Paläobotanik

Sammlung


Die Sammlung der Paläobotanischen Sektion des Forschungsinstitutes Senckenberg am Standort Frankfurt gehört heute neben den entsprechenden Beständen des Museums für Naturkunde an der Humboldt-Universität in Berlin zu den größten derartigen Sammlungen in Deutschland.

Damit nimmt sie auch im europäischen Vergleich eine wesentliche Position ein. Sie ist generell nach stratigraphischen und geographischen Kriterien geordnet und repräsentiert Fundstellen aus der ganzen Welt vom Präkambrium bis in das Quartär.

Besonders umfangreich und bedeutend, teilweise durch historische Aufsammlungen und wichtiges Belegmaterial, sind Makrofossilien aus dem Tertiär des Rhein-Main-Gebietes und seiner Umgebung vertreten. Einen Schwerpunkt bilden die Pflanzenreste (inzwischen mehr als 35.000) aus dem mitteleozänen „Ölschiefer“ der UNESCO Weltnaturerbestätte von Messel bei Darmstadt, die bei den alljährlichen Grabungen geborgen werden. Hinzu kommen umfangreiche Bestände an Pflanzenfossilien, besonders Blättern, aus dem Pliozän von Frankfurt-Niederrad („Klärbecken-Flora“), die vollständig aus dem Sediment herausgelöst werden konnten und deshalb als „Gläsernes Herbar“ auf Glasplatten konserviert vorliegen. Weitere Bestände liegen aus dem Rupelton von Flörsheim am Main und aus dem Oligozän von Münzenberg in der Wetterau („Münzenberger Blättersandstein oder Blätterquarzit“) sowie aus der Rheinischen Braunkohle vor. Durch Kauf einer Sammlung konnte der Bestand an tertiären Pflanzenresten aus dem Mittleren Westen der USA wesentlich erweitert werden. Erwähnenswert sind auch eine größere Zahl von Pflanzenresten aus dem Alttertiär von Spitzbergen und historische Aufsammlungen aus dem Tertiär von Indonesien.

Bei den in den paläogenen Braunkohlenvorkommen Mittel- und Norddeutschlands (Geiseltal, Helmstedter Revier) von der Sektion langjährig durchgeführten Geländearbeiten wurden die aufgenommenen Profile im Detail dokumentiert und möglichst engständig beprobt. Die betreffenden Sediment- und Kohleproben sind in den Sammlungen der Paläobotanischen Sektion für die weitere Bearbeitung unter den unterschiedlichsten Gesichtspunkten hinterlegt, was nach dem endgültigen Auslaufen des Bergbaubetriebes zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Einen anderen traditionellen Schwerpunkt der paläobotanischen Sammlungen in Frankfurt bildet das Devon des Rheinischen Schiefergebirges. Hier konnten allerdings die durch die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges bedingten Verluste an Originalmaterial zu den Veröffentlichungen von Richard Kräusel und Hermann Weyland nicht wieder aufgeholt werden. Mit der seit den 1960er Jahren übernommenen Sammlung Josef Hefter ist jedoch besonders reichhaltiges Material aus dem Unterdevon von Alken an der Mosel vertreten. Größere Zugänge der letzten Jahrzehnte haben die Bestände an Pflanzenresten aus dem jüngeren Paläozoikum enorm bereichert. Sie stammen aus dem produktiven Karbon des Ruhrgebietes und des Saargebietes (Aufsammlungen von Wolfgang Sippel in Hagen-Vorhalle beziehungsweise Berd-Arwed Richter in der inzwischen stillgelegten Zeche Camphausen). Hinzu kommen eigene Aufsammlungen von Kieselhölzern aus dem unteren Perm (Rotliegendes) der Wetterau und des Saar-Nahe-Gebietes.

Weiterhin ist das besonders durch Richard Kräusel bei seinen Expeditionen selbst zusammengetragene Fundmaterial aus dem Gondwana-Gebiet (Brasilien, südliches Afrika und Indien) zu nennen, unter dem sich besonders zahlreiche Kieselhölzer befinden. Es wird inzwischen durch zahlreiche Pflanzenreste aus dem Perm Brasiliens ergänzt, die aus dem Nachlass von Klaus-Ulrich Leistikow stammen.

Einen dritten, stark untergeordneten Teil der Sammlungen bildet das europäische Mesozoikum mit dem Keuper und dem Jura sowie neuerdings auch mit der unteren Kreide. Aus der unteren Kreide sind die eigenen Aufsammlungen aus der nordwestdeutschen Wealden-Fazies und eine angekaufte Kollektion aus der höheren Unterkreide von Brasilien erwähnenswert. Letztere beinhaltet u.a. interessante Reste von frühen Angiospermen („Blütenpflanzen“).

Eine weitere Besonderheit stellt eine Sammlung von rund 5.200 mikroskopischen Präparaten dar. Zu nennen sind hier die Kutikularpräparate zu den Arbeiten Kräusel’s und Weyland’s (Mesophytikum, Tertiär) sowie Schliffpräparate von fossilen Hölzern, besonders aus dem ausgehenden Paläozoikum und aus dem Tertiär. Hinzu kommen palynologische Präparate mit Schwerpunkten im Devon, im Perm und im Tertiär (u.a. Messel, Geiseltal, Helmstedter Revier). Die Vergleichssammlung von Kutikulen und Pollen heutige lebender Pflanzen umfasst mittlerweile mehr als 7.500 Präparate. Durch die Übernahme der Beleg-Sammlungen von Sigurd Locker, Erlend Martini und Carla Müller verfügt die Paläobotanische Sektion über eine der größten geschlossenen Sammlungen von Nannoplankton-Präparaten in Deutschland (insgesamt 33.600).