PM IceDivA

Forschungsreise von Island zu den Azoren

Passend zum Auftakt der UN Ozeandekade startet die IceDivA-Expedition mit dem Ziel der Erfassung mariner Biodiversität in der atlantischen Tiefsee


Wilhelmshaven, 23. Dezember 2020. Ein Team aus 21 Wissenschaftler*innen startet am 8. Januar 2021 mit dem Forschungsschiff SONNE die Expedition SO280 (GPF 20‐3_087) in den Atlantik, um dort die Vielfalt der marinen Lebewesen in der Tiefsee zu erforschen. Sie werden vom Islandbecken bis zu den Azoren in einer Tiefe von 4.000 bis 5.000 Metern Proben entnehmen und eine Kartierung des Meeresbodens mittels Hydroakustik vornehmen. Bisher ist das Ökosystem Tiefsee weniger erforscht als die Rückseite des Mondes. Die Expedition IceDivA soll weiter dazu beitragen, den Lebensraum Tiefsee besser zu verstehen, um ihn schließlich besser schützen zu können.

Im Fokus der Forschungsreise mit dem Forschungsschiff SONNE (SO280 (GPF 20‐3_087)) steht die Untersuchung der Verbreitung von Arten in der Tiefsee. Dabei baut IceDivA auf mehrere Vorgängerprojekte auf. So definiert der Endpunkt der vorigen Expedition IceAGE3 (SO276 im Sommer 2020) den Startpunkt für diese Expedition. Die Integration der Daten früherer Expeditionen ist ein zentraler Bestandteil der Expedition IceDivA. Durch einen vergleichbaren und einheitlichen Geräteeinsatz sowie durch standardisierte Probennahme wird eine Bewertung von Paradigmen in Bezug auf Biodiversität, Artenbestand und Artenzusammensetzung im Verhältnis zu Tiefe und Breite ermöglicht.

Die Expedition IceDivA verbindet dabei zwei Tiefseeprojekte: IceAGE (Icelandic marine Animals: Genetics and Ecology) und DIVA (Latitudinal Gradients in BioDIVersity in the deep Atlantic) sowie das EU-Projekt iAtlantic. IceAGE ist ein internationales und etabliertes Projekt, das 2011 ins Leben gerufen wurde. Anknüpfend an die südlichste IceAGE3 Station kommt mit IceDivA ein latitudinaler Gradient dazu, der wiederum mit dem BIODIAZ-Projekt (Controls in benthic and pelagic BIODIversity of the AZores) in Verbindung gebracht wird. Das Arbeitsgebiet liegt in einer der Interessensregionen des EU-Projektes iAtlantic, das sich mit dem Gesundheitszustand der Ökosysteme auf Hoher See und in der Tiefsee des Atlantiks befasst. In den von IceDivA angefahrenen Bereichen der Tiefsee ist es höchstwahrscheinlich, unbekannte, neue Arten an Meereslebewesen zu entdecken, von Flohkrebsen über Würmer bis hin Schnecken. Um diese Lebensräume zu identifizieren und zu schützen, ist eine zusammenhängende und flächendeckende Kartierung des Meeresbodens mittels Hydroakustik unabdingbar – ein wichtiges Aufgabengebiet der IceDivA Expedition, die hiermit eine Hauptaufgabe des EU-Projekts iAtlantic unterstützt.

Neben der biologischen Arbeit wird auch das Projekt „DArgo2025_RBRpilot“ mit an Bord sein. Im Rahmen dieses Projektes werden insgesamt 10 ARGO Floats mit Sensoren zum Messen von Salzgehalt, Temperatur und Druck (CTD) verschiedener Hersteller ausgestattet und deren Leistung untereinander verglichen. Die Floats werden auf dieser Reise untypischerweise als Schwarm möglichst auf einer Position ausgelegt, um zunächst einen direkten Vergleich der Messparameter zu haben. Begleitend dazu wird die Wassersäule im Gebiet der Auslegung engmaschig mit Schiffsgebundenen CTD Sensoren untersucht. Diese Messungen dienen als Referenz für die Beurteilung der ARGO Float Daten. Während der gesamten Reise auf dem Forschungsschiff SONNE werden die Floats nach erfolgreicher Auslegung mehrmals bis auf 2.000 Meter abtauchen und nach 48 Stunden zur Oberfläche zurückkehren, um die gesammelten Daten via Satelliten an ein Datenzentrum zu übermitteln.

An der Expedition IceDivA nehmen unter der Leitung von Senckenberg am Meer 21 Wissenschaftler*Innen der Bundesanstalt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), des British Antarctic Survey, des GEOMAR sowie der Universitäten Hamburg und Oldenburg teil. Um auch in Zeiten von Corona an Bord gehen zu können, begeben sich alle Teilnehmer*Innen über Weihnachten und Neujahr in eine 14-tägige häusliche Selbstquarantäne und gehen vor der Expedition in ein mehrtägiges „Testcamp“, in dem zwei Corona-Tests durchgeführt werden. Am 8. Januar 2021 startet die Expedition in Emden und kehrt nach 5 Wochen auf See am 7. Februar 2021 nach Emden zurueck.

Pressematerial

Pressemeldung zum Download (Deutsch)

Pressemeldung zum Download (Englisch)

PM IceDivA

Forschungsschiff SONNE auf einer vergangen Expedition vor Island. Copyright: Senckenberg / Severin Korfhage

PM IceDivA

Die geplante Route des Forschungsschiffs SONNE auf der Expedition IceDivA.
Copyright: Senckenberg / Alexander Kienecke