffes SONNE gesammelt und stammt aus dem Puerto-Rico-Tiefseegraben im nordwestlichen Atlantik. Anders als erwartet besiedelt die neu entdeckte Asselart einen enormen Tiefenbereich zwischen 4.552 und 8.338 Metern – die größte je nachgewiesene Tiefenverbreitung einer Assel.

Tiefseegraben: Müllhalde am Meeresgrund

Ein Team von Forscher*innen des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums Frankfurt, der Universität Basel und des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrums für Polar- und Meeresforschung, haben die aktuell umfangreichste Untersuchung von (Makro-)Plastikmüll in einer Tiefe von bis zu 9600 Metern vollendet. In ihrer im Fachjournal „Environmental Pollution“ erschienenen Studie analysierten die Forschenden die Anzahl, das Material und die Art der Plastikabfälle im pazifischen Kurilen-Kamtschatka-Tiefseegraben.

Mehr Inklusion im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt

Hinter vielen Ausstellungsstücken im Naturmuseum stecken spannende und vielschichtige Themen: Welche Bedeutung haben etwa uralte Meteoriten, die Fossilienfundstelle Messel oder heutige Lebensräume, wie Korallenriffe, für die Forschung und uns Menschen? Im neuen Kurzführer in Leichter Sprache werden diese Fragen beantwortet und viele weitere beliebte Senckenberg-Highlights, wie Diplodocus, Anakonda oder Dodo vorgestellt – und zwar schlicht und klar, in einfachen Worten und kurzen Sätzen, also in Leichter Sprache. Die Broschüre ist in Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Hessen entstanden. Sie ist für einen Euro an der Museumskasse erhältlich, sowie online kostenfrei auf der Homepage zum Download verfügbar.

Ein Käfer aus der Asche

Senckenberg-Forscherin Dr. Marianna Simões hat gemeinsam mit ihrem Kollegen Dr. Lukáš Sekerka vom Nationalmuseum Prag eine neue Art aus der Gattung der Schildkrötenkäfer entdeckt. Der nun als Dorynota phoenix im Fachjournal „Zootaxa“ beschriebene Käfer stammt aus den Sammlungen des Brasilianischen Nationalmuseums in Rio de Janeiro, die 2018 fast vollständig durch ein außer Kontrolle geratenes Feuer vernichtet wurden.

Familiengeschichte am Muschelhügel

Forschende des Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen haben gemeinsam mit einem internationalen Forschungsteam rund um Erstautor Dr. Tiago Ferraz von der brasilianischen Universität São Paulo anhand des größten genomischen Datensatzes aus Brasilien nachgewiesen, dass die Sambaqui-Gesellschaften an der Süd- und Südostküste keine genetisch homogene Bevölkerung darstellten. Die Sambaqui, auch als „Muschelhügel“ bekannt, wurden vor etwa 8.000 bis 1.000 Jahren auf über 3000 Kilometern entlang der östlichen südamerikanischen Küste errichtet. Archäologischen Aufzeichnungen zufolge teilten die Erbauer*innen der Sambaqui bestimmte kulturelle Ähnlichkeiten. Anders als erwartet wiesen diese Menschengruppen jedoch deutliche genetische Unterschiede auf. Die Wissenschaftler*innen führen dies in ihrer heute im Fachjournal „Nature Ecology and Evolution“ erschienenen Studie auf verschiedene Kontakte mit Gruppen im Hinterland zurück.

August

Raupe Nimmersatt: 60 Millionen Jahre alte Fraßspuren
Gemeinsame Nutzung von Nahrungspflanzen als treibende Kraft für die Vielfalt von Insekten

Forschende des Hessischen Landesmuseums Darmstadt und des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums Frankfurt haben entschlüsselt, welche Faktoren die enorme Vielfalt von pflanzenfressenden Insekten bestimmen. In ihrer heute im Fachjournal „PNAS“ erschienen Studie zeigen sie, dass sich die Diversität der herbivoren Insekten in den letzten 60 Millionen Jahren hauptsächlich durch die gemeinsame Nutzung von Nahrungspflanzen entwickelte. Hierfür analysierte das Forschungsteam die Fraßspuren von Gliedertieren an mehr als 45.000 fossilen Blättern.

