Paläozoologie

Sammlung

Die paläozoologischen Sammlungen beinhalten ca. 85.000 Sammlungspositionen, deren Anzahl durch Aufsammlungen und Neuzugänge ständig vergrößert wird. Wichtige regionale Teilsammlungen stammen aus Sachsen und Thüringen. In diesen werden auch zahlreiche historische Typen und Abbildungsoriginale bewahrt , insbesondere solche von Hanns Bruno Geinitz (1814-1900), einem der einflussreichsten Paläontologen Deutschlands und langjährigen Direktor des Museums für Mineralogie und Geologie Dresden (s.a. Geschichte).

Die Struktur der Sammlung ist historisch gewachsen und stetig weiter entwickelt worden. Es gibt einen nationalen und einen internationalen Sammlungsteil (heute in zwei getrennten Depots aufbewahrt). Daraus entwickelte sich eine Ordnung von geographischen Einheiten (z.B. Staat, Land, Bundesland, Ort), die ihrerseits stratigraphisch (d.h. nach der geologischen Zeiteinheit, also den Systemen) in weitere Teilsammlungen untergliedert werden (z.B. Sachsen, Kreide: SaK; Bayern, Jura: BaJ).

Innerhalb der regional-stratigraphischen Teilsammlungen besteht eine systematische Ordnung auf Basis der Organismen-Gruppen. Alle Muscheln einer Lokalität und Zeiteinheit finden sich also in einem Sammlungsbereich.Die bedeutendste Teilsammlung im nationalen Sammlungsteil ist zweifellos die der sächsischen Kreide (SaK). Sie beinhaltet ca. 16.000 Sammlungspositionen, darunter zahlreiche historische Typen und Originale aus den Arbeiten von Hanns Bruno Geinitz. Weitere wichtige Teilsammlungen betreffen das Altpaläozoikum und Perm von Sachsen und Thüringen sowie eine umfangreiche Sammlung (1.600 Stücke) von überwiegend sehr gut erhaltenen Fossilien aus dem Solnhofener Plattenkalk (Oberjura, Bayern), darunter auch ein schöner Meerengel und fossile Insekten. Einen eigenen Sammlungsteil bilden die Mikrofossilien, unter denen sich einige bedeutende Originale von August Emanuel Reuss (1811-1873) befinden.

Im internationalen Sammlungsteil sind insbesondere die Teilsammlungen der tschechischen, polnischen und ukrainischen Kreide hervorzuheben. Hier finden sich wertvolle Originale aus den Arbeiten von Hanns Bruno Geinitz und Hermann Andert (1879-1945). Bedeutende Bestände von Kreidefossilien existieren auch in den Teilsammlungen Österreich und Frankreich. Zu den Besonderheiten zählen weiterhin eine spektakuläre Sammlung von fossilen Fischen und Insekten aus der Santana-Formation (Unterkreide) von Brasilien mit 33 sehr großen, vollkörperlich überlieferten Fischen, darunter auch ein exzellent erhaltener Quastenflosser.

Die paläozoologischen Sammlungen haben ihren zeitlichen Schwerpunkt somit eindeutig in der Kreide. Sie besitzen in der internationalen Kreideforschung einen ausgezeichneten Ruf und werden von zahlreichen Experten für systematisch-taxonomische Arbeiten besucht.

Daneben beherbergt die Sammlung zahlreiche attraktive Großobjekte, so z.B. verschiedene Fischsaurier (Stenopterygius) und Meereskrokodile (Steneosaurus) aus dem Unterjura von Holzmaden, Fährtenplatten aus der Trias, das Gelege eines Entenschnabeldinosauriers mit 21 Eiern und das Skelett eines eiszeitlichen Riesenhirsches (Megaloceros). Lebensgroße Modelle eines Mammuts (Mammuthus primigenius), eines Wollhaarnashorns (Coelodonta antiqua), eines Fischsauriers und die Skelettrekonstruktion eines Riesenfaultiers (Megatherium americanum) ergänzen die Sammlung hervorragend und bilden Blickfänge im Foyer des Museums.

Dresden Paläozoologie
Jungtier eines Fischsauriers Stenopterygius quadriscissus mit Hautschatten aus dem Unterjura von Holzmaden (Bildbreite ca.150 cm).

Einen Tätigkeitsschwerpunkt der beiden Präparatoren bildet die fortlaufende EDV-Erfassung des paläozoologischen Sammlungsbestandes. Hierzu zählen historisches Material, welches bisher nur auf Karteikarten erfasst wurde, und Neuzugänge durch eigene Aufsammlungen oder vom Museum übernommene Privatsammlungen. Während der Geländesaison (April–Oktober) durchgeführte Aufsammlungen insbesondere in den ortsnahen Aufschlüssen der Elbtalkreide sorgen für eine kontinuierliche Erweiterung der traditionell umfangreichsten Teilsammlung der Sächsischen Kreide. Dabei wird im Sandstein festsitzenden Fossilien bei der Bergung mitunter mit dem Trennschleifer zu Leibe gerückt.

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Bergung eines Sandsteinblocks mit Steckmuscheln der Gattung Pinna im Turon (Kreide) von Reinhardtsdorf (Sachsen).

Die präparatorische und konservatorische Betreuung der Sammlung ist durch ein sehr gut ausgestattetes paläozoologisches Präparationslabor sicher gestellt. Dabei zählen Druckluftstichel und Sandstrahlgerät für die mechanische Präparation genauso zur Ausstattung wie verschiedene Chemikalien zum Herauslösen von Mikrofossilien aus dem Gesteinsverband (Flusssäure-Labor).

Abteilungsübergreifend sind beide Präparatoren auch in den Bereichen Ausstellungsaufbau und -gestaltung tätig. Dazu werden Abgüsse und Skelettrekonstruktionen sowie vereinzelt Klein- und Großmodelle ausgestorbener Tiere und ihrer Lebensräume angefertigt und koloriert.

Die Betreuung von Praktikanten und Gastwissenschaftlern sind ständig wiederkehrende Aufgaben der Sektion und werden gemeinschaftlich durch die beiden Präparatoren und die Leitung bewältigt. Zu den Serviceleistungen der Sektion gehören weiterhin der Leihverkehr, die Erteilung von Auskünften und Hilfe bei der Bestimmung von Fossilien.