Nelly, das fast vollständig erhaltene Skelett einer Elefantendame
Vor 300 000 Jahren waren im niedersächsischen Schöningen Elefanten zu Hause.
An der altsteinzeitlichen Fundstelle Schöningen legten Forscher*innen erstmals ein nahezu vollständiges Skelett eines eurasischen Waldelefanten (Palaeoloxodon antiquus) frei. Das Tier starb am damaligen Seeufer – was genau geschah und wie die Umgebung damals beschaffen war, rekonstruiert ein Senckenberg-Team nun durch Analysen und weitere Grabungen.
Viele Menschen verbinden Archäologie und Paläontologie mit „buddeln“. Diese Tätigkeit macht tatsächlich einen wesentlichen Teil unserer Arbeit aus – und macht sie auch spannend. Denn man weiß nie, was einem im nächsten Quadratmeter erwartet. Sensationsfunde gibt es leider selten. Was ist so faszinierend an dieser Arbeit? Es ist die Freude am Forschen selbst, die Suche nach neuen Erkenntnissen – und die verlangt viel Zeit und noch mehr Geduld. Umso schöner ist es, wenn sich schließlich alles zusammenfügt. In der Grabungsstätte im Braunkohletagebau Schöningen war das 2017 wieder der Fall.
Ein Riesenknochen wird freigelegt
Am Montag, 4. September 2017, grub Neil Haycock in der Fundstelle Schöningen 13 II einen ungewöhnlich großen Knochen aus. Schnell stellte sich heraus, dass es sich dabei um den ersten Halswirbel – den Atlas – eines Elefanten handelte (Serangeli et al. 2020). Kurz danach wurden noch zwei riesige Backenzähne samt Unterkiefer und ein Zungenbein entdeckt. Bereits die schlichte Größe und das Gewicht der einzelnen Knochen waren beeindruckend. Aber was war das wohl für ein Elefant?
In Schöningen, Niedersachsen, wurden immer wieder Reste von Waldelefanten (Palaeoloxodon antiquus) ausgegraben, dokumentiert und, meistens im Rahmen von Rettungsgrabungen, vor dem herannahenden Schaufelradbagger für die Wissenschaft gesichert. Mal ein Stoßzahn, mal ein Langknochen, mal ein Wirbel.
Diese Tiere hatten eine maximale Schulterhöhe von über vier Metern und konnten ein Gewicht von über zehn Tonnen erreichen. Einzelne Bullen konnten jedoch auch deutlich größer und schwerer werden. Im Vergleich zu den heutigen Elefanten der afrikanischen Savanne waren sie etwas größer, sie hatten kleinere Ohren und einen kürzeren Schwanz. Ihr Fettpolster dagegen war erheblich dicker, da sie so weit im Norden den winterlichen Temperaturen trotzen mussten. Das war in der Tat überlebenswichtig!