Frankfurt wagt Wildnis: Der Nordpark Bonames – Vergangenheit als Leitbild?

Urlaub auf der Insel? Das geht auch innerhalb Frankfurts: Wer Erholung, Abenteuer und Bildung sucht, ist im Nordpark Bonames genau richtig. Er wurde aufgrund seiner inselartigen Lage für das Projekt „Städte wagen Wildnis“ ausgewählt, welches im letzten Beitrag vorgestellt wurde. Inmitten der renaturierten Nidda kann sich Natur seit 2016 frei entfalten – allerdings nur auf ausgewählten Flächen: Was den Nordpark für das „Wildnis“-Projekt so kostbar macht, ist die Verschränkung von naturbelassenen Gebieten und Bereichen, die intensiv von Bürger*innen genutzt werden (wie Sportplatz, Gärten und Grillplatz). Dieses Nebeneinander bietet einen idealen Ansatz für die so wichtige Umweltbildung. Wie wäre es beispielsweise mit einer von „WildnisLotsen“ geführten Safari durch den Nordpark?

Der Nordpark vereint noch weitere Gegensätze: Die Bereiche rund um den Altarm der Nidda sind in einem denkbar guten Zustand, während die Grünflächen weiter entwickelt werden könnten. Das Teilziel „naturnahe Flusslandschaft“, welches sich aus der wechselhaften Geschichte der Nidda ergibt, kann schon beinahe als erreicht angesehen werden – zumindest ist der dort wieder vorkommende Biber dieser Meinung. Der alte Baumbestand am einstigen Hauptarm hat die vielen Wechsel des Gebiets (Begradigung und Renaturierung) glücklicherweise überdauert. Durch die geringe Fließgeschwindigkeit des Altarms kommt zu den lebenden Bäumen ein weiteres wichtiges Struktur- und Wildniselement hinzu: Totholz wird nicht vom Wasser mitgerissen und bietet so wichtige Lebensräume. Tiere wie der Eisvogel, den man vor allem im östlichen Teil des Altarms antreffen kann, nehmen die wilde Landschaft jetzt schon gerne an.

Für das andere Teilziel, das im Rahmen des Projekts für den Nordpark formuliert wurde, muss jedoch noch einiges getan werden: Das „artenreiche Grünland“ liegt durch eine zu intensive Nutzung der Grünfläche noch in weiter Ferne. Die Gebiete sind artenarm, Blüten, die Nahrung für Insekten bieten würden, fehlen fast ganz. Veränderte Pachtverträge könnten hier Abhilfe schaffen und entsprechende Maßnahmen zulassen. Ein Phänomen, das der Natur großen Schaden zufügt, ist außerdem die Vermüllung des Gebietes. Offenbar fühlen sich manche Bürger*innen durch die „Unordnung“ der wilden Flächen dazu eingeladen, Müll oder Kompost im Nordpark abzuladen.

Alles in Allem hat der Nordpark Bonames jedoch großes Potenzial, es dem Alten Flugplatz gleichzutun und ein Ort der Begegnung zwischen Natur und Erholungssuchenden zu werden.

Im nächsten Beitrag geht es um den Monte Scherbelino!

Erhältlich im Buchhandel oder direkt über den Verlag:

Indra Starke-Ottich, Georg Zizka

Stadtnatur in Frankfurt – vielfältig, schützenswert, notwendig

2019, 252 Seiten, 198 Abbildungen, 11 Tabellen, umfangreicher Anhang
ISBN 978-3-510-61414-1
19,90 Euro

In diesem Blog stellen wir Woche für Woche ausgewählte Kapitel aus dem neuen Buch Stadtnatur in Frankfurt der Senckenberg-Botaniker*innen und -Zoolog*innen vor.

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