Kakamega Wald Ostafrika

Weltweiter Handel bringt biologische Vielfalt in Bedrängnis


Das weltweite Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum hat zwischen 2000 und 2011 eine zunehmende Zahl von Vogelarten an den Rand des Aussterbens gebracht und die in der Vegetation gespeicherte Kohlenstoffmenge verringert, berichten Forschende  des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungsze­ntrums und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung aktuell in „Nature Ecology and Evolution“. Grund sei die zunehmende  Umnutzung von Land als Acker und Weide, vor allem in den Tropen. Durch den Import von Produkten lagerten Industriestaaten 90% der mit dem Anbau verbundenen negativen Auswirkungen eines Produktes auf die biologische Vielfalt auf andere, weniger entwickelte Länder aus. Durch steigenden Konsum seien Schwellenländer jedoch auf dem Weg die Industriestaaten als Hauptverursacher der Biodiversitätskrise zu überholen.

Die gute Nachricht zuerst: Die Umweltbilanz der weltweiten Landnutzung hat sich von 2000 bis 2011 verbessert und für jeden so erwirtschafteten Dollar ging weniger biologische Vielfalt verloren. Nichtsdestotrotz fällt immer mehr biologische Vielfalt der Landnutzung zum Opfer, denn das rasante weltweite Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum sorgt dafür, dass – wenn auch effizienter – weltweit insgesamt mehr Landfläche im Jahr 2000 wirtschaftlich genutzt wird.

Dieser Tatsache ist es geschuldet, dass die Anzahl der Vogelarten, die durch Landnutzung dem Aussterben nahe sind, zwischen 2000 und 2011 um bis zu 7 % gestiegen ist. Das zeigen Berechnungen von Natur- und Sozial-WissenschaftlerInnen des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung sowie anderer internationaler Institutionen, die Daten zu Vogelbeständen als Maß der biologischen Vielfalt und zur Landnutzung mit ökonomischen Modellen verknüpft haben.

Doch die Landnutzung bringt nicht nur die biologische Vielfalt in Bedrängnis, sondern auch deren Leistungen für den Menschen. „Wie Land genutzt wird, also ob Wald zu Acker- und Weideland wird oder wie Forstwirtschaft betrieben wird, beeinflusst auch die darauf wachsende Vegetation und deren Potenzial, Kohlenstoff zu speichern. Zwischen 2000 und 2011 hat sich dieses Potenzial weltweit um 6 % verringert“, erklärt der an der Studie beteiligte Dr. Thomas Kastner vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum.

Dabei findet der größte Teil des Verlusts der biologischen Vielfalt sowie der Kohlenstoffspeicherkapazität durch Landnutzung nicht in den Industrienationen statt, wie eine weitere Analyse der WissenschaftlerInnen zeigt. Industriestaaten importieren viele land- und forstwirtschaftliche Produkte und lagerten somit zwischen 2000 und 2011 90% der damit verknüpften negativen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt sowie 40% der Verluste an Kohlenstoffspeicherkapazität in andere Erdteile aus.

Geht es nach den Autoren, ergibt sich daraus für die Politik eine besondere Verantwortung: „Es wäre kurz gedacht, wenn man annehmen würde, dass wir den Verlust biologischer Vielfalt in weit entfernten Ländern verursachen können, ohne dessen Effekte selbst irgendwann zu spüren zu bekommen. Wirtschaft und Handel sollten deshalb die Kosten des internationalen Handels und Anbaus von Produkten transparenter machen, um biologische Vielfalt nicht nur vor Haustür sondern auch weltweit zu erhalten“, so Kastner und ergänzt „Dabei sind nicht nur Industriestaaten gefragt, denn wie unsere Analyse zeigt, werden auch in den Schwellenländern immer mehr international gehandelte Produkte gekauft und es zeichnet sich ab, dass sie die Industriestaaten als Hauptverursacher der Biodiversitätskrise ablösen.“

Publikation: Marques, A. et al. (2019):  Increasing impacts of land use on biodiversity and carbon sequestration driven by population and economic growth. Nature Ecology and Evolution, doi: 10.1038/s41559-019-0824-3

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Landwirtschaft statt Regenwald – immer mehr natürliche Ökosysteme werden als Acker, Wiesen und Weiden genutzt, um Produkte anzubauen, die für den Export bestimmt sind. Copyright: N. Farwig