Januar

Collectomics – neue Antworten aus alten Sammlungen

Frankfurt, den 06.01.2022. Allein in den Senckenberg-Sammlungen lagern über 40 Millionen Objekte aus aller Welt und aus verschiedensten Zeiten. Sie bergen eine schier unendliche Menge an Informationen – etwa über Entwicklung und Verbreitung von Arten oder auch über frühere Umweltbedingungen. Zahlreiche moderne Methoden helfen uns heute, diese alten Sammlungsschätze neu zu erschließen, sodass wir ihnen völlig neue Erkenntnisse entlocken und so das gesamte Erdsystem besser verstehen können. Prof. Dr. Karsten Wesche erläutert dies am 12. Januar im nächsten Vortrag der Senckenberg-Reihe „Museum for Tomorrow: Die Praxis der Museen“.

Mitmachen beim Landschaftsfotoportal

Mit historischen Landschaftsfotografien können Bürgerwissenschaftler*innen einen Beitrag zur Biodiversitäts-Forschung leisten.

Görlitz. Fotoalben – die mit viel Liebe erstellten Fotosammlungen sind nicht nur ein Schatz an Erinnerungen, sondern auch enorm wichtig für die Biodiversitätsforschung. Sie dokumentieren zahlreiche Veränderungen unserer Umwelt: den Rückgang der Wälder, den Wandel der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung oder die Zerschneidung der Landschaft durch Straßen, Eisenbahnlinien und Energieversorgungstrassen. Hier kommen die Fotoalben-Besitzer*innen ins Spiel. Mithilfe des Landschaftsfotoportals können sie als Bürgerwissenschaftler*innen tätig werden und zur Forschung beitragen.

Das große Artensterben – Was wissen wir und was müssen wir tun?

Frankfurt, 13. Januar 2022. Biodiversität ist die Grundlage allen Lebens. Der zunehmende Rückgang von Tier- und Pflanzenarten und der damit verbundene Verlust der biologischen Vielfalt hat dramatische Ausmaße angenommen. Von schätzungsweise 8 Millionen Tier- und Pflanzenarten sind etwa 1 Million Arten vom Aussterben bedroht. Gefährdet sind damit auch die regulierenden, materiellen und immateriellen Ökosystemleistungen, welche die Natur bereitstellt – ein grundlegender Beitrag für das Wohlergehen der Menschen. Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese schaut im Digital Talk des Senckenberg Fördervereins unter verschiedenen Blickwinkeln auf dieses Thema.

Rangezoomt: Mensch-Natur-Beziehungen

Senckenberg-Wissenschaftler*innen haben gemeinsam mit einem internationalen Team eine neue Typologie eingeführt, welche Mensch-Natur-Beziehungen auf der Ebene einzelner Menschen und Naturentitäten – einer definierten Einheit aus dem Bereich Umwelt – kategorisiert. Die 17 Beziehungstypen werden anhand der jeweiligen Einstellung, Verhaltenspräferenz und des Verhaltens eines Individuums definiert. Ziel der Einordnung ist es, Strategien zur Förderung nachhaltigen und naturschutzfreundlichen Verhaltens effektiver zu gestalten und etwaige soziale Ungleichheiten in Mensch-Natur-Beziehungen offenzulegen. Der Artikel erscheint heute im Fachjournal „People and Nature“.

Genverlust durch einseitige Ernährung

Ein Team von Wissenschaftler*innen der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, des LOEWE-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) und des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung haben am Beispiel von 52 heutigen und 31 ausgestorbenen Säugetierarten untersucht, ob die Veränderung der Ernährung im Laufe der Evolution den Verlust von Genen nach sich zieht. Sie kommen in ihrer kürzlich im Fachjournal „Journal of Evolutionary Biology“ erschienenen Studie zu dem Ergebnis, dass der Verlust des Gens PNLIPRP1 mit einer fettarmen Ernährung zusammenhängt, unabhängig davon ob das Tier ein Pflanzen- oder Fleischfresser ist. Darüber hinaus geben die Forschenden zu bedenken, dass Raubtiere wegen des Verlustes des am Entgiftungsprozess beteiligten Gens NR1I3 besonders stark durch Umweltgifte geschädigt werden könnten.

Großelterntag in Görlitzer Museen

Wie lebte man zur Barockzeit in Görlitz? Diesen Eindruck vermitteln Möbel, Gemälde und andere Ausstattungsstücke des 18. Jahrhunderts in der früheren Wohnung des Bauherrn im Barockhaus. Der Ausstellungsbereich „Barocke Künste“ beherbergt herausragende Werke barocker Kunstfertigkeit aus Böhmen, Sachsen, Schlesien und der Oberlausitz. Der Blick in den historischen Bibliothekssaal leitet über zur Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, deren wertvolle wissenschaftsgeschichtliche Sammlungen in thematischen Kabinetten präsentiert werden. In der Sonderschau sind Druckgrafiken und Zeichnungen von Charlotte E. Pauly ausgestellt. Im Kaisertrutz führt die kulturgeschichtliche Zeitreise „Von der frühen Eiszeit bis zur politischen Wende 1989/90“. Den krönenden Abschluss bildet ein Besuch in der Galerie der Moderne mit Werken der Malerei, Bildhauerei, Grafik und angewandten Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.

Biologische Vielfalt dokumentieren, schützen und nutzen

Frankfurt, 19.01.2022. Biodiversität zeigt sich in der enormen Vielfalt der Lebewesen und ihren äußerst unterschiedlichen Formen und Funktionen. Diese Komplexität ist das Ergebnis von 3,5 Milliarden Jahren Evolution. Heute ermöglichen genomische Analysen von Organismen umfassende und neue Einblicke in die Entstehung und Entwicklung unserer Umwelt. So hat es sich das LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) zum Ziel gesetzt, die genetische Basis der biologischen Vielfalt zu erschließen, um sie für die Grundlagen- und angewandte Forschung zu nutzen. Auch für den Schutz der Artenvielfalt ist es unumgänglich, diese zu erkennen, zu verstehen und zu dokumentieren.

Provenienzforschung: Was ist das und wie gehen Naturmuseen damit um?
Digitaler Vortrag am 26. Januar

Frankfurt, den 20.01.2022 In den umfangreichen Sammlungen der naturkundlichen Museen finden sich im Zuge ihrer Erschließung auch Objekte aus kolonialen Kontexten, deren Herkunft und Geschichte erforscht, offen gelegt und vermittelt werden müssen. Dr. Ina Heumann vom Museum für Naturkunde Berlin spricht im nächsten Vortrag der Senckenberg-Reihe „Museum for Tomorrow: Die Praxis der Museen“ über die Provenienzforschung an Naturmuseen.

Invasive Krebstiere: Weltweite Kosten von 236 Millionen Euro

Senckenberg-Wissenschaftler Phillip Haubrock hat gemeinsam mit einem internationalen Team die wirtschaftlichen Kosten, die invasive aquatische Krebstiere weltweit verursachen, berechnet. Die Forschenden kommen zu dem Ergebnis, dass solche gebietsfremde Arten bislang einen finanziellen Gesamtschaden von 236 Millionen Euro verursacht haben. Hauptverursacher sind hierbei Flusskrebse, allen voran der Signalkrebs und Krabben, wie die Europäische Grüne Krabbe und die Chinesische Wollhandkrabbe. Die Forscher*innen zeigen zudem in ihrer im Fachjournal „Science of the Total Environment“ erschienenen Studie, dass die tatsächlichen Kosten sogar noch deutlich höher liegen, als die bisher erfassten.

Kleinspecht gesucht!

Um die aktuelle Bestandssituation des Kleinspechts in Hessen und Bayern besser einschätzen zu können, sammelt die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung gemeinsam mit dem bayerischen Naturschutzverband LBV und mit der finanziellen Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt im Forschungsprojekt „Kleiner Specht – große Rolle“ Daten zur Verbreitung, zu den Lebensräumen und zu dem Brutverhalten dieses nur spatzengroßen Vogels.

Forschung für die europäische Artenvielfalt

Frankfurt, den 25.01.2022 Um die Artenvielfalt Europas zu erforschen und wichtige genomische Daten dafür bereitzustellen, initiierten Wissenschaftler*innen aus 48 Ländern Anfang 2021 den „Europäischen Referenz-Genom-Atlas“ (ERGA). Im Rahmen dieses Projekts erstellen die rund 600 beteiligten Forscher*innen besonders hochwertige Genomanalysen, sogenannte Referenzgenome, zur biologischen Vielfalt des europäischen Kontinents. Etwa 200.000 Arten haben sie dabei im Blick. Zu den untersuchten Organismen zählen bedrohte Arten wie auch solche, die für Landwirtschaft, Fischerei, Schädlingsbekämpfung und für die Funktion und Stabilität von Ökosystemen wichtig sind. Dennoch sind bisher nur für einen kleinen Teil der europäischen Arten Genome in Referenzqualität verfügbar.

Mitteleuropa: Die Zukunft der Luchse

Wissenschaftler*innen von Senckenberg und vom LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik haben mit einem internationalen Team die genetische Vielfalt von Luchsen in Europa untersucht. In ihrer heute im Fachjournal „Biological Conservation“ erschienenen Studie zeigen sie, dass die genetische Vielfalt in den Populationen wiederangesiedelter Luchse über die Jahre stark abgenommen hat. Die Forschenden warnen, dass dieser Verlust, zusammen mit den teils deutlich erhöhten Inzuchtwerten, in einigen Beständen den Erhalt der seltenen Art langfristig gefährden könnte. Zudem zeigen sie in ihrer Arbeit welche Faktoren für stabile und gesunde Luchspopulationen in Europa notwendig sind.

„Forschendes Kuratieren“ oder: Was passiert im Museum?

Der Begriff „Kuratieren“ wird heute sehr breit verwendet. Ob Modemagazine oder Musikprogramme, alles wird „kuratiert“. Was bedeutet das für die Museen, die den Begriff aus dem Angelsächsischen in den vergangenen Jahrzehnten für das Ausstellungsmachen adaptiert haben? Was ist in diesem Zusammenhang „forschendes Kuratieren“, ein Begriff, den die Vortragende Dr. Brigitte Franzen für die Arbeit in Museen entwickelt hat? Die Direktorin des Senckenberg Naturmuseums erläutert dies im nächsten Vortrag der Senckenberg-Reihe „Museum for Tomorrow: Die Praxis der Museen“.

