81 % der Ananasgewächse vom Aussterben bedroht

Senckenberg-Botaniker Prof. Dr. Georg Zizka hat gemeinsam mit einem internationalen Team die Verbreitung und den Gefährdungsstatus der Bromeliengewächse untersucht. Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass zwei Drittel der Arten dieser Pflanzenfamilie möglicherweise vom Aussterben bedroht sind. Die auch als Ananasgewächse bezeichneten Pflanzen spielen in den Ökosystemen der amerikanischen Tropen eine wichtige Rolle.

Über 3.500 Arten aus der Familie der Bromeliengewächse sind derzeit bekannt; die Pflanzenfamilie ist vom Süden der USA bis ins südliche Argentien und Chile verbreitet. „Dort sind die Pflanzen ein unverzichtbarer Teil des Ökosystems: Sie bieten mit ihren wasserspeichernden Blattkelchen Lebensraum für mehrere hundert Tier- und Pflanzenarten. Amphibienarten laichen dort, die Blütenstände werden von großen Säugetieren wie dem Brillenbär verspeist, und wir Menschen nutzen einige Arten als Nahrungsmittel oder zur Gewinnung von Fasern oder Wirkstoffen. Umso erschreckender ist es, dass 81 Prozent der Bromeliengewächse vor dem Aussterben bedroht sind!“, erläutert Zizka.

Gemeinsam mit einem internationalen Team hat er eine umfassende Erfassung zur Verbreitung durchgeführt. Hierzu verglich der Frankfurter Botaniker mit seinen Kolleg*innen Datensätze von 3.272 Bromelienarten und modellierte aus diesen die geographische Verbreitung sowie die jeweilige Gefährdung der Arten.
„Unser Ergebnis ist erschütternd! Laut den Daten sind 2.638 der untersuchten Arten möglicherweise vom Aussterben bedroht – insbesondere die Pflanzen in den Zentralen Anden und im ‚Mata Atlântica’, ein tropischer Regenwald an der Ostküste Brasiliens, sind extrem gefährdet“, so Zizka.
Anders als bislang angenommen sind vor allem die lithophytischen Pflanzen, welche direkt auf Gestein wachsen, stärker vom potenziellen Aussterben betroffen als die sogenannte „Aufsitzerflora“, die auf anderen Pflanzen wächst.
„Der Schutz der Bromeliengewächse sollte daher in den von uns definierten besonders gefährdeten Gebieten und bei den lithophytischen Gewächsen beginnen!“, fasst Zizka die Ergebnisse zusammen.

 

Die Studie erschien kürzlich im Fachjournal „Diversity and Distributions“.