Entomologie I

Forschung


Der Schwerpunkt der Sektionsforschung liegt auf der Untersuchung von tierischen Lebensgemeinschaften, die in Südostasien in Bambus-Phytotelmen vorkommen.

Dieser Lebensraum wird von aquatischen oder terrestrischen Insekten, Spinnen, Milben oder auch größeren Tieren wie Fledermäusen besiedelt, nachdem Insekten oder Spechte die Bambuswand durchbohrt haben. Das Ziel der Untersuchung ist die Bambusfauna zu erfassen, neue Arten zu beschreiben, ihre Lebensweisen und Wechselbeziehungen zu dokumentieren und die Struktur und Dynamik dieser tierischen Lebensgemeinschaft zu erforschen.

Die Bambus-Phytotelmen wurden als ein Modell-System für die Untersuchung von ökologischen Fragestellungen ausgewählt, weil sie dank ihrer einzigartigen Struktur mehrere methodische Vorteile bieten. Bambussegmente sind klein, leicht manipulierbar, aber trotzdem artenreich, so dass man auch komplexe Wechselbeziehungen untersuchen kann. Die Bambusbewohner kann man leicht mit einem Endoskop beobachten, weil sie sich auf der ebenen, zylindrischen Innen-Oberfläche des Bambushohlraums nicht verstecken können. Die Besiedlung des Lebensraums kann jederzeit durch das Bohren eins Loches gestartet werden, um die Sukzession zu untersuchen. Außerdem ist Bambus häufig und weit verbreitet, so dass man die Bambusfaunen verschiedener biogeografischen Regionen miteinander vergleichen kann.
Bisherige Ergebnisse haben gezeigt, dass Bambus besonders artenreiche Phytotelmen aufweist.

Das hängt damit zusammen, dass im Gegensatz zu anderen Phytotelmen ein Teil der Nahrung für die tierische Lebensgemeinschaft von der Bambuswand stammt, dass Bambushalme in verschiedenen Stadien der Entwicklung unterschiedliche Lebensgemeinschaften aufweisen und dass sich in der geschützten Höhlung oberhalb der Wasseroberfläche eine eigene terrestrische Lebensgemeinschaft entwickelt hat. Bisher untersuchte Bambusbewohner waren unter anderem im Wasser vorkommende Käfer oder ihre Larven (z. B., Nitidulidae, Scirtidae), an der Wasseroberfläche lebende Wasserläufer (Veliidae) und Milben (Histiostomatidae), landbewohnende Springspinnen (Salticidae), die sich hauptsächlich von Stechmückenlarven ernähren oder Ameisen (z. B. Tetraponera), die vielfältige Anpassungen an das Leben in Bambusstämmen aufweisen. Einige Insektengruppen, die an Bambus besonders artenreich vertreten sind, z. B. die Kurzflügelkäfer (Staphylinidae), die Fruchtfliegen (Tephritidae) oder die Waffenfliegen (Stratiomyidae), werdenin separaten Gemeinschaftsprojekten untersucht.