Senckenberg Distinguished Lecture Series

Neue Horizonte in der Naturforschung

Die Distinguished Lecture Series bringt international renommierte Wissenschaftler*innen und andere intellektuelle und zivilgesellschaftliche Führungspersönlichkeiten zu Senckenberg. Zusätzlich zu den Vorträgen finden bei jedem Besuch Diskussionen oder öffentliche Veranstaltungen statt, die ein breites Spektrum von Senckenberg-Wissenschaftler*innen ansprechen sollen.

 

Innerhalb unserer „Senckenberg Distinguished Lecture Series“ halten herausragende Wissenschaftler*innen aus der internationalen Gemeinschaft Vorträge zum Thema „Emerging Frontiers in Nature Research“.

Mit dieser Vortragsreihe wollen wir eine neue, vor allem international ausgerichtete Plattform für die Vernetzung und den Austausch, für die Schaffung von Synergien und für inspirierende Diskussionen schaffen – kurz: einen weiteren Baustein zu unserer lebendigen wissenschaftlichen und neugiergetriebenen Hauskultur.

Programm

DatumRedner*in
November 4, 2025Prof. Dr. Deliang Chen
Juli 1, 2025Dr. Thomas Brooks
June 10, 2025Prof. Erle Ellis, Ph.D.
März 4, 2025Prof. Ricardo Rozzi, Ph.D.
November 5, 2024 Prof. Dr. Katja Matthes
Oktober 1, 2024David Obura, Ph.D.
September 24, 2024Prof. Lisa Levin
März 5, 2024Prof. Dr. Matthias Rillig
November 7, 2023 Prof. Dr. Johan Rockström
Oktober 10, 2023Prof. Dr. Christian Wirth
Juni 6, 2023Prof. Dr. Alex Rogers
April 4, 2023Prof. Dr. Antje Boetius

Vortrag #10

Thema: Menschen und ihre Ambitionen stark machen – für eine bessere Zukunft des Lebens auf der Erde

Viele Bemühungen zum Schutz der Natur konzentrieren sich bisher vor allem darauf, die vom Menschen verursachten Schäden – an Lebensräumen oder Arten – zu begrenzen. Der Vortrag zeigt einen anderen Weg auf: die Kraft menschlicher Ambitionen zu nutzen, um Fortschritte hin zu einer Welt zu ermessen, in der Mensch und Natur sich gemeinsam harmonisch entfalten können.
Der Vortrag knüpft dabei an den Human-Development-Ansatz des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) und dessen Messgrößen an. Ziel ist es, den Begriff des Fortschritts neu zu definieren – nicht nur im Sinne von menschlichem Wohlstand, sondern auch als Ausdruck einer gegenseitigen Verbundenheit mit der lebenden Welt.
Es geht darum, die globale Kraft menschlicher Ambitionen zu mobilisieren, um eine bessere Zukunft für uns alle zu gestalten.

Über den Redner:

Erle Ellis ist Professor für Geografie und Umweltwissenschaften an der University of Maryland, Baltimore County (USA) und aktuell Fellow im „Panel on Planetary Thinking” der Justus-Liebig-Universität Gießen.
Als ehemaliges Mitglied der Anthropocene Working Group und weiterer Initiativen forscht, lehrt und publiziert er zur globalen Ökologie menschlich geprägter Landschaften im Anthropozän.

Vortrag #9

Biokulturelle Bewahrung für eine Ethik des Zusammenlebens: Die biologische und kulturelle Vielfalt respektieren

Eine große Vielfalt von Lebewesen und menschlichen Werten ist für die vorherrschende globale Kultur unsichtbar. Um diese „biokulturelle Blindheit“ zu überwinden, haben wir eine biokulturelle Ethik vorgeschlagen, um die lebenswichtigen Links zwischen den Lebensgewohnheiten menschlicher und nicht-menschlicher Mitbewohner, die in gemeinsamen Lebensräumen leben, zu schätzen und zu schützen. Wir haben dieses 3H-Modell (Hábitos, co-Habitantes, Hábitats) im Biosphärenreservat Kap Hoorn am „Südgipfel Amerikas“ entwickelt, aber es hat weitreichende Auswirkungen auf die Erhaltung und Achtung der biologischen und kulturellen Vielfalt weltweit.

Über den Redner
Prof. Ricardo Rozzi, chilenischer Ökologe und Philosoph, ist ordentlicher Professor an der University of North Texas (USA) und der Universität von Magallanes (Chile). Er ist Direktor des Cape Horn International Center (CHIC), Puerto Williams, Chile und Vizepräsident des Center for Environmental Philosophy (CEP), Denton, Texas, USA.

Vortrag #8

Der Ozean – Lösung für die Klimakrise

Der Ozean bietet eine Vielzahl von Maßnahmen zur Entfernung von Kohlendioxid und Lösungen für unvermeidbare Restemissionen. Die Auswirkungen dieser Maßnahmen auf den Ozean und der Schutz dieses lebenswichtigen Ökosystems müssen sorgfältig und gründlich geprüft werden. Zur Bewältigung dieser komplexen Herausforderungen (rechtlicher Rahmen, wissenschaftliche Grundlagen, technologische Fragen, sozioökonomische Aspekte usw.) benötigen wir zuverlässige Forschungsergebnisse, und es ist unsere Aufgabe, ozeanbasierte Ansätze zur Entfernung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre verantwortungsvoll zu bewerten.
Sichere marine Kohlenstoffspeicher, Alkalisierung und Wiederherstellung, z. B. von Seegraswiesen, werden in allen Meeresforschungsdisziplinen untersucht. Letztlich muss uns der Übergang zu einer klimaneutralen Gesellschaft gelingen, wobei die Reduzierung unserer Emissionen die beste Lösung ist.

Über die Rednerin
Prof. Dr. Katja Matthes ist Klimaforscherin und Direktorin des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung, Kiel. Das Verständnis des Systems Ozean, insbesondere unter dem Aspekt des Klimawandels, ist die Motivation für ihre Forschung und Wissensvermittlung. Sie ist Mitautorin des aktuellen 6. Sachstandsberichts des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) und Vorstandsmitglied der Deutschen Allianz für Meeresforschung.

Vortrag #7

Natur, Wirtschaft und Gesellschaft im Gleichgewicht – für eine sichere und gerechte Zukunft

Der globale Verlust der biologischen Vielfalt und der Klimawandel sind Teil einer sich verschärfenden Polykrise, die aus einer einzigen Quelle resultiert – der exzessiven Umgestaltung der Natur durch die Menschheit, für den Zweck finanzieller Gewinne. Globale wissenschaftlich-politische Plattformen sind zunehmend eindeutig, aber ihre Schlüsselbotschaften finden nicht genügend Anklang, um die differenzierten Verantwortlichkeiten und Maßnahmen, die von verschiedenen Ländern und Sektoren der globalen Gesellschaft gefordert werden, voranzutreiben. Die Beziehungen zwischen Natur, Wirtschaft und Gesellschaft müssen ins Gleichgewicht gebracht werden, um die „Kurven“ der verschiedenen Krisen zu biegen. Ein wichtiger Weg zum Erfolg besteht darin, sich auf die Erhaltung einer gesunden und ausreichenden Natur auf einer Quadratkilometerskala zu konzentrieren, die biologische Vielfalt und menschlichen Nutzen bietet. Dies betrifft die Gerechtigkeit zwischen den Menschen, die Ursachen des Rückgangs und bietet konkrete Möglichkeiten, das Finanzkapital in Naturkapital umzuwandeln.

Über den Redner
David Obura ist Vorsitzender der Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES), Mitglied der Earth Commission und Direktor von CORDIO East Africa. Nach 30 Jahren Forschung über die Anfälligkeit von Korallenriffen für den Klimawandel und ihre Bedeutung für die Gesellschaft konzentriert er sich nun auf die Verknüpfung lokaler und globaler Herausforderungen, um die Gesellschaft auf dem Weg in eine sichere und gerechte Zukunft zu unterstützen.

Vortrag #6

Die biologische Vielfalt der Tiefsee im Klimawandel: eine ehrliche oder eine fabrizierte Zukunft?

Unser Planet ist sowohl mit dem Klimawandel als auch mit dem Verlust der biologischen Vielfalt konfrontiert. Diese beiden Krisen sind miteinander verwoben und müssen gemeinsam angegangen werden. Dabei muss auch die Tiefsee berücksichtigt werden. Die Anpassungen und Lebensgewohnheiten der Tiefseearten machen sie anfällig für Umweltveränderungen und Störungen. Wir haben bereits festgestellt, wie sehr wir für ein stabiles Klima von der Tiefsee abhängig sind. Ozeanbasierte Geoengineering-Maßnahmen und Tiefseebergbau stellen eine drohende, aber unsichtbare
Bedrohungen für die Tiefsee dar. Die wachsende Notwendigkeit, sowohl die biologische Vielfalt der Tiefsee als auch die Kohlenstoffdienstleistungen zu erhalten, erfordert einen Beitrag zu den vielen internationalen Verhandlungen, Rahmenwerken und Verträgen, die derzeit über das Schicksal der Tiefsee entscheiden.

Über die Rednerin
Lisa A. Levin ist eine renommierte Professorin an der Scripps Institution of Oceanography, UC San Diego. Sie erforscht derzeit die biologische Vielfalt, den Klimawandel und die Auswirkungen des Menschen auf die Tiefsee. Sie arbeitet daran, die Tiefseewissenschaft über Wissenschaftsnetzwerke, globale Bewertungen und UN-Verhandlungen an politische Entscheidungsträger heranzutragen.

Vortrag #5

Auswirkungen von mehreren Einflussfaktoren des globalen Wandels auf Böden und terrestrische Ökosysteme

Die überwiegende Mehrheit der experimentellen Studien, die die Auswirkungen von Faktoren des globalen Wandels auf terrestrische Ökosysteme untersuchen, beziehen sich nur auf einen oder zwei Faktoren (etwa 98 % der veröffentlichten Literatur). Das bedeutet, dass wir fast völlig blind für die gleichzeitigen Auswirkungen vieler gemeinsam wirkender Faktoren sind, auch wenn dies wohl die Realität ist. Das Experimentieren mit einer so großen Anzahl von Faktoren bringt viele Herausforderungen mit sich. Ich berichte über unsere Arbeit, bei der wir ein Design verwenden, das die Anzahl der Faktoren hervorhebt: Dies allein kann viele Effekte erklären und unterstreicht die Tatsache, dass die Verringerung der Dimensionalität des Problems des globalen Wandels ein Weg zu mehr Gesundheit der Ökosysteme sein könnte.

Über den Redner
Matthias Rillig ist Professor für Ökologie an der Freien Universität Berlin und Direktor des Berlin-Brandenburgischen Instituts für Biodiversitätsforschung. Seine Arbeitsgruppe befasst sich mit den Auswirkungen des globalen Wandels auf Böden (einschließlich Mikroplastik), mit einem organismischen Schwerpunkt auf Pilzen.

Vortrag #4

Eine sichere und gerechte Zukunft für die Menschheit und die Erde

Nach 11.000 Jahren eines bemerkenswert stabilen Klimas, das günstige Bedingungen für die Entwicklung unserer Zivilisationen geschaffen hat, wird die Menschheit nun von mehreren globalen Krisen bedroht. Dieser Vortrag gibt einen aktuellen wissenschaftlichen Überblick über die Risiken einer Destabilisierung des Planeten und zeigt auf, dass sechs von neun planetarischen Grenzen bereits heute überschritten sind. Die zunehmende Häufigkeit und das Ausmaß von Extremereignissen ist nur eine Folge des Überschreitens der 1,5°C-Grenze für die globale Erwärmung – einer echten biophysikalischen Grenze, nicht nur ein politisches Ziel -, bei deren Überschreitung mehrere Kipppunkte im Erdsystem nicht nur wahrscheinlich sind, sondern auch die Gefahr besteht, dass Kippkaskaden ausgelöst werden.

Über den Redner
Johan Rockström ist Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Professor für Erdsystemwissenschaften an der Universität Potsdam.

Vortrag #3

Vom Klimawandel zur Biodiversität und zurück

Während die Klimakrise für jeden spürbar und im öffentlichen Diskurs allgegenwärtig ist, entwickelt sich die Krise der biologischen Vielfalt auf unserem Planeten im Stillen und bleibt oft unbemerkt. Wie verändert sich die biologische Vielfalt weltweit und bei uns? Wie wirkt sich dies auf die Integrität und das Funktionieren unserer Ökosysteme und letztendlich auf uns Menschen aus? Anhand von Experimenten und Beobachtungen weltweit und in Deutschland erklärt Christian Wirth, wie die beiden Krisen miteinander verbunden sind. Er argumentiert, dass die biologische Vielfalt nicht nur ein Opfer des Klimawandels ist, sondern auch ein Mittel gegen den Klimawandel; die Erhaltung und Schaffung biodiverser Landschaften ist der Schlüssel zu einem wirksamen Klimaschutz.

Über den Redner
Christian Wirth ist ein deutscher Pflanzenökologe, der sich dafür interessiert, wie Pflanzen und ihre Vielfalt das Funktionieren von Ökosystemen beeinflussen. An der Universität Leipzig ist er Sprecher des DFG-geförderten Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle Jena Leipzig und Direktor des Botanischen Gartens. Neben seiner zehnjährigen Tätigkeit als Max-Planck-Fellow war er Mitbegründer der globalen TRY-Datenbank für Pflanzeneigenschaften, leitet den Leipziger Canopy Crane und ist derzeit Leiter der deutschen Biodiversitätsbewertung im Rahmen der BMBF-Initiative FEdA.

 

Vortrag #2

Wie kann die Taxonomie den Herausforderungen der Krise der biologischen Vielfalt im Meer gerecht werden?

Der Ozean steht vor einer Krise der biologischen Vielfalt, die durch direkte und indirekte menschliche Einflüsse verursacht wird; unser Wissen über die globale biologische Vielfalt der Meere ist jedoch für das Meeresmanagement unzureichend. Selbst jetzt sind noch große Gebiete des Ozeans unerforscht, und die Daten einer einzigen wissenschaftlichen Expedition können unser Verständnis der Verbreitung des Meereslebens erheblich verändern. Angesichts des Rückgangs der Arten und der realen Möglichkeit des Aussterbens muss die Entdeckung und Beschreibung von Arten beschleunigt werden, und es müssen Maßnahmen ergriffen werden, um das Leben im Meer zu erhalten. Alex Rogers, wissenschaftlicher Direktor der Nippon Foundation, wird das neue Ocean Census Programm vorstellen, mit dem die Entdeckung von Arten in den Ozeanen beschleunigt werden soll.

Über den Redner
Alex Rogers ist Meeresbiologe und beschäftigt sich mit der biologischen Vielfalt von Tiefseeökosystemen und mesophotischen Riffumgebungen. Zu seinen bisherigen Arbeiten gehören Kaltwasserkorallenriff-Ökosysteme, Seeberge und die ersten Hochtemperatur-Hydrothermalquellen im Südlichen Ozean. Er ist wissenschaftlicher Leiter des Nippon Foundation / Nekton Ocean Census Projekts und arbeitet am Oxford University Museum of Natural History. Er wurde mit dem ZSL/Marsh Award for Marine and Freshwater Conservation ausgezeichnet und hat ein populäres Buch mit dem Titel Das Große Tiefe Blau veröffentlicht.

 

Vortrag #1

Die Arktis im Wandel. Wie das Leben im Eis und in der Tiefsee funktioniert.

Die Region um den Nordpol erwärmt sich fast viermal so schnell wie der globale Durchschnitt der Erde, und vor allem der starke Rückgang des Meereises führt zu erheblichen ökologischen Veränderungen. Aber wie können wir herausfinden, ob sich etwas verändert, wenn kaum Daten zur Verfügung stehen? Antje Boetius berichtet über die Vielfalt der Lebensräume im eisbedeckten Arktischen Ozean und über die Prozesse, die eine direkte Verbindung zwischen dem Schicksal des Meereises und den benthischen Gemeinschaften herstellen. Anschließend stellt sie zukünftige Strategien für Studien in den Polarregionen vor.

Über die Rednerin
Prof. Dr. Antje Boetius ist eine in Frankfurt geborene Meeresforscherin und Mikrobiologin und Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts. Sie erforscht unerforschte Lebensräume des Arktischen Ozeans, mit einem Schwerpunkt auf den Auswirkungen des Klimawandels auf die Polarregionen. Sie wurde mit dem Communicator-Preis der DFG und dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet.