Verschiedene Arten der Gastrotricha aus marinen und limnischen Habitaten (LM-Aufnahmen, unterschiedlich skaliert)

Forschung

Taxonomie und Diversität der Gastrotricha


Gastrotrichen stellen ein Monophylum innerhalb der Bilateria dar, das durch Arten repräsentiert ist, die sämtlich der Meiofauna zuzuordnen sind.

Die strikte Bindung an den benthischen Lebensraum ist vor allem bei den marinen, überwiegend interstitiellen (im Sandlückensystem lebenden) Macrodasyida gegeben. Innerhalb der Paucitubulatina, dessen Vertreter einen Verbreitungsschwerpunkt in Süßwasserhabitaten aufweisen, sind die marinen Arten ebenfalls typische Elemente der Sandlückenfauna. Die limnischen Arten der Paucitubulatina sind hingegen vor allem epipelische, periphytische und sogar semiplanktische Formen.

Eine systematisch besondere Rolle kommt den Arten der marinen Gattung Neodasys zu. Hierbei handelt es sich sehr wahrscheinlich um die ursprünglichste Gruppe innerhalb der Gastrotricha. Gastrotrichen sind zumeist wurm-, band- oder flaschenförmige Tiere mit komplexen Organsystemen und oft komplizierten Oberflächenstrukturen wie z.B. Platten, Schuppen, Stacheln, Haken oder Kielen. Die Körpergröße liegt meist zwischen 100 und 1000 µm, wobei wenige Arten bis zu 3 mm Länge erreichen können. Gastrotrichen ernähren sich ausschließlich von mikroskopischen Organismen wie Bakterien oder einzelligen Algen.

Die Taxonomie befasst sich mit der Beschreibung und Systematisierung von Arten. Mit Hilfe von verschiedenen mikroskopischen (Lichtmikroskopie, Raster-Elektronenmikroskopie), darstellenden (z.B. Vektorgrafik) und molekularen Techniken (DNA-Sequenzierung) werden neue Arten aus unterschiedlichsten Habitaten vom Tümpel über den Meeresstrand bis hinab in die Tiefsee beschrieben.

Eine genaue Kenntnis der Arten ist die wichtigste Grundlage, um Diversitätsmuster von Arealen sowie Verbreitungsmuster von Arten zu erkennen und zu verstehen. Im Rahmen verschiedener internationaler Forschungsprojekte ist das Fachgebiet eingebunden, eben solche Muster in verschiedenen Ökosystemen, z.B. in der Karibik, im Sublitoral ozeanischer Inseln, oder auf Seebergkuppen aufzudecken.