Monitoring the lost world
Langzeituntersuchungen an Amphibien in den Regenwäldern des Guianaschildes
Uralte Steine, nährstoffarme Böden, ausgedehnte Wälder, viel Wasser, wenige Menschen – diese Attribute beschreiben vortrefflich die geologische, organismische, aber auch politische Geschichte einer außergewöhnlichen biogeografischen Region. Es sind eben jene Faktoren, die das Guyanaschild (GS) und seine Wälder formten und deren Schutz und Nutzung auch zukünftig bestimmen werden.
In dieser Region trifft man auf präkambrisches Gestein mit einem Alter von ca. 1,7 Milliarden Jahren. Ferralsole mit ihrer typischen gelblichrötlichen Färbung und Schwarzwassersysteme mit niedrigem pH-Wert prägen das Landschaftsbild. Über ca. 1,6 Millionen km2 der insgesamt ca. 2,7 Mio. km2 großen Gesamtfläche
erstreckt sich nahezu unberührter Regenwald. Die drei größten Flusssysteme Rio Negro, Orinoco und Essequibo entwässern zusammen eine Fläche von ca. 1,3 Millionen km2. In diesem großen Gebiet leben nur ca. 8 Millionen Menschen.
Bereits seit mehr als zehn Jahren arbeiten Senckenberg-Wissenschaftler der Sektion Herpetologie am Standort Dresden in diesen einzigartigen Ökosystemen. In enger Zusammenarbeit mit nationalen wie internationalen Wissenschaftlern sowie Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen untersuchen sie dabei die Auswirkungen globaler Wandelprozesse auf die in weiten Teilen noch unzulänglich beschriebene Vielfalt einer der diversesten und gleichzeitig am stärksten bedrohten Wirbeltiergruppen unseres Planeten. So entstand über die Jahre ein kleines Netzwerk permanenter Langzeitmonitoringflächen, denen bei der Beantwortung taxonomischer, ökologischer und naturschutzfachlicher Fragestellungen eine Schlüsselrolle zukommt. Das Spektrum der Untersuchungen reicht dabei von (alpha)taxonomischen Arbeiten, die in der Beschreibung neuer Arten resultieren, über großskalige phylogeografische Analysen in Zusammenarbeit mit internationalen Forscherteams und Weiterentwicklungen ökologischer Konzepte und Theorien bis hin zu angewandten Fragen der Biodiversitäts- und Naturschutzforschung.