Zukunftsfähige Unterstützung des Feldhamsters
Neues hessisches Kooperations- und Forschungsprojekt zur Erhaltung der bedrohten Art gestartet

Er zählt zu den am stärksten bedrohten Säugetierarten Westeuropas: der Feldhamster (Cricetus cricetus), auch Europäischer Hamster genannt. Einst als massenhaft auftretender „Erntevernichter“ und „Plage“ sowie für seine mehrfarbigen Felle intensiv gejagt, wird seit den 1970er-Jahren ein deutlicher Rückgang seiner Bestände verzeichnet. Ohne weitere Forschung und Erhaltungsmaßnahmen könnte der Feldhamster laut Prognosen in den kommenden rund zwanzig Jahren vollständig aussterben. Dies in Hessen zu verhindern ist das Ziel des neuen Projekts „MetaHamster“, das vor allem genomische Daten in den Blick nimmt und an dem Wissenschaftler*innen und Naturschutzakteur*innen verschiedener Institutionen, darunter der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und des LOEWE-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik (LOEWE-Zentrum TBG) in Frankfurt am Main, beteiligt sind. Das Projekt wird vom Land Hessen im Rahmen des Lore-Steubing-Instituts (LSI) für Naturschutz und Biodiversität des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) gefördert.

Datenbank mit 2.400 prähistorischen Fundstätten

Die Rolle der Kultur bei der Ausbreitung des Menschen: Digitale Datensammlung enthält Forschungsergebnisse aus 150 Jahren und kann von Laien und Forschenden genutzt werden.

 

Panzergröße: Wie sich Schildkröten in den letzten 200 Millionen Jahren entwickelten
Vielfalt der Körpergröße von Schildkröten untersucht

Internationale Forschende, unter ihnen Dr. Gabriel Ferreira vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen, haben die bisher umfänglichste Datensammlung zu Körpergrößen von rezenten und fossilen Schildkröten zusammengestellt. In ihrer im Fachjournal „Ecology and Evolution“ erschienenen Studie stellt das Team fest, dass die Größe der Panzerträger nicht – wie häufig angenommen – mit den klimatischen Verhältnissen zusammenhängt. Vielmehr sei die Lebensweise der Tiere ausschlaggebend für ihre Größenentwicklung.

Nach anfänglicher Erholung: Artenvielfalt in europäischen Flüssen stagniert

Senckenberg-Forschende haben gemeinsam mit einem großen internationalen Team anhand wirbelloser Tiere den Zustand und die Entwicklung der Biodiversität in europäischen Binnengewässern im renommierten Fachjournal „Nature“ vorgestellt. In ihrer heute erschienenen Studie zeigen sie, dass die biologische Vielfalt in Flusssystemen aus 22 europäischen Ländern über einen Zeitraum von 1968 bis 2020 deutlich angestiegen ist. Das Wissenschaftler*innen-Team warnt jedoch, dass dieser positive Trend seit 2010 stagniert und sich viele Flusssysteme nicht vollständig regenerieren konnten. Sie fordern daher zusätzliche Maßnahmen, um die Erholung der biologischen Vielfalt in Binnengewässern wiederzubeleben – Süßgewässer-Ökosysteme seien weiterhin und zukünftig großen Belastungen, wie Verschmutzung, Klimawandel und invasiven Arten, ausgesetzt.

 

Unterschiedliche evolutionäre Kräfte formen das menschliche Skelett
Pressemitteilung der Universität Tübingen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

Das Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen untersucht Skelettmerkmale als möglichen Ersatz für DNA-Analysen

Messelfund: Schlange mit Luftröhrenerhaltung

Das Senckenberg-Grabungsteam hat innerhalb von vier Wochen im Juni und Juli über 800 Funde aus den 47 Millionen Jahre alten Ölschiefern der Grube Messel geborgen. Unter ihnen befindet sich auch ein spektakulär gut und nahezu vollständig überliefertes Schlangenfossil, dessen Luftröhre erhalten ist. Verschiedene Merkmale lassen darauf schließen, dass es sich bei dem etwa 40 Zentimeter langen Reptil vermutlich um ein Jungtier eines Pythons handelt. Die Schlange kann am Sonntag, den 27. August, während des ersten Messeler Grubenfests, bei dem sich alle am UNESCO Welterbe Grube Messel aktiven Institutionen beteiligen, im Rahmen einer Führung besichtigt werden.

Waschbär: Invasiver Jäger bedroht heimische Amphibien und Reptilien

Im Rahmen des Verbundprojektes ZOWIAC (Zoonotische und wildtierökologische Auswirkungen invasiver Carnivoren) hat ein Team rund um den Parasitologen Prof. Dr. Sven Klimpel das Jagdverhalten von Waschbären in ausgewählten Naturschutzgebieten untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die invasiven Raubtiere in bestimmten Gebieten eine bestandsbedrohende Auswirkung auf unterschiedliche, teilweise stark gefährdete Amphibien- und Reptilienarten haben.

September

Unterschätzte Gefahr und Ressource am Meeresgrund

Heute legt die Meeresbiologin Dr. Mona Hoppenrath von Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven gemeinsam mit internationalen Kolleg*innen die zweite, erweiterte Auflage des weltweit umfassendsten Bestimmungsbuchs für marine, benthisch lebende Dinoflagellaten vor: „Marine benthic dinoflagellates – their relevance for science and society“. Neben der Beschreibung zahlreicher neuer Arten, erstmals auch anhand molekulargenetischer Daten, ordnet das Buch die weltweiten Gefahren durch die oftmals toxischen Einzeller ein – aber auch ihren Nutzen für die Wissenschaft und als potenzielle Nährstoff- und Energielieferanten.

Invasive Arten: Globale Bedrohung für Natur, Wirtschaft, Ernährungssicherheit und menschliche Gesundheit

37.000 gebietsfremde Arten wurden bis jetzt weltweit durch menschliche Aktivitäten eingeführt – mehr als 3.500 davon gelten als so schädlich, dass sie eine ernsthafte Bedrohung für die Natur und unsere Lebensqualität darstellen. Solche invasiven Arten spielen bei etwa 60 Prozent des weltweiten Aussterbens von Tieren und Pflanzen eine Schlüsselrolle. Die nicht-heimische Fauna und Flora verursacht zudem jährliche Kosten von über 392 Milliarden Euro, die sich seit den 1970er-Jahren in jedem Jahrzehnt vervierfacht haben. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Team, unter ihnen Senckenberg-Wissenschaftler Dr. Hanno Seebens, in einem neu veröffentlichten Bericht des Weltbiodiversitätsrats (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services, IPBES). Die Forschenden plädieren für einen präventiven Umgang mit invasiven Arten und einen länder- und sektorübergreifenden Ansatz ihrer Kontrolle. 

Poseidons sensibles Füllhorn
Über 800 Muschelarten fischt der Mensch weltweit, zeigt eine neue Studie – trotz ihrer natürlichen Robustheit ist eine nachhaltige Nutzung der Schalentiere notwendig

Mehr als 800 Muschelarten werden in den Weltmeeren geerntet. Dies hat ein internationales Forschungsteam um Dr. Shan Huang nachgewiesen, zum Zeitpunkt der Studie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt. Ihre nun in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Nature Communications“ erschienene und in enger Kooperation mit dem Natural History Museum in London und dem US-amerikanischen Smithsonian Museum of Natural History entstandene Arbeit gibt erstmals einen umfassenden Überblick über die für den menschlichen Verzehr gefangenen Bivalvenarten und zeigt: Die bevorzugt gefischten Muscheln besitzen Merkmale, die sie in der Vergangenheit vor dem Aussterben bewahrt haben. Um die Schalentiere auch für kommende Generationen zu erhalten, ist nun eine nachhaltige Bewirtschaftung nötig, warnen die Forschenden.

Neue Ausstellung „Floralia: Merian – Schultz – Crespo“

Drei außergewöhnliche Frankfurterinnen, drei Epochen, eine Leidenschaft: Maria Sibylla Merian (1647–1717), Elisabeth Schultz (1817–1898) und Ulrike Crespo (1950–2019) stehen für die Beobachtung der Pflanzenwelt (Flora) und ihre Dokumentation. Das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt zeigt eine Auswahl ihrer eindrucksvollen Zeichnungen und Malereien sowie druckgrafischen und experimentell-fotografischen Arbeiten. Die Analyse der Flora ist ein wichtiges Gebiet der Biodiversitätsforschung. Gleichzeitig sind Pflanzendarstellungen in der Kunst ein reizvolles Motiv. In Frankfurt haben es diese drei Persönlichkeiten zur Meisterschaft der künstlerisch-wissenschaftlichen Auseinandersetzung und Bildgebung gebracht. Die Ausstellung stellt ihre Werke epochenübergreifend gegenüber und beleuchtet das Verhältnis von Wissenschaft und Kunst. Die Schau wird gefördert von der Crespo Foundation.

Die Stadt und das Grün: Von Bäumen bis #Krautschau

An das letzte Tier, das sie gesehen haben, erinnern sich die meisten Menschen. Aber wie ist das bei der letzten Pflanze? Viele nehmen Pflanzen, wenn überhaupt, nur als Dekoration, grünen Hintergrund oder Straßenbegleitgrün wahr. Diese sogenannte „Plant Blindness“ führt zur mangelnden Wertschätzung der Flora und zu einem begrenzten Interesse an ihrem Schutz und ihrer Bewahrung – fatal gerade in den Städten, wo Pflanzen dringend gebraucht werden, um die Folgen des Klimawandels abzumildern. Der Förderverein Senckenberg lädt daher am Dienstag, den 19. September, zum Stadtspaziergang „Die Stadt und das Grün: Von Bäumen bis #Krautschau“ mit Senckenbergerin, Geoökologin und Buchautorin Dr. Julia Krohmer ein.

Senckenberg for Future: „Klimapuzzle“

Am Freitag wird beim „Globalen Klimastreik“ wieder weltweit für Klimagerechtigkeit demonstriert. Senckenberg lädt aus diesem Anlass zum „Klimapuzzle“ ein. Bei diesem interaktiven Workshop können sich Jugendliche und Erwachsene Grundlagenwissen zum Klimawandel spielerisch erarbeiten. Die Veranstaltung wird gemeinsam mit der Organisation „Climate Fresk“ ausgerichtet, die das innovative Format entwickelt hat.

Wie hessische Forschende Giftschlangen auf den Zahn fühlen

Nicht nur in den Tropen führen Schlangenbisse zu gefährlichen Vergiftungen – auch Bisse europäischer Giftschlangen können ernste körperliche Beschwerden hervorrufen. Doch ihr Gift enthält auch Wirkstoffe, die künftig gegen bakterielle Krankheitserreger eingesetzt werden könnten. Wissenschaftler*innen des Gießener Fraunhofer Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie IME und des hessischen LOEWE-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik erforschen die Gifte europäischer Schlangen und haben kürzlich den Giftcocktail der in Griechenland heimischen Milosviper entschlüsselt. Ihre Publikation ist in der Fachzeitschrift „Frontiers in Molecular Biosciences“ erschienen.

Qual der Wahl: In welche Naturschutzgebiete sollte zukünftig investiert werden?

Die Einrichtung und Erhaltung von Schutzgebieten ist eine Schlüsselmaßnahme zur Erreichung der während der Weltnaturkonferenz im Dezember 2022 festgelegten Ziele. Doch solche geschützten Areale müssen oft vielfältige Ziele, wie Klimaschutz oder Schutz der Artenvielfalt, erfüllen – dies führt nicht selten zu Konflikten zwischen verschiedenen Interessensgruppen. Senckenberg-Forschende plädieren in ihrer gerade im Fachjournal „One Earth“ erschienenen Studie für eine flexible und transparente Auswahl von Schutzgebieten für die Verteilung von knappen Naturschutzgeldern. Ein neu von ihnen entwickeltes Online-Instrument ermöglicht die Gewichtung verschiedener Erhaltungsziele sowie den Echtzeitvergleich der Ergebnisse auf globaler Ebene.

Ein Frauenleben für die Schildkrötenforschung

Die Schildkröten-Forscherin Dr. Melita Vamberger von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden wird im neu erschienenen Buch „Women in Herpetology“ vorgestellt. Der Band für junge Erwachsene versammelt persönliche Porträts von 50 Frauen aus 50 Ländern und Regionen, die ihr Leben der Erforschung von Amphibien und Reptilien gewidmet haben. Der gesamte Erlös des Buchprojekts fließt in ein Stipendium, das Studierenden aus unterrepräsentierten Regionen die Teilnahme an internationalen herpetologischen Konferenzen ermöglichen soll.

