Ein neuer Blick auf Fließgewässer-Renaturierungen: Wirkung auf Fluss, Aue und Mensch
Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines bundesweiten Bewertungsschemas für Fließgewässer-Renaturierungsmaßnahmen unter besonderer Berücksichtigung ihrer Aue sowie gesellschaftlicher Aspekte.
Bislang werden Fließgewässer im Rahmen der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) anhand ihrer aquatischen Lebensgemeinschaften bewertet. Oft zeigt sich hierbei nach einer durchgeführten Renaturierungsmaßnahme nicht die erwünschte Verbesserung des ökologischen Zustandes des Gewässers. Vor dem Hintergrund der hohen Kosten weiterer Renaturierungsmaßnahmen und möglicher Konflikte mit Landeigentümern, Gemeinden und Nutzern des Gewässerumfeldes erscheint es jedoch dringend geboten, nicht nur die WRRL-bezogenen Aspekte zu betrachten, sondern auch weitere wichtige Faktoren hinzuzuziehen.
Erste Untersuchungen weisen darauf hin, dass Renaturierungen auch auf die Aue wirken. Der Effekt, dass sich ufernahe Lebensgemeinschaften renaturierter Abschnitte in Richtung naturnaher Auenbiozönosen verändern, übersteigt dabei die Wirkung, welche Renaturierungsmaßnahmen auf aquatische Biozönosen haben.
Ebenso findet bislang wenig Betrachtung, welchen Effekt Renaturierungsmaßnahmen auf den Menschen haben. Es liegt nahe, dass renaturierte Gewässer auf viele gesellschaftliche Gruppen (z.B. Spaziergänger oder Angler) attraktiver wirken als ein kanalisiertes Gewässer. Auch dieser sozial-ökologische Aspekt soll in diesem Projekt Berücksichtigung finden.
Eine dritte Wissenslücke betrifft die erforderlichen Zeiträume für die Rückkehr der verschiedenen Organismengruppen in die renaturierten Abschnitte.
Das Projekt rückt also drei Fragen in den Mittelpunkt, die bislang bei der Analyse von Renaturierungen von Fließgewässern stark vernachlässigt wurden:
1. Welche Auswirkungen haben Renaturierungenmaßnahmen auf Lebensgemeinschaften der Aue?
2. Wie werden Renaturierungen des Gewässers und der Aue von der Gesellschaft wahrgenommen?
3. Welche Zeiträume sind für eine Reaktion der Lebensgemeinschaften von Gewässer und Aue sowie ihrer gesellschaftlichen Wahrnehmung notwendig?