Impfen bei Trex, Trici und Co

Das Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt bietet am Freitag, den 4.2.2022, in Kooperation mit der „Impfpraxis Frankfurt“ eine Impfaktion für Kinder und Jugendliche ab einem Alter von 5 Jahren an. Ein mobiles Impfteam steht von 12 bis 17 Uhr in einem separaten Museumsraum für den Piks bereit – eine
Anmeldung und Terminvergabe unter www.impfpraxis-frankfurt.de/senckenberg ist zwingend erforderlich. Die Geimpften und eine Begleitperson erhalten im Anschluss an die Impfung freien Eintritt in das Naturmuseum.

 

Weltweit kleinste Landschnecke entdeckt

Gemeinsam mit einem Team aus den Niederlanden, Ungarn und den USA hat Dr. Adrienne Jochum vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, dem Naturhistorischen Museum und der Universität in Bern die weltweit kleinste Landschnecke beschrieben. Die nur 0,46 bis 0,57 Millimeter große Art Angustopila psammion wurde von den Forschenden in Höhlensedimenten aus Vietnam entdeckt. Darüber hinaus fanden die Wissenschaftler*innen eine neue – ebenfalls winzige – Art, die ihre Schale mit fein angeordneten Kotkörnern schmückt. Die zugehörige Studie erschien im Fachjournal „Contributions to Zoology“.

Februar

Jugend forscht-Regionalwettbewerb Rhein-Main West

Frankfurt am Main, den 03.02.2022. Auch in diesem Jahr können Nachwuchsforscher*innen wieder ihre Talente bei „Jugend forscht“ unter Beweis stellen. Zum zwölften Mal richtet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung den Regionalwettbewerb Rhein-Main West aus. Seit der vergangenen Wettbewerbsrunde teilt sich Senckenberg die Wettbewerbs-Patenschaft mit der Provadis Partner für Bildung und Beratung GmbH. Provadis ist mit rund 1.500 Auszubildenden Hessens größtes privates Ausbildungsunternehmen. Rund 1.100 junge Menschen studieren zurzeit an der Provadis Hochschule.

Tiefsee-Leben: Erst ein Drittel bekannt

Senckenberg-Wissenschaftler*innen haben mit einem Team internationaler Forschender zwei Milliarden DNA-Sequenzen von 15 internationalen Tiefsee-Expeditionen ausgewertet. Sie zeigen in ihrer im Fachjournal „Science Advances“ erschienenen Studie, dass fast zwei Drittel der auf dem Meeresboden lebenden Organismen keiner bislang bekannten Gruppe zugeordnet werden können. Zudem geben die Daten Aufschluss darüber, welchen Einfluss diese Ökosysteme auf das globale Klima haben.

Invasive Arten: Vorsorge könnte weltweit eine Billion Euro einsparen

Senckenberg-Wissenschaftler Dr. Phillip Haubrock hat gemeinsam mit Forschenden aus 17 internationalen Institutionen untersucht, welche Kosten durch invasive Arten entstehen und wie diese verhindert werden könnten. Ihre Forschungsergebnisse zeigen, dass die Kosten von Schäden, die durch invasive Arten verursacht wurden, mindestens zehnmal so hoch sind wie die Ausgaben, die für ihre Bekämpfung notwendig wären. Durch Vorsorgemanagement könnten laut der heute im Fachjournal „Science of the Total Environment“ erscheinenden Studie weltweit eine Billion Euro eingespart werden.

Rock Fossils on Tour

Fossilien sind zwar uralt, aber weder staubig noch langweilig – sie rocken! Paläontolog*innen forschen nicht nur an den versteinerten Lebewesen, einige von ihnen sind auch große Rock-Musik-Fans. Um ihre Idole zu ehren, benennen Fossil-Forscher*innen hin und wieder wissenschaftliche Funde nach Bands und Musiker*innen. Wissenschaftlich und didaktisch spannend aufbereitet, präsentiert die Ausstellung „Rock Fossils“ realistische Modelle von Fossilien, die nach dem „Who is Who“ der Musikwelt benannt sind: Sid Vicious, „Lemmy“ Kilmister, Mick Jagger, King Diamond, Cannibal Corpse und viele andere.

Nachhaltiges Museum – zukunftsfähig bilden, forschen und handeln
Digitaler Vortrag am 16. Februar

Frankfurt, den 10.02.2022 Nachhaltigkeit gehört zu den wichtigsten gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Gerade Museen als Orte der Bildung, Forschung und Begegnung haben eine besondere Verantwortung in den Bereichen Umwelt und Nachhaltigkeit. Der nächste Vortrag der Senckenberg-Reihe „Museum for Tomorrow: Die Praxis der Museen“ erläutert, wie Museen dieser Verantwortung gerecht werden und Nachhaltigkeit realisieren können.

„Jugend forscht“-Regionalsieger*innen Rhein-Main West stehen fest

Frankfurt am Main, den 12.02.2022. „Flächendeckende Überwachung der Aerosolbelastung durch IoT-Netzwerke“, „Minerva – Plasmaantrieb der Zukunft“ und „Wie lassen sich Roboter in der Zukunft günstig und vielseitig einsetzen?“ – diese „Jugend forscht“-Arbeiten von Schulen aus Schwalbach am Taunus, Neu-Isenburg und Frankfurt überzeugten heute beim zweiten digitalen „Jugend forscht“-Regionalwettbewerb Rhein-Main West die Jury. Die Schüler*innen haben sich damit für den Landeswettbewerb Hessen am 7. und 8. April 2022 bei Merck in Darmstadt qualifiziert. Zum zwölften Mal wurde der „Jugend forscht“-Regionalwettbewerb Rhein-Main West durch das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt organisiert.

Konserviert im Baumharz: Bienen vor ihrer Entdeckung ausgestorben

Senckenberg-Wissenschaftlerin Dr. Mónica M. Solórzano Kraemer hat gemeinsam mit einem internationalen Team in Baumharz und Kopal eingeschlossene stachellose Bienen aus Ostafrika untersucht. In ihrer im Fachjournal „The Holocene“ veröffentlichten Studie beschreiben sie zwei neue Arten und erläutern, dass diese höchstwahrscheinlich vor ihrer Entdeckung ausgestorben sind. Die Küstenwälder, aus denen die Bienen stammen, gehören zu den am stärksten bedrohten Gebieten weltweit.

„Der quakt doch anders…“ – Fast 300 Arten neu beschrieben

Senckenberg-Wissenschaftler*innen von elf Forschungs-Standorten haben im zurückliegenden Jahr 296 Arten neu beschrieben. Dabei stammen nicht alle Neuentdeckungen von Forschungsreisen oder Exkursionen; auch in vermeintlich bekannten Sammlungsschränken gab es immer wieder Überraschungen – sei es wegen der Revisionen ganzer Gattungen oder wegen des Einsatzes neuer Analysemethoden. Den Hauptanteil der „neuen“ Arten stellen landlebende, rezente Tiere und Pflanzen – unter ihnen befindet sich ein „hessischer“ Frosch aus Myanmar.

Wie aus Giften Medikamente werden

Tiergifte bilden eine wertvolle Quelle bei der Entdeckung neuer Arzneistoffe. Aufschlussreich sind dabei vor allem ihre besondere Wirkungsweise auf den Organismus und ihre komplexe Zusammensetzung. Wie genau sie wirken, ist jedoch noch weitgehend unbekannt. Um ein umfassendes Bild zu erhalten, wie Gifte biologische Systeme beeinflussen, entwickelten Wissenschaftler*innen unter anderem des LOEWE-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) einen neuen Ansatz zur Wirkstoff-Forschung.

Beispiel Mainmetropole: Wie Städte zum Erhalt der Insektenvielfalt beitragen können

Während das Insektensterben in Wald, Feldern und Naturschutzgebieten voranschreitet, stellen Städte zunehmend geeignete Habitate für Insekten dar. Für den Erhalt ihrer Vielfalt ist deshalb auch die Stadtgesellschaft gefragt, denn ihr Verhalten hat Einfluss auf die Biodiversität von Libellen, Hummeln und Artverwandten. Am Beispiel der Mainmetropole untersuchen Frankfurter Forschungs- und Praxispartner unter der Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung erstmals den Zusammenhang zwischen städtischen Lebensstilen, Alltagspraktiken und Insektendiversität. Das Forschungsprojekt SLInBio wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Virtuell, augmented, multilingual, immersiv: Digitale Strategien für das Museum der Zukunft

Frankfurt, den 17.02.2022 Wenn Menschen an Naturkundemuseen denken, haben sie oft präparierte Tiere oder Dinosaurierskelette vor Augen. Dabei spielt die Vermittlung von Forschungsergebnissen, ökologischen Zusammenhägen und Methoden der Wissenschaft eine immer wichtigere Rolle – moderne Forschungsmuseen gehen hierbei ganz neue, auch digitale Wege. Der nächste Vortrag der Senckenberg-Reihe „Museum for Tomorrow: Die Praxis der Museen“ gibt einen anschaulichen Überblick darüber, welche Möglichkeiten es hier inzwischen gibt.

Wundersame Weichtiere

2021 war das Große Papierboot (Argonauta argo) der Gewinner – seit heute kandidieren fünf andere Weichtierarten in einer öffentlichen Abstimmung um den Titel „Molluske des Jahres 2022“. Sie wurden aus rund 50 Nominierungen aus aller Welt von einer Jury ausgewählt, die aus Wissenschaftler*innen des Senckenberg Naturmuseums Frankfurt, des LOEWE-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) und der weltweiten Gesellschaft für Molluskenforschung (Unitas Malacolgica) besteht. Für die Gewinner-Art wird die gesamte Erbinformation entschlüsselt.

Dekolonialisierung von Museen

Frankfurt, den 28.02.2022 Seit vielen Jahren bewegen die Folgen des Kolonialismus die Museen. Der nächste Vortrag der Senckenberg-Reihe „Museum for Tomorrow: Die Praxis der Museen“ beschäftigt sich mit einem angemessenen Umgang mit der kolonialen Vergangenheit unserer Gesellschaft, möglichen Perspektiven und Zukunftsvisionen einer musealen Dekolonisierung sowie damit, was dies für die Museen bedeutet.

März

AVONET: Alle Vögel sind im Netz

Senckenberg-Wissenschaftler*innen haben mit einem Team internationaler Forschender alle bekannten Vogelarten der Welt vermessen. Der frei zugängliche Datensatz AVONET bietet erstmalig eine umfangreiche Beschreibung der morphologischen Merkmalsvielfalt der über 11.000 Vogelarten. Insgesamt erfasste das Team dafür Daten von mehr als 90.000 Vögeln und zeigt, dass die erfassten Merkmale mit der Ernährung, der Umwelt und der Lebensweise der Vögel zusammenhängen. So belegt beispielsweise eine der ersten Arbeiten auf Grundlage von AVONET, dass weltweit die Schnabelweite von fruchtfressenden Vögeln einer Region mit der Größe von Palmfrüchten aus demselben Gebiet zusammenhängt. Die Studien erschienen in einer Spezialausgabe des Fachjournals „Ecology Letters“.

Lebensweg: Gazelle läuft über 18.000 Kilometer

Senckenberg-Wissenschaftler*innen haben mit Forschenden der Wildlife Conservation Society in der Mongolei die Bewegungsdaten einer weiblichen Gazelle ausgewertet. Über fünf Jahre konnte das Team die Wanderung des Tieres mittels GPS-Sender aufzeigen: Insgesamt legte die Gazelle über 18.000 Kilometer – eine halbe Erdkugelumrundung – in der mongolischen Steppe zurück. Die Daten geben wichtige Auskünfte zum Schutz der nomadischen Tiere. Die Studie ist im Fachjournal „Ecology“ erschienen.

Wie sieht das Naturmuseum der Zukunft aus?

Frankfurt, den 17.03.2022. Was ist heute die Rolle von Museen, gleich welcher Sparte? Wie können diese sich angemessen mit dem aktuellen Geschehen ihrer Zeit auseinandersetzen? Der letzte Vortrag der Senckenberg-Reihe „Museum for Tomorrow: Die Praxis der Museen“ beschäftigt sich mit einem neuen Blick auf Museen im Allgemeinen. Prof. Dr. Peter Weibel, eine der vielschichtigsten Persönlichkeiten der heutigen internationalen Museumslandschaft, spricht über das Naturmuseum der Zukunft.

Die Kubanische Landschnecke ist „Weichtier des Jahres 2022“

Sie ist farbenfroh, lebt an Land und pflanzt sich mit ausgeklügelten Paarungsritualen fort: die Kubanische Landschnecke (Polymita picta). Das frisch gekürte „Weichtier des Jahres 2022“ erhielt bei der internationalen Publikumsabstimmung die meisten Stimmen und setzte sich damit gegen ihre vier Mit-Finalisten durch. Nachdem der von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, dem LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) und der weltweiten Gesellschaft für Molluskenforschung (Unitas Malacologica) initiierte Wettbewerb bereits in seiner ersten Runde 2021 auf großes Interesse gestoßen war, erfolgte auch in diesem Jahr der Aufruf an Wissenschaftler*innen und Laien, Weichtiere zu nominieren.

Museum for Tomorrow

Frankfurt am Main, den 21. März 2022. Im vergangenen Sommer startete das 200 Jahre alte Senckenberg Naturmuseum unter dem Motto „Museum for Tomorrow“ in sein Jubiläumsjahr. Am 31. März enden nun Jubiläumsprogramm und Ausstellung. Senckenberg-Generaldirektor Prof. Dr. Klement Tockner und Museumsdirektorin Dr. Brigitte Franzen ziehen gemeinsam Bilanz und geben einen Ausblick auf die kommenden Ausstellungen mit rockenden Fossilien und einer Forschungswerkstatt für Klein und Groß.

Vampire mit Gendefekt

Frankfurt, 25.03.2022. Vampirfledermäuse machen ihrem Namen alle Ehre: Sie ernähren sich ausschließlich vom Blut anderer Wirbeltiere, die sie in der Dunkelheit jagen. Doch wie kommen sie mit dieser einseitigen Ernährung zurecht? Blut enthält zwar viel Protein, aber Zucker und Fett fehlen weitestgehend. Eine genaue Analyse des Genoms der Gemeinen Vampirfledermaus gibt jetzt neue Einblicke in die Evolution ihrer Ernährungsweise und anderer Fähigkeiten dieser einzigartigen Tiere.

Tiefe steuert Vielfalt

Senckenberg-Wissenschaftler*innen haben in einer Übersichtsstudie im Fachjournal „Frontiers in Marine Science“ die Zusammensetzung der Flachwasser- und Tiefseefauna entlang des Nordwestpazifiks und des Arktischen Ozeans untersucht. Sie zeigen anhand von 18.668 Daten bodenlebender Meerestiere, dass der steuernde Faktor für die Artengemeinschaften die Wassertiefe ist. Bislang galt die Wassertemperatur als ausschlaggebend. Die Forscher*innen plädieren dafür die Unterschiede zwischen den am Meeresboden lebenden Gemeinschaften bei der Reaktion auf künftige Klima- und Umweltveränderungen zu berücksichtigen.

City Nature Challenge

Frankfurt, den 31.03.2022. Während der internationalen „City Nature Challenge“ fotografieren Naturbegeisterte weltweit 4 Tage lang wilde Pflanzen und Tiere in ihren Städten und melden ihre Entdeckungen anschließend in speziellen Portalen wie beispielsweise iNaturalist. Am Ende siegt die Stadt mit den meisten Meldungen. Im vergangenen Jahr haben insgesamt 52.777 Menschen aus 419 Städten in 44 Ländern an der Challenge teilgenommen. Senckenberg organisiert in diesem Jahr die Teilnahme für die Standorte Frankfurt, Dresden und Görlitz. Im Vorfeld finden an allen drei Orten Veranstaltungen zum Kennenlernen von Tier- und Pflanzenarten statt.

April

Gefährliche Kunststoffe

Es ist mit bloßem Auge als solches oft gar nicht zu erkennen und birgt Gefahren, die sich noch nicht genau einschätzen lassen: Mikroplastik gelangt in immer größeren Konzentrationen in die Umwelt und zersetzt sich nur sehr langsam. Die bis zu fünf Millimeter kleinen Kunststoff-Partikel werden durch Wasser und Wind verbreitet. Inzwischen wurde Mikroplastik bereits in allen Ökosystemen nachgewiesen, von der Tiefsee bis zu hochalpinen Gletschern. Sogar ins Gehirn, zum Beispiel von Säugetieren, können diese Partikel gelangen. Obwohl es immer mehr Hinweise darauf gibt, dass die Aufnahme von Mikroplastik – je nach Größe, Menge und Zusammensetzung – schädlich für Organismen sein könnte, ist der Grad der Gefährlichkeit noch nicht abschließend geklärt.

Rockende Fossilien

Frankfurt, 08.04.2022. „Rock meets Rock!“ – Rockmusik trifft auf Erdgeschichte. Paläontolog*innen forschen nicht nur an versteinerten Lebewesen, einige von ihnen sind auch große Rock-Musik-Fans. Um ihre Idole zu ehren, benennen sie hin und wieder wissenschaftliche Funde nach Bands und Musiker*innen. Wissenschaftlich und didaktisch spannend aufbereitet präsentiert die Ausstellung „Rock Fossils on Tour“ dreidimensionale realistische Modelle von Fossilien, die nach Bands oder Rockstars benannt sind: Sid Vicious, „Lemmy“ Kilmister, Mick Jagger, Frank Zappa, King Diamond, Alissa White-Gluz und viele andere.

Youth Earth Talk – Forests for Future

Der Senckenberg Förderverein lädt Jugendliche und junge Erwachsene ab 15 Jahren zum Youth Earth Talk zum Thema Wälder ein. Sie sprechen über die Zukunft unserer Wälder, über den Kampf gegen den Klimawandel und über die Frage, warum Klima und Biodiversität zusammen gedacht werden müssen. Und schließlich geht es um die Frage, was jede einzelne Person zum Erhalt der Natur und der Wälder beitragen kann.

EINLADUNG zum Pressegespräch Senckenberg Night und Verleihung des Senckenberg-Preises an Evolutionsbiologe Prof. Alexandre Antonelli und an Kristine McDivitt Tompkins, Umweltschützerin und Gründerin von Tompkins Conservation

Die diesjährige Senckenberg Night steht unter dem Motto „Welt der Wälder“. Seit über einem Jahrzehnt bietet die vom Förderverein Senckenberg ausgerichtete Benefizgala ein unterhaltsames Wechselspiel zwischen Preisverleihung, Genuss und Wissenswertem mitten im Frankfurter Naturmuseum. Höhepunkt des von Terra X-Moderator Dirk Steffens moderierten Abends ist die Verleihung der Senckenberg-Preise für Naturforschung und Naturengagement. Den „Senckenberg-Preis für Naturforschung“ erhält in diesem Jahr Evolutionsbiologe Prof. Alexandre Antonelli, Director of Science der Royal Botanic Gardens Kew. Der „Senckenberg-Preis für Naturengagement“ wird an die Umweltschützerin, Gründerin von Tompkins Conservation und ehemalige CEO der Bekleidungsfirma Patagonia Kristine McDivitt Tompkins verliehen.

Waschbären und Co auf die Pfoten geschaut

Das Verbundprojekt ZOWIAC (Zoonotische und wildtierökologische Auswirkungen invasiver Carnivoren) dient der Erforschung von Invasionsprozessen gebietsfremder und einwandernder Fleischfresser, deren Auswirkungen auf heimische Ökosystemen, sowie den potenziell damit verbundenen gesundheitlichen Risiken für den Menschen. Nun ruft die Projektleitung Bürger*innen zur Mithilfe bei der Suche nach Waschbären, Marderhund und Mink auf. Mithilfe der ZOWIAC-App können Interessierte Meldungen zu den drei Arten machen – mit dem Ziel detaillierte, flächendeckende Daten zur Verbreitung und Vorkommen der potenziellen Krankheitsüberträger zu erhalten.

Heute schon geforscht? Mit Citizen Science gemeinsam Wissen schaffen

Schon seit der Gründung der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung vor über 200 Jahren ist die Bürger*innenforschung, heute „Citizen Science“, eine tragende Säule ihrer Forschung. Citizen Scientists leisten weltweit einen zunehmend wichtigen Beitrag zur Dokumentation und Erforschung globaler Herausforderungen, wie den Klimawandel oder den Biodiversitätsverlust. Die neue Senckenberg-Vortragsreihe „Heute schon geforscht? Mit Citizen Science gemeinsam Wissen schaffen“ stellt an sechs Abenden anhand verschiedener Projekte und Beteiligungsmöglichkeiten die Bandbreite und das große Potenzial der Bürger*innenforschung vor.

Nachhaltigkeit im Doppelpack: Was wir wissen müssen – was wir tun können

Frankfurt am Main, den 28.04.2022. Nachhaltigkeit ist ein buntschillernder Begriff. Alle sind dafür – aber was verbirgt sich konkret dahinter und was kann man tun, um eine nachhaltige Entwicklung zu unterstützen? In der digitalen Reihe „Nachhaltigkeit im Doppelpack: Was wir wissen müssen – was wir tun können“ werden vielfältige Einzelaspekte aus Sicht von Expert*innen beleuchtet und mit Anregungen aus der Praxis ergänzt. Ziel der digitalen Veranstaltungen ist es, zum Mitmachen zu motivieren, zu vernetzen und über Ergebnisse zu berichten.

Senckenberg-Preis 2022: Die Welt der Wälder

Morgen wird zum sechsten Mal im Rahmen der Senckenberg Night der Senckenberg-Preis für herausragende Leistungen in der Naturforschung und für besonderen persönlichen Einsatz für den Schutz und Erhalt unserer Natur verliehen. Den Senckenberg-Preis für Naturforschung erhält der Evolutionsbiologe Prof. Alexandre Antonelli, Director of Science des Royal Botanic Gardens Kew (UK). Der Senckenberg-Preis für Naturengagement wird an die Umweltschützerin und ehemalige Geschäftsführerin der Bekleidungsfirma Patagonia Kristine McDivitt Tompkins verliehen.

 

Mai

Munition im Meer

Anlässlich eines Treffens des neuen Forschungsverbundes “CONcepts for conventional MArine Munition Remediation in the German North and Baltic Sea” (CONMAR, Konzepte zur Sanierung konventioneller Munitionsaltlasten in der deutschen Nord- und Ostsee) informiert Senckenberg am Meer interessierte Bürger*innen am 4. Mai in einem öffentlichen Informationsabend über das Thema „Munition im Meer“. CONMAR ist Teil der BMBF Forschungsmission „Schutz und nachhaltige Nutzung mariner Räume“ der Deutschen Allianz.

Neuentdeckung: Ernst Haeckel und die Paläontologie

Bis vor kurzem war eine Verbindung des deutschen Zoologen Ernst Haeckel zur Paläontologie unbekannt – eine jüngst entdeckte Mitschrift seiner Vorlesung über „Paleontologie“ von 1866 wirft ein neues Licht auf den Naturgelehrten. Die Neuentdeckung wurde von Wissenschaftlern des Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen und der Friedrich-Schiller-Universität Jena in einem 119-seitigen Werk veröffentlicht. Entdeckt wurde das Dokument, das im Archiv der Russischen Geographischen Gesellschaft aufbewahrt wird, im Nachlass von Nikolai Miklucho-Maclay, einem Studenten Haeckels. Das neu erschienene Buch gibt die Mitschrift aus Haeckels Paläontologie-Vorlesung wieder als auch von der Tafel übertragene Zeichnungen.

Ein Herz für Großstadtinsekten: Insektenhotels als Indikatoren für Bereitschaft zu Insektenschutz?

Frankfurt am Main, den 05.05.2021. Das Insektensterben ist omnipräsent. Aber gerade Städte können – trotz Licht und Lärm, trotz Verkehr und Versiegelung – Refugien für Insekten sein. Dabei werden aber nicht alle Insektenarten gleichermaßen wertgeschätzt und unterstützt. Der nächste Vortrag der Senckenberg-Reihe „Heute schon geforscht? Mit Citizen Science gemeinsam Wissen schaffen“ gibt einen aktuellen Einblick, wie mit der Unterstützung von Bürger*innen zu dem Thema „Insekten in der Stadt“ geforscht wird.

Berliner Erklärung – Wissenschaft fordert energischen Kraftakt für ein Gelingen des Weltnaturgipfels

Dreißig Jahre nach der Unterzeichnung der ersten Internationalen Konvention zum Schutz der biologischen Vielfalt (22. Mai 1992) stellen der ungebremste Verlust der biologischen Vielfalt und die zunehmende Erderwärmung die größten und drängendsten Herausforderungen für die Zukunft der Menschheit dar. Nichts weniger als die Bewohnbarkeit unseres Planeten und somit die Zukunft unserer eigenen Existenz stehen auf dem Spiel. Der für Ende August geplante Weltnaturgipfel (CBD COP15) bietet die historische Gelegenheit einer dringend notwendigen Trendumkehr. Deutschland kommt dabei wegen der G7-Präsidentschaft eine herausragende Rolle zu.

Aufruf zur bundesweiten #Krautschau am 22. Mai 2022, dem Welttag der biologischen Vielfalt

Frankfurt am Main, den 16. Mai 2022. An das letzte Tier, das sie gesehen haben, erinnern sich die meisten Menschen. Aber wie ist das bei Pflanzen? Viele Menschen in der Stadt nehmen die dortige Flora, wenn überhaupt, nur als grünen Hintergrund oder Straßenbegleitgrün wahr. Die Stadtbotanik-Aktion #Krautschau möchte am Welttag der Biodiversität mit einem bundesweiten Aktionstag am 22. Mai zum zweiten Mal mehr Bewusstsein für die Präsenz vor allem der kleinen Wildpflanzen im urbanen Raum und für die Bedeutung von Natur in den Städten schaffen. Die Aktion wird von Senckenbergerin Dr. Julia Krohmer und von Prof. Dr. Alexandra-Maria Klein von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg koordiniert.

Aha?! Forschungswerkstatt
Ein neuer Mitmach-Bereich zum Forschen und Entdecken ab dem 25. Juni 2022 im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt

Einem Hai ins Maul fassen, einen Waschbären aus der Nähe untersuchen, einem Floh in die Augen sehen? Das geht! Ab dem 25. Juni in der „Aha?! Forschungswerkstatt“ im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt. In experimentell gestalteten neuen Räumen können wissbegierige Erwachsene und Kinder ab 8 Jahren aktiv in den Kontakt mit Wissenschaftler*innen treten und selbst an Sammlungsstücken und Fragestellungen arbeiten.

Zündeln vor 9.500 Jahren

Schon vor 9.500 Jahren setzten die Menschen in Europa Brandrodung ein, um Land für sich nutzbar zu machen. Dies zeigen Umweltdaten aus zwei Bohrkernen aus dem Ammertal, die Wissenschaftler*innen des Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen (S-HEP) generiert und in Beziehung gesetzt haben zu Ergebnissen aus den vom Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg ausgegrabenen, mesolithischen Fundstreuungen von Rottenburg-Siebenlinden. In ihrer im Fachjournal „Journal of Quaternary Science“ erschienenen Studie gehen sie der Frage nach, inwieweit Klima oder anthropogene Faktoren in den letzten 11.500 Jahren eine Rolle bei der Entwicklung der Vegetationslandschaft des Ammertals spielten.

Tierisch flexibel: Wie Orang-Utan-Mütter mit ihrem Nachwuchs kommunizieren

Wissenschaftlerin Dr. Marlen Fröhlich vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen hat mit einem schweizerisch-deutschen Team Mutter-Kind-Interaktionen bei Orang-Utans untersucht. Das Team legte besonderes Augenmerk auf individuelle Unterschiede und Flexibilität in den Kommunikationsstrategien von Orang-Utan-Müttern und untersuchte diese in freier Wildbahn und im Zoo.

Berliner Erklärung: Für die Zukunft der Menschheit

Berlin/Bonn/Frankfurt, 19.05.2022. Dreißig Jahre nach dem ersten Weltnaturgipfel in Rio de Janeiro sind der Verlust der Artenvielfalt und der globale Klimawandel die größten und drängendsten Herausforderungen der Zukunft. Nichts weniger als unsere eigene Existenz steht auf dem Spiel. Unter der Federführung der drei Leibniz-Naturforschungsmuseen ruft ein breites Bündnis renommierter Forscher*innen in ihrer heute veröffentlichten „Berliner Erklärung“ Deutschland dazu auf, der besonderen Verantwortung der G7-Präsidentschaft bei der Bekämpfung dieser „Zwillingskrise“ gerecht zu werden. Der derzeit für Ende August geplante Weltnaturgipfel (CBD COP15) böte die historische Gelegenheit einer dringend notwendigen Trendumkehr zugunsten von mehr Klima- und Biodiversitätsschutz.

Bürgerliches Engagement und die Sammlungen Senckenbergs – Eine kleine Geschichte in Lebensbildern

Frankfurt am Main, den 23.05.2022. Als von Frankfurter Bürgern gegründete Gesellschaft lebt die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN) schon immer von dem Einsatz engagierter Privatpersonen. Der nächste Vortrag der Senckenberg-Vortragsreihe „Heute schon geforscht? Mit Citizen Science gemeinsam Wissen schaffen“ stellt das Engagement und Wirken einiger Personen im Kontext der Geschichte der SGN vor.

Senckenberg Görlitz beteiligt sich mit Aktionen am 10. Deutschen Diversity-Tag

Am Dienstag, den 31. Mai findet zum zehnten Mal der Deutsche Diversity-Tag statt. Er beruht auf der „Charta der Vielfalt“, deren Grundgedanke Diversity anagement bei den Mitarbeitenden ist, also die Überzeugung, dass die Vielfalt der Mitarbeitenden dem Erfolg der Organisation dient.

Gefährdet, aber nicht geschädigt

Frankfurt, 27.05.2022. Finnwale sind die zweitgrößten Lebewesen unseres Planeten, nur noch übertroffen von den Blauwalen. Sie können eine Länge von rund 20 Metern erreichen – und benötigen bis zu zwei Tonnen Nahrung pro Tag. Entsprechend geben sie enorme Mengen an Nährstoffen frei – mit deutlichen Auswirkungen auf die Ökosysteme der Ozeane. Der industrielle Walfang hat ihre Zahl jedoch erheblich reduziert. Er war auf den Tran der Wale als Rohstoff ausgerichtet und wurde besonders intensiv zwischen 1880 und einer internationalen Übereinkunft 1986 betrieben. Heute wird die Anzahl der Finnwale weltweit auf etwa 100.000 Tiere geschätzt; die Art gilt laut Roter Liste als gefährdet.

Hinterlassene Spuren

Der kürzlich in den Ruhestand verabschiedete Leiter der Senckenberg Forschungsstation für Quartärpaläontologie in Weimar Prof. Dr. Ralf-Dietrich Kahlke hat seiner Wirkungsstätte ein besonderes Geschenk gemacht: Er überlässt dem Standort eine Sammlung mittelalterlicher Trittsiegel, vornehmlich von Säugetieren. Das Material umfasst 69 Ziegelsteine in hochmittelalterlichen Formaten mit etwa 150 Fuß- und sonstigen Abdrücken und ist damit wohl die umfangreichste Sammlung von Trittsiegeln auf gebrannten Ziegelsteinen im europäischen Raum. Die Schenkung soll dazu dienen, Daten zur Verbreitung bzw. Verdrängung verschiedener Wildtierarten sowie zur Formenvielfalt der zugehörigen Haustierarten zu erlangen.

Juli

Vom Insektenmonitoring zur Pflege von Insektenwiesen und zurück

Frankfurt am Main, den 01.06.2022. Spätestens seit der Veröffentlichung der „Krefelder Studie“ über den Rückgang der Biomasse fliegender Insekten ist das Thema Insektensterben in das Bewusstsein der Gesellschaft gerückt. Die zur Bewältigung dieser Krise nötige Expertise ist aber weiterhin rar, denn es fehlt vor allem an entsprechend spezialisierten Fachleuten. Der nächste Vortrag der Senckenberg-Vortragsreihe „Heute schon geforscht? Mit Citizen Science gemeinsam Wissen schaffen“ diskutiert anhand zweier erfolgreicher Senckenberg-Citizen-Science-Projekte, ob und inwieweit engagierte Bürgerwissenschaftler*innen diese Lücke füllen können.

Hochwasserschutz für Mensch und Natur

Mitte Juli jährt sich zum ersten Mal das katastrophale „Ahrtal-Hochwasser“, das in Westdeutschland mehr als 180 Menschen das Leben kostete sowie Schäden in Höhe von 29,2 Milliarden Euro verursachte. Wie ein kluger Hochwasserschutz der Zukunft aussehen sollte und welche Vorteile insbesondere „naturbasierte Lösungen“ bieten, haben deutsche Wissenschaftler*innen unter Federführung der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN) in einer Handlungsempfehlung zusammengefasst. Der „Policy Brief“ rät zu einem kombinierten Hochwasserschutz unter Einbeziehung der von der EU geforderten Erhöhung der Schutzgebietsflächen von aktuell 10 auf 30 Prozent.

Essen außer Haus: Exportproduktion bedroht Lebensräume von Tieren und Pflanzen

Die Senckenberg-Wissenschaftler Dr. Florian Schwarzmüller und Dr. Thomas Kastner haben die Auswirkungen des globalen Nahrungsmittelkonsums auf den Verlust von natürlichen Lebensräumen untersucht. Hierfür erstellten sie Handelsprofile für 223 Länder und 191 Feldfrüchte über einen Zeitraum von 15 Jahren. In ihrer im Fachjournal „Sustainability Science“ erschienenen Studie zeigen sie, dass die Anbaufläche für Agrarhandel weltweit innerhalb von 13 Jahren von 17 auf über 23 Prozent der gesamten Anbaufläche gewachsen ist. Besonders in Ländern der Tropen und Subtropen erfolgte die Ausweitung dieser Flächen auf Kosten artenreicher Wälder und anderer Ökosysteme. Länder in Westeuropa, Nordamerika und dem Nahen Osten, bei denen die Ausweitung von Ackerland innerhalb der eigenen Grenzen nur eine untergeordnete Rolle spielt, tragen so zur Verkleinerung der Lebensräume vieler wertvoller Arten bei.

Korallengärten auf der „Mauretanischen Mauer“ entdeckt

Wissenschaftler*innen von Senckenberg am Meer und der Universität Tel Aviv haben eine neue Korallenart entdeckt. Die Oktokoralle Swiftia phaeton wurde auf der weltweit größten Tiefwasserkorallenhügelkette vor der Küste Mauretaniens während verschiedener Tauchgänge in Tiefen zwischen etwa 400 und 600 Metern gefunden. Dort bildet sie „Korallengärten“ – dichte Ansammlungen von einer oder mehreren Korallenarten. Die Neubestimmung erfolgte mittels Mikro-Computertomographie – einem Verfahren für die detaillierte dreidimensionale Bildgebung von inneren Strukturen.

TheMuseumsLab 2022 – internationaler Museumsaustausch zu Gast in Frankfurt

Frankfurt am Main, den 21. Juni 2022. TheMuseumsLab versteht sich als eine Plattform für eine internationale, praxisorientierte Gemeinschaft von Museumsfachleuten. Durch ihre Zusammensetzung aus Museumsexpert*innen aus afrikanischen Ländern und aus Europa ist TheMuseumsLab in der Lage, an einer Zukunftsvision für Museen zu arbeiten, die auf Dialog, Austausch von Ideen und Perspektiven sowie auf kritischer Reflexion über Kontinente, Grenzen und Kulturen hinweg aufbaut. 55 Teilnehmer*innen des TheMuseumsLab-Programms aus 28 afrikanischen und europäischen Ländern sind Fellows an 30 verschiedenen Museen.

Eröffnung der Aha?! Forschungswerkstatt

Frankfurt, 24.06.2022. Einem Hai ins Maul fassen, einen Waschbären aus der Nähe untersuchen, einem Floh in die Augen schauen? Das geht! Ab dem 25. Juni in der „Aha?! Forschungswerkstatt“ im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt. Das Museum eröffnet einen neuen Bereich, für den das Künstlerkollektiv YRD.works eine kommunikative Rauminstallation entwickelt hat, die den Sammlungs- und Arbeitsplatzcharakter von Naturforschenden einfängt. Hier können Erwachsene und Kinder ab 8 Jahren selbst aktiv werden: wissenschaftliche Methoden ausprobieren, in den Kontakt mit Wissenschaftler*innen treten, an Sammlungsstücken arbeiten und kreativ werden.

Mehr Artenvielfalt vor der Haustüre

Einen besseren Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten in der Stadt – das ist Ziel des gemeinsamen Ideenwettbewerbs von Goethe-Universität, Palmengarten, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Umweltdezernat der Stadt Frankfurt und Frankfurter Sparkasse. Der Wettbewerb wurde heute anlässlich des Festakts zum 200. Firmenjubiläum der Frankfurter Sparkasse bekannt gegeben. Ausgezeichnet werden sollen Konzepte von Frankfurter Bürger*innen, die die Artenvielfalt in Frankfurt erhalten und erhöhen.

Juli

Citizen Science bei Senckenberg – Inhalte, Projekte, Perspektiven

Frankfurt am Main, den 01.07.2022. Schon seit der Gründung der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung vor über 200 Jahren ist die Bürger*innenforschung, heute „Citizen Science“, eine tragende Säule der Forschung. Citizen Scientists leisten weltweit einen immer wichtigeren Beitrag zur Dokumentation und Erforschung globaler Herausforderungen wie Klimawandel oder Biodiversitätsverlust. Zum Abschluss der Vortragsreihe „Heute schon geforscht? Mit Citizen Science gemeinsam Wissen schaffen“ geben mehrere Kurzvorträge einen Überblick über einige aktuelle Citizen Science-Projekte bei Senckenberg und über das Netzwerk „Gemeinsam Forschen“.

Jüngste fossile Riesenschildkröte Europas entdeckt

Dresden, 04.07.2022. Ein internationales Team aus Wissenschaftlern, unter ihnen die Senckenberger Uwe Fritz und Christian Kehlmaier, hat in der Höhle Zubbio di Cozzo San Pietro auf Sizilien – einer Begräbnisstätte aus der Kupfer-/Bronzezeit – einen erstaunlichen Fund gemacht: Knochen einer Riesenschildkröte. Die Skelettfragmente wurden auf eine Zeit von 12.500 Jahre vor heute datiert. Sie stammen somit nicht aus dem zeitlichen Kontext der weiteren Funde in der Höhle.

Unsere vielfältigen Vorfahren

Wo die Ursprünge der frühesten Angehörigen der Gattung Mensch (Homo) liegen und wie diese verbreitet waren, wird in der Paläoanthropologie nach wie vor heftig diskutiert. Ein Team von Wissenschaftler*innen, unter ihnen die beiden Senckenberger PD Dr. Ottmar Kullmer und Prof. Dr. Friedemann Schrenk, hat mittels Mikro-Computertomographie 23 Backenzähne aus Südafrika, mit einem Alter von 2,5 bis 1,4 Millionen Jahren, untersucht. In ihrer heute in der renommierten wissenschaftlichen Fachzeitschrift PNAS veröffentlichten Studie zeigen sie, dass höchstens sieben der bislang den Frühmenschen zugerechneten Zähne aus Südafrika tatsächlich zur Gattung Homo gehören.

Die Gene im Blick

Zahlreiche Menschen leiden unter Augenkrankheiten, die im schlimmsten Fall zur Erblindung führen können. Während Grauer Star, Grüner Star und Makuladegeneration als Krankheitsbild inzwischen gut erforscht sind, werden diese Krankheiten weiterhin von bisher unbekannten Genen beeinflusst. Ein Team von Wissenschaftler*innen aus Frankfurt am Main und Dresden hat sich nun bei Säugetieren auf die Suche nach diesen unentdeckten Genen begeben, die Funktionen im Auge übernehmen. Bei ihren umfassenden Genomanalysen sind sie auf 15 bisher unbekannte „Augen-Gene“ gestoßen und konnten 14 weitere Gene bestätigen, die für das Sehvermögen wichtig sind. Die Studie ist wegweisend, da sie Genomanalysen nutzt, um Funktionen von Genen vorherzusagen und damit eine Grundlage für die weitere Erforschung des Sehens bildet.

Meer Schutz: Neue Bewertungsindikatoren für marine Ökosysteme entwickelt

Senckenberg-Wissenschaftler*innen haben mit einem internationalen Team neue Bewertungs- und Überwachungsindikatoren zum Schutz von Meeres- und Küstengebieten entwickelt. Sie zeigen in ihrer im Fachjournal „Scientific Data“ erschienenen Studie, dass es große Lücken beim Schutz der marinen Ökosysteme gibt. Laut dem Forscher*innen-Team hätten beispielsweise Hochseegebiete ein hohes Erhaltungspotential für die Artenvielfalt – Schutzgebiete gebe es hier aber kaum. Die Daten sollen helfen, die – von der Vertragsstaatenkonferenz für biologische Vielfalt aktuell diskutierte – Ausweitung von Schutzgebieten auf 30 Prozent sinnvoll einzusetzen.

Triplekrise für Afrikas Biodiversität

Doktorandin Carola Martens hat gemeinsam mit weiteren Forschenden von Senckenberg und von der südafrikanischen Stellenbosch University untersucht, wie sich der Klimawandel auf die Vegetation in Schutzgebieten in Afrika auswirken könnte. Zudem zeigt das Team in seiner im Fachjournal „Conservation Biology“ erschienenen Studie, wo diese Effekte mit starkem Bevölkerungswachstum und Landnutzungsveränderungen zusammenfallen. Laut den Modellierungen ist die biologische Vielfalt bis zum Ende des 21. Jahrhunderts in fast allen Schutzgebieten durch mindestens einen dieser Einflussfaktoren gefährdet.

Endstation Tiefsee: Mikroplastik belastet Meeresgrund noch stärker als angenommen

Die Senckenberg-Forscherinnen Serena Abel und Angelika Brandt haben mit Kolleg*innen des Alfred-Wegener-Instituts – Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) und der Goethe-Universität Frankfurt die Mikroplastik-Verschmutzung des westpazifischen Kurilen-Kamtschatka-Grabens untersucht. Dabei fanden sie in jeder einzelnen von insgesamt 13 Sedimentproben aus bis zu 9450 Metern Tiefe zwischen 215 und 1596 Kleinstpartikel pro Kilogramm – mehr als zuvor nachgewiesen.

Fossile Riesenzwergkrokodile entdeckt

In einer im Fachjournal „The Anatomical Record“ veröffentlichten Studie hat ein Team von Forscher*innen, unter ihnen Senckenberger Dr. Thomas Lehmann, zwei neue Krokodilarten beschrieben. Die als „Riesenzwergkrokodile“ bezeichneten Arten lebten vor 15 bis 18 Millionen Jahren in Ostafrika, bevor sie auf bislang ungeklärte Weise verschwanden. Die Tiere sind mit heutigen, in Zentral- und Westafrika vorkommenden Stumpfkrokodilen verwandt. Das Team unter der Leitung der Universität von Iowa vermutet, dass auch Vorfahren des modernen Menschen auf dem Speiseplan der nun ausgestorbenen Krokodile standen.

„Die Vergangenheit der Zukunft – Archive und (Natur-) Museen“

Frankfurt, 20.07.2022. Welche Rolle spielen Archive in und für Museen? Inwiefern sind historische Dokumente und Artefakte relevant für heutige Forschungen und Ausstellungen? Wie arbeitet man inter- und transdisziplinär mit Archiven und wie macht man sie bekannt? Das Institut für Stadtgeschichte, die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg sowie die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung mit ihrem Senckenberg Naturmuseum Frankfurt haben seit 2018 gemeinsam die Digitalisierung der Senckenberg-Archive erarbeitet und stellen nun zum Abschluss das Projekt in einer Podiumsdiskussion am Mittwoch, den 27. Juli um 17 Uhr im Frankfurter Naturmuseum vor: „Die Vergangenheit der Zukunft – Archive und (Natur-) Museen“.

Invasion der Frösche und Schlangen: Kosten von über 16 Milliarden Euro

Invasionen durch Amphibien und Reptilien – wenn sich Arten über die Regionen hinaus ausbreiten, in denen sie heimisch sind – haben die Weltwirtschaft zwischen 1986 und 2020 mindestens 16 Milliarden Euro gekostet. Laut einer heute im Fachjournal „Scientific Reports“ veröffentlichten Studie gelten zwei Arten dabei als die größten Kostenverursacher: der Nordamerikanische Ochsenfrosch und die Braune Nachtbaumnatter. Die Ergebnisse des Wissenschaftler*innen-Teams, unter der Leitung von Senckenberg-Forscher Dr. Phillip Haubrock, machen deutlich, dass wirksamere politische Maßnahmen erforderlich sind, um die Ausbreitung aktueller und künftiger invasiver Amphibien und Reptilien zu begrenzen.

August

Mehr als eine Nummer: Die Vögel der Zukunft

Senckenberg-Wissenschaftler*innen haben mit Kollegen der Technischen Universität München und der Universität Durham (UK) untersucht, wie sich die biologische Artengemeinschaften von Vögeln auf der ganzen Erde in Zukunft zusammensetzen könnten. Sie zeigen in ihrer im Fachjournal „Proceedings of the Royal Society B“ veröffentlichten Studie, dass sich die Vogelgemeinschaften – unter verschiedenen Klimawandel-Szenarien und der daraus resultierenden Verschiebung von Verbreitungsgebieten – bis 2080 weltweit über große Regionen stark verändern werden. Dies hat auch Auswirkungen auf Ökosystemleistungen, wie Samenausbreitung oder Bestäubung von Pflanzen.

Ziggy Stardust und die 54 Spinnen

Senckenberg-Arachnologe Dr. Peter Jäger hat eine neue Gattung aus der Familie der Kammspinnen nach dem verstorbenen Popmusiker David Bowie benannt – Anlass ist der 75. Geburtstag der Musiklegende. Innerhalb der aus Asien stammenden Gattung Bowie gen. nov. hat er 54 Spinnenarten neu beschrieben und nach Bowies musikalischem Werk benannt. Der Frankfurter Spinnenforscher möchte mit der Benennung auf die noch größtenteils unerforschte Vielfalt und den Schutz der Achtbeiner aufmerksam machen. Die Studie erscheint heute im Fachjournal „Zootaxa“.

Pressegespräch anlässlich der 20. Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald-Lecture mit Paläoanthropologe Timothy Bromage

Der renommierte Paläoanthropologe Prof. Timothy Bromage von der New York University entdeckte nicht nur fossile Reste des damals geologisch ältesten Angehörigen der Gattung Homo, sondern wies auch einen langperiodischen biologischen Rhythmus in fossilem Hartgewebe nach. Dieser „Puls des Lebens“ gilt als wichtiger Regulator der Lebensgeschichte von Organismen und ermöglicht völlig neue Einblicke in die Evolution des Menschen. Anlässlich des 120. Geburtstages von Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald und seines 40. Todestages bestreitet Timothy Bromage die 20. Koenigswald-Lecture am 16. August im Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum.

Als der Wald die Affen verließ

Ein internationales Forschungsteam mit Prof. Hervé Bocherens vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen und der von ihm betreuten Doktorandin Sophie G. Habinger hat im Rahmen des Kooperationsprojektes EVEPRIMASIA der Universitäten Tübingen und Poitiers (Frankreich) den Lebensraum von Orang-Utan-Vorfahren im heutigen Myanmar rekonstruiert. Die Ergebnisse der jetzt in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlichten Studie verdeutlichen die Abhängigkeit der Orang-Utans von intakten Waldflächen und die Notwendigkeit, ihre letzten Rückzugs- und Lebensräume zu schützen.

Tor zur Arktis: Expedition mit dem Forschungsschiff SONNE

Unter der Fahrtleitung von Senckenbergerin Prof. Dr. Angelika Brandt befinden sich aktuell 38 internationale Forschende an Bord des Forschungsschiffs SONNE im Nordpazifik. Ziel der „AleutBio Expedition SO293“ ist es das Ökosystem der Tiefsee zu verstehen und Veränderungen der Fauna – vor dem Hintergrund des raschen Klimawandels – zu dokumentieren. Die Wissenschaftler*innen untersuchen hierfür im östlichen Beringmeer und im Aleutengraben das Leben am Meeresboden in allen Größenklassen. Ein täglicher Blog nimmt die Öffentlichkeit mit in den Alltag der Meeresforscher*innen.

Messel: Fossiler Blütenstaub im Käferdarm
Grabungen in der Grube Messel laufen noch bis 2. September

Seit Mai wird im UNESCO-Welterbe Grube Messel nahe der hessischen Stadt Darmstadt wieder gegraben. Die wissenschaftliche Bedeutung der Fossillagerstätte wird auch in dieser Grabungssaison nicht nur durch die überwältigende Anzahl der Funde belegt – über 1.100 Fossilien wurden bereits im Grabungsprotokoll festgehalten –, sondern auch mit besonderen Highlights unter diesen Fossilien. Hervorzuheben sind hier mehrere gut erhaltene Blüten sowie ein fossiler Käfer mit deutlich sichtbaren, gelben Pollen im Verdauungstrakt.

Heiße Zeiten: Europas Waldbrände

Feuer breiten sich in Europa immer mehr in Gegenden aus, in denen sie bisher kaum vorkamen. Im Rahmen des „FirEUrisk“-Projekts werden Szenarien zur Minderung des Brandrisikos auf dem gesamten Kontinent untersucht. Laut Expert*innen des „FirEUrisk“-Projekts, unter ihnen Senckenberg-Wissenschaftler Prof. Dr. Thomas Hickler, entstehen bedingt durch den Klimawandel aktuell Brände von hoher Intensität so weit im Norden wie nie zuvor. Im Rahmen von „FirEUrisk“ sollen unter anderem wertvolle Erfahrungen aus den südeuropäischen Ländern, die schon mehr Erfahrung mit Bränden haben, in Gegenden genutzt werden, wo es bisher kaum Strategien dafür gibt, mit dem erhöhten Brandrisiko umzugehen.

Judith Beier und Larissa Nowak erhalten Wolfgang-Strutz-Promotionspreis 2022

Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung hat den diesjährigen Wolfgang-Strutz-Promotionspreis an Dr. Judith Beier und Dr. Larissa Nowak verliehen. Alle zwei Jahre vergibt Senckenberg den Preis für herausragende Dissertationen aus den Bereichen der Biologie, Paläontologie oder Geologie. Larissa Nowak wird für ihre Arbeit zum Einfluss des Klimawandels auf die Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen und fruchtfressenden Vögeln geehrt, Judith Beier für ihre Untersuchung zu Schädelverletzungen bei Menschen der Steinzeit.

September

T. rex vor dem Museum erhält einen neuen Anstrich

Frankfurt, 01.09.2022. Eines der beliebtesten Fotomotive Frankfurts, der Tyrannosaurus rex vor dem Senckenberg Naturmuseum, ist in die Jahre gekommen. Wind und Wetter haben dem Modell aus Glasfaserverbundmaterial zugesetzt und der Lack ist abgeblättert. Ab dem 05. September wird der Künstler Marcel Walldorf das Lebendmodell fachgerecht restaurieren und es farblich neu gestalten.

Ergebnisse des bundesweiten Projektes „Städte wagen Wildnis – Vielfalt erleben“

Frankfurt am Main, 02.09.2022. Wildnis in der Stadt ist aktuell ein vieldiskutiertes Thema. Sie fördert die urbane Biodiversität und ist gut fürs innerstädtische Klima – gleichzeitig herrschen in den Städten ein hoher Nutzungsdruck und eine starke Konkurrenz um die wenigen unbebauten Flächen. Zudem fühlen sich manche Menschen unwohl in Wildnisflächen und wünschen sich eher eine gezähmte Stadtnatur. Ein Vortrag stellt die Ergebnisse eines vielbeachteten Pilotprojektes zu diesem Thema vor.

Was Fossilien über die Kreuzung früher Menschen verraten

Viele heutige Menschen tragen einen kleinen Anteil an Neandertaler-DNA in ihren Genen, was darauf hindeutet, dass die Vermischung mit anderen Abstammungslinien früherer Menschenformen eine wichtige Rolle in der Evolution unserer Spezies spielte. Paläogenetische Beweise legen nahe, dass es mehrfach zu Kreuzungen mit Neandertalern und anderen früheren Gruppen kam: Die Geschichte unserer Art ähnelt eher einem Netzwerk oder vielverzweigten Strom als einem Baum. Der Ursprung der Menschheit war komplexer als bisher angenommen.

Bislang unbekannte Dinosaurier-Art in Südwestdeutschland identifiziert

Paläontologen des Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen haben eine bislang unbekannte Dinosaurier-Gattung und -Art entdeckt. Tuebingosaurus maierfritzorum lebte vor etwa 203 bis 211 Millionen Jahren im Bereich der heutigen Schwäbischen Alb und war ein Pflanzenfresser. Die neue Art zeigt Ähnlichkeit mit den großen Langhalssauriern (Sauropoden) und wurde bei der erneuten Untersuchung von bereits bekannten Dinosaurierknochen identifiziert. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Vertebrate Zoology veröffentlicht.

Schmetterlinge: Sterben in Wellen

Ein Wissenschaftler-Team aus Österreich, Polen und Deutschland, unter ihnen Senckenberger Prof. Dr. Thomas Schmitt, hat den Artenrückgang von Tagfaltern im österreichischen Bundesland Salzburg untersucht. In ihrer im Fachjournal „Science of Total Environment“ erschienenen Studie zeigen die Forscher anhand von knapp 60.000 Beobachtungspunkten und 168 Tagfalter- und Widderchenarten, dass der bisherige Rückgang der Schmetterlingsvielfalt in mindestens zwei Stufen erfolgte.

Bewerbungsphase startet: Ideenwettbewerb sucht Projektideen für mehr Biodiversität in Frankfurt

Mehr Biodiversität in Frankfurt – das ist Ziel des gemeinsamen Ideenwettbewerbs von Goethe-Universität, Palmengarten, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Umweltdezernat der Stadt Frankfurt und Frankfurter Sparkasse. Die erste Bewerbungsphase des Ideenwettbewerbs für Biodiversität startet heute. Engagierte Einzelpersonen und Gruppen können sich bis zum 15. November mit Projektideen für den Ideenwettbewerb für mehr Biodiversität in Frankfurt bewerben und bis zu 15.000 € Preisgeld gewinnen.

Senckenberg for Future: Klimafrühstück im Rahmen des „Globalen Klimastreiks“ am 23.9.2022

Am Freitag wird beim globalen Klimastreik wieder weltweit für Klimagerechtigkeit demonstriert. Senckenberg lädt aus diesem Anlass zu einem offenen Frühstück mit Wissenschaftler*innen ein, bei dem sich interessierte Schüler*innen, Studierende und Bürger*innen aus erster Hand über den Sachstand der Klima- und Biodiversitätsforschung informieren können. Zudem bietet Senckenberg am Samstag und Sonntag eine öffentliche Sonderführung zum Thema „Klima und Biodiversität“ im Frankfurter Naturmuseum an.

Spinnen-Nachmittag bei Senckenberg
Öffentliche Veranstaltung am 24.09.

Senckenberg-Arachnologe Dr. Peter Jäger lädt am Samstag, dem 24.09.2022 die interessierte Öffentlichkeit zu einem „Spinnen-Nachmittag“ ein. Vier Expert*innen berichten im Arthur von Weinberg-Haus des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums Frankfurt über Neuigkeiten aus der Spinnenforschung. An einem Stand informiert die Deutsche Arachnologische Gesellschaft über ihre Arbeit.

Zurück im Feuchtgebiet

Frankfurt, 27.09.2022 Vom Zoo in die freie Natur – diesen Weg gingen in den vergangenen zehn Jahren insgesamt 650 Europäische Sumpfschildkröten im deutsch-französischen Grenzgebiet zwischen Neuburg am Rhein und Lauterbourg. Die letzte Gruppe wurde Mitte September 2022 im elsässischen Bioreservat Woerr in ihren natürlichen Lebensraum entlassen – um dort in den kommenden Jahren genau beobachtet zu werden. Ziel der Aktion ist eine Wiederansiedlung der laut Roter Liste vom Aussterben bedrohten Art in einem wiederhergestellten Feuchtgebiet.

Oktober

Der Faden zur Nadel: Wie unsere Vorfahren die heimische Flora nutzten

Unter der Leitung der Universität Oslo hat ein internationales Forschungsteam aus den Sedimenten der armenischen „Aghitu-3“-Höhle Pflanzen-DNA extrahiert und analysiert. Die Höhle wurde vor etwa 40.000 bis 25.000 Jahren von Menschen des Jungpaläolithikums als Unterschlupf genutzt. Eine detaillierte Auswertung der DNA zeigt, dass die Bewohner*innen der Höhle zahlreiche Pflanzenarten zu verschiedenen Zwecken genutzt haben könnten, unter anderem als Medizin, Farbstoff oder Garn.

Wildnis in Frankfurt: Neues Senckenberg-Buch von Indra Starke-Ottich und Georg Zizka erschienen

Einen Lebensraum ohne oder mit nur sehr wenigen Eingriffen des Menschen sowie mit einer natürlich ablaufenden Entwicklung bezeichnet man als „Wildnis“. Doch diese Form von Natur ist in Städten kaum noch zu erfahren. Wie lässt sich das ändern? Kann und soll es in dicht besiedelten Räumen wie der Stadt Frankfurt überhaupt Wildnis geben? Das Buch „Wildnis in Frankfurt“ beantwortet diese Frage mit einem eindeutigen: „Ja!“. Indra Starke-Ottich und Georg Zizka untersuchen gemeinsam mit weiteren Forschenden Wildnisflächen in der Mainmetropole, die sich für solche Entwicklungen der Stadtnatur eignen.

Klimawissen schaffen – Was die Vergangenheit über die Zukunft weiß

Wie erforschen Naturwissenschaftler*innen das Klima der Vergangenheit? Und wie kann dieses Wissen helfen, unsere Klimazukunft besser zu verstehen? Diesen Fragen geht die neue Sonderausstellung „Klimawissen schaffen – Was die Vergangenheit über die Zukunft weiß“ im Senckenberg Naturmuseum nach, die heute eröffnet wurde. Klimaforschende der Goethe-Universität Frankfurt und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung begeben sich im Forschungskonsortium VeWA* gemeinsam auf die Spurensuche in zwei Erdzeitalter – der späten Kreidezeit und dem Eozän – vor vielen Millionen Jahren. Beide Zeiten waren von einem hohen CO2-Gehalt in der Atmosphäre und von hohen Temperaturen geprägt. Ziel der Wissenschaftler*innen ist es, die Klimavorgänge dieser vergangenen natürlichen Warmzeiten zu rekonstruieren, um zukünftige Entwicklungen genauer vorhersagen zu können.

Haarige Schnecke in 99 Millionen Jahre altem Bernstein entdeckt
Winzige Haare boten mesozoischen Landschnecken vermutlich einen evolutionären Vorteil

Internationale Forschende, unter ihnen Senckenbergerin Dr. Adrienne Jochum, haben eine neue Landschnecken-Art in einem etwa 99 Millionen Jahre alten Bernstein entdeckt. Das Gehäuse der Schnecke weist kurze, borstige Haare auf, die an dessen Rand angeordnet sind. In ihrer im Fachjournal „Cretaceous Research“ erschienenen Studie schlussfolgert das Team rund um Erstautor Dr. Jean-Michel Bichain vom Museum für Naturgeschichte und Ethnographie im französischen Colmar, dass die Behaarung den Weichtieren möglicherweise einen Selektionsvorteil bei ihrer Evolution bot.

November

Neue Giftschlangen in Kolumbien entdeckt
Taxonomische Einordnung erleichtert medizinische Hilfe bei Schlangenbissen

Senckenberg-Wissenschaftler Juan Pablo Hurtado-Gómez hat gemeinsam mit einem südamerikanischen Team zwei neue Arten aus der Gattung der Krötenkopf-Lanzenottern beschrieben. Diese in Kolumbien lebenden Giftschlangen sind noch nahezu unerforscht. Möglich wurde die Neubeschreibung durch eine Sammlung des Nationalen Gesundheitsinstituts in Kolumbien zum Zweck der besseren Behandlung von Schlangenbissen. In der im Fachjournal „Vertebrate Zoology“ erschienenen Studie wird unter anderem der Nutzen der Taxonomie für die medizinische Versorgung dargestellt.

Oasen der Welt bei Senckenberg
Aufruf zur Bürger*innen-Beteiligung am „S-Oasen-Projekt“

Im Senckenberg-Projekt „S-Oasen“ entsteht eine offen zugängliche Online-Datenbank, die alle Oasen der Welt erfassen soll. Oasen gelten als einzigartige und vielfältige Ökosysteme, die durch den globalen Klimawandel und Änderung der Landnutzung gefährdet sind. Bürger*innen können die Forschenden bis Ende des Jahres mit Fotos von Oasen beim Aufbau der Datenbank unterstützen.

Umweltauswirkungen von Ressourcenabbau in der Tiefsee erforschen
Das Projekt MiningImpact untersucht auf der Expedition SO295 die Umweltschäden durch Manganknollenabbau am Meeresgrund

Wie stark zerstört der Manganknollenabbau den Lebensraum in der Tiefsee? Das untersucht in den nächsten zwei Monaten die MiningImpact-Expedition SO295 mit dem Forschungsschiff SONNE in den Explorationslizenzgebieten der Clarion-Clipperton Zone im Nordpazifik. Beim Einsammeln von Manganknollen wird die belebte Zone des Meeresbodens abgetragen; zusätzlich bedecken die beim Abbau aufgewirbelten Sedimente große Flächen in der Umgebung. Ziel der Fahrt ist es, das komplette Ausmaß der Umweltauswirkungen anderthalb Jahre nach einem industriellen Gerätetest zu erfassen.

Messelboa: Lebendgeburt einer 47 Millionen Jahre alten Schlang
Weltweit erster fossiler Beleg für lebendgebärende Schlangen

Ein argentinisch-deutsches Wissenschaftler*innen-Team, unter ihnen Senckenberger Krister Smith, hat den weltweit ersten fossilen Beleg für eine Lebendgeburt bei Schlangen erbracht. Das untersuchte Fossil stammt aus dem hessischen UNESCO-Welterbe Grube Messel. In der im Fachjournal „The Science of Nature“ erschienenen Studie beschreiben die Forschenden Knochen von Schlangenembryonen, die im Körper des Muttertiers entdeckt wurden. Der Fund zeigt, dass es schon vor mindestens 47 Millionen Jahren lebendgebärende Schlangen gab.

Gut und schön: Biodiversität von Wiesen- und Weideflächen kann Gewinn für Natur, Landwirtschaft und Tourismus sein

Ein internationales Team um die Senckenberg-Forscher*innen Dr. Gaëtane Le Provost und Dr. Peter Manning hat in einer langangelegten Studie nachgewiesen, wie wichtig die Biodiversität von Wiesenflächen für ein breites Spektrum von Ökosystemleistungen und unterschiedliche Interessengruppen ist. Die jetzt in der Zeitschrift „Nature Ecology & Evolution“ erschienene Studie weitet dabei erstmals den Blick auf insgesamt 16 Ökosystemleistungen – von ökologisch bis kulturell – und betrachtet die Biodiversität landwirtschaftlich genutzter Wiesen- und Weideflächen im großen Maßstab. Die Forschenden zeigen: Von einer hohen Pflanzendiversität können lokale Akteur*innen vom Tourismus bis zur Landwirtschaft profitieren.

Auf die Kleinen achten: Auswirkung der Eisbedeckung auf winzige Meerestiere

Wissenschaftlerinnen von der Universität Rostock und Senckenberg am Meer haben erstmals untersucht, wie sich Gemeinschaften von Meiofauna und Makrofauna unter verschiedenen Umweltbedingungen im Südpolarmeer zusammensetzen. Sie zeigen in ihrer im Fachjournal „Marine Ecology Progress Series“ veröffentlichten Studie, dass sich eine unterschiedliche Meereisbedeckung zwar auf alle Organismengruppen am Meeresboden auswirkt – die kleineren Tiere der Meiofauna aber deutlich stärker beeinflusst sind. Für zukünftige Bewertungen des Einflusses von Umwelt- und Klimaveränderungen auf die Ökosysteme des Antarktischen Ozeans sollten diese Organismen daher stärker berücksichtigt werden, so das Forscherinnen-Team.

Biodiversitätsverlust im Anthropozän: Senckenberg geht wegweisende Schritte für den Schutz von Natur und Mensch

Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) hat sich vollumfänglich für das strategische Erweiterungsvorhaben „Anthropocene Biodiversity Loss“ der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ausgesprochen. Der zuständige GWK-Ausschuss folgte am 20. September 2022 der im Juli vorausgegangenen Empfehlung des Wissenschaftsrats, die Senckenberg-Erweiterung in die Haushaltsaufstellung für das Jahr 2024 aufzunehmen. Drei Schwerpunkte werden im Rahmen des Konzeptes dauerhaft etabliert: Collectomics, Biodiversity Genomics und die Solutions Labs. Die Erforschung und der Schutz der Biodiversität stehen im Zentrum des innovativen Vorhabens. Neben der Verstetigung des LOEWE-Zentrums Translationale Biodiversitätsgenomik (LOEWE-TBG) wird ein achtes Senckenberg-Institut in Jena gemeinsam mit der Friedrich-Schiller-Universität etabliert.

Allgäuer Biber leben seit mehr als elf Millionen Jahren im Familien-Clan

Die Hammerschmiede im Allgäu, Fundstelle des Menschenaffen Danuvius, ist eine einmalige Fundgrube für Paläontologen: Bereits über 140 fossile Wirbeltierarten konnten hier geborgen werden. Anhand der Knochenfunde lässt sich nun auch die Lebensweise und Entwicklung einer ausgestorbenen Biberart nachvollziehen: Steneofiber depereti war etwas kleiner als heutige Biber und besiedelte bereits vor über elf Millionen Jahren die Fließgewässer Süddeutschlands. Thomas Lechner und Madelaine Böhme vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen schließen aus einer vergleichenden Untersuchung der Zähne des prähistorischen Nagers, dass die Populationsdynamik und Ökologie dieser Art der heutiger europäischer Biber bereits sehr ähnlich waren.

Frankfurter Erklärung: Gemeinsam für die biologische Vielfalt

Eine Woche vor Beginn der 15. Vertragsstaatenkonferenz zur biologischen Vielfalt (CBD COP15) in Montreal fordert ein Bündnis deutscher Wissenschafts- und Nichtregierungsorganisationen in seiner heute veröffentlichten „Frankfurter Erklärung“, das Wirtschaften gegen die Natur zu beenden. Die Organisationen stellen in ihrem Positionspapier Forderungen an die Bundesregierung und die Europäische Union für ein Gelingen des Weltnaturgipfels. Gleichzeitig machen sie konkrete Vorschläge, um eine naturverträgliche Wirtschaft zum Standard zu machen. Dabei bieten sie ihre Expertise zur Lösung der dringendsten Herausforderung der Menschheit an – der „Zwillingskrise“ aus Biodiversitätsverlust und Klimawandel.

Mit Frühjahrs- und Sommerkleid: Das Landkärtchen

Heute wurde das Landkärtchen zum „Insekt des Jahres 2023“ gekürt. Das Kuratorium unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Thomas Schmitt, Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut in Müncheberg, wählte den Tagfalter aus einer Reihe von Vorschlägen. Der Schmetterling besitzt einen extremen „Saisondimorphismus“ – Falter, die sich im Frühjahr entwickeln, haben eine andere Farbe als Sommertiere der gleichen Art. Zudem gilt das Insekt als ein Anzeiger für eine ökologisch intakte Kulturlandschaft. Die Schirmherrschaft für das „Insekt des Jahres 2023“ übernimmt Agrarökologe und Vorsitzender der Gesellschaft für Schmetterlingsschutz Prof. Dr. Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ).

Falsche Anreize: Forscher kritisieren EU-Plan zur Klimaneutralität

Landnutzungs- und Klimaforscher kritisieren die EU-Pläne zur CO2-Reduzierung im Rahmen des Pakets „Fit for 55“. In einem Kommentar im Fachjournal „Nature“ weist ein Team von Wissenschaftlern, darunter Dr. Thomas Kastner vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt, auf die Versäumnisse und Risiken der geplanten Regelungen hin. Das geplante „Fit for 55“-Paket enthalte viele sehr gute Ansätze – gleichzeitig würden durch falsche Anreize in der EU aber künftig noch mehr wertvolle Flächen für den Holz- statt Nahrungsmittelanbau sowie für die Gewinnung von Bio-Kraftstoffen genutzt. Dies treibe unter anderem die Auslagerung der Nahrungsmittelproduktion ins Ausland und damit die Abholzung von Wäldern weiter voran, so die Forscher. Die Förderung der Bioenergie wirke sich so negativ auf CO2-Speicherung und Biodiversität aus.

Dezember

Triff das Riff!
Am 2. Dezember 2022 beginnt ein neues Ausstellungsprojekt im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt

Das Senckenberg Naturmuseum erarbeitet neue Ausstellungs- und Vermittlungsformen, die den Transfer von naturwissenschaftlichen Fragestellungen in die Gesellschaft und umgekehrt untersuchen. Mit „Triff das Riff!“ eröffnet das erste experimentelle Ausstellungsprojekt in diesem Kontext. Wie lassen sich Forschungsergebnisse und gesellschaftliche Diskurse verbinden, was macht Forschungsmuseen zu zentralen Orten dieses Dialogs und wie gelingt es, nachhaltig und innovativ über den musealen Raum hinaus Wirkung zu erzielen zu Themen wie Biodiversitätsverlust, Klimwandel und deren Auswirkungen? Im Ausstellungsprojekt „Triff das Riff!“ werden durch Kollaboration, Kooperation und Co-Kreation drei verschiedene Perspektiven zu den Themenfeldern Nutzen, Schutz und Gefährdung von Korallenriffen erarbeitet. Die drei Blickwinkel Gesellschaft, Kunst und Wissenschaft werden bis August 2024 nacheinander im Museum gezeigt.

Vor der UN-Weltnaturkonferenz COP15: Zehn „Must-Dos“ aus der Biodiversitätsforschung

Bis 2030 sollten 30 Prozent des Landes und der Meere unseres Planeten unter Schutz gestellt werden. Alle zur Schädigung von Natur führenden Subventionen sollten umgelenkt werden. Das sind zwei der Empfehlungen aus den „10 Must-Dos“ des Leibniz-Forschungsnetzwerks Biodiversität. Die Forschenden veröffentlichen ihre Vorschläge aus Anlass der Weltnaturkonferenz COP15 der Vereinten Nationen, die am Mittwoch im kanadischen Montreal beginnt.

Appell nach Montreal: Schutz für Tiefsee-Arten

Zum Beginn der 15. Vertragsstaatenkonferenz zur biologischen Vielfalt (CBD COP15) in Montreal fordern Senckenberg-Wissenschaftler*innen gemeinsam mit internationalen Forschenden in ihrem heute veröffentlichten „Policy Brief“ den Schutz der Tiefseeökosysteme und ihrer Organismen zu priorisieren, um die Gesundheit der Ozeane und das Wohlergehen der Menschheit zu sichern. Laut dem Positionspapier ist es von entscheidender Bedeutung, den Wissensstand zur Biodiversität der Tiefseearten zu verbessern, um diese und die mit ihnen verbundenen Ökosystemprozesse effektiv schützen zu können. Hierfür müssten internationale Strategien, Infrastrukturen und Kooperationen zur besseren Erforschung der Tiefsee und zum Schutz der bislang unentdeckten Arten entwickelt, unterstützt und finanziert werden.

Naturstoffe gegen Grippeviren

Fieber, Husten, Halsschmerzen und allgemeines Unwohlsein – die kalte Jahreszeit ist da, und nicht nur Corona-, sondern auch Grippeviren verbreiten sich wieder in rasantem Tempo. Influenza-A- und -B-Viren verursachen schwere, ansteckende Infektionen, die bei Komplikationen sogar tödlich enden können. Den wirksamsten Schutz gegen die sich ständig verändernden Virusstämme bietet die jährliche Impfung. Kommt es jedoch zu einer Infektion, sind bislang in den meisten Ländern, zu denen auch Deutschland zählt, nur zwei Klassen von Medikamenten zugelassen. Wissenschaftler*innen des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME in Gießen sowie des hessischen LOEWE-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik (LOEWE-TBG) sehen großes therapeutisches Potenzial in Naturstoffen, um zukünftig Influenzaviren zu hemmen, und geben dazu in einem Fachartikel neue Impulse.

Weniger hilft mehr
Mildes Bienengift zeigt größeres Anwendungspotenzial

Das Gift der Honigbiene wird seit Jahrhunderten in der traditionellen Medizin als entzündungshemmendes Mittel geschätzt. Wissenschaftlich gut untersucht ist dabei nur der Hauptbestandteil Melittin. Mit seiner starken Wirkung kann der Naturstoff in der Anwendung jedoch auch gesunde Zellen schädigen. Ein Team von Forscher*innen aus Frankfurt am Main und Gießen hat nun mildere Melittin-Varianten in evolutionär älteren Wildbienenarten entdeckt, die für die Pharmakologie besser nutzbar scheinen.