Stadtinsekten – Frankfurts kleine Helfer
Sonderausstellung vom 29. September 2023 bis 01. Dezember 2024

Auf der Parkbank in der Mittagspause, auf dem gepflasterten Fußweg oder beim Blick auf den Grünstreifen im Verkehrsstau – sie sind immer da: Frankfurts kleine Helfer. Oft unbemerkt und unbeachtet von Menschenaugen oder gar mit einer flüchtigen Handbewegung verjagt. Die Rede ist von „Stadtinsekten“ wie Hainschwebfliege (Episyrphus balteatus), Schwarze Wegameise (Lasius niger) oder Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens). Sie alle übernehmen in unserer Stadt wichtige Funktionen als Bestäuber, natürliche Schädlingsbekämpfer, Aas-Beseitiger oder Nahrung für andere Tiere. Die neue Sonderausstellung „Stadtinsekten – Frankfurts kleine Helfer“ lädt dazu ein, diese wertvolle Insektenwelt vor unserer Haustür näher kennen und schätzen zu lernen – gemeinsam mit den Wissenschaftler*innen der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und des Projekts „SLInBio – Städtische Lebensstile und die Inwertsetzung von Biodiversität“.

Oktober

Vom Klimawandel zur Biodiversität – und zurück
Vortrag von Pflanzenökologe Christian Wirth bei Senckenberg

Während die Klimakrise immer spürbarer wird und dadurch im öffentlichen Diskurs allgegenwärtig ist, vollzieht sich der Verlust der biologischen Vielfalt im Stillen und bleibt häufig unbemerkt. Wie verändert sich die Biodiversität weltweit und in Deutschland? Wann funktionieren Ökosysteme nicht mehr und welche Auswirkungen hat dies auf uns Menschen? Anhand von Experimenten und Beobachtungen erklärt Gründungsdirektor und Sprecher des Deutschen Zentrums für Integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig Prof. Dr. Christian Wirth im dritten Vortrag der „Senckenberg Distinguished Lecture Series“ wie die Klima- und die Biodiversitätskrise zusammenhängen. Er zeigt zudem, dass die biologische Vielfalt nicht nur ein Opfer des Klimawandels ist, sondern auch ein Mittel gegen selben sein kann.

Es geht nicht ohne die Kleinen! Biodiversität in Boden und Grundwasser
Abendvortrag des Förderverein Senckenberg am 12. Oktober mit Prof. Dr. Willi Xylander

Der Boden unter unseren Füßen lebt! Doch die Lebewesen unter der Erde und ihre unermessliche Anzahl sind den wenigsten Menschen bekannt. Dabei spendet Boden Leben und ist, wie Wasser und Luft, eine unverzichtbare Lebensressource. Der Förderverein Senckenberg lädt am Donnerstag, den 12. Oktober zum Abendvortrag „Es geht nicht ohne die Kleinen! Biodiversität in Boden und Grundwasser“ von Prof. Dr. Willi Xylander, ehemaliger Direktor des Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz, und anschließendem „Get-together“ ein.

Darwin oder Kimura – Natürliche Selektion oder alles Zufall?
Neue Literaturübersicht will eine hitzige Debatte zwischen Evolutionsbiolog*innen klären

Manche Geheimnisse der Natur beschäftigen Wissenschaftler*innen schon seit Jahrzehnten – dazu gehören auch die Prozesse, die die Evolution vorantreiben. So spaltet die Frage, ob bestimmte Unterschiede zwischen und innerhalb von Arten durch natürliche Auslese oder durch zufällige Abläufe verursacht werden, die Evolutionsbiolog*innen bis heute. Ein internationales Forscherteam hat nun Licht in eine wissenschaftliche Auseinandersetzung um die Evolutionstheorien von Darwin und dem japanischen Genetiker Kimura gebracht. Ihr Fazit: Die Debatte ist durch das Nebeneinander verschiedener Interpretationen verworren.

Hohe Berge, hohe Vielfalt: Seit wann steuern die Anden die Biodiversität Südamerikas?

Mithilfe stabiler Wasserstoffisotope in vulkanischem Glas hat ein internationales Forschungsteam, unter ihnen Senckenberg-Geowissenschaftler Prof. Dr. Andreas Mulch, die Hebungsgeschichte des Anden-Plateaus untersucht. In ihrer heute im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“ (PNAS) veröffentlichten Studie zeigen sie, dass einzelne Abschnitte des heutigen Hotspots für Artenvielfalt erst vor 13 bis 9 Millionen Jahren auf ihre aktuelle Höhe anstiegen. Die Andenbildung gilt als maßgeblich für die Entwicklung der biologischen Vielfalt in Südamerika.

