Maria Jähde

Mammalogie

Forschung

Erforschung intraspezifischer Diversität bei Schimpansen und Bonobos

Die menschliche kulturelle Vielfalt ist enorm. Doch auch Tiere und besonders unsere nächsten Verwandten, die großen Menschenaffen zeigen eine große Vielfalt über Populationen hinweg, z.B. in Sozialstruktur, Demografie oder Verhalten. Zahlreiche Verhaltensweisen unserer nächsten Verwandten, wie z.B. Werkzeuggebrauch weisen eindeutig kulturelle Eigenschaften auf. Mit dem Pan African Programme wurde ein neuer Ansatz in der Erforschung unserer nächsten Verwandten entwickelt, um die Entstehung innerartlicher Vielfalt bei Schimpansen besser wissenschaftlich untersuchen zu können. Dafür wurden an mehreren Dutzend Standorten im afrikanischen Verbreitungsgebiet der Schimpansen über jeweils ein Jahr standardisiert umfangreiche Daten erhoben, u.a. zu Ökologie und Umwelt (mittels Plots und Transekten, sowie Probennahmen), sozialer und demografischer Struktur (mittels Kamerafallen), Genetik, Mikrobiome, Physiologie (nicht-invasiv gesammeltes Probenmaterial) und Verhalten (mittels Kamerafallen). Basierend auf der vorhandenen physischen und digitalen Sammlung werden verschiedenste Analysen zur Dokumentation und evolutionären Entstehung von Populationsdiversität durchgeführt. Aus dem Pan African Programme entstanden auch die Plattform Zambaclound ( www.zambacloud.com ) zur KI- basierten Klassifikation von Arten aus Videos von Kamerafallen, sowie die Citizen Science Plattform Chimp&See ( www.chimpandsee.org ) zur Klassifizierung und Annotierung von Kamerafallenvideos durch Unterstützung von Bürgerwissenschaftler:innen. Das Konzept des Pan African Programme Konzept wurde zur Erforschung der intraspezifischen Diversität von Bonobos ( https://bondiv.org/ ) weiterentwickelt.

IUCN SSC A.P.E.S. Datenbank

Die IUCN SSC A.P.E.S. Datenbank ( https://www.iucngreatapes.org/apes-database ) erfasst und speichert Monitoringdaten über die großen Menschenaffen und Gibbons. Dazu werden die in zahlreichen unabhängigen Feldstudien erhobenen Daten zusammengetragen und standardisiert und damit für unterschiedlichste Analysen zur Verfügung gestellt, z.B. für die Modellierung der räumlich- zeitlichen Verbreitung der verschiedenen Taxa über große Skalen hinweg, zur Untersuchung von Gefährdungsfaktoren oder zur Abschätzung der Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen. Das langfristige Ziel ist es die IUCN SSC A.P.E.S. Datenbank an einer oder mehrerer Institutionen im Verbreitungsgebiet der großen Menschenaffen und Gibbons anzubinden.

Behavior Change

In diesem interdisziplinären Projekt werden die Ansätze aus dem Monitoring von Arten, Veterinärmedizin, Ökologie, Anthropologie und Verhaltensökonomie zusammengeführt, um der Frage nach zu gehen, wie möglicherweise riskantes Verhalten durch den Konsum von Wildfleisch (z.B. Übertragung zoonotischer Erreger) verändert werden kann. Das Projekt wird mit verschiedenen Projektpartnern (Universität Daloa und CSRS, Abidjan, Elfenbeinküste, Ecole Inter Etats des Sciences et Médecine Vétérinaires de Dakar, Senegal, Universität Marburg, Helmholtz-Institut für One Health, Greifswald) in der Elfenbeinküste und Liberia in Westafrika durchgeführt.

Projekt „RELynx Sachsen“

Im September 2022 startete das Projekt „RELynx Sachsen“. An dem Projekt sind das Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz in der Koordination sowie die Professur für Forstzoologie der TU Dresden im Monitoring beteiligt. Ziel ist die Umsiedlung von bis zu 20 Eurasischen Luchsen der Unterart Karpatenluchs (Lynx lynx carpathicus) in sächsische Wälder. Die Tiere stammen als Wildfänge aus der Schweiz, Slowakei und Rumänien sowie als Nachzuchten aus menschenferner Gehegehaltung. Es können aber auch junge Luchse, die ihre Eltern verloren haben, ausgewildert werden. Die ersten Großkatzen werden in Südwestsachsen im Staatswald des Forstbezirks Eibenstock im Erzgebirge ausgesetzt. Je nach Ausbreitungsverhalten dieser Tiere können im Anschluss auch im linkselbischen Gebiet der Sächsischen Schweiz Luchse ausgewildert werden. Der Zeitraum für die Aussetzungen erstreckt sich von Frühjahr 2024 bis ins Jahr 2027. Der Auftraggeber des Projektes ist das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG). https://www.luchs.sachsen.de/      Kontakt: relynx.sachsen@senckenberg.de  

Umsetzungskonzept der Projektkoordination zum „RELynx Sachsen“-Projekt

Koncepce provádění koordinace projektu „RELynx Sasko“

DBBW

Senckenberg leitet die „Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf“ (DBBW).
Die DBBW bringt die genauesten Informationen über die Verbreitung des Wolfes, Daten und Ereignisse rund um den Wolf in die Öffentlichkeit und berät die Behörden. https://www.dbb-wolf.de/

 

Wanderkorridoren für fliegende Wirbeltiere

Das Projekt „Erhaltung von sicheren Wanderkorridoren für fliegende Wirbeltiere im tschechisch-sächsischen Grenzgebiet“ konzentriert sich auf die Erforschung der Wirksamkeit von Schutzwänden an Straßen in Tschechien und Deutschland.

Das Hauptziel des Projekts ist der Schutz der biologischen Vielfalt durch die Erhaltung und Förderung von Migrationskorridoren an der sächsisch-tschechischen Grenze. Die Fragmentierung der Landschaft durch eine verbesserte Verkehrsinfrastruktur hat zugenommen und wird sich weiter intensivieren. Während Migrationskorridore für größere Wildtiere bereits gut untersucht wurden, sind Analysen sicherer Querungsmöglichkeiten für fliegende Wirbeltiere (Vögel und Fledermäuse) an Bundes- und Landstraßen nur vereinzelt vorhanden und fehlen insbesondere in Tschechien.

Folgende Projektpartner sind beteiligt:

  • Masaryk-Universität/ Masarykova univerzita, Brno, (CZ), (Leadpartner);
  • Transport Research Center/ Centrum dopravního výzkumu, Brno-Líšeň, (CZ);
  • Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung vertreten durch Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz . (DE)

Mit dem Projekt wird die Effektivität von Schutzwänden untersucht, um wirksame Schutzvorrichtungen zu entwickeln und damit Kollisionen mit dem Verkehr zu vermeiden.

Darüber hinaus werden in dem Projekt Standorte ermittelt, die sich für die Errichtung von Schutzvorrichtungen eignen. Damit soll erreicht werden, dass das tschechisch-deutsche Grenzgebiet für die Migration und einen Populationsaustausch von Fledermaus- und Vogelarten durchlässig bleibt und tödliche Kollisionen vermieden werden.

Das Projekt wird mit Mitteln aus dem EU-Haushalt in Höhe von 752.323,90 € (gesamt) – SGN – 250.171,02 € gefördert. Bei Fragen zu dem Projekt wenden Sie sich bitte an Prof. Dr. Hjalmar Kühl, hjalmar.kuehl@senckenberg.de

Mehr zu aktuellem Projekt finden Sie hier.

GR-Geo-Interreg

Projekt REDEMA

Das sächsisch-tschechische Interreg-Projekt „Verbesserung der Effektivität des Rothirsch-Managements durch grenzübergreifende Ansätze“ (REDEMA) hat zum Ziel die Zusammenarbeit der Schutzgebiete der Nationalparks České Švýcarsko und Sächsische Schweiz im Rotwildmanagement zu verbessern und den Zustand der lokalen Rotwildpopulation zu erfassen. Die Wechselwirkungen zwischen Rothirsch, Beutegreifer Wolf, Wald und menschlichen Aktivitäten wie Tourismus und Jagd werden erforscht, um daraus Vorschläge für ein Management freilebender Huftiere zu erarbeiten. Eine enge Zusammenarbeit von Nationalparkverwaltungen und Wildtierforschungseinrichtungen sind fester Bestandteil des REDEMA Projekts. Grenzübergreifende, multidisziplinäre Ansätze sind Voraussetzung für stabile und vielfältige Wälder, welche zur Erhaltung und Wiederherstellung der heimischen Biodiversität beitragen.

Folgende Projektpartner sind beteiligt:

  • Tschechische Agraruniversität Prag (CZ), (Leadpartner);
  • Verwaltung des Nationalparks Böhmische Schweiz (CZ);
  • Staatsbetrieb Sachsenforst – Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz (DE);
  • Technische Universität Dresden (DE) und
  • Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung vertreten durch Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz (DE).

Konkrete Maßnahmen sind:

  • Erarbeitung von Managementstrategien
  • Gemeinsam veranstaltete grenzübergreifende Veranstaltungen für die breite ÖffentlichkeitNetzwerk-Treffen und Konferenzen
  • Das Projekt wird mit Mitteln aus dem EU-Haushalt mit 1.212.100,92 € (gesamt) – SGN – 198.666,58 € gefördert. Falls Sie Fragen haben melden Sie sich bitte bei: Catriona Blum-Rerat, catriona.blum-rerat@senckenberg.de

 

GR-Geo-Interreg

Forschen und Lehren in der Mongolei

Die Mongolei besitzt mit Ökosystemen von der Taiga bis zur Wüste eine einzigartige Naturausstattung. Trotz der riesigen Weite des Landes hinterlassen gravierende Veränderungen durch den Menschen zusammen mit natürlichen Einflüssen unübersehbare Spuren in der Landschaft und der Tier- und Pflanzenwelt der Mongolei. Dies fordert die Erforschung und die Überwachung zum Schutz und Nutzen der Biodiversität der Mongolei geradezu heraus. Ein Teil davon betrifft die Diversität der Säugetiere der Mongolei, die seit über 60 Jahren von mongolischen und deutschen Wissenschaftlern gemeinsam erkundet wird.

Seit 2007 besteht ein Kooperationsvertrag zwischen der Fakultät für Biologie der National University of Mongolia und dem Museum für Naturkunde Görlitz über Forschung, Lehre und Sammlungstätigkeit. Auf der Grundlage dieses Vertrages wurde die Säugetiersammlung in Görlitz um über zweitausend Exemplare aus der Mongolei bereichert, darunter solch wertvolle Kollektionen wie die weltweit umfangreichsten Schädel-Serien des Przewalski-Pferdes und des Asiatischen Wildesels. Diese Sammlung wird als gemeinsames Forschungsmittel beider Länder betrachtet und von mongolischen und deutschen Wissenschaftlern sowie internationalen Gastforschern genutzt.

Im Jahr 2016 wurde ein Memorandum of Understanding zwischen dem Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft der Mongolei und dem Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz unterzeichnet, das die “Restoration of the historical bird collection of the Bogd Khaan Palace Museum in Ulaanbaatar” und die Ausbildung mongolischer Fachkräfte in Ulaanbaatar zum Inhalt hatte.

Jährlich findet ein Austausch von Gastwissenschaftlern zwischen der National University of Mongolia und Senckenberg Görlitz statt. Aus der Wissenschaftskooperation entstanden Bachelor-, Master- und Promotionsarbeiten mongolischer und deutscher Kandidaten über die Säugetiere der Mongolei. Diese reichen von der Populationsökologie und -genetik des Asiatischen Wildesels und des Przewalski-Pferdes über die Ernährungsökologie des Wolfes bis zu Taxonomie, Biologie und Ökologie der Hausmaus in der Mongolei.

Seit 2006 werden gemeinsame Summer Schools mit mongolischen Studentinnen und Studenten in der Mongolei durchgeführt. Während dieser kleinen Expeditionen werden u.a. die Grundlagen des wissenschaftlichen Sammelns, Erfassungsmethoden und die Präparation von Kleinsäugern unterrichtet.