Paläozoologie
Forschung
Forschungsschwerpunkte der Sektion Paläozoologie des MMG Dresden sind Makro-Invertebraten, d.h. relativ großwüchsige wirbellose Tiere wie Muscheln, Schnecken und Ammoniten (Kopffüßer). Zeitlicher Fokus ist das Mesozoikum (= Erdmittelalter: ca. 250-65 Mio. Jahre vor heute), insbesondere die mittlere Kreidezeit (ca. 120-80 Mio. Jahre vor heute).
Makro-Invertebraten
Makro-Invertebraten haben den großen Vorteil, aufgrund ihrer Größe und morphologischen Merkmale recht leicht bestimmbar und paläo-ökologisch interpretierbar zu sein. Fossile Makro-Invertebraten
• reflektieren einen großen Teil der Paläo-Biodiversität der Erde,
• stellen die besten Gruppen für hoch-auflösende Biostratigraphie, d.h. die relative Altersdatierung (z.B. die Ammoniten und Inoceramen),
• besitzen recht gut bekannte Umwelt-Präferenzen (z.B. hinsichtlich der Temperatur und Salinität),
• sind direkte Zeugen und wichtige Archive des vergangenen Globalen Wandels.
Fossile Makro-Invertebraten sind somit hervorragende Werkzeuge in der Paläoumwelt-Rekonstruktion. Die Analyse fossiler Makro-Invertebraten sowie ihrer Gemeinschaften und Lebensräume kann somit genutzt werden, um vergangenen Globalen Wandel zu entziffern und in Raum und Zeit zu verfolgen.
Das Mesozoikum
Das Mesozoikum war größtenteils eine intensive Treibhauswelt mit einem um ein Vielfaches höheren CO2-Gehalt als heute. Marin abgelagerte Sedimentgesteine und ihre Fossilien sind wertvolle Archive dieses bewegten erdgeschichtlichen Zeitintervalls. In ihnen dokumentieren sich die evolutive Umgestaltung einer vergleichsweise modernen Lebewelt, lang- und kurzzeitige Klimaveränderungen, Umweltkatastrophen globalen Ausmaßes sowie intensive plattentektonische Aktivität und schnelle paläogeographische Veränderungen. Die Analyse mesozoischer Sedimentgesteine und ihres fossilen Inventars erlaubt es uns, die Funktionsweise von Paläo-Ökosystemen unter den Bedingungen eines extremen Treibhausklimas zu verstehen und die Veränderungen der Paläo-Biodiversität in Zeit und Raum an ausgewählten Organismengruppen zu verfolgen. Somit kann der vergangene globale Wandel ein Schlüssel für das Verständnis möglicher Zukunftsszenarien unseres Planeten Erde sein:
The past is the key to future global change.
Die Analyse und Rekonstruktion sowie das funktionelle Verständnis komplexer mesozoischer Ökosysteme erfordert einen interdisziplinären Ansatz, der klassische Paläontologie und Sedimentgeologie mit den Methoden moderner Mikrofaziesanalyse, Isotopen-Geochemie, quantitativer Paläookologie und der höchstauflösenden, integrierten Stratigraphie kombiniert. Mittels spezifischer Fallstudien, überwiegend aus ehemaligen Schelfbereichen der Ozeane, werden die Muster des mesozoischen Wandels aufgezeigt, die Steuerungsfaktoren benannt und im Hinblick auf mögliche Zukunftsszenarien gedeutet.