Die Kraft der Bilder
Der Anthropologe Philippe Descola stellt sein Buch „Die Formen des Sichtbaren“ bei Senckenberg vor

Eine Yupik-Maske aus Alaska, eine Malerei der Aborigines, eine Miniaturlandschaft aus der Song-Dynastie, ein holländisches Interieurgemälde aus dem 17. Jahrhundert: Was ein Bild zeigt oder gerade nicht zeigt, enthüllt ein bestimmtes figuratives Schema, das durch die formalen Mittel und durch die Anordnung, mit der es seine Wirkungskraft entfaltet, gekennzeichnet ist. Der bedeutende französische Anthropologe Philippe Descola stellt am 21. Oktober sein Buch „Die Formen des Sichtbaren – eine Anthropologie der Bilder“ in einer Diskussion mit Peter Geimer, Leiter des Deutschen Forums für Kunstgeschichte in Paris, im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt vor.

Brasilianischer Regenwald 2050: Frösche oder Immobilien?
Globaler Klimawandel und wirtschaftliche Interessen wirken sich negativ auf die Amphibienvielfalt im brasilianischen Regenwald aus

Senckenberg-Forschende haben gemeinsam mit einem brasilianisch-deutschen Team die Auswirkungen des Klimawandels auf die taxonomische und funktionale Diversität von Amphibien in der „Mata Atlântica“ untersucht. Der Regenwald an der Ostküste Südamerikas zählt zu den am stärksten bedrohten tropischen Waldgebieten und beherbergt über 50 Prozent der in Brasilien vorkommenden Amphibienarten. Die Wissenschaftler*innen zeigen in ihrer heute im Fachjournal „Perspectives in Ecology and Conservation“ veröffentlichten Studie, dass selbst eine moderate Entwicklung des Klimawandels enorme Auswirkungen auf die zukünftige Amphibienvielfalt hat – zusätzlich geraten Frosch und Co. durch wirtschaftliche Interessen in Bedrängnis.

Auf die Größe kommt es an: Natürliche Wiederbewaldung durch geflügelte Förste
Samenausbreitung durch fruchtfressende Vogelgemeinschaften in sieben Gebieten Europas untersucht

Unter der Leitung von Dr. Juan P. González-Varo von der Universität Cádiz in Spanien zeigt ein Team von 14 europäischen Forscher*innen, unter ihnen Senckenberg-Wissenschaftler Dr. Jörg Albrecht, dass in weitgehend entwaldeten Gebieten fruchtfressende Vögel größer und mobiler sind als entsprechende Arten in Wäldern. Die Vögel in entwaldeten Gebieten verbreiten zudem bevorzugt die Samen von Pflanzen, die ihrerseits größer sind und größere Samen tragen als in Wäldern.

Von Fledermäusen lernen: ERC Synergy Grant 2023 für Senckenberg-Genomiker Prof. Michael Hiller

Krankheiten durch Infektionen oder aufgrund von zunehmendem Alter stellen die Menschheit weltweit vor große Herausforderungen, sei es aus medizinischer, gesundheitspolitischer, ökonomischer oder emotionaler Perspektive. Für die Suche nach Lösungen sind interdisziplinäre und innovative Forschungsansätze nötig. Dass die Natur dabei als hilfreiches Vorbild dienen kann, möchten vier Wissenschaftler*innen, unter ihnen Prof. Dr. Michael Hiller von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, in einem gemeinsamen Forschungsprojekt zeigen.

 

November

Eine sichere und gerechte Zukunft für Alle
Englischsprachiger Vortrag von Johan Rockström im Rahmen der „Senckenberg Distinguished Lecture Series“ am 07. November in Frankfurt

Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung Prof. Dr. Johan Rockström erklärt im vierten Vortrag der „Senckenberg Distinguished Lecture Series“ am 07. November das – von ihm maßgeblich entwickelte – Konzept der „Planetaren Grenzen“. Er macht deutlich wie die Überschreitung dieser ökologischen Grenzen die Stabilität der Ökosysteme und damit das Wohlergehen der Menschheit schon heute weltweit gefährdet. Rockström zeigt zudem, wie eine gerechte und sichere Zukunft auf dem Planeten Erde möglich sein kann und welche Schritte hierfür notwendig sind.

Als in Europa hornlose Nashörner lebten
Internationales Forschungsteam analysiert fossile Schädel und bestimmt Arten neu: Die Verwandten heutiger Nashörner trugen keine Hörner und starben vor fünf Millionen Jahren aus

Tübinger Paläontologen haben eine in Vergessenheit geratene Nashorn-Gattung neu definiert: Eochilotherium lebte vor mehr als fünf Millionen Jahren und trug kein Horn. Hornlose Nashörner als Vorfahren heutiger Arten waren bereits bekannt. Ein internationales Forschungsteam aus Deutschland, Griechenland, Bulgarien und Südafrika zeigt im Journal of Vertebrate Paleontology, dass diese diverser waren als bislang gedacht. Panagiotis Kampouridis vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen untersuchte dafür aus Museumssammlungen stammende, fossile Schädel hornloser Nashörner.

Verborgen oder ausgestorben?
Genomanalyse eines 120 Jahre alten Zitterrochen-Sammlungsstücks bestätigt Artstatus

In Museumssammlungen finden sich immer wieder kleine „Schätze“ – das macht sie so wertvoll für die Forschung. Mit den heutigen Analysemethoden lassen sich den oft Jahrhunderte alten Archiven neue, detaillierte Erkenntnisse entlocken. Wissenschaftler*innen des Naturhistorischen Museums Wien und des hessischen LOEWE-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) haben nun die genetischen Daten einer seltenen und vermutlich bereits ausgestorbenen Zitterrochen-Art erhoben. Sie wurde 1897 bis 1898 bei der zweiten Österreichisch-Ungarischen Tiefsee-Expedition im Roten Meer gesammelt, konserviert und beschrieben – seitdem jedoch nie wieder beobachtet. Die neuen Ergebnisse bestätigen, dass der Zitterrochen Torpedo suessii eine eigene Art innerhalb der Gattung darstellt.

Senckenberg-Präsidentschaft: Carsten Kratz löst Beate Heraeus an der Spitze des Verwaltungsrates ab

Nach elf Jahren legt Dr. h. c. Beate Heraeus das Amt der Präsidentin der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung nieder. Ihr Nachfolger Carsten Kratz wurde heute vom Senckenberg-Verwaltungsrat einstimmig zum neuen Präsidenten gewählt. Kratz ist Deutschland-Leiter der britischen Beteiligungsgesellschaft Bridgepoint und bereits seit 2012 in verschiedenen Gremien und Ausschüssen Senckenbergs tätig. Nun steht der 56-Jährige dem Senckenberg-Verwaltungsrat vor, ist verantwortlich für die Arbeit der Aufsichtsgremien der Gesellschaft und lädt die rund 7000 Mitglieder jährlich zur Mitgliederversammlung ein.

Von der Eiszeit in die Zukunft: Senckenberg Weimar stellt auf erneuerbare Energien um
Die denkmalgeschützten Forschungsgebäude werden CO2-neutral

Die Senckenberg Forschungsstation für Quartärpaläontologie in Weimar kann CO2-neutral werden – dies ist das Ergebnis einer gerade abgeschlossenen Machbarkeitsstudie. Zukünftig soll der denkmalgeschützte Gebäudekomplex, in dem mehr als 85.000 Sammlungsstücke untergebracht sind und hochmoderne Eiszeit-Forschung stattfindet, langfristig komplett von Erdgasnutzung auf Geothermieversorgung umgestellt werden.

Pressegespräch anlässlich der 21. Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald-Lecture mit Paläoanthropologin Katerina Harvati

Die renommierte Paläoanthropologin Prof. Dr. Katerina Harvati vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen hat als Pionierin ihres Fachs das Wissen über Entwicklung, Paläobiologie und Verhalten der Neandertaler revolutioniert. Auf Grundlage modernster Methoden – wie Virtuelle Anthropologie und Analyse fossiler DNA-Reste – ermöglicht ihre Forschung zur menschlichen Evolution ein gänzlich neues Verständnis der beiden Schwesterspezies Homo sapiens und Homo neanderthalensis. Bei der 21. Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald-Lecture am 29. November 2023 wird Katerina Harvati im Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt einen umfassenden Überblick über den aktuellen Wissensstand zur Lebensweise der Neandertaler, dem Zeitpunkt der Ausbreitung des modernen Menschen nach Eurasien und dem Potenzial für einen biologischen und kulturellen Austausch zwischen beiden geben.

 

„Planet A* – Die Ausstellung für *Artenvielfalt“ eröffnet im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt

Rund 48.000 Tier-, 9.500 Pflanzen- und 14.400 Pilzarten leben in Deutschland. Sie alle übernehmen wichtige Aufgaben in Ökosystemen: Ein einzelner Baum filtert beispielsweise18.000 Liter Wasser pro Jahr. Leistungen wie sauberes Wasser und frische Luft stellt die Natur kostenlos zur Verfügung. Ihr Wert kann zwar berechnet werden, aber sie lassen sich kaum ersetzen, wenn sie wegfallen.

 

Frühmenschen in der Altsteinzeit: Mehr als nur Wild auf dem Speiseplan
Ernährungsgewohnheiten und Jagdstrategien von Frühmenschen der mittleren Altsteinzeit untersucht

Forschende des Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment (SHEP) an der Universität Tübingen zeigen in einer im Fachjournal „Scientific Reports“ erschienenen Studie, dass sich Frühmenschen des Mittelpaläolithikums vielfältiger ernährten als bislang angenommen. Die Analyse einer Fundstelle im iranischen Zagros-Gebirge belegt, dass Homininen vor circa 81.000 bis 45.000 Jahren sowohl Huftiere als auch Schildkröten und Raubtiere bejagten. Möglicherweise wurden auch Vögel verspeist.

Sächsische Allianz zum Schutz des Feuersalamanders
Start des Forschungsprojektes „Monitoring- und Frühwarnsystem zum Feuersalamandervorkommen in der Sächsischen Schweiz“

Der in Deutschland weit verbreitete Feuersalamander ist bisher vor allem durch den Verlust seines Lebensraumes und die Verschmutzung von Gewässern, in denen seine Larven aufwachsen, gefährdet gewesen. Seit einigen Jahren ist dieser besondere Schwanzlurch zunehmend durch den aus Asien eingeschleppten Erreger der Salamanderpest (Batrachochytrium salamandrivorans  – Bsal), ein Hautpilz, der spezifisch Salamander und Molche befällt, in seinem Vorkommen stark bedroht.

Kotfressender Kraftprotz: Der Stierkäfer wird „Insekt des Jahres 2024“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Bundesumweltministerin Steffi Lemke übernimmt Schirmherrschaft

Heute wurde der Stierkäfer zum „Insekt des Jahres 2024“ gekürt. Das Kuratorium unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Thomas Schmitt, Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut in Müncheberg, wählte die unter Naturschutz stehende Mistkäferart aus einer Reihe von Vorschlägen. Der glänzend schwarze Käfer ernährt sich vom Kot pflanzenfressender Tiere und besetzt damit eine Schlüsselrolle in Ökosystemen.

Dezember

Marderhunde: Gebietsfremde Allesfresser breiten sich in Europa aus

Senckenberg-Wissenschaftler Prof. Dr. Sven Klimpel hat gemeinsam mit Forschenden der Goethe-Universität Frankfurt im Rahmen des Verbundprojektes ZOWIAC das Fressverhalten von Marderhunden sowie deren potenzielles Übertragungsrisiko von Parasiten untersucht. Die Ergebnisse der Studie bestätigen die Vermutung, dass die aus Asien eingewanderten Tiere mit einer vielfältigen Parasitenfauna befallen sind. Anders als die ebenfalls invasiven Waschbären scheinen sie aber noch keine Gefahr für die heimische Tierwelt darzustellen. Die Arbeit ist im „International Journal for Parasitology: Parasites and Wildlife“ publiziert.

Artenreichtum unter der Erde
Neue umfassende Genomdaten wirbelloser Bodenlebewesen bieten Einblicke in deren biologische Vielfalt und Evolution

Sie sind winzig klein, enorm vielfältig und im Erdboden weit verbreitet: wirbellose Bodenlebewesen wie Springschwänze, Hornmilben, Tausendfüßer oder Fadenwürmer. Im Ökosystem Boden übernehmen die oft nur unter dem Mikroskop sichtbaren Tiere wichtige Aufgaben. Daher rücken sie auch zunehmend in den Blickpunkt von behördlichen Maßnahmen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt im Boden. Doch durch welche Eigenschaften und Fähigkeiten genau zeichnen sich die einzelnen Arten aus, welche Informationen gibt ihr Erbgut preis und wie haben sie sich im Laufe der Evolution entwickelt? Mit dem Projekt „MetaInvert“ stellt ein internationales Team von Wissenschaftler*innen umfangreiche genomische Daten zu 232 Arten dieser bisher wenig erforschten Organismen bereit. Die Informationen tragen erheblich zur Identifizierung sowie zum Wissen über Zusammensetzung und Funktion von Gemeinschaften und die Entdeckung evolutionärer Anpassungen an Umweltbedingungen bei.