Ichthyologie
Pempheris flavicycla marisrubri Randall, Bogorodsky & Alpermann 2014 ist eine im Roten Meer endemische Unterart einer im Indischen Ozean weit verbreiteten Art der Beilfische (Familie Pempheridae).

Marine Zoologie

Ichthyologie

Fische sind mit mehr als 50.000 nominellen und etwa 34.200 derzeit als gültig betrachteten Arten die größte Wirbeltiergruppe. Es gibt weit mehr Arten von Fischen als von allen anderen Wirbeltieren zusammengezählt. Fischartige bevölkern die Erde seit mehr als 450 Millionen Jahren und sind damit weitaus älter als Dinosaurier. Sie haben eine enorme Formenvielfalt entwickelt und besiedeln nahezu alle aquatischen Lebensräume vom Hochgebirgsbach bis zur Tiefsee. In vielen Ökosystemen stellen sie den Hauptanteil der Biomasse und so kommt ihnen auch eine herausragende wirtschaftliche Bedeutung zu.

Die Sektion Ichthyologie (alt-griech. „ichthys“= „Fisch“) befasst sich mit dem wissenschaftlichen Studium von Fischen und Fischartigen, zu denen die Knochenfische (Osteichthyes), die Knorpelfische (Chondrichthyes) und die Kieferlosen Fische (Agnatha) gezählt werden. In erster Linie handelt es sich dabei um taxonomische und systematische Studien mit Fokus auf bestimmte taxonomische Gruppen. Diese werden ergänzt durch molekulargenetische Studien zur Phylogenie und Populationsgenetik sowie durch Untersuchungen zur Ökologie und Biogeographie. Untersucht werden sowohl Süßwasser- als auch Meeresfische. Der historisch geographische Fokus Forschung in der Sektion Ichthyologie liegt nach wie vor auf den Meeren und Binnengewässern des Vorderen Orients und Nordafrikas, die bereits der Gründer der Sektion Eduard Rüppell bereist und untersucht hatte. Aktuell werden in der Ichthyologie vor allen die Nordsee sowie der Atlantik bearbeitet.

Geschichte

Die senckenbergische Fischkunde  hat eine lange Tradition. Sie geht auf den Frankfurter Forschungsreisenden Eduard Rüppell zurück, der die Fischsammlung begründete und von 1827 bis 1862 wissenschaftlich betreute. Anschließend wurde sie für nahezu ein Jahrhundert nur nebenamtlich mitverwaltet, bis Wolfgang Klausewitz 1954 mit der Leitung der Sektion Ichthyologie betraut wurde. Die Berufung eines hauptamtlichen Ichthyologen wirkte sich sehr positiv auf die Forschung und das Wachstum der Sammlungen aus. Im Vordergrund standen zunächst die Auswertungen der Xarifa- und Meteor-Expeditionen zum Roten Meer und Indischen Ozean.
Ab 1970 erfolgte dann als weiterer Schwerpunkt eine mehrjährige Bestandsuntersuchung der Fische des unteren Mains. Dieses Projekt übernahm dann 1974 Anton Lelek, der Leiter der neu gegründeten Sektion Ichthyologie II und Fischökologie. Zu einer Zeit, als die Verschmutzung der Gewässer in Deutschland ihren Höhepunkt erreichte und Abschnitte einiger Flüsse als biologisch tot galten, kam den ökologischen Forschungsarbeiten A. Leleks (1933-2002) und seiner Mitarbeiter eine herausragende Bedeutung zu. Nachdem A. Lelek 1998 in den Ruhestand trat wurden die beiden ichthyologischen Sektionen zusammengeführt. Die ökologischen Arbeiten an europäischen Süßwasserfischen wurden von Egbert Korte weitergeführt.

Im Jahre 1987 trat W. Klausewitz (1922 – 2018), dessen wissenschaftliches Werk die internationale Ichthyologie erheblich bereichert hat, in den Ruhestand. Als neuer Sektionsleiter übernahm Friedhelm Krupp die Verantwortung. Wiewohl dieser Wechsel mit einem Wandel im Arbeitsstil verbunden war, standen unter F. Krupp die bereits von E. Rüppell begründeten und von W. Klausewitz weiterentwickelten Schwerpunkte, die Systematik und Zoogeographie der Fische des nordwestlichen Indischen Ozeans und seiner Randmeere weiterhin im Vordergrund der Sammlungs- und Forschungsaktivitäten.
Hinzu kam als weiterer Schwerpunkt die Systematik und Zoogeographie der Süßwasserfische des Vorderen Orients. Von 2011 bis 2017 hatte F. Krupp die Leitung des Qatar Museum of Nature and Science inne, während dieser Zeit wurde die Sektion Ichthyologie kommissarisch von einer Reihe anderer Mitarbeiter, vor allem von Tilman Alpermann, kommissarisch geleitet.

Derzeitige Schwerpunkte bilden neben der Tiefseeforschung vor allem die Nordseeforschung im Rahmen eines BMBF Projektes über die Deutsche Allianz Meeresforschung (DAM) mit dem Titel „Mobile grundberührende Fischerei in marinen Schutzgebieten der Deutschen AWZ der Nordsee (MGF-Nordsee)“. Des Weiteren plant die Marine Zoologie eine Intensivierung in der Zusammenarbeit im Atlantik vor Mauretanien, wo die Ichthyologie bereits in ein GIS Projekt „West African Biodiversity under Pressure (WASP) eingebunden ist.