Bio Kompass Erklären

Vorträge


Willkommen bei den Vortragsreihen des Senckenberg Museums. Hier findest du verschiedene interessante Vortrage zu den unterschiedlichsten Themen!

Distinguished Lecture Series

Nach 11.000 Jahren bemerkenswert stabiler klimatischer Verhältnisse, die der Nährboden für die sichere Entwicklung der menschlichen Zivilisation waren, steht die Menschheit vor mehreren globalen Krisen. Dieser Vortrag von Prof. Dr. Johan Rockström vermittelt den aktellen wissenschaftlichen Stand zu Risiken der Destabilisierung unseres Planeten.
Während die Klimakrise für alle wahrnehmbar und im öffentlichen Diskurs angekommen ist, geschieht die Krise der Biodiversität im Stillen und wird oft übersehen. Wie verändert sich die Biodiversität global und bei uns Zuhause? Ein Vortrag von Christian Wirth.
Die Ozeane sind mit einer Krise der Biodiversität konfrontiert, die durch direkte und indirekte menschliche Einflüsse vorangetrieben wird. Allerdings ist unser Wissen über die globale Biodiversität der Meere nicht ausreichend, um effektiv einzugreifen. Große Teile des Ozeans sind  noch immer unerforscht und eine einzige Forschungsexpedition kann unser Verständnis der Verteilung von Leben im Meer signifikant verändern. Wenn sich Spezies im Rückgang befinden, oder auszusterben drohen, muss sich die Entdeckung und Bestimmung neuer Arten beschleunigen. Alex Rogers, wissenschaftlicher Leiter der Nippon Foundation, stellt das neue Ocean Census- Programm vor, mit dem diese Beschleunigung bewerkstelligt werden soll. Prof. Dr. Alex Rogers ist Meeresbiologe, der sich vor allem mit der Biodoversität der Tiefsee und der Ökologie mesophotischer Korallenriffe beschäftigt. Er ist Preisträger des ZSL/Marsh Award für Meeres- und Süßwasserschutz und ist Autor des beliebten Buches „Das Große Tiefe Blau“.
Die Region um den Nordpol heizt sich viermal so schnell auf wie der Rest der Welt und insbesondere der starke Rückkang des Eises sorgt für signifikante ökologische Veränderungen. Doch wie können wir Veränderungen feststellen, wenn es kaum Daten gibt? Antje Boetius berichtet über die Vielfalt der Lebensräume im eisbedeckten Arktischen Ozean und über jene Prozesse, die eine direkte Verbindung zwischen dem Schicksal des Eismeeres und dem ethnischer Communities herstellen. Außerdem präsentiert sie Zukunftsstrategien für die Erforschung der Polarregionen Prof. Dr. Antje Boetius, Meeresforscherin  und Mikrobioloigin, leitet das Alfred Wegener Institut. Sie erforscht unentdeckte Lebensräume im Arktischen Ozean und fokussiert sich auf den Einfluss des Klimawandels auf die Polarregionen. Sie ist Preisträgerin des Communicator Prize des DFG und des deutschen Umweltpreises.

Das Museum der Zukunft

Titel: „Wie sieht das Museum der Zukunft aus?“ Prof. Dr. Peter Weibel Peter Weibel gilt als Visionär des modernen Museums. Er sieht die herkömmlichen Museen aktuell an einem Wendepunkt angelangt: Für ihn wäre das perfekte Museum „eine Mischung aus intelligentem Klassenzimmer, Labor und Club Méditerranée“. Das Museum der Zukunft ist für ihn nicht nur eine Sammlung von Dingen, sondern auch eine Versammlung – nämlich von Menschen, die über die Themen der Welt diskutieren und darüber, wie diese in der Sammlung dargestellt sind. Dabei versteht er digitale Formate als eine Erweiterung des Ortes. Durch sie wird das Museum zu einer para-universitären Einrichtung, einer Forschungsstätte, die selbst neues Wissen produziert. In Zusammenarbeit mit dem Philosophen Bruno Latour hat er kürzlich die Ausstellung „Critical Zones“ als Entwurf für ein neues Naturmuseum entwickelt. Seine Idee der „Gedankenausstellung“ stellt das Thesenhafte als kuratorisch-wissenschaftliche Methode in den Mittelpunkt. Die Zuhörenden können gespannt sein auf Weibels Vision für das Naturmuseum der Zukunft.
Titel: „Dekonialisierung von Museen“ Nanette Snoep 
Reihe: „Museum for Tomorrow: Die Praxis der Museen“ (November 2021 bis März 2022)
Der Widerstand gegen die Auswirkungen des kolonialen Erbes im Hier und Jetzt wird immer lauter: Er zeigt sich nicht nur in den aktuell scharf geführten Debatten zur Frage der Restitution der „Benin Bronzen“ – das „Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt“ (RJM) bewahrt die viertgrößte Sammlung in Deutschland – sondern auch in der Umbenennung von kolonialen Straßennamen, der Zerstörung von Kolonialdenkmälern und nicht zuletzt durch die #BlackLivesMatter Bewegung. Dies war der Hintergrund für die erste von Nanette Snoep in Köln initiierte internationalen, kollektive und polyphone Großausstellung „RESIST Die Kunst des Widerstands“ (1.4.2021-9.1.2022), die 500 Jahre Praktiken antikolonialen Widerstands im „Globalen Süden“ beleuchtete. Welche Widersprüche verbergen sich in den Fundamenten des „ethnologischen Museums“? Wie können sie in einer postkolonialen Zeit überwunden und die Grundlagen für eine neue Museumsethik und -praxis geschaffen werden? Sind Restitutionen, das gemeinsame Erschließen der Museumssammlungen und Wissensaustausch auch der Beginn einer neuen Ethik für internationale Museumskooperationen? Der Vortrag beschäftigt sich mit einem angemessenen Umgang mit der kolonialen Vergangenheit unserer Gesellschaft, möglichen Perspektiven und Zukunftsvisionen einer musealen Dekolonisierung sowie damit, was dies für die Museen bedeutet.
Titel: „Virtuell, augmented, multilingual, immersiv: Digitale Strategien für das Museum der Zukunft“ Prof. Dr. Willi Xylander

Heute schon geforscht?

Vortragsreihe: „Heute schon geforscht? Mit Citizen Science gemeinsam Wissen schaffen“ Schon seit der Gründung der Gesellschaft durch angagierte Frankfurter Bürger vor über 200 Jahren ist die Bürgerforschung eine tragende Säule der Sensckenberg-Forschung. Heute ist sie wichtiger denn je, Bürger:innen können in den verschiedenen Disziplinen und Projekten mitarbeiten. Passend zum aktuellen Senckenberg-Halbjahresthema stellt die Vortragsreihe anhand verschiedener Projekte und Beteiligungsmöglichkeiten die Bandbreite und das große Potenzial de Bürgerforschung vor.
Vortragsreihe: „Heute schon geforscht?“ Christian Printzen (Leiter der Sektion Kryptogame)
Als von Frankfurter Bürgern gegründete Gesellschaft lebt die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN) schon immer von dem Einsatz engagierter Privatpersonen.  Und wie alle großen naturwissenschaftlichen Archive sind auch die Senckenberg-Sammlungen ein Ergebnis jahrzehnte- oder sogar jahrhundertelanger Zusammenarbeit zwischen staatlichen Stellen und ehrenamtlich tätigen Fachleuten. Vor allem in den ersten hundert Jahren des Bestehens der Gesellschaft stützte sich die wissenschaftliche und kuratorische Bearbeitung der Sammlungen fast ausschließlich auf  ehrenamtlich arbeitende Bürgerwissenschaftler*innen: Wer waren diese Menschen und wie trugen sie zur Forschung und zu den Sammlungen von Senckenberg bei? Der Vortrag stellt Sammler, Forscher und Künstler*innen aus zwei Jahrhunderten vor und gibt dabei einen Einblick in deren Leben und Wirken für Senckenberg. Der Biologe Christian Printzen forscht seit über 30 Jahren an Flechten. Er leitet die Sektion „Kryptogamen“ am Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt, hat in diesem Kontext schon mehrere Citizen Science-Projekte initiiert und setzt sich sehr dafür ein, allen hier Aktiven den Zugang auch zu neuesten Forschungsmethoden zu ermöglichen.

ColombiaCONNECT

ColombiaConnect Opening Ceremony

19. Königwald-Lecture

Die 19. Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald-Lecture fand am 17. November um 19:30 Uhr in digitaler Form als Live-Event statt. Den Beginn der diesjährigen Veranstaltung machte der Film „Was macht uns zum Menschen?“ von Oliver G. Becker. Das Filmprojekt ist eine visuelle Reflexion, eine Versöhnung faktenbasierter Naturwissenschaft mit der poetischen Suche nach der Identität des Homo sapiens. Im Anschluss fand eine Podiumsdiskussion mit dem Regisseur und Drehbuchautor sowie Mika Puspaningrum (Institut Teknologi, Bandung, Indonesien), Christine Hertler (Projekt ROCEEH der Heidelberger Akademie der Wissenschaften an der Universität Tübingen und dem Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt) und Albrecht Graf von Kalnein (Werner Reimers-Stiftung) statt.

Forschungsreisen zur Vielfalt: Auf Humboldts Spuren um die Welt

In den Steppen der Mongolei findet eine der größten Tierwanderungen der gemäßigten Breiten statt. Riesige Gazellenherden wandern jedes Jahr Hunderte von Kilometern. Der wirtschaftliche Aufschwung des Landes und der damit einhergehende Bau von Straßen, Eisenbahnlinien und Industrieanlagen schaffen für die Tiere aber oft unüberwindbare Barrieren. Wie erforschen wir diese wandernden Tierarten und wie reagieren sie auf die Landschaftsveränderungen? Lassen sich wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung und weiträumige Tierwanderungen in Einklang bringen? Wie läuft eine Forschungsreise in das noch immer wenig erschlossene Land ab? Der Biologe Thomas Müller ist seit Jahren in der Mongolei unterwegs und möchte mit seiner Arbeit dazu beitragen, wirtschaftliche Entwicklung besser mit dem Erhalt von Biodiversität und Ökosystemfunktionen zu vereinbaren.    
Eine Reise zu den Quellen unserer Forschung: Eduard Rüppell, Kaiser Menelik II. & Senckenberg in Afrika

Expeditionsbericht von Dr. Martin Jansen 

Die Neotropen sind ein echter Hotspot für Frösche; dort existieren weltweit die meisten Arten. Trotz der enormen Artenvielfalt sind manche Regionen, wie z. B. Bolivien, aber bisher wenig erforscht, und viele Arten sind noch nicht wissenschaftlich beschrieben. Senckenberg-Forschende sind seit 2000 verstärkt in Mittel- und Südamerika aktiv und erfassen die Vielfalt der Amphibien mit teils innovativen Methoden: Nicht nur die klassische Systematik und die DNA-basierte Bestimmung kommen zur Anwendung, sondern auch allerlei Hightech im Gelände, z.B. Langzeitaufnahmegeräte, die Geräuschkulissen aufzeichnen oder Kamerafallen, die auch Säugetiere detektieren. Bei aller Faszination: diese oft abenteuerlichen Expeditionen sind keine Vergnügungsreisen, sondern harte Arbeit. Der Bioakustiker und Herpetologe Dr. Martin Jansen erforscht seit über zehn Jahren die Amphibien und Reptilien Mittel- und Südamerikas und ist besorgt darüber, dass viele von ihm gerade erst entdeckte Arten direkt vom Aussterben bedroht sind. Der Vortrag fand am 26.06.2019 statt.

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit gehört zu den wichtigsten gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Und gerade Museen als Orte der Bildung, Forschung und Begegnung haben eine besondere Verantwortung, was Klimaschutz und Nachhaltigkeit angeht – zumal der Museumsbetrieb selbst seinen Teil zum weltweiten Klimawandel beiträgt, z.B. durch große, klimatisierte Ausstellungs- und Archivräume und weltweite Transporte und Reisen von Sammlungsgut, Kurator:innen und Besucher:innen. Damit sich das künftig ändert, müssen Museumsleute, Kunst- und Forschungsbetrieb wie auch Architekt:innen umdenken. Wie können Museen zukunftsfähiger werden? Und wie können sie durch das eigene Tun und das Wirken auf das Publikum als Orte des gesellschaftlichen Dialogs Bewusstseins- und Veränderungsprozesse in Gang bringen und in die Gesellschaft vermitteln – und so dazu beitragen, das gesellschaftliche Vertrauen in die Institution Museum zu stärken? Die Archäologin Sunhild Kleingärtner hat neun Jahre das Deutsche Schifffahrtsmuseum – Leibniz-Institut für Maritime Geschichte (DSM) in Bremerhaven geleitet, hat eine Professur für Schifffahrtsgeschichte und Maritime Archäologie an der Universität Bremen inne und beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. (Streamed live on Feb 16, 2022)
Nachhaltigkeit ist ein buntschillernder Begriff. Alle sind dafür – aber was alles verbirgt sich dahinter und was kann man konkret tun, um eine nachhaltige Entwicklung zu unterstützen? Mit dieser online-Reihe wollen wir viele Einzelaspekte beleuchten – jeweils aus Sicht von Expert:innen und ergänzt um Anregungen aus der Praxis, die zum Mitmachen oder Anpacken motivieren sollen. Wir möchten alle am jeweiligen Thema Interessierten miteinander vernetzen und berichten, was sich daraus ergeben hat.
In diesem zweiten Vortrag widdmen wir uns wieder der Frage, was sich hinter dem Begriff Nachhaltigkeit verbirgt und was man konkret tun kann, um eine nachhaltige Entwicklung zu unterstützen. Mit dieser online-Reihe wollen wir viele Einzelaspekte beleuchten – jeweils aus Sicht von Expert:innen und ergänzt um Anregungen aus der Praxis, die zum Mitmachen oder Anpacken motivieren sollen. Wir möchten alle am jeweiligen Thema Interessierten miteinander vernetzen und berichten, was sich daraus ergeben hat.

Insekten

Vom Insektenmonitoring zur Pflege von Insektenwiesen und zurück – Wirkungskraft von Citizen Science in der Gesellschaft Vortrag von Dr. Matthias Nuß Seit über 10 Jahren ist der Insektenrückgang nun ein Top-Thema in der Gesellschaft. Entsprechend stehen Insektenforscherinnen und -forscher, die vormals ein Schattendasein führten, nunmehr im Rampenlicht. Aber es sind wenige, und es wird mehr über Wildbienen geredet, als es echte Wildbienenkenner:innen gibt. Zudem sind die Ursachen für den Insektenrückgang vielfältig und komplex. Wie kann da eine Transformation vom Insektensterben hin zur Erhaltung der für uns und die Ökosysteme so wichtigen Insekten gelingen? Können engagierte Citizen Scientists die Lücken füllen und „einspringen“ – sowohl, was die Artenkenntnis angeht, als auch in Bezug auf notwendiges Handeln? In zwei Citizen-Science-Projekten in Sachsen wurden hierzu seit Jahren Erfahrungen gesammelt – darauf aufbauend sollen sie in den kommenden Jahren beträchtlich ausgeweitet werden.
Gemeinsam Wissen generieren – das ist das Ziel von Citizen Science. Durch konkrete Zusammenarbeit von Wissenschaft, Gesellschaft und Politik werden gemeinsam evidenzbasierte Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Gesellschaft gefunden. Anhand konkreter Beispiele gibt der Vortrag einen Einblick in die Vielfalt von Citizen Science-Projekten in Deutschland und stellt die Citizen Science-Strategie 2030 für Deutschland vor. Die Strategie setzt sich mit den größten Herausforderungen und Potenzialen von Citizen Science in den nächsten zehn Jahren auseinander. Die Handlungsempfehlungen der Strategie zeigen, wie Bürgerforschung in Deutschland weiterentwickelt und dauerhaft in Wissenschaft, Gesellschaft und Politik verankert werden kann. Die Strategie wurde in einem zweijährigen bottom-up-Prozess mit 219 Akteur:innen aus 136 Organisationen, Vereinen, Museen, Forschungsinstitutionen erarbeitet. Das vortragende Team gehört der Arbeitsgruppe „Ökosystemleistungen“ von Prof. Dr. Aletta Bonn am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung-UFZ und am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) an. Aletta Bonn leitet zudem das Programm „BürGer schaffen Wissen“ (GEWISS) und den Weißbuch-Prozess zur Citizen-Science-Strategie 2030 für Deutschland, die am 29. April 2022 öffentlich vorgestellt wird. Ihre Arbeitsgruppe führt eine Vielzahl von Citizen-Science-Projekten durch, u.a. VielFalterGarten, MikroSafari, Insektenmobil, Pflanze KlimaKultur!, sMon, und arbeitet am Aufbau einer Helmholtz-zentrenübergreifenden Initiative zu Citizen Science.