Pflanzenfresser im Holozän – ene, mene, muh und tot bist Du

Auswirkung der Umweltveränderungen im Holozän auf Megaherbivoren untersucht

Ein internationales Team hat unter Beteiligung von Prof. Dr. Hervé Bocherens vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen die Auswirkungen der holozänen Umweltveränderungen in Europa auf die großen Pflanzenfresser Wisent, Elch und Auerochse untersucht. Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass die Auerochsen sich an die veränderten Bedingungen – Ausbreitung von Wäldern und Menschen – nicht anpassen konnten und daher ausstarben.

Die Gründe für das Aussterben der Auerochsen und das Fortbestehen von Wisent und Elch hat Bocherens mit seinem Kollege Rafał Kowalczyk von der Polish Academy of Sciences und einem internationalen Team nun in einer großangelegten Studie untersucht. „Seit dem Beginn des Holozäns vor etwa 11.700 Jahren waren diese Tiere großen Umweltveränderungen unterworfen – einerseits der Vegetationswechsel von offenen Steppenlandschaften zu Wäldern, anderseits die Ausbreitung des Menschen“, so Bocherens.

Zahlreiche große Pflanzenfresser wie Mammute, Riesenhirsche und Wollnashörner überlebten die letzte Eiszeit nicht. „Von diesen sogenannten Megaherbivoren blieben im darauffolgenden erdgeschichtlichen Zeitabschnitt, dem Holozän, nur noch drei Arten übrig in Europa – Wisente, Elche und Auerochsen“, erläutert Bocherens  und fährt fort: „Bis in die heutige Zeit haben aber nur Wisent und Elch überlebt.“

Die Forschenden bestimmten im Knochen-Kollagen von 295 Fossilien aus 14 europäischen Ländern das Kohlenstoff-Stickstoff-Isotopenverhältnis. Die Ergebnisse zeigen, dass alle drei Pflanzenfresser gezwungen waren, ihre Nahrungsgewohnheiten zu wechseln. Am flexibelsten dabei war laut der Studie das Wisent, gefolgt von den Elchen. Der Auerochse mit seiner spezialisierten Nahrung tat sich dagegen mit dem Wechsel schwer.

Bocherens und Co vermuten, dass die Tiere in den Wäldern nicht genug zu fressen fanden und diese gleichzeitig wegen der Ausbreitung des Menschen und einem höheren Bejagungsdruck auch nicht verlassen konnten. „Dies führte dann letztlich zum Aussterben der Auerochsen im frühen 17. Jahrhundert“, schließt der Tübinger Wissenschaftler.

 

Die Studie erschien kürzlich im Fachjournal „Global Change Biology“.