#SenckenberglieblingVol.2
Stefan Christmann: Kaiserpinguin
#11 vom 16.01.22
Unser nächster Pate kommt aus dem Süden Deutschlands und kann seinen #Senckenbergliebling, den Kaiserpinguin Aptenodytes forsteri, nicht regelmäßig besuchen. Das macht aber nichts, denn Stefan Christmann hat eine ganz besondere Beziehung zu der größten aller Pinguinarten, wie er uns in seiner persönlichen Patenschaftsgeschichte erzählt:
„Als einer von wenigen Menschen habe ich bereits zweimal in der Antarktis überwintert, genauer gesagt auf der deutschen Antarktis-Forschungsstation Neumayer III. Während meiner ersten Überwinterung im ewigen Eis von 2011bis 2013, besuchte ich so oft es ging die nahe liegende Kaiserpinguinkolonie der Atka-Bucht und dokumentierte den Lebenszyklus dieser fantastischen Vögel fotografisch. Einige Jahre später kehrte ich an den gleichen Ort zurück. Im Jahr 2017 reiste ich als Expeditionsfotograf und Kameraassistent für die BBC in die Atka-Bucht und drehte einen Film über die Kaiserpinguine. Das Resultat, BBC Dynasties (im Deutschen „Wilde Dynastien“) ist bis heute eine der aufwändigsten Produktionen der Natural History Unit aus Bristol und erreichte viele Millionen Menschen auf der gesamten Welt. Ich muss gestehen, dass mir lebende Kaiserpinguine viel lieber sind als Präparate, aber ich verstehe auch, dass nicht jeder Mensch das Privileg erhält, diese besonderen Tiere in freier Wildbahn zu beobachten. Umso wichtiger, dass ihr Museum durch das Präparat zeigen kann, wie außergewöhnlich schön die größte der Pinguinarten wirklich ist.“
Vielen Dank für diese beeindruckende Geschichte, Herr Christmann! Und wie könnte es anders sein – die meisten Fakten zum Kaiserpinguin haben wir von Ihnen erfahren:
Wie bereits erwähnt, sind Kaiserpinguine die größten Vertreter aller Pinguinarten. Sie leben an den Küsten der Antarktis in Kolonien, die mehrere tausend Vögel umfassen können. Erst 1844 wurden sie als eigene Art beschrieben und von den Königspinguinen unterschieden, obwohl sie erstmalig bereits 1773 von James Cook und seinem deutschen Mitarbeiter Johann Reinhold Forster beschrieben wurden.[1]
Kaiserpinguine nutzen, anders als andere Vögel, kein eigens gebautes Nest. Die Männchen bebrüten das Ei auf ihren Füßen in einer Bauchfalte. Um sich vor dem eisigen Wind zu schützen, können sie sich mitsamt ihrem Ei ein paar Schritte bewegen und eine bessere Position zum Brüten einnehmen.[2] Wie Herr Christmann uns verriet, führen Kaiserpinguine keine lebenslangen Partnerschaften, sondern wechseln nach einer monogamen Brutsaison auch mal ihren Partner.
Dass Pinguine sich an kälteren Tagen aneinander kuscheln, ist vielen bekannt – aber mit welchem Ergebnis! Im Inneren dieser sogenannten „Huddles“ kann es bis zu +37°C warm werden, während die antarktische Umgebung bis zu -45°C kalt ist. Solch ein „Huddle“ in freier Wildbahn ist ein spannendes Spektakel, denn wenn es den Kaiserpinguinen dann doch zu warm wird, lösen sie sich schlagartig voneinander und sichtbare Wolken warmer Luft steigen aus ihrer Mitte zum Himmel empor, ganz so wie aus einer Pinguin-Sauna.
Im Senckenberg Naturmuseum findet sich der Kaiserpinguin im vorderen Vogelsaal in Vitrine 7.
Übrigens: wer mehr zu Herrn Christmanns einzigartigen Reisen in die Antarktis erfahren möchte, kann sein Buch „Die Gemeinschaft der Pinguine“ (teNeues Verlag, ISBN: 978-3961712885) zu Rate ziehen:
„Meine Fotos und Erlebnisse aus zwei südpolaren Wintern habe ich 2020 schlussendlich in einem Bildband veröffentlicht. ‚Die Gemeinschaft der Pinguine‘ zeigt nie zuvor dokumentierte Verhaltensweisen und Stimmungen der Kaiserpinguinkolonie und enthält viele meiner ganz persönlichen Erzählungen von einer eisigen Zeit mit einem coolen Vogel.“
[1] Kostrzewa, Achim (2020): Der Kaiserpinguin – Ein Vogel der Superlative. In: Biologie in unserer Zeit 1/2020. S.44.
[2] Kostrzewa, Achim (2020): Der Kaiserpinguin – Ein Vogel der Superlative. S. 45