Paläontologie und Historische Geologie

Geschichte der Abteilung

Die Abteilung hat ihre Wurzeln in der 1763 von Johann Christia Senckenberg zusammengetragenen Mineralien- und Petrefakten-Sammlung. Diese Sammlung wurde 1816 von Johann Wolfgang von Goethe mit hoher Anerkennung erwähnt und als Stiftung 1817 in die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft (SNG) bei ihrer Gründung eingebracht. In den ersten Jahrzehnten danach standen die mineralogischen und petrographischen Sammlungen im Vordergrund. Doch dann trat die paläontologische Sammlung sehr bald aus deren Schatten und wuchs durch rege Sammeltätigkeit auf Exkursionen und Forschungsreisen – hier ist besonders Eduard Rüppell (1794-1884) zu nennen – sowie durch Tausch zu einer bedeutenden Forschungssammlung heran, die ab 1832 vor allem durch die wissenschaftlichen Arbeiten Hermann v. Meyer’s (1801-1869) und Eduard Rüppell’s bald Weltgeltung erlangte. Dennoch wurde erst im Jahre 1861 durch Otto Volger (1822-1887) eine Paläontologische Sektion ins Leben gerufen. 1874 folgte eine Geologische Sektion; im selben Jahr wurde die Paläontologische Sektion in eine Zoo-Paläontologische und eine Phyto-Paläontologische Sektion aufgeteilt. Letztere ging noch im 19. Jahrhundert zunächst wieder in der Paläontologie auf.

War die paläontologische Forschung bei Senckenberg im 19. Jahrhundert vorwiegend auf die fossilen Wirbeltiere ausgerichtet, so wird die Wirbeltierpaläontologie heute vor allem in den Abteilungen Messelforschung und Paläoanthropologie und Quartärpaläontologie sowie den Sektionen Mammalogie und Ornithologie betrieben. In der Abteilung für Paläontologie und Historische Geologie hat sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts, beginnend mit den Aktivitäten A. v. Reinach’s (1842-1905) und F. Drevermann’s (1875-1932), und dann verstärkt mit denjenigen von R. Richter (1881-1957) und W. Struve (1951-1997) ein neuer Forschungsschwerpunkt entwickelt: Das Paläozoikum des Rheinischen Schiefergebirges und insbesondere das Devon der Eifel. Durch W. Ziegler (1929-2002) wurde in diesem Zusammenhang die Geologische Abteilung auch zu einem Schwerpunkt der internationalen Conodonten-Forschung. Als eines der wichtigsten Resultate senckenbergischer Devonforschung wurde 1984 die Grenze Unterdevon/Mitteldevon in der Eifel als GSSP (= Global Stratotype Section and Point) festgelegt.

Erst mit der Gründung der Universität und der Stiftung der in Personalunion mit senckenbergischen Sektionen betriebenen Universitätsinstitute (1914) fasste man zur Zeit F. Drevermann’s (Geschäftsführender Direktor von 1924-1932) die geowissenschaftlichen Sektionen in einer Paläozoologisch-Geologischen Abteilung zusammen. In der darauffolgenden Ära R. RICHTER (Direktor von 1934-1944) bürgerte sich hierfür die Kurzform Geologische Abteilung ein. Unter W. ZIEGLER (Direktor von 1980-1995) wurde 1984 die Messelforschung, die zuvor 10 Jahre lang als eigenständiges Forschungsprojekt vom Land Hessen und der Volkswagenstiftung gefördert worden war, institutionalisiert und in die Geologische Abteilung einbezogen. Sie wurde jedoch bereits 1992 als eigene Abteilung wieder ausgegliedert.

Die Paläobotanik wurde mit den Aktivitäten R. Kräusel’s (1890-1966) im Jahre 1941 zu einer eigenen Abteilung, aus der mit Rückführung des Herbars der Universität 1946 die Botanisch-Paläobotanische Abteilung (heute Abteilung Botanik und Molekulare Evolutionsforschung) hervorging. Seit Anfang 2005 wurde die Paläobotanik wieder der Abteilung für Paläontologie und Historische Geologie zugeordnet.

Eine Mineralogisch-Petrographische Sektion bestand unabhängig neben der geologischen und den paläontologischen bis in die 1920er Jahre. Durch veränderte Forschungsschwerpunkte wurde die Mineralogie/Petrologie nicht mehr besetzt und die Sammlungen wurden nachfolgend durch die Paläontologie mitbetreut. Im Juni 2005 wurde durch die Neugründung einer Sektion Meteoritenforschung die Forschungsrichtung der anorganischen Prozesse der Gesteinsbildung wieder aufgegriffen. Die umfangreichen Meteoritensammlungen der Max-Planck-Institute in Mainz und Heidelberg wurden als Dauerleihgaben dieser Sektion zugeordnet.

Im Jahr 2013 übernahm die Abt. große Teile der ehemaligen geologisch-paläontologischen Sammlung der Universität Marburg als GeoArchiv Marburg.