Welche Aufgaben hatten Sie?
DS: Zunächst beobachtete ich Vögel, zählte und fotografierte sie, suchte immer wieder die gleichen Stellen zu den gleichen Jahres und Tageszeiten auf. Sozusagen Monitoring. 1970 ist unser zweiter Sohn Michael geboren, er war, seit er laufen konnte, dabei und begleitete mich auf meinen Ausflügen ins Niederspreer Teichgebiet.
Michael Striese: Es war eine beseelte Kindheit. Wir sind in der glücklichen Lage, ein vogelkundlich hochinteressantes Gebiet direkt vor der Haustür zu haben. Es gab also immer etwas zu sehen. Inzwischen haben wir bei Senckenberg unterschiedliche Wege eingeschlagen: Mein Vater widmet sich Flöhen, ich beschäftige mich aktuell mit Waschbären und Elchen. Aber wir sind beide nach wie vor begeisterte HobbyOrnithologen.
Können Sie, Herr Striese junior, sich noch an Ihren ersten Besuch am Museum erinnern? Was war das für ein Gefühl?
MS: Die Sammlungsschränke waren größer als jetzt, zumindest kam mir das so vor [lacht]. Tatsächlich war alles ziemlich „groß“. Wir schauten uns die Vogelsammlung an und danach die Präparation. Es war unglaublich, hinter die Kulissen des Museums blicken zu dürfen. Richtig spannend wurde es, als Hermann Ansorge 1980 kam. Anfangs war ich der Ornithologie zugeteilt. Ich erinnere mich zum Beispiel, dass ich die gesamte Vogelbalgsammlung katalogisiert und die Bälge mit neuen Etiketten bestückt habe. Während der Sommerferien waren wir 14 Tage am Museum. Unsere Jugendgruppe führte faunistische Kartierungen durch, wir fingen zum Beispiel Mäuse und bestimmten sie, immer in der Hoffnung, eine neue Art zu finden. Wir waren jetzt Forscher*innen aus purem Spaß an der Freude.
DS: Du wolltest eigentlich schon immer Biologe werden.
Wie ging es dann weiter? Haben Sie das geschafft?
MS: Während meiner ganzen Schulzeit blieb ich am Museum, nach dem Abitur 1989 bekam ich trotz Empfehlungsschreibens des alten Museumsdirektors Wolfram Dunger keinen Studienplatz. Das klappte erst nach der politischen Wende. 1992 nahm ich mein Biologiestudium auf und war immer wieder vor Ort, phasenweise häufiger, da Hermann Ansorge meine Diplomarbeit betreut hat.
Und nach dem Studium?
MS: Ich wollte unbedingt als Freilandbiologe arbeiten und gründete zusammen mit einem Studienkollegen ein Büro für Naturschutz und landschaftsökologische Forschung. Meine Arbeit in der eigenen Firma und mein Ehrenamt am Naturkundemuseum gingen Hand in Hand.
Was machen Sie heute und woran forschen Sie genau?
MS: Wir sind in der Naturschutzplanung, Umweltbildung und Kartierung tätig. So haben wir zum Beispiel das Naturschutzgroßprojekt „Teichgebiete Niederspree-Hammerstadt“ betreut, im Rahmen dessen einen Pflege- und Entwicklungsplan erstellt und die Umsetzung der Maßnahmen vor Ort überwacht.