Gesellschaftliche Aspekte der Wiederausbreitung von Wölfen in Deutschland

Motivation


In Deutschland wurden im Jahr 2000 erstmals nach Ausrottung des Wolfs wieder Wolfswelpen in freier Wildbahn geboren. Seitdem ist die Wolfspopulation in Deutschland auf mehr als 120 Rudel angewachsen (1). Aus Naturschutzsicht ein bemerkenswerter Erfolg, doch wie geht es den Menschen in Deutschland mit dem Wolf?

Laut repräsentativen Umfragen freut sich ein Großteil der Bevölkerung (77%) über die Rückkehr der Wölfe und 42% der in Wolfsregionen lebenden Befragten gaben an, ohne den Wolf in der Natur würde ihnen etwas fehlen (2–4). Für manche ist die Rückkehr des Wolfs jedoch auch eine Belastung. Sehr greifbar ist diese im Fall von Nutztierhalter*innen, die sich vor der Herausforderung sehen, ihre Tiere vor Wölfen zu schützen. Um diese Personengruppe zu unterstützen, wurden deshalb Präventions- und Kompensationsprogramme ins Leben gerufen.

Emotionale Belastungen wie Gefühle der Angst und Bedrohung können aber auch Menschen empfinden, die vordergründig gar nicht mit dem Wolf in Berührung kommen. Beispielsweise hätten laut einer der genannten Umfragen 30% der Menschen Angst, in einer Wolfsregion in den Wald zu gehen (4) – ungeachtet der Tatsache, dass in Deutschland seit Rückkehr des Wolfs keine Wolfsangriffe auf Menschen bekannt sind (5). Ziel der Projekte „KnowWolf“ und „Wolfswissen“ ist es, solchen Ängsten in der breiten Öffentlichkeit zu begegnen, psychologische Belastungen (z.B.  durch Sorgen und empfundene Einschränkungen) zu minimieren und  die positiven psychologischen Auswirkungen von Wölfen auf die Gesellschaft [z.B. Freude über die Rückkehr des Wolfs (4) oder über eine Wolfsbegegnung (6)] zu erhalten. Zentrales Element beider Projekte ist hierbei die Vermittlung von Faktenwissen.

Zitierte Quellen

1. Reinhardt, I. et al. Erkenntnisse zur Wiederausbreitung des Wolfs in Deutschland. Natur und Landschaft 19–26 (2021).

2. Arbieu, U. et al. Attitudes towards returning wolves (Canis lupus) in Germany: Exposure, information sources and trust matter. Biol Conserv 234, 202–210 (2019).

3. Lehnen, L., Mueller, T., Reinhardt, I., Kaczensky, P. & Arbieu, U. Gesellschaftliche Einstellungen zur Rückkehr des Wolfs nach Deutschland. Natur und Landschaft (2021).

4. NABU. Wölfe in Deutschland 2021. 30 https://www.nabu.de/imperia/md/nabu/images/arten/tiere/saeugetiere/raubtiere/hundeartige/wolf/210430_forsa_woelfe_akzeptanz_nabu.pdf (2021).

5. Linnell, J. D. C., Kovtun, E. & Rouart, I. Wolf attacks on humans: an update for 2002–2020. 50 (2021).

6. Arbieu, U. et al. The positive experience of encountering wolves in the wild. Conserv. Sci. Pract. 2, e184 (2020).