Flüsse sind für uns Menschen unverzichtbare Ökosysteme und bieten unzähligen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum.
Der Weltbiodiversitätsrat IPBES hat in seinem Global Assessment Report 2019 einige Fakten über Gewässer zusammengetragen. Demnach gelangen mehr als 80 Prozent des globalen Abwassers unbehandelt in die Umwelt; 300 bis 400 Millionen Tonnen Schwermetalle, Lösungsmittel, toxische Substanzen und andere Abfälle aus der Industrie werden jedes Jahr in die Gewässer eingeleitet. Als wäre dies nicht schon schlimm genug, sinkt gleichzeitig – und das ist einer der Haupttrends der Studie – die Fähigkeit der Ökosysteme, die Wasserqualität zu regulieren.
Das Insektensterben ist in jüngster Zeit in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Die von der Wissenschaft verlautbarten Zahlen gründen sich dabei fast ausschließlich auf terrestrische Insekten, während Untersuchungen zum Rückgang aquatischer Insekten seltener sind. Noch seltener sind jedoch Langzeitstudien, die gleichzeitig Veränderungen in den Lebensgemeinschaften und in bedeutenden Umweltparametern berücksichtigen. Doch es gibt sie. Ein Team von Senckenberg-Forscher*innen hat kürzlich die Ergebnisse eines langjährigen Monitoring-Projekts veröffentlicht.
Flüsse sind also leider vielen Gefährdungen ausgesetzt, weshalb das Thema „Flüsse“ auch in der Senckenberg-Forschung besonders wichtig ist. Im Folgenden finden Sie einige der vielzähligen Beiträge von Senckenberg zu diesem wichtigen Thema aufgelistet.
In einem begehbaren Wassertropfen schrumpfen die Besucher*innen auf die Größe eines Sandkornes und entdecken eine Lebenswelt, die sonst nur unter dem Mikroskop zu sehen ist.
Am zweiten multimedialen Highlight-Exponat geht es in die Vogelperspektive: Besucher*innen überblicken das Rhein-Main-Gebiet vom Vogelsberg bis zum Hessischen Ried und haben die Möglichkeit selbst in den Kreislauf des Wassers einzugreifen.
An weiteren Mitmachstationen gibt es erstaunliche Fakten über die Geologie des Wassers und die Tier- und Pflanzenwelt an der Nidda zu entdecken. So sind unter anderem der seltene Eisvogel und der scheue Mink – eine aus Amerika eingewanderte Nerz-Art – in der Ausstellung aus der Nähe zu sehen.
Podcast „Erdfrequenz“
In der ersten Folge des neuen Senckenberg-Podcasts „Erdfrequenz“ spricht Dr. Klement Tockner, Gewässerökologe und seit diesem Jahr Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, unter dem Thema „Anthropozän“ auch über die Einwirkung des Menschen auf unsere Flusslandschaften.
Die Ökologie der Neiße und ihre Kulturgeschichte sind Thema einer umfassenden inter- bzw. transdisziplinären Ausstellung, welche das Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz und die Görlitzer Sammlungen für Geschichte und Kultur gemeinsam konzipiert und realisiert haben.
Die Neiße wird in ihren unterschiedlichen Funktionen und Bedeutungen dargestellt – die Entwicklung der Flusslandschaft, der Fluss als Siedlungs- und Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen, als Wirtschaftsfaktor und Touristenziel, als Grenze, als Kommunikationsachse, als Kulturraum und Kunstmotiv u.a.
Die Ausstellung „Abenteuer Neiße – Leben am Fluss“ thematisiert die biologische Vielfalt in und an der Neiße, in den Städten und dem umgebenden Land – mit einem Blick auf Raum und Zeit, stellt das Leben unserer Heimat dar und weist auf oft übersehene Besonderheiten hin. Die dargestellten Themen stehen exemplarisch für Flußökosysteme und ihre Artengemeinschaften in Mitteleuropa und werden in der Zukunft im Rahmen einer Wanderausstellung auch an vielen anderen Standorten in Deutschland und Polen gezeigt werden. Modelle zum Anfassen, interaktive, viersprachige Tafeln und eine Kinderebene machen die Ausstellung zu einem Erlebnis für Groß und Klein. Für Besucher*innen gibt es einen Ausstellungsführer.
Spezialausgabe Online-Magazin zum Thema Flüsse
Die neueste Ausgabe des Senckenberg-Wissenschaftsmagazins „Natur • Forschung • Museum“ widmet sich den Flüssen und präsentiert aktuelle Forschung zu Themen wie der Renaturierung von Flüssen, dem Sterben der Wasserinsekten und der neuen Wanderausstellung des Senckenberg-Museums in Görlitz zum „Abenteuer Neiße“.
Pressemeldung: Flüsse von über 260.000 Kilometern Gesamtlänge gefährdet
Ein internationales Forscher*innen-Team, unter ihnen Senckenberg-Generaldirektor Klement Tockner, hat die weltweite Beeinträchtigung von Flüssen durch geplante Staudämme dokumentiert. Sie kommen zu dem Schluss, dass Fließgewässer von insgesamt mehr als 260.000 Kilometern Länge durch zukünftige Staudämme nicht mehr frei fließen könnten – mit massiven Auswirkungen auf die einzigartige biologische Vielfalt und die vielfältigen Leistungen dieser Gewässer. Gleichzeitig zeigen die Wissenschaftler*innen, dass die geplanten Staudämme weniger als zwei Prozent der erneuerbaren Energie erzeugen, die bis 2050 nötig wäre, um den globalen Temperaturanstieg unter 1,5 Grad Celsius zu halten. Die Studie erscheint im Fachjournal „Global Sustainability“.
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