Die Taxonomie der Oktokorallen, vor allem ihrer größten Gruppe, der Gorgonarien, war über dreißig Jahre Schwerpunkt der Arbeiten in der Sektion Marine Evertebrata I. Da es da bei vor allem um kritische Revisionen und Monographien einzelner Gruppen oder der Faunen einzelner Gebiete ging, wurden auch die Sammlungen anderer Forschungs-institute und -museen einbezogen, vor allem von Paris, Leiden, Amsterdam, Brüssel, Monaco, Washington, London.
Seit den 90er Jahren stehen die Flachwasser-Gorgonarien des tropischen Indopazifik auf dem Programm, das wegen der aktuellen Erforschung der Faunen der Korallenriffe vordringlich wurde. Es war eine Modernisierung des taxonomischen Status und es waren Beschreibungen gefragt, die Gattungen und Arten wiedererkennen lassen. Die Arbeiten über die Gorgonarien des Roten Meeres und Neu Caledoniens sind ein Beitrag zu einer Neufassung der indopazifischen Gattungen. Nachholbedarf besteht für die Fauna des Indik, die bei allen Gemeinsamkeiten mit der des Pazifik, eine Reihe von Besonderheiten aufweist.
Die Fauna der Meeresgebiete um Neu Caledonien wird seit Jahrzehnten vom französischen IRD intensiv erforscht (Insititut de recherche pour le développement), gerade auch im Hinblick auf mögliche Nutzungen. Deswegen sind taxonomische Aufarbeitungen gefragt, die die Arten wiedererkennen lassen. Die Tiere der Riffe wurden am Ort fotografiert und gesammelt, womit eine Arbeitsbasis geschaffen wurde, die eine Verbindung von Taxonomie anhand der Sammlungen und der lebenden Tiere im Riff ermöglicht. Neben der taxonomischen Darstellung sollte eine populärwissenschaftliche stehen, die in der Reihe Faune tropicale als Buch erschien.
Im nördlichen Roten Meer, einem traditionellen Forschungsgebiet Senckenbergs, wurden entlang der Sinai-Küste und ihrer Riffe in den letzten Jahrzehnten viele Aufsammlungen und Feldbeobachtungen gemacht, um diese Fauna zu erforschen. Aufgrund dieses Materials konnte eine Gesamtdarstellung der Gorgonienfauna der Sinai-Riffe erarbeitet werden.
In früheren Arbeiten, in den 70er und 80er Jahren konzentrierte sich die Tätigkeit auf die Gorgonarien des Tiefwassers des Ostatlantik und des Mittelmeeres, dann auf die Flachwasser-Gorgonarien Europas und Westafrikas. Das stand in Verbindung mit deutschen Forschungen, u. a. an den Kuppen (Untersee-Bergen) und den Auftriebswasser-Gebieten; einbezogen in die Arbeiten wurden die Ausbeuten anderer europäischer und amerikanischer Expeditionen im nördlichen bis zum tropischen Ost-Atlantik.
Solche umfassende taxonomische Tätigkeit stößt auf Fragen der Terminologie und immer wieder auf Verwirrungen der Nomenklatur. Sie aufzuklären verläuft nicht ohne Zeitaufwand, besonders da historische Werdegänge bis ins frühe 18. Jh. zurückverfolgt werden mussten, wie u. a. im Fall der Erscheinungsdaten des Werkes von E. J. C. Esper (1788-1830).
Zudem wurde es notwendig, die theoretischen Probleme taxonomischen Vorgehens zu überdenken, wie sie für jede taxonomische Arbeit aktuell werden, die über weite geografische Gebiete geht. Wenn Gattungen im gesamten, durch Landmassen, Inseln und Riffe reich gegliederten Indopazifik verbreitet sind, wird es äußerst problematisch, ihre Gliederung in Arten in praktikabler Weise zu fassen. Nach Diskussionen der theoretischen Grundlagen der Taxonomie und ihrer Möglichkeiten, vor allem mit Wissenschaftstheoretikern der Universität Marburg, wurden und werden taxonomische Entscheidungen in pragmatischer Weise getroffen: die Abgrenzungen von Gattungen und Arten orientieren sich in erster Linie an der praktischen, oft nur regional begrenzten Verwendbarkeit.
Die Darstellung des Aufbaues der Oktokorallen führte auf des Gebiet der Konstruktionslehre der Tiere, der Konstruktionsmorphologie. Es wurde verständlich, aus welchen konstruktionellen Gründen die Oktokorallen eine so enorme Formenvielfalt hervorbringen konnten. Die Rekonstruktion des Evolutionsverlaufes, der zu den Coelenteraten führte, zeigte schlüssig, dass die Oktokorallen den urtümlichen, den „ersten“ Coelenteraten noch nahe stehen. .