Stockfoto Feuer

Die Erde brennt…

… und das ist nicht immer schlecht.

Es brennt an vielen Orten auf der Welt – zumindest hin und wieder. Deutschland, wo wir selten mit Bränden in der Natur zu kämpfen haben, bildet zusammen mit den tropischen feuchten Regenwäldern eine Ausnahme. Dies liegt darin begründet, dass es bei uns im Sommer normalerweise etwas mehr regnet als im Winter und die Vegetation nicht so stark austrocknet. Außerdem brennen unsere Laubwälder von Natur aus nicht so leicht wie Nadelwälder. Diesen Effekt konnten wir im Rahmen einer Studie mit Forscher*innen aus der ganzen Welt anhand von Pflanzenpollen, Holzkohle aus Bohrkernen und einem Klimamodell für die letzten 12000 Jahre nachweisen. Die Ergebnisse zeigen, dass wir – indem wir die Umwelt der Vergangenheit rekonstruieren – für die Zukunft lernen können.

Dr. Angelica Feurdean – mittlerweile an der Goethe-Universität tätig – hat diese Studie geleitet, die im Frühjahr 2020 in Biogeosciences erschienen ist. Sie findet etwa bei der Entwicklung computerbasierter Feuermodelle Verwendung, die wir für Zukunftsprojektionen benutzen. Dass wir in Deutschland weitgehend von Feuern verschont bleiben, könnte sich allerdings bald ändern. Klimamodelle sagen bis zum Jahr 2100 einen Rückgang der Sommerniederschläge um bis zu 50 Prozent voraus.

Feuer können Biodiversität fördern

Wir Menschen sehen Feuer überwiegend als Be-drohung an, was im Hinblick auf die verheeren-den Buschbrände in Australien vor einigen Monaten nachzuvollziehen ist. Trotzdem sind Feuer seit vielen Millionen Jahren von fundamentaler Bedeutung für unsere Ökosysteme: Ohne Brände gäbe es vielleicht keine Savannen und ihre bein-druckende Tierwelt. In den nordischen Nadelwäldern erhöhen Brände die Verfügbarkeit von Nährstoffen und die Produktivität der Bäume. Und die Biodiversität wäre ohne Feuer eine ganz andere; die Wissenschaft hat nachgewiesen, dass Feuer vielerorts die biologische Vielfalt erhöhen. Pflanzen und Tiere haben zahlreiche Anpassungen an Feuer entwickelt – einige Vegetationstypen brauchen sogar Feuer, um sich zu verjüngen.

Modellierung von Wechselwirkungen zwischen Feuern und Vegetation

Aufgrund der großen Bedeutung von Bränden ist die Simulation von Feuern und ihrer Effekte ein Schwerpunkt bei Senckenberg BiK-F. Feuermodule sind ein wichtiger Bestandteil der regionalen und globalen Vegetationsmodelle, die wir entwickeln. Wir benutzen sie, um mögliche Folgen des Klimawandels für die Verteilung von Vegetationszonen, das Wachstum von Wäldern und die CO2-Aufnahme von Ökosystemen aus der Atmosphäre vorauszusagen. Mit Feuer beschäftigen sich hierbei insbesondere Dr. Gitta Lasslop, Dr. Simon Scheiter und Dr. Matthew Forrest. Kürzlich konnten wir durch den Vergleich mehrerer globaler Vegetationsfeuermodelle berechnen, wie sehr Feuer die globale Waldfläche verringern. Unseren Schätzungen zufolge liegt der Wert bei rund zehn Prozent und damit niedriger als in bisherigen Annahmen. Die Studie erschien im Mai 2020 in Global Change Biology.

Autor

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Prof. Dr. Thomas Hickler
ist Leiter des Daten- und Modellierzentrums am Senckenberg BiK-F und Professor für Biogeografie an der Goethe-Universität Frankfurt. Seine Arbeitsgruppe „Biogeografie und Ökosystemforschung“ entwickelt Modelle, um den Zusammenhang zwischen Klimawandel, biologischer Vielfalt und Ökosystemfunktionen zu untersuchen – in der Vergangenheit, in der Zukunft, auf lokaler/regionaler Ebene wie auch auf globalen Skalen.

My main research interest is to understand the distribution of life on earth (e.g. species, biodiversity, vegetation types, ecosystems) through space and time. I am particularly interested in interactions between climate and the terrestrial biosphere. This includes potential impacts of climate change on species, ecosystems and associated ecosystem services, as well as the role of the biosphere in the earth climate system (e.g. carbon and water cycling). Methodologically, vegetation and ecosystem modelling at local to global scales has been at the core of my work.

Examples of current projects:

Examples of environmental impact assessments:

BSc. and MSc. topics (‚Abschlussarbeiten‘)

For international publications and peer-reviewed published papers, see my profile on Google Scholar or my Web of Science Researcher ID S-6287-2016

For further publications, e.g. IPBES assessments, see Further publications (